Liebe Kultusminister, liebe Bildungsminister, liebe Regierungspräsidien, liebe Schulämter...

  • Anna Lisa, wenn du wüsstest was der SL noch alles gemacht hat, du würdest ohnmächtig werden.

    Ich kann das hier aber nicht rein schreiben, weil man sonst wirklich erkennt wer das schreibt.

    Ich sage nur so viel: Ein Kollege von ihm hatte einen familiären Notfall, weil jemand schwer erkrankte und ist dorthin gefahren, während der Arbeitszeit (obwohl er eh zu Hause war) und in Zeiten des shutdown. Es ging dabei wirklich um Leben oder Tod.

    Hinterher hatte der Kollege eine Dienstaufsichtsbeschwerde und die drohende Kündigung. Alles vom SL ausgehend. Da weißt du bescheid. Weitere Details schreibe ich hier nicht. Es war eine familiäre Notlage, wir reden hier nicht von Urlaub oder Hochzeit. Deshalb musste er dorthin fahren.


    Der Chef ist ein Monster und ich habe wirklich Angst, dass mein Vater aufgrund seiner Machtspielchen irgendwann total zusammen bricht oder sich nicht mehr erholt. Meine Mutter und ich reden seit Jahren, dass er die Schule wechseln soll.

  • während der Arbeitszeit (obwohl er eh zu Hause war) und in Zeiten des shutdown. Es ging dabei wirklich um Leben oder Tod.

    Hinterher hatte der Kollege eine Dienstaufsichtsbeschwerde und die drohende Kündigung. Alles vom SL ausgehend.

    Handelt es sich um eine Privatschule? Und vermutlich kein Beamter ...


    Ein Lehrer hat, außer Unterricht/Konferenzen, keine festen Arbeitszeiten. Ich arbeite aktuell zum Beispiel vorwiegend nachmittags/abends, da laufen die Systeme stabiler. Das ist ja einer der Vorteile allgemein des Lehrberufes. Ich kann nachmittags radfahren und abends am Schreibtisch meinen Unterricht vorbereiten.


    Beamte können nicht einfach gekündigt werden. Und selbst als Angestellter im öffentlichen Dienst nicht.


    Ganz ehrlich - diese Geschichte kann ich so nicht wirklich glauben.

    Kaum ein Job ist so sicher, wie der eines Lehrers.


  • Du musst es nicht glauben, aber es ist die Wahrheit. Der SL hat schon 4 Lehrkräfte verekelt. Da er beim Schulamt einen Stein im Brett hat,kommt er damit durch. Meistens sind die dortigen Kollegen von allein gegangen, weil er sie rausgemobbt hat.

    Verstehe, dass dir das schwer fällt zu glauben. Ist aber leider die Wahrheit. Wenn ich hier alles schildern würde, was mein Vater so erlebt hat, hier würden einige mit den Köpfen schütteln. Leider ist er eben sehr gutmütig. Habe Angst, dass er deshalb gesundheitlich noch stärkere Probleme bekommt.

    Es sind ja immer die Gutmütigen, die am Ende den Kürzeren ziehen.

  • Ich habe 2 Stunden "Sprechstunde" am Tag, und nur an den Tagen, an denen ich nicht in der Notbetreuung eingesetzt bin. Daran haben sich bis jetzt alle ausnahmslos gehalten und ich saß sowieso am Schreibtisch. Dadurch empfinde ich es auch anders. Ich fand es gut, nicht wochenlang unerreichbar zu sein und habe es genossen, wenn die kleinen Pupskies mal selbst angerufen haben.

  • Die Dienstaufsichtsbeschwerde würde an mir abperlen wie Wasser an Entenfedern. Die geht doch nie durch. Bzw da werden hübsch Gerüchte verbreitet. Und die merkwürdige Angst vor der SL finde ich ja spooky.


