Schutz vor aggressivem Schüler?

  • ...denn das würde schließlich dem Image der Schule schaden. Der SL sind positive Zeitungsberichte sehr wichtig.

    Dann hast du DEN Hebel in der Hand.

    Und damit du keine Dienstinterna veröffentlichst reicht es ja aus, wenn ein dir wohlgesonnener Schüler diesen Vorfall seinen Eltern berichtet und diese das anderen Eltern usw. usf...

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ich wurde mal von einem 13 Jährigen Schüler auf das Übelste beleidigt. Habe aber ein tolle SL, die mit mir gemeinsam (!) zur Polizei gegangen ist, um Anzeige zu erstatten. Sollte eigentlich "im Namen der Schule" gemacht werden, ging aber nicht. Die Anzeige musste ich als Privatperson aufgeben. Der Polizist, der den Fall bearbeitet hat, war allerdings sehr kooperativ und hat, als die Eltern nachgefragt haben, wer die Anzeige gestellt hat, einfach geantwortet "es kam aus der Schule". Da nicht weiter nachgefragt wurde, ist es dabei geblieben.


    Ich war übrigens nicht die erste Person (wohl aber die erste Lehrerin), die ihn angezeigt hat. Der Polizist hat uns erklärt, dass das Verfahren mit Sicherheit eingestellt würde, die Anzeige aber trotzdem wichtig sei. Um klar zu machen, wie ernst es ist und auch, weil Staatsantwaltschaft und Richter, so bal der der Junge 14 ist, wohl ggf. mit einbeziehen dürfen, dass er auch vor der Strafmündigkeit schon angezeigt wurde. Dafür wird er nicht bestraft, aber dann darf wohl eher Jungendarresst verhängt werden o.Ä..

  • So wie ich es verstanden habe, hast du mit einem Mitglied der Schulleitung geredet und nicht mit der Schulleitung selbst.

    Ich würde da ohne Rücksicht auf Verluste das Gespräch mit dem oder der Schulleiter/in suchen und ihr/ihm die Situation schildern. Die Schulleitung kann das doch nicht verharmlosen! Der/die Schulleiter/in muss dir dann Strategien an die Hand geben, wie du dich beim nächsten Mal verhalten sollst.

    Ich habe immer, egal bei welcher Schulleitung, erlebt, dass sie die Sache nicht abgewiegelt haben, denn es geht ja schließlich um den Ruf der Schule! Wenn herauskommt, dass Schüler gegen Lehrer tätlich sein können!


    Im Fall an sich, sehe ich es auch so, dass man erst mit Kollegen bzw. der Klassenleitung sprechen sollte, was zu tun ist. Aber die Klassenleitung scheint ja nicht greifbar.

    Wenn es an der Schule Auffangsysteme gibt wie die Sozialarbeit, diese einschalten (wurde schon erwähnt).

    Ansonsten hätte ich selbst mit dem Schüler in Ruhe ein paar Stunden später selbst gesprochen und dann einmal abgewartet, wie er reagiert.


    Wenn du Angst vor der Wiederholung hast, dann auf jeden Fall der oder dem Schulleiter dieser Fall schildern und fragen, was man tun kann. Schonung der Schulleitung ist das Falsche!


    Aus meiner "Grundschullaufbahn" kenne ich das auch, dass Schüler einmal aus Wut und Unbeherrschtheit mit Gegenständen werfen. Da gab es unterschiedliche Vorgeschichten und es bestand oft die Chance mit Gesprächen und in Zusammenarbeit mit der Sozialarbeit und den Eltern pädagogisch darauf reagieren. Es gab aber auch Fälle, da mussten dann die Ordnungsmaßnahmen her.


    Wenn die Schule kein Konzept hat, wie sie bei solchen Fällen reagiert, wird es schwer. Da sollte man vielleicht einmal vorschlagen, dass man einen Handlungskatalog entwirft.

    Als es bei uns vor vielen Jahren in der Grundschule schwierig geworden ist, haben wir uns entschlossen, uns über die Stufung von Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen Gedanken zu machen und diese für alle festzulegen. Inzwischen haben wir sogar einen Notfallplan für die Klasse, was zu tun ist, wenn der Lehrer kurzfristig aus der Klasse muss z.B. wenn ein wütender Schüler verschwinden will.

  • Wird tatsächlich eine Akte angelegt, aus der das später noch ersichtlich ist?

