Marken der rechten Szene in Schulen verbieten?

  • Hallo liebe Community,


    mir fallen an meiner neuen Schule häufig SuS auf, die Marken der rechten Szene tragen (Thor Steinar, Amstaff,...). Natürlich könnte man da jetzt Gespräche führen, Schulsozialarbeit, alles schön und gut.


    Ist es möglich, auf Beschluss der Schulkonferenz bestimmte Marken zu verbieten? In der Hausordnung oder so?

    Mich nervt diese offen zur Schau getragene Menschenfeindlichkeit. Führt man Gespräche, kommt wieder das typische Geseier von wegen man finde die abgebildeten Kampfhunde toll etcpp...


    Wie denkt ihr darüber? Ist das bei euch ein Problem?

  • Warum sollte diese Kleidung verboten werden? Man kann im Unterricht (vielleicht nicht gerade in Mathe und Physik) thematisieren, was Kleidung signalisiert, dass Kleidung immer auch Kommunikation ist und fragen, ob die SuS als rechte Glatzen wahrgenommen werden wollen. Wenn es den SuS egal ist oder sie das sogar gut finden, dann ist das eine Meinung, die man vertreten kann.

    Wenn wir schon mal dabei sind: Am besten verbietet man auch gleich Nike und Apple (hier stellvertretend für alle großen Marken), weil die Produkte in Asien von Kindern unter zum Teil unmenschlichen Bedingungen produziert werden. Das ist deutlich schlimmer, als ein paar Jugendliche, die Thor Steinar tragen und ein paar Glatzen, die durch die Gegend grölen.

  • ...Marken der rechten Szene...

    Sind das tatsächlich Marken der rechten Szene oder Marken, die auch von Rechten getragen werden?

    Das macht m.E. insofern einen Unterschied, dass wenn die morgen anfangen verstärkt Adidas zu tragen, die Marke Adidas an Schulen verboten werden müsste.

    Also mit anderen Worten.... es wird eine Marke durch Personen, die eine politisch unliebige Position vertreten, verstärkt getragen und evtl. auch als Erkennungsmerkmal genutzt. Inwieweit wäre es sinnvoll sich auf derartige Vorgehensweisen einzulassen und dem mit Verboten u.ä. hinterherzulaufen?


    Mich nervt diese offen zur Schau getragene Menschenfeindlichkeit.

    Sind die Marken menschenfeindlich? Vertreten die Eigentümer/Vertreter dieser Marken menschenfeindliche Positionen und versuchen dies über die Marke zu transportieren? Vertreten die Träger/Käufer dieser Marken menschenfeindliche Positionen?


    Führt man Gespräche, kommt wieder das typische Geseier von wegen man finde die abgebildeten Kampfhunde toll etcpp...

    Die halten vielleicht deine Gesprächspositionen für Geseier..... Das hilft nicht wirklich weiter.


    Und die willst jetzt nicht wirklich mit deinen Schülern eine Diskussion anfangen, in der du aufforderst politisch korrekt zu begründen, warum die liebe Schokoladeneis als Vanilleeis essen?


    Bitte nicht falsch verstehen, menschenfeindliche Positionen haben m.E. an Schulen nicht verloren. Aber die Zuordnung "Träger Marke XY = menschenfeindlich" ist in meinen Augen Symbolpolitik und letztlich nicht tragfähig. Das Tragen von Symbolen der Nationalsozialisten ist auch verboten, sind deshalb deren Ideologie oder Ideen auch verschwunden?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ich kann diese Kommentare nicht glauben. Offenbar braucht ihr auch mal einen Besuch von Leuten, die sich mit sowas auskennen. Bei uns waren welche. Wir sind nämlich auch Schule ohne Rassismus.


    Diese Marken wurden von rechten Gruppen sozusagen gekidnappt. Die Menschen gleicher Gesinnung erkennen einander daran. Das sind Neonazis. Verfassungsfeindlich, menschenfeindlich, rassistisch. Es ist ja gerade deren Absicht, "unerkannt" ihre Codes zu kommunizieren.


