Der Trend zu Abitur und Studium ebbt ab

    • Offizieller Beitrag

    Das stand in den Medien, ich habe es auch gelesen.


    z.B. hier: https://www.handelsblatt.com/p…-qMbiIpmwTF7jM1ePcQAi-ap2

    Jup, hatte ich auch nach dem Thread hier recherchiert und gesehen, aber ich wollte nur betonen, dass meine eigenen Beobachtungen eben nicht den Anspruch haben, verallgemeinert zu werden. Ich wollte eben nicht auf diesen "früher war alles besser"- Zug aufspringen.

  • ...

    Aber er will nicht die Schande auf die Familie bringen. Sein Cousin macht eine Ausbildung. Seitdem ist er aus jedem Familiengespräch rausradiert, die Tante schämt sich zu sehr.

    Dumm und traurig ist das. Studium allein macht die Leute offenbar nicht schlau.

  • ... Da solche Berufe aber zunehmend wegfallen bzw. durch automatisierte Lösungen ersetzt werden, wird auch die reine Berufslehre zunehmend an Bedeutung verlieren. Also muss man auch weniger kognitiv begabte Jugendliche irgendwie in halbakademischen Ausbildungswegen unterbringen.

    Das finde ich eine sehr interessante Frage, wie sich der Arbeitsmarkt verändern wird.


    Vielleicht ein doofes weil nicht Ausbildungsberufe ansprechendes aber mir gerade präsentes Beispiel: an der Tanke nebenan ist eine nagelneue Autowaschanlage verbaut worden. Weiß der Geier, wie teuer die war, der Schaum wird lila angeleuchtet und das Autowaschen kostet jetzt nicht mehr 4-11 sondern 7-16 Eur. Aber wer macht die eigentliche Arbeit? Der junge Mann, der händisch vorher alles abkärchert. Und natürlich die, die die Waschstraße designen und die, die sie zusammenschrauben.


    Haareschneiden bleibt, Schweinezüchten, Tomaten anpflanzen, Küchen maßschneidern, Klamottenreklamationen entgegennehmen... okay, man ist heute z.B. KfZ-Mechatroniker, liest mehr ab als man selber diagnostizieren und schrauben muss, aber am Ende bleiben doch die meisten Berufe wichtig. Manche fallen weg, manche kommen hinzu... Ich bin optimistisch.


    (Edit: Hätte es die Fachkraft für Speiseeis vor 25 Jahren schon gegeben, ich weiß, was ich heute wäre!)

  • Dumm und traurig ist das. Studium allein macht die Leute offenbar nicht schlau.

    Ich kenne auch solche Fälle und habe leider keine Ahnung, wie man solche Leute sinnvoll aufzuklären - denn dass es gute Alternativen gibt, wissen wir alle. Jemanden davon zu überzeugen, dass es mehr als nur Medizin- und Ingenieurstudium gibt, ist hingegen schwierig. Ist schon Jahre her und auch eher anekdotisch, aber ich erinnere mich zu gut, wie mich mal eine asiatische Frau fragte, warum ich nur Lehramt studieren würde. Das "nur" fand ich in dem Moment sehr schade, von der Direktheit der Frage mal abgesehen.

  • (Edit: Hätte es die Fachkraft für Speiseeis vor 25 Jahren schon gegeben, ich weiß, was ich heute wäre!)

    Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen: die Ausbildung in diesem Beruf wurde per 01.08.2019 wieder eingestellt, habe ich mal gelesen (die gab es nur während einer fünfjährigen Testphase - ist wohl aufgrund einer zu geringen Zahl an zur Verfügung gestellten Ausbildungsplätzen gescheitert; vorher war schon eine zweijährige Ausbildung zur/zum Speiseeishersteller*in auch nach einer Testphase eingestellt worden)!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Vielleicht ein doofes weil nicht Ausbildungsberufe ansprechendes aber mir gerade präsentes Beispiel: an der Tanke nebenan ist eine nagelneue Autowaschanlage verbaut worden.

    Die Branche ist schon ein gutes Beispiel. Es gab mal den Beruf "Tankwart und Autoschlosser".

