Corona und Förderschule

  • Hallo,


    vielleicht gibt es ja noch ein paar KuK der FöS, die Lust auf einen Austausch zum Thema Corona und FöS haben.


    Ich fange mal mit einem Artikel an, den ich ganz passend fand:


    https://taz.de/Schuloeffnungen-unter-Corona/!5677222/


    Ich habe das Gefühl, dass die speziellen Probleme an FöS von der Politik komplett vergessen werden.


    Ich selbst arbeite im Förderschwerpunkt kmE. Die meisten meiner SuS lernen nach dem Lehrplan gE und verstehen weder Abstands- noch Hygieneregeln. Es fällt auch einiges an Pflegetätigkeiten an und zudem herausforderndes Verhalten. Mit Blick auf meine Schüler sind sämtliche Hygieneregeln für die Tonne.

    Zudem haben wir natürlich viele SuS mit Vorerkrankungen.


    Ein großes Thema ist hier auch der Schülertransport in Kleintaxis sowie die große Menge an Kontaktpersonen in engem Körperkontakt (Therapeuten, Schulbegleiter, Erzieher in der HPT etc.)


    Gleichzeitig sehe ich sowohl die Not der Eltern als auch die mangelnde Möglichkeit des Homeschoolings besonders im Förderschwerpunkt gE.


    Wie ergeht es Euch?

  • Dass niemand die Förderschulen wirklich auf dem Schirm hat, ist wahr. Vor allem wird nicht die Vielfalt der Förderschulen bedacht.

    Wir haben genau wie ihr das Problem des Transports in den Transitbussen. Da sitzen jetzt immer nur maximal zwei statt der üblichen sieben oder acht drin - jetzt mit Masken. Die Busfahrer sind alle überwiegend im Rentenalter. An ein Unterricht im Schichtbetrieb ist aufgrund der Distanzen auch nicht zu denken.

    Ansonsten haben wir eben auch Abschlussklassen (RS, HS, LE), die eigentlich im Schrieb des Ministeriums überhaupt nicht erwähnt wurden. Seit gestern sind sie wieder im Unterricht. An die Abstands- und Hygieneregeln halten sie sich laut Mail gut, weswegen jetzt nicht mehr jede Bewegung außerhalb des Klassenraums streng beäugt wird.


    Meine Realschluklasse kommt ganz gut im Heimunterricht zurecht. Ich mache mehrmals die Woche Videochats mit ihnen, um Dinge zu erklären oder Aufgaben zu kontrollieren. Da einer bei der schlechten Audioqualität Gebärden zur Unterstützung braucht, muss ich es in zwei Gruppen aufteilen. Bei voller Besetzung wäre ich zu klein auf seinem Handydisplay zu sehen.

    In meiner HS-Klasse, die ich in Englisch erst frisch übernommen habe, läuft es schleppender. Da sind die Schüler auch einfach nicht kreativ genug, wenn sie mal auf ein Hinderniss stoßen. Mir fehlt auch ein gutes Instrument für Rückmeldungen. Sie müssen den Tipp, den man ihnen gibt, am besten direkt umsetzen können, damit es sich festigen kann. Das auf die nächste "Stunde" aufzuschieben, dürfte nicht sonderlich effektiv sein.

    Wir haben zwar keine pflegerische Tätigkeit hier, aber die Technik (Mikrofone) muss ja auch desinfiziert werden. Die Handmikrofone für die Schüler können nicht mehr rumgereicht werden. Das trifft vor allem meine Schüler in der Beratung, die im Unterricht dann vermutlich weniger mitbekommen. In der Beratung läuft praktisch auch gar nichts mehr.

  • Interessant wäre in dem Zusammenhang auch, wie es mit Inklusionskindern an Regelschulen aussieht, vor allem mit Schwerpunkt GE...

  • Stimmt, an die Technik im Förderschwerpunkt Hören hab ich gar nicht gedacht, obwohl ich selbst ein Kind im FöZ Hören habe. Allerdings haben sie dort eine Höranlage mit Mikrofon an jedem Platz. Das Problem stellt sich eher mit FM-Anlagen in der Regelschule. Andererseits profitieren die schwerhörigen Kinder sicher von kleineren Klassen.