    Wie ich mir meine persönliche Arbeitszeit in der Corona-Zeit einteile, geht den SL erstmal gar nichts an. Ich arbeite wie Kiggie auch gerne außerhalb von Stoßzeiten. Also: what shalls wo er tagsüber so abhängt?


    Dein Vater lässt sich ganz schön gängeln. Was soll ihm denn passieren? Entfernung aus dem Dienst? Nach vielen Jahren Beamter im Landesdienst? Na sicha!

  • Dann oute ich mich mal hier als auch eine der dämlichen KuK, die ständig Material und Ausstattung auf eigene Kosten anschaffen. Selbst Schuld sagt ihr? Da muss ich euch recht geben. Und natürlich gehöre ich auch zu den KuK, die ihre privaten Computer halbwegs illegal für die Schule nutzen.


    Ich glaube, dass ist ein Problem der "niedrigeren" Schularten. Dazu gehören vor allem Grundschullehrer, Hauptschullehrer und Sondersschullehrer. Wir arbeiten in der Regel mit Kindern, die entweder am Anfang ihrer Schulkarriere stehen und/oder gravierende Lernprobleme haben. Daraus ergibt sich, dass wir sehr oft zusätzliches Material (sowohl in Papierform wie auch Anschauungsmaterial) benötigen, um die Schüler angemessen und gut zu unterrichten und zu fördern. Dieses Material steht uns jedoch nicht zur Verfügung. Der Schulträger zahlt lediglich Schulbücher und evtl. Lehrermaterialien.

    Das reicht für unsere Schüler aber oft einfach nicht aus.


    Ich glaube, dass ist so eine Art "Sozialarbeitermentalität", die viele Lehrer dieser Schulformen einfach haben. Während viele Gymnasiallehrer wahrscheinlich dieses Lehramt gewählt haben, weil sie gerne Wissen vermitteln, haben die anderen ihr Lehramt gewählt, weil sie auch gerne mit benachteiligten Kindern arbeiten oder alle Kinder (GS) auf ihrem Weg ins Leben begleiten möchten. Diese Wahl ist völlig legitim und einfach abhängig von den jeweiligen Lehrerpersönlichkeiten. Bitte versteht diesen Satz nicht als Wertung über die jeweilige Schulart!


    Der Typ Sozialarbeiter (wie ich) fühlt sich den Schülern meist auf allen Ebenen sehr verpflichtet. Für mich bedeutet das, dass ich den eh schon benachteiligten Kindern und Jugendlichen eben noch mehr und besser helfen will. Daher gebe ich eben doch immer wieder mein privates Geld aus. Würde ich die Schüler ausschließlich mit dem mir zur Verfügung gestellten Materialien und Ausstattung unterrichten, wäre der Unterricht tatsächlich um einiges schlechter und die Lernergebnisse auch. Ich schaffe es auch zeitlich nicht, alles Material selbst zu erstellen und greife daher häufig dankbar auf die Materialien der Verlage zurück.


    Diesen Anspruch habe ich aber leider auch bzgl. der Online-Beschulung an mich. Es frustriert mich wieder mal, dass mein Arbeitgeber mich und meine Schüler nicht unterstützt, damit sie auch in dieser schwierigen Zeit gut lernen dürfen. Es ist also wieder einmal davon abhängig, ob ich einer dieser dämlichen Lehrer bin, der für den Dienstherr in Vorleistung tritt. Ich habe einiges an Material in den letzten Wochen angeschafft, was ich im Präsenzunterricht so nicht gebraucht hätte. Es hat den Kindern aber das Lernen zu Hause leichter gemacht als alleiniges Arbeiten mit dem Schulbuch (was der Dienstherr ja für ausreichend zum Lernen hält).

    Viele unserer Schüler haben andere Bedürfnisse als Gymnasiasten. Sie können nicht alleine mit Wochenplänen arbeiten, sie haben kein Internet und keinen Drucker usw.