    Dazu habe ich mal eine Verwandte von mir befragt (Staatsanwältin). Diese sagte eindeutig ja. Auch, wenn das Kind dabei erst 8 Jahre alt ist. Um das Alter ging es in dem Beispiel um das wir uns unterhalten haben. Unter 14 Jahren wird bei dem Kind nichts folgen, aber später wird das tatsächlich noch mal hervorgeholt.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Sollte eigentlich "im Namen der Schule" gemacht werden, ging aber nicht. Die Anzeige musste ich als Privatperson aufgeben.

    Es wrd wohl eher ein Strafantrag gewesen sein. Beleidigung ist ein Antragsdelikt. Besonderheit: Falls ein Beamter im Dienst beleidigt wird, kann auch der Dienstvorgesetze den Strafantrag stellen. Es bleibt aber ein Antragsdelikt. Das Offizialdelikt "Beamtenbeleidigung" ist ein Gerücht, das aus einem Missverständnis des oben Geschilderten entstanden ist.

  • Ich würde da ohne Rücksicht auf Verluste das Gespräch mit dem oder der Schulleiter/in suchen und ihr/ihm die Situation schildern.

    Wie gesagt, ginge ich nicht allein zu dem gespräch. Vielleicht macht es auch Sinn, den SL (statt dessen) schriftlich über den Vorfall in Kenntnis zu setzen. Geb' ihm nicht zu viele Möglichkeiten, die Sache zu vertuschen.

  • Wie gesagt, ginge ich nicht allein zu dem gespräch. Vielleicht macht es auch Sinn, den SL (statt dessen) schriftlich über den Vorfall in Kenntnis zu setzen. Geb' ihm nicht zu viele Möglichkeiten, die Sache zu vertuschen.

    Auch eine Idee, merke ich mir mal vor.


    Ich finde es trotzdem relevant, ob es um einen durchgeknallten 13-Jährigen geht, oder um einen ausflippenden Erstklässler, wie man weiter vorgeht.

  • Wird tatsächlich eine Akte angelegt, aus der das später noch ersichtlich ist?


    Dazu habe ich mal eine Verwandte von mir befragt (Staatsanwältin). Diese sagte eindeutig ja.

    Ein Freund bei der Polizei bestätigt identisches. Ich fand/finde das tw. problematisch. Ändert aber nichts daran, dass auch in einer Datenbank der Polizei so etwas gespeichert bleibt.

  • Ich finde es trotzdem relevant, ob es um einen durchgeknallten 13-Jährigen geht, oder um einen ausflippenden Erstklässler, wie man weiter vorgeht.

    Das kann ich so pauschal nicht unterstreichen (aus eigener Erfahrung). Das kommt auch immer noch darauf an, was genau passiert ist.

    Freundlichkeit ist kostenlos, aber niemals umsonst.

  • Das kann ich so pauschal nicht unterstreichen (aus eigener Erfahrung). Das kommt auch immer noch darauf an, was genau passiert ist.

    Das auch, ich würde bei einem kleineren Kind trotzdem keine Anzeige bei der Polizei erstatten, sondern beim Jugendamt. Bei größeren (u 14-J.) dient die Anzeige bei der Polizei ja letztlich dem, dass das Jugendamt überhaupt noch tätig wird und dass die Akte "befüllt" wird und nicht bei Kriminalität mit 15 der Jugendliche noch nicht bei der Polizei bekannt ist.


    Übel ist es allemal, dass man sich als Lehrkraft mit sowas rumärgern muss. Manchmal wünsche ich mir ein brauchbares Lehrfach, um am Gymnasium zu unterrichten, solange es die Schulart noch gibt :victory:

  • Was kann man konkret tun?

    Vielleicht Folgendes: kein Einzelkämpfer sein. Eine Teambesprechung einberufen, sich austauschen. Dabei nach außen hin als Gruppe auftreten.


    Der Schulleitung einen Maßnahmenkatalog vorschlagen (Paragraph 90 hier in BW) und sie bitten, diesen mit umzusetzen.


    Die Eltern einbestellen und im Team mit dem Erlebten konfrontieren, evtl zusammen mit der SL.


    Wahrscheinlich spielt sich Vieles in der subjektiven Wahrnehmung ab - Pädagogen geraten manchmal auch in nicht mehr distanzierte Situationen, die Provokationen rufen dann Scham hervor, man will ja nach außen als erfolgreich dastehen.
    Beim Lehrercoaching (Supervision mit externem Leiter, Psychoanalytiker) haben wir einen ähnlichen Fall besprochen.


    Es könnte zum Beispiel sein, dass der Schüler seine Wut auf Mutter oder Vater auf Dich projiziert (z. B. weil Du anders bist, konsequenter z. B., und das dann unbewusst spürt und die Wut auf diejenigen, die ihn verletzen, an Dir rauslässt. Oder oder oder ....).