    Das mit Adidas oder Apple vergleichen, ist eine fahrlässige Verniedlichung von dem, was da wirklich passiert.


    Dazu gibt es in NRW zum Beispiel Workshops. Es ist wichtig, mit diesen Schülern ins Gespräch zu kommen. Ich würde mir das aber auch nicht zutrauen, regt mich auch zu sehr auf.


    Kleidungsvorschriften sind nun nichts Ungewöhnliches. Man darf auch nicht mit einem Hakenkreuz auf dem T-Shirt rumlaufen oder ganz/teils nackt. Wenn Gewalt verherrlicht wird oder das Seelenheil anderer gefährdet wird, hört die Freiheit auf. Was ist daran schwer zu verstehen?

  • Sind das tatsächlich Marken der rechten Szene oder Marken, die auch von Rechten getragen werden?

    Das macht m.E. insofern einen Unterschied, dass wenn die morgen anfangen verstärkt Adidas zu tragen, die Marke Adidas an Schulen verboten werden müsste.

    Siehe unten. Wundert mich, dass man sowas nicht weiß. Insofern hinkt der Vergleich auch. Diese Marke wird fast ausschließlich von Rechten getragen. Addidas wird hauptsächlich eher nicht von Nazis getragen. Nazis essen auch Brot und gehen aufs Klo - trotzdem werden beide Dinge nicht benutzt, um sich zu einer Nazigruppierung zugehörig zu fühlen.

    Der Verfassungsschutz Brandenburg,[4][5] der Verfassungsschutz Sachsen[6], viele zivilgesellschaftliche Organisationen sowie die meisten Medienberichte sehen in Thor Steinar ein Erkennungsmerkmal der rechtsextremen Szene. In der Öffentlichkeit wird die Marke meist in diesem Zusammenhang thematisiert.

    Vertreten die Träger/Käufer dieser Marken menschenfeindliche Positionen?

    Es gibt wohl eine Anscheinsvermutung. Wenn ich mir die Haare abschneide, Springerstiefel trage, Bomberjacke und Thor Steinar trage und am 20.4. zur Pegidademo gehe, kann ich auch ein linker sein - sehr wahrscheinlich ist das nicht. Ob SuS in der Tiefe begreifen, was sie da tun, möchte ich noch anzweifeln. Die grundsätzliche rechte Einstellung möchte ich tatsächlich jedem erstmal unterstellen, der diese Kleidung trägt. Funfact: Die Kleidung gibts nämlich weder im H&M noch bei C&A. Man muss schon aktiv danach suchen. Beim Einkaufsbummel in der Stadt kommt man eher selten an solchen Läden vorbei.


    Das Tragen von Symbolen der Nationalsozialisten ist auch verboten, sind deshalb deren Ideologie oder Ideen auch verschwunden?

    Das Verbot von verfassungsfeindlichen Symbolen wird in der gängigen Rechtssprechung auch damit begründet, dass Opfer oder Nachkommen der Verbrechen des Nationalsozialimus nicht mit den Symbolen ihres Leidens im Alltag konfrontiert werden. Dafür werden eine Menge andere Grundrechte abgewogen und eingeschränkt. Ich halte das für legitim. Natürlich ändere ich damit keine Einstellung - aber ich verhindere, dass Menschen sich so etwas anschauen müssen. Die o.g. Kleidung ist ein Ausweichprodukt dafür. Das ist soweit allgemein bekannt (zumindest, wenn man sich mal kurz informiert).


    Das ist deutlich schlimmer, als ein paar Jugendliche, die Thor Steinar tragen und ein paar Glatzen, die durch die Gegend grölen.

    Ich denke nicht, dass man beides miteinander vergleichen soll. Man kann das eine scheiße finden, ohne das andere abzuwerten.