    Das nächste Problem im Förderschwerpunkt Hören sind ja die Mundmasken, da damit das Mundbild nicht zu sehen ist. Ich habe Masken mit Sichtfenster bestellt und Lehrkräfte können sowas oder ein Visier tragen. Aber es ist ja illusorisch, dass alle SuS ebenfalls MS mit Sichtfenster tragen.


    Das Transportproblem scheint mir fast unlösbar, besonders wenn mehr SuS wieder in die Schule kommen. Die Transportunternehmen kalkulieren ja sehr genau und können nicht von heute auf morgen die Kapazitäten (Busse, Fahrer...) verdoppeln oder verdreifachen, um den Abstand einhalten zu können. Auch bei uns ist das Einzugsgebiet riesig, daher ist Schichtbetrieb tatsächlich nicht vorstellbar.


    Was Du vom Onlineschooling berichtest, bestätigt sich wahrscheinlich überall. Die schwächeren SuS brauchen einfach mehr Unterstützung und Zuwendung, als man digital leisten kann.

    Bei uns kommt hinzu, dass wir wenig gebundenen Unterricht machen können, da alle SuS einen sehr individuellen Lernstand haben und daher viel mit eigenen Materialien lernen und individuelle Unterstützung brauchen. Das bedeutet aber auch, dass man nah am Schüler sein muss. Ebenso in den Therapien.


    Unsere Abschlussklassen sind auch wieder in der Schule, zumindest diejenigen, die einen HS-Abschluss oder Abschluss im FöS Lernen machen. Das sind aber auch die SuS, die Hygienemaßnahmen noch halbwegs verstehen und umsetzen können.


    Auf Lösungsansätze bin ich gespannt, sofern es überhaupt welche geben wird. Vermutlich muss da jede Schule eigene Wege finden.

  • Interessant wäre in dem Zusammenhang auch, wie es mit Inklusionskindern an Regelschulen aussieht, vor allem mit Schwerpunkt GE...

    Absolut. Die Inklusionskinder habe ich nicht absichtlich ausgespart, lediglich vergessen, zu erwähnen. Sie können gerne im Titel ergänzt werden. Danke für den Hinweis!


    Ein großes Thema im Hinblick auf Inklusionsschüler dürften auch die Schulbegleiter sein, die naturgemäß nah am Kind arbeiten. Außerdem werden sie meist nur für die geleisteten Stunden bezahlt, so dass viele jetzt um ihren Job fürchten.

    Und auch in der Gruppe der Schulbegleiter sind viele in Risikogruppen und dürfen nicht arbeiten. Was passiert dann mit den SuS?


    Da stellen sich so viele spezielle Fragen. Es wäre wichtig, dass es dazu auch mal Aussagen gibt.

  • Ich glaube nicht, dass es -gesellschaftlich gesehen- relevant ist, ob ein Kind von 10.000 einen Schulbegleiter hat. Das rechnerische und organisatorische Hauptproblem sind Aspekte wie "Risikogruppen unter den Angehörigen" oder "morgens im ÖPNV". Deswegen hat man auch den Schulleitern viel Verantwortung zugeschoben. Mag im Einzelfall gut gehen, wenn der umsichtig ist, in anderen Fällen läuft's schlecht. Also alles wie immer.

  • Das nächste Problem im Förderschwerpunkt Hören sind ja die Mundmasken, da damit das Mundbild nicht zu sehen ist. Ich habe Masken mit Sichtfenster bestellt und Lehrkräfte können sowas oder ein Visier tragen. Aber es ist ja illusorisch, dass alle SuS ebenfalls MS mit Sichtfenster tragen.

    Ich war heute in der Schule, weil wir Sachen per Post verschicken sollten, die man in unser Fach gelegt hatte. Es war schon sehr seltsam. In den Nachbarraum meines Klassenraums war eine Klasse aushelfsweise eingezogen. Ich habe einfach mal hallo gesagt und alle mussten die ganze Zeit einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Die Lehrkräfte haben so ein transparentes Visier bekommen. Bei einer Kollegen beschlug es die ganze Zeit wegen des Sprechens, dann reflektiert auch das Deckenlicht darin - ob es das jetzt in Sachen Sichtbarkeit des Mundbilds so bringt ...


    Ich stand zum Unterrichtsschluss auf dem Pausenhof, um einem Schüler etwas für den Bruder mitzugeben. Um mich meterweit keine Person. Da kam eine Kollegin raus und rüffelte mich leicht an: "Warum hast du keinen Mundschutz an?" - "Ich stehe hier doch im Freien und es ist niemand da." - "Es kommen doch gleich die Schüler ..." Ein Erzieher bekam das mit und amüsierte sich dann mit mir.