  • Den Ausbildungsberuf "Tankwart/in" gibt's m. E. noch immer, er ist aber nicht sonderlich beliebt (manche Tankstellen bilden mittlerweile Kaufleute im Einzelhandel aus).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • OT, aber ich hatte mal an einem freien Tag auf Wikipedia geschaut, was es alles für Ausbildungsberufe gibt und war überrascht ob der Vielfalt. Ich fand dabei sogar Ausbildungsberufe, bei denen ich immer dachte, dass es dafür gar keine Ausbildung gäbe (eben die von @samu genannte Fachkraft für Speiseeis, oder die Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft). Klar muss es erst einmal Betriebe geben, die in diesen Bereichen ausbilden, aber ich finde das voll spannend und würde mir wünschen, dass sich mehr Jugendliche auch trauen, einen solchen Beruf anzunehmen statt immer nur Bürokaufmann oder Erzieher (natürlich auch tolle Berufe, aber ihr wisst, was ich meine).

  • OT, aber ich hatte mal an einem freien Tag auf Wikipedia geschaut, was es alles für Ausbildungsberufe gibt und war überrascht ob der Vielfalt. Ich fand dabei sogar Ausbildungsberufe, bei denen ich immer dachte, dass es dafür gar keine Ausbildung gäbe (eben die von @samu genannte Fachkraft für Speiseeis, oder die Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft). Klar muss es erst einmal Betriebe geben, die in diesen Bereichen ausbilden, aber ich finde das voll spannend und würde mir wünschen, dass sich mehr Jugendliche auch trauen, einen solchen Beruf anzunehmen statt immer nur Bürokaufmann oder Erzieher (natürlich auch tolle Berufe, aber ihr wisst, was ich meine).

    dazu muss man aber auch die Jugendliche informieren was es alles an Berufen gäbe. Das braucht dann wohl eine gute Berufsberatung.


    Werden in Deutschland so viele Erzieher? Ich dachte Erzieher sind gesucht in Deutschland, weil es zu wenige gibt.


    Kan man anderen Menschen vorschreiben welchen Weg sie gehen sollen? Ich finde es wichtig, das Bild zu vermitteln, dass man auch Umwege gehen kann.


    Ich hab auch Matura gemacht, studiert und abgebrochen, dann eine Ausbildung und dann nochmals studiert.


    Für mich hat das einen faden Beigeschmack, wenn Leute mit Studium bzw. Hochschulreife behauptet, dass das zu viele studieren, dass eine Ausbildung besser wäre.

  • Für mich hat das einen faden Beigeschmack, wenn Leute mit Studium bzw. Hochschulreife behauptet, dass das zu viele studieren, dass eine Ausbildung besser wäre.

    Das ist paradox. Ich ermutige jeden, der es denn möchte ein Studium aufzunehmen. Auch wenn ich es der Person in dem Moment nicht zutrauen. Ich war zu Beginn meines Studiums auch überhaupt nicht bereit dazu, aber dann war halt drin und habe irgendwie versucht über Wasser zu bleiben. Bis ich dann nach 2 Semestern langsam schwimmen konnte. Das ist nicht für jeden, aber bei mir war es wichtig dass nicht ständig jemand schaut ob ich denn mitkomme und durch sonstige Leistungen die eigentlichen Defizite übertrumpft werden konnten. Nur die Hochschule habe ich gelernt Verantwortung für meinen Lernprozess zu übernehmen. In der Schule habe ich gelernt, dass ich schon irgendwie durchkomme selbst wenn ich gar nichts mache.

  • Laut Gillmann sei erstmalig seit Jahren eine leichte Trendwende erkennbar, dass die Abiturquote und der Studentenanteil nicht weiter steigt.

    Die Leute, die in "nicht weiter steigen" eine Trendwende hineininterpretieren, sind dieselben, die dem Schüler mit 7x Note 5 in Mathe um Himmelfahrt herum sagen, er soll sich mal ein bisschen anstrengen, "dann wird das schon noch was mit der drei auf dem Zeugnis."

  • MarPhy: Hast vollkommen Recht - die Artikelüberschritt fand ich dahingehend auch etwas zu optimistisch/reißerisch. Habe sie dann doch übernommen, aber bewusst im Eingangsbeitrag anklingen lassen, dass eine kritische Position hierzu nicht grundsätzlich verkehrt ist.