    Man kann im Unterricht (vielleicht nicht gerade in Mathe und Physik) thematisieren, was Kleidung signalisiert, dass Kleidung immer auch Kommunikation ist und fragen, ob die SuS als rechte Glatzen wahrgenommen werden wollen. Wenn es den SuS egal ist oder sie das sogar gut finden, dann ist das eine Meinung, die man vertreten kann.

    Allerdings denke ich, dass das der einzig rechtlich gangbare Weg ist. Der sollte aber gut vorbereitet sein. Ich bin mir relativ sicher, dass im Zweifel dort ein paar abgedroschene simple Argumente der SuS kommen, auf die man vernünftig reagieren muss.

  • Was ist mit Marken der linken Szene?

    Die sind im Ausgangspost kein Thema, da sie offenbar an der Schule nicht getragen werden. Aber das wusstest du ja und wolltest einfach nur mal ein "ABER DIE LINKEN!!!!!!!" einwerfen, richtig?

  • Ok, dass real Kinder sterben und unter unmenschlichen Bedingungen dein iPhone herstellen, ist also weniger tragisch, als Jugendliche, die Thor Stainar tragen. Interessant. Versuch mal, die Emotionalität heraus zu nehmen und denk darüber nach, was du da eigentlich sagst.


    Ein Hakenkreuz ist ein Symbol, dessen zur Schau Stellung gesetzlich verboten ist. Auch nackt herumlaufen ist gesetzlich verboten.Thor Stainar ist keine verbotene Marke. Solange die Marke nicht verboten wird, kann man versuchen, bei Schülern Einsicht zu erwirken, mehr aber auch nicht. Alles andere ist scheinheilig.

  • Ich habe einmal einen entsprechenden Antrag der Schülerschaft an die Lehrerkonferenz miterlebt. Linkes Kollegium, liberale Schulleiterin, Schule ohne Rassismus, eigentlich beste Voraussetzungen. Trotzdem ist das Markenverbot abgelehnt worden. Und zwar eben genau nicht, weil man nicht wusste, was die Marken bedeuten. Das war jedem klar. Aber man tat sich allgemein enorm schwer damit, einzelne Marken zu verbieten und es wurde unter Verweis auf rechtliche Probleme dann letztlich auch nicht gemacht.

  • Wir haben's gemacht. Es kam allerdings bisher zu keinem Rechtsstreit deswegen, daher kann ich nicht sagen, ob die Hausordnung das "darf", oder ob man Schüler zum Umziehen heimschicken darf. Es einmal zu veröffentlichen war uns trotzdem wichtig. Statt "ist untersagt" könnte man ja z. B. "wir dulden keine..." o. ä. Formulierung verwenden.


    SteffdA , whatabout ist out.

  • Ok, dass real Kinder sterben und unter unmenschlichen Bedingungen dein iPhone herstellen, ist also weniger tragisch, als Jugendliche, die Thor Stainar tragen. Interessant. Versuch mal, die Emotionalität heraus zu nehmen und denk darüber nach, was du da eigentlich sagst.

    Es ist unwahrscheinlich, aber vielleicht besitzt er ja ein Fairphone und trägt Sachen, die entsprechende Siegel tragen. Mir ist unklar, was die von dir angesprochene beschissene Situation mit dem Problem hier zu tun hat. Weißt du, es ist recht einfach, wenn man erstmal die schlimmste Sache sich raussucht und sich dann um die kümmern soll statt um das, was man recht einfach selbst erreichen kann. Ob du jetzt ein Fairphone kaufst oder ein iPhone, interessiert Apple recht wenig. Die ändern deswegen nix. Aktionen in der Schule wirken aber unmittelbar im Umfeld.


    Anders gesagt: Es findet sich immer etwas, was schlimmer ist als das, was ich gerade anpacke (ein beliebtes Beispiel ist der CO2-Ausstoß in Europ und in China/USA). Oft (eigentlich immer) wird das Argument aber genutzt, um in beiden Fällen einfach nix zu tun (die anderen sind schlimmer, dann kann ich auch schlimm sein).