    Eigentlich bräuchte jedes Team einen externen Supervisor, der schnell schauen kann, was los ist. Du kannst natürlich auch Einzelcoaching machen, um von außen draufschauen zu lassen.


    Ich hatte mal eine Schülerin, die ausgerastet ist, als sie eine 3 in der Fremdsprache bekam. Sie hatte ihre Wut auf die Mutter, die sie in der Sprache aufgezogen und dann verlassen hatte, auf mich projiziert. Ich hatte dann Gespräche nur noch im Team. Das Ganze kam durch die Bearbeitung in der Supervisionsgruppe heraus, durch das Balintverfahren.


    Du könntest auch einen Kollegen zum Hospitieren einladen (jemand, der gut beobachten kann) und der Dir Feedback gibt.


    Oder den Schulsozislarbeiter.


    Ich wünsche Dir ein Team, das zusammenhält und sich nicht spalten lässt.


    LG,

  • Ich wünsche Dir ein Team, das zusammenhält und sich nicht spalten lässt.

    Hm. Vielleicht solltest Du der TE eher einen dicken Lottogewinn wünschen. Oder dass in ihrem Garten eine Herde rosa Einhörner auftaucht. Beides nach meiner Erfahrung nicht wesentlich unwahrscheinlicher als ein Lehrerteam, das sich nicht spalten lässt, zumindest wenn wir von einem normal großen Kollegium von +-50 KuK reden.

  • ...Beides nach meiner Erfahrung nicht wesentlich unwahrscheinlicher als ein Lehrerteam, das sich nicht spalten lässt,

    Deswegen wundere ich mich auch etwas über die Versetzungsempfehlungen, würdet ihr wirklich einen Versetzungsantrag stellen, weil ein Schüler nur 2 Tage Ausschluss bekommen hat?


    Ich hab ja auch schon allerlei Traurigkeiten erlebt und frage mich, ob es in anderen Schulen so viel toller ist. Zumal man ja such nicht sagen kann, ich würd zur coolen Schulleitung Herrn*Frau Schmitt an die schöne Gandhi-Schule. Und selbst wenn es diese Traumschule gäbe und man eine Stelle dort bekäme, was tut man, wenn Herr*Frau Schmitt versetzt wird?


    Bitte gern ganz ernstgemeinte Vorschläge zum zügigen und sinnvollen Versetzen.

  • Naja, es gibt schon Schulen und Kollegien, die besonders "schlimm" sind. Wobei Du natürlich recht hast - so ein Klima im Kollegium kann sich sehr schnell nachhaltig ändern. In beide Richtungen. Zwei, drei Ab- und Zugänge können da schon viel ausmachen. Allerdings sind die "Spaltpilze" meist gut identifiierbar und ebenso standorttreu (um mal in der Mykologensprache zu bleiben).

  • .

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  • Ja, einen Schulsozialarbeiter. Der kann eben auch hospitieren und sich Schüler mal anschauen.


    aber wichtig ist ja erstmal das Stopp-Signal.


    ich würde es über die Teambesprechung und eine dort verfasste Beschlussfassung (wünschend, mit Blick auf SL) laufen lassen.


    ja, ich gebe zu, Lehrer sind leider zu oft Einzelkämpfer. Wenn man hört „also bei mir ist xy hervorragend“, obwohl xy bei einem selbst unbewusste Projektionen vornimmt und dies dann eben durchs „Stören“ zeigt, dann kann man den Dialog leider vergessen.

    Aber es gibt ja bestimmt auch 3,4 helfende KuK im Klassenteam.

  • Hallo,


    vermutlich gehe ich nicht auf alles ein, weil es sehr viel ist. Zum Alter des Schülers: reifer 7.Klässler.

    Die Schulsozialarbeit hat in den Stunden selber Unterricht. Wir sind stark unterbesetzt, mit vielen Dauererkrankten. Der Krankenstand beträgt mitunter 15- 20% . Meinem Empfinden nach werden wir total verheizt. Das kenne ich von mehreren anderen Schulen und anderen Schulformen anders. Zu detailliert möchte ich nicht werden, wegen des Wiedererkennungswertes. Wenig detailgenaues Bsp: als Vollzeitkraft habe ich im Schnitt 3 Vertretungsstunden PRO WOCHE. Wenn das bei euch normal ist, jammere ich wohl. Wäre auch gut zu wissen.