    Zudem wünsche ich mir auch für mein Kind Grundschullehrer, die guten Unterricht machen und nicht aufhören zu basteln weil das Tonpapier leer ist. Dass dafür ein breiter Materialfundus notwendig ist, weiß ich. Und ich weiß auch, dass das viel privates Geld kostet.


    Ich bin einfach der Meinung, wenn der Dienstherr die Schulen seit Jahren etwas mehr unterstützen würde, wären jetzt gar nicht in dieser frustrierenden Situation. Und wenn ich überall lese, dass die Schulen die Digitalisierung verschlafen haben, dann stimmt das einfach nicht. Die Kultusministerien und die Länder haben die Digitalisierung verschlafen. Wenn ich digital arbeiten soll, muss dafür die entsprechende Ausstattung da sein. Ob ich digitalisierten Unterricht für sinnvoll halte, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt.


    Wer guten Unterricht will (egal ob analog oder digital), muss auch die Ressourcen dafür bereit stellen. Und sowohl die Politik als auch die Gesellschaft wollen guten Unterricht für ihre Kinder.


    Wäre es in den letzten 12 Wochen nicht möglich gewesen in BW eine Firma damit zu beauftragen eine gut funktionierende einheitliche Lernplattform für alle Schulen zu entwickeln die der DSGVO genügt? Es hätte wohl eine Menge Geld gekostet, dass war Bildung wohl wie immer nicht wert...

  • Auch das Schulamt kann nicht einfach jemanden kündigen.

    Es war wohl eine Abmahnung mit Androhung, dass bei erneuter Handlung die Kündigung kommt. Ich möchte das aber nicht ausführen, weil es einen Kollegen von ihm betrifft und ich nicht weiß wer hier alles liest.

  • Ich glaube, dass ist so eine Art "Sozialarbeitermentalität", die viele Lehrer dieser Schulformen einfach haben. Während viele Gymnasiallehrer wahrscheinlich dieses Lehramt gewählt haben, weil sie gerne Wissen vermitteln, haben die anderen ihr Lehramt gewählt, weil sie auch gerne mit benachteiligten Kindern arbeiten oder alle Kinder (GS) auf ihrem Weg ins Leben begleiten möchten. Diese Wahl ist völlig legitim und einfach abhängig von den jeweiligen Lehrerpersönlichkeiten. Bitte versteht diesen Satz nicht als Wertung über die jeweilige Schulart!


    Trifft voll auf meine Eltern zu. Wenn ich manchmal sehe, was die zusätzlich vorbereiten frage ich mich wirklich, ob das sein muss und warum sie sich das manchmal antun. Am Gymnasium hat man eben nur die Elite und an den anderen Schulformen auch mal Kinder, die es nicht so einfach haben und da kommt dann eben der Wunsch auf Chancengleichheit durch. Mein Bruder ist auch so und ich fange auch schon so an. Wenn ich sehe, was der bastelt und wie der Kinder fördert, die es nicht so einfach haben. Ist sicher eine Familienkrankheit :pfeifen:

  • Der Typ Sozialarbeiter (wie ich) fühlt sich den Schülern meist auf allen Ebenen sehr verpflichtet. Für mich bedeutet das, dass ich den eh schon benachteiligten Kindern und Jugendlichen eben noch mehr und besser helfen will. Daher gebe ich eben doch immer wieder mein privates Geld aus. Würde ich die Schüler ausschließlich mit dem mir zur Verfügung gestellten Materialien und Ausstattung unterrichten, wäre der Unterricht tatsächlich um einiges schlechter und die Lernergebnisse auch. Ich schaffe es auch zeitlich nicht, alles Material selbst zu erstellen und greife daher häufig dankbar auf die Materialien der Verlage zurück.


    Diesen Anspruch habe ich aber leider auch bzgl. der Online-Beschulung an mich. Es frustriert mich wieder mal, dass mein Arbeitgeber mich und meine Schüler nicht unterstützt, damit sie auch in dieser schwierigen Zeit gut lernen dürfen

    Du realisierst aber schon, dass du daran schuld bist, dass der Dienstherr nicht entsprechende Materialien zur Verfügung stellt, oder?