  • Ein Hakenkreuz ist ein Symbol, dessen zur Schau Stellung gesetzlich verboten ist. Auch nackt herumlaufen ist gesetzlich verboten.Thor Stainar ist keine verbotene Marke.

    Naja, Nummernschilder dürfen auch kein SA oder 88 enthalten, obwohl es kein Gesetz dazu gibt. Es geht darum zu verdeutlichen, dass gewaltverherrlichendes Gedankengut bei uns nichts zu suchen hat.

  • Naja, Nummernschilder dürfen auch kein SA oder 88 enthalten, obwohl es kein Gesetz dazu gibt. Es geht darum zu verdeutlichen, dass gewaltverherrlichendes Gedankengut bei uns nichts zu suchen hat.

    Das ist eine Gradwanderung, da du besagtes Gedankengut schlecht verbieten kannst, und wie schon hingewiesen wurde, gibt es Teile der Bevölkerung, die zwecks Kommunikation Codes verwenden, die nicht Hinz und Kunz bekannt sind. Da ist Thor Steinar zwar eine der bekannteren Marken, aber ich sah mal eine Doku dazu und der Unterton war, dass Hersteller der besagten Marke schon sehr genau wissen, wie sie gerade noch im rechtlichen Rahmen bleiben.

    Gewaltverherrlichendes Gedankengut kannst du per se nicht verbieten, Volksverhetzung oder gewalttätiges Handeln (Körperverletzungen etc.) schon eher. Das ist Vor- und Nachteil unseres Rechtsstaates zugleich.

  • Anders gesagt: Es findet sich immer etwas, was schlimmer ist als das, was ich gerade anpacke (ein beliebtes Beispiel ist der CO2-Ausstoß in Europ und in China/USA). Oft (eigentlich immer) wird das Argument aber genutzt, um in beiden Fällen einfach nix zu tun (die anderen sind schlimmer, dann kann ich auch schlimm sein).

    Der Vergleich hinkt. Mein Argument ist nicht, dass Hakenkreuze in den USA erlaubt sind, hier also auch erlaubt sein sollen (oder dass die USA ein noch viel größeres Rassismus Problem haben, als wir, wir uns also hier in der Hinsicht um nichts kümmern brauchen).

    Thor Stainar verbieten zu wollen, selbst aber gleichzeitig Nike zu tragen ist so, als würde man VW an strenge Schadstoffwerte binden wollen, gleichzeitig aber amerikanische Autos die in Deutschland fahren nicht regulieren. Oder Schüler verbieten, mit motorisierten Fahrzeugen an die Schule zu kommen, selbst aber im dicken SUV herumzufahren.


    Versteh mich nicht falsch. Ich trage selbst ganz gerne bekannte amerikanische Marken und wo mein China Smartphone herkommt, will ich eigentlich gar nicht so genau wissen. Ich trage kein Thor Stainar, wäre froh darüber, in einer Welt ohne Rassismus zu leben und halte grölende Glatzen für Witzfiguren. Nur geht mir das moralische Ross, auf das sich manch ein Scheinheiliger schwingt gehörig auf die Nerven. Einfach alles verbieten, was gerade nicht der eigenen Befindlichkeit entspricht war noch nie eine Lösung.

  • "Schon eher" im Sinne von "ist strafrechtlich relevant". Und mit dem zweiten Zitat meine ich, dass man den Leuten nicht in den Kopf gucken und dadurch auch niemanden verurteilen bzw. ihm negative Folgen zukommen lassen kann. Dein Schüler X darf Mitglieder der Bevölkerungsgruppe Y doof finden, aber moralisch verwerflich ist eben =/= rechtlich verwerflich - und das ist denke ich der Kernpunkt in diesem Thread.

  • Naja, Nummernschilder dürfen auch kein SA oder 88 enthalten, obwohl es kein Gesetz dazu gibt. Es geht darum zu verdeutlichen, dass gewaltverherrlichendes Gedankengut bei uns nichts zu suchen hat.

    In Hessen darf man das. Man darf auch mit HH 88 durch die Gegend fahren.

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