    Zu der Anmerkung: reden mit Mitglied der SL bzw. SL selber: beides ist passiert. 1. SL kam 40 Min. nach dem Vorfall mit dem betreffenden Schüler zu mir, stellte sich mir gegenüber (ich zitterte immer noch) und ich sollte berichten, was passiert sei. Der Schüler unterbrach mich dabei 3x. Ich kam mir vor wie auf der Anklagebank. Unter 4 Augen fragte SL, ob eine Gefährdungssituation vorgelegen habe. Das bejahte ich. Der Gegenstand war zudem nur knapp an SchülerInnenköpfen vorbei geflogen.

    Ein Fall von vor einem 3/4 Jahr: anderer Schüler bewarf mich auf einem Ausflug, traf mich wohl eher versehentlich leicht am Bein. Ich gab der gesamten SL, Schulsozialarbeit und KL schriftlich, dass das Kind selbst- und fremdgefährdend handelt (mit etlichen Bsp.) und ich es in der Form für nicht beschulbar halte und eine Kindswohlgefährdungsanzeige angebracht wäre, da das Elternhaus sich nicht um Therapie kümmerte. Es passierte exakt nichts. (OK, außer 2 Tage Ausschluss).

    Versetzung: läuft. KollegInnen haben schon Dringlichkeitsanträge bewirkt und werden im Sommer kündigen, falls keine Versetzung erfolgt.

    Von Leuten im Vorbereitungsdienst weiß ich, dass sie nach der UPP lieber arbeitslos sind, obwohl die Schule sie behalten würde.

    Wäre ich Angestellte, würde ich ebenfalls kündigen. Ich will an dieser Schule nichts mehr grundlegend verbessern, ich will nur noch weg von dort, bis dahin aber unversehrt bleiben.

    Zur Klarstellung: es liegt nicht am Beruf.

    In vielen Jahren vor dieser Schule wurde ich nie beworfen oder bedroht.


    Jammermodus Ende.

  • Hi Elisabeth,


    ich fühle mit Dir. Und ganz ehrlich: das ist kein Jammern.


    Wenn man von außen draufguckt, dann frage ich mich:


    Warum ladet ihr nicht alle, die ähnlich fühlen, zu einer Personalversammlung ein?

    Dann könnte jeder mal nacheinander sagen, was ihn belastet. Dann wird das detailliert aufgeschrieben und an die Schulleitung geschickt (evtl über den Personalrat).


    Und wenn meine Antwort kommt, dann zur Dienstaufsichtsbehörde.


    genauso geschehen bei uns. Wir haben gerade Mediatoren im Haus, um den Dialog zwischen SL und Kollegen in Gang zu bringen. Konstruktive Konfliktklärung - wenn das erreicht würde, wäre ich froh.


    Also ein pubertierender Siebtklässler. Der offenbar, wenn er Dich 3x unterbricht, wirklich mir dir einen Stellvertreterkonflikt führt.

    In solch einer Situation kannst Du Dir klarmachen: du bist erwachsen, er offenbar in einer emotionalen Ausnahmesituation. Warum sucht er über die Provokationen Deine Nähe?


    versuche mal, ihn zu ignorieren, mal mit anderen zu reden. Beim kleinsten positiven Beitrag positiv zu verstärken, aber nur kurz.

    Vl überlegst Du Dir mal eine Aufgabe, die er kann, und die darf er dann präsentieren.


    Oder bitte ihn um Hilfe: könntest Du bitte die Kiste aus dem UG hierherholen?


    Mach mal viel Einzelarbeit oder schülerzentrierte Phasen in Gruppen und lass seine Gruppe mal am Rand, sprich eher mit andern.

    Weg vom U.gespräch, wo er halt „stören“ kann.


    LG,


    ps. Alles Sachen, die ich mal probiert habe (kenne das auch)...

  • Wenn man hört „also bei mir ist xy hervorragend“, obwohl xy bei einem selbst unbewusste Projektionen vornimmt und dies dann eben durchs „Stören“ zeigt, dann kann man den Dialog leider vergessen.

    Ich habe so das Gefühl, dass man in einigen Schulen oder auch Schul(arten)? endlich einmal umdenken muss. Wahrscheinlich ist der Leidensdruck noch nicht hoch genug, dass man einen Handlungsbedarf sieht und Maßnahmen ergreift.

    Bei uns an der Schule ist es selbstverständlich, dass wir zusammenstehen und wir erfahren schon seit Jahren, dass eine offene Zusammenarbeit bei diesen Sachen den Stress mindert.Außerdem wundert mich, dass bei hoher Fluktuationsrate an manchen Schulen die Behörden nicht hellhörig werden und sich die ganze Schulsituation genauer anschauen.

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