    Warum sollte ein Arbeitgeber Materialien zur Verfügung stellen, wenn die Arbeitnehmer diese selbstständig anschaffen.

  • FLIXE Du schiesst Dir mit der Einstellung 1. selber ins Knie und verdirbst 2. Deinen Kollegen die Preise. Das hat mit Berufs-Ethos nichts zu tun, das ist einfach ein höchst problematisches Verhalten.

  • Natürlich weiß ich, dass ich daran selbst Schuld bin.


    Würde ich aber meine eh schon benachteiligten Schüler nur mit dem vom Schulträger zur Verfügung gestellten Material unterrichten, na dann gute Nacht.


    Mir ist auch völlig klar, dass die Politik gar nichts an dieser Situation ändern will, die ja schon Jahrzehnte hervorragend funktioniert. Ist es deswegen aber richtiger? Muss ich meinen Mund halten, weil ich selbst so doof bin?


    Ich kann nicht nach gutem und didaktisch modernem Unterricht, Differenzierung, Chancengleichheit und Inklusion schreien und meine Arbeitnehmer dann damit alleine lassen.

  • FLIXE Du schiesst Dir mit der Einstellung 1. selber ins Knie und verdirbst 2. Deinen Kollegen die Preise. Das hat mit Berufs-Ethos nichts zu tun, das ist einfach ein höchst problematisches Verhalten.

    Diese Haltung kann ich leicht haben, wenn meine Schüler mit dem eingeführten Schulbuch klar kommen.


    Doof für alle benachteiligten und behinderten Kinder für die es keine guten Schulbücher gibt...


    Mit dieser Haltung wäre der Unterricht in Grund- und Förderschulen sehr sehr traurig.

  • Du realisierst aber schon, dass du daran schuld bist, dass der Dienstherr nicht entsprechende Materialien zur Verfügung stellt, oder?

    Warum sollte ein Arbeitgeber Materialien zur Verfügung stellen, wenn die Arbeitnehmer diese selbstständig anschaffen.

    Der Arbeitnehmer stellt Materialien zur Verfügung, aber nicht so gute. Es gibt Material zu kaufen, das einem viele Stunden Arbeit erspart und manches erleichtert. Der reine Schulbuchunterricht funktioniert in unseren heterogenen Klassen nicht immer.

  • Doof für alle benachteiligten und behinderten Kinder für die es keine guten Schulbücher gibt...

    Ist das Deine Schuld? Oder meine? Du verstehst das Problem nicht wirklich. Du bist nicht Mutter Theresa, Du hast einen ganz normalen Job und arbeitest für Geld mit den Mitteln, die Dir Dein Arbeitgeber zur Verfügung stellt.


    Der reine Schulbuchunterricht funktioniert in unseren heterogenen Klassen nicht immer.

    Ich arbeite mit gar keinem Schulbuch, ich erstelle meine Unterlagen selbst. Dafür habe ich studiert und dafür werde ich bezahlt.

  • Ich arbeite nur noch mit dem, was mir zur Verfügung gestellt wird oder was ich sowieso aus (primär) anderen Gründen anschaffen wollte (Tablet z.B.). Es ist absolut kein Wunder, dass so wenig ins System investiert wird, wenn die Beschäftigten doch bereitwillig alles selbst auffangen.Ich hab da wirklich kein Verständnis für und finde dieses Verhalten auch absolut schädigend für den gesamten Berufsstand.

  • Ich glaube, das ist auch eine finanzielle Frage.

    Ich kenne das von Sozialarbeiterkollegen und die haben null Euro für die Arbeit investiert, weil sie eben so wenig bekommen haben.

    Wenn man ein höheres Gehalt hat, ist man auch schon mal bereit mehr zu investieren. Meine Eltern machen das auch.

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