    Dann habe ich erfahren, dass ich einen neuen Schüler in die Klasse bekommen werde, der zurückgestuft wird. Ich kenne ihn und habe ihn damals zu uns an die Schule geholt. Ihm fehlt ein Schulbesuchsjahr für die Betreuung durch die Arbeitsagentur, weil er erst in Klasse 7 zu uns gewechselt ist (noch so eine Sache, die bei der Inklusion überhaupt nicht mitbedacht ist!). Ein idealer Zeitpunkt für einen Klassenwechsel ist das natürlich nicht, aber ich versuche, das Beste daraus zu machen.

  • Wir haben inzwischen die Info bekommen, dass bei uns am Montag nach den Klassen 4, 8, 9 und Berufsschulstufen auch die Kleinen starten werden.

    Ich bin einigermaßen erstaunt, denn in vielen BL sind FöS im Schwerpunkt gE und kmE von der Schulöffnung ausgenommen, im ansonsten vorsichtigen Bayern aber wohl nicht.


    Ich bin sehr gespannt, wie es laufen wird. Wir unterrichten jeweils die halbe Klasse im wöchentlichen Wechsel und werden wohl den Großteil des Tages damit verbringen, den Kindern die Masken wieder aufzusetzen, die sie zumindest auf dem Gang tragen müssen.


    Zum Thema Transport kam vom KuMi übrigens die Info, dass im Bus kein Abstandsgebot gilt. Die Kleinbusse werden also wie gewohnt bis oben vollgepackt. Masken sollen die Kinder im Bus tragen, aber das klappt bei den meisten nicht. Insofern sind eigentlich alle Vorsichtsmaßnahmen in der Schule für die Katz, wenn die Kinder im Bus quasi auf dem Schoß des Nachbarn sitzen. :autsch:

  • Wir (KME-Schule in NRW) wissen auch nur aus diesem Forenbeitrag, dass es am 25.5. weiter gehen soll. Wir haben schon letzte Woche mit der versprochenen Schulmail gerechnet und sind skeptisch, ob sie wirklich heute kommt, um wieviel Uhr das sein wird und ob es dann noch gelingt, den Schüler-Spezialverkehr in dieser kurzen Woche noch für Montag zu organisieren.

    Aber da Frau Gebauer ja letzte Woche schon verkündet hat, dass bereits alle Schulen am Start sind, haben sie uns wohl schlicht und ergreifend wieder mal vergessen .....

  • Ich weiß nicht, ob es für euch von Interesse ist (ich selbst unterrichte ja nicht an einer Förderschule), aber hier ein paar Infos, die es am Freitag in einem Brief des niedersächsischen Kultusminsteriums zum Schulstart u.a. in den Förderschulen gab (ich weiß nicht, ob das hier schon irgendwo jemand geschrieben hatte): demnach hat an den FÖS GE der Untericht für die Klassen 10-12 letzten Montag begonnen. Es folgen dort in der nächsten Woche, also ab dem 25.05., die Klassen 5 bis 9 und ab dem 08.06. die Klassen 1 bis 4. In dem "Fahrplan" gibt es den Zusatz: "Förderschulen mit anderen Schwerpunkten verfahren wie bisher analog zu den Plänen für GS/Sek I/Sek II"

    https://schulnetzmail.nibis.de…tungen_und_Lehrkr_fte.pdf

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • An Eurer Stelle würde ich mich darüber ganz derbe beschweren.

    Kann doch nicht sein, dass einzelnen Eltern auf Anfrage konkrete Beschlüsse mitgeteilt werden, die die Schulen noch nicht haben!

    Das Ministerium braucht dringend einen Coach für Amtsverfahren und Öffentlichkeitsarbeit.


    Humblebee

    Das Schreiben gilt für Niedersachsen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Humblebee

    Das Schreiben gilt für Niedersachsen.

    Hä? Ja, natürlich gilt das für Niedersachsen! Das habe ich ja auch dazu geschrieben! Und mein Post bezog sich natürlich nicht auf den von Maike, sondern war als allgemeine Info gedacht - daher schrieb ich auch: falls es von Interesse ist...

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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