  • OT, aber ich hatte mal an einem freien Tag auf Wikipedia geschaut, was es alles für Ausbildungsberufe gibt und war überrascht ob der Vielfalt. Ich fand dabei sogar Ausbildungsberufe, bei denen ich immer dachte, dass es dafür gar keine Ausbildung gäbe (eben die von @samu genannte Fachkraft für Speiseeis, oder die Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft). Klar muss es erst einmal Betriebe geben, die in diesen Bereichen ausbilden, aber ich finde das voll spannend und würde mir wünschen, dass sich mehr Jugendliche auch trauen, einen solchen Beruf anzunehmen statt immer nur Bürokaufmann oder Erzieher (natürlich auch tolle Berufe, aber ihr wisst, was ich meine).

    Die "Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft" (früher hieß dieser Ausblidungsberuf "Ver- und Entsorger/in - Fachrichtung Abfall") ist ja ein Beruf, der in früheren Zeiten als "Müllmann" oft von Ungelernten ausgeübt wurde. In der Verwandtschaft meines Lebensgefährten haben sogar zwei junge Männer in den letzten Jahren diesen Beruf erlernt (die Möglichkeit einen LKW-Führerschein zu machen, gab's noch obendrauf!). Da gibt es meines Wissens auch reichlich Ausbildungsplätze.

    Wie gesagt: als "Fachkraft für Speiseeis" kann man sich mittlerweile leider nicht mehr ausbilden lassen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Für die Erntehelfer müsste es mal ein Zertifikat geben. Wir haben ja jetzt gelernt, dass das offenbar nicht jeder kann. Also muss man die Leute wohl offiziell qualifizierten und dann auch entsprechend bezahlen.

  • OT, aber ich hatte mal an einem freien Tag auf Wikipedia geschaut, was es alles für Ausbildungsberufe gibt und war überrascht ob der Vielfalt. Ich fand dabei sogar Ausbildungsberufe, bei denen ich immer dachte, dass es dafür gar keine Ausbildung gäbe (eben die von @samu genannte Fachkraft für Speiseeis, oder die Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft). Klar muss es erst einmal Betriebe geben, die in diesen Bereichen ausbilden, aber ich finde das voll spannend und würde mir wünschen, dass sich mehr Jugendliche auch trauen, einen solchen Beruf anzunehmen statt immer nur Bürokaufmann oder Erzieher (natürlich auch tolle Berufe, aber ihr wisst, was ich meine).

    Erzieher machen zu wenige, ist ein sehr gesuchter Beruf, in Bayern aufjedenfall. Just to let you know

  • Ich sage es ja immer: Jeder, der seinen Job gut macht, verdient meine Anerkennung und Wertschätzung. Erntehelfer u.ä. ist ja aufgrund der körperlichen Belastung jetzt nicht der beliebteste Beruf, aber ich fand es schön, dass sich dieses Jahr viele Studenten und andere Menschen, die aufgrund der Situation übergangsweise ohne Erwerbstätigkeit waren, dem Beruf annahmen und sogar zu dem Fazit kamen, dass der Job nicht so schlimm sei wie zunächst befürchtet. Die Idee mit dem Zertifikat finde ich gut.


    @Berufsschule93: Beim Bedarf hast du definitiv Recht. Vlt. kennst du ja Zahlen zu Erziehern in Ausbildung, um sie mit anderen Ausbildungen in Beziehung setzen zu können. Ich fand nur, dass es ungefähr 700k fertige Erzieher gibt, was eine stattliche Zahl ist ;) .

    Einmal editiert, zuletzt von Lindbergh ()

  • Zum Thema Erzieher:

    Ich kann nur für die mir bekannten BBSen sprechen und da ist es so, dass es nur sehr wenig Schulplätze gibt, da die schulische Erzieherausbildung sehr "ressourcenintensiv" ist, was Lehrerstunden betrifft. (V.a. mit Blick auf spezielle Fächer im Bereich der Sozialpädagogik und Musik/Kunst) Es werden daher massenweise Bewerber abgelehnt, weil man es sich schlicht vom Lehrerbedarf her nicht leisten kann, mehr Klassen aufzumachen.

  • Hier ist ein interessanter Artikel zum Thema "Wertigkeit vom Abitur" und ein paar der hier bekannten Thematiken werden durchaus von Frau Koch angesprochen - inklusive natürlich Sachsen und Bayern.

  • ... (natürlich auch tolle Berufe, aber ihr wisst, was ich meine).

    Eigentlich nicht :weissnicht:


    Jugendliche sind darauf angewiesen, dass es in der Nähe Betriebe gibt, die Ausbildungsstellen ausschreiben, zwischen denen sie interessengeleitet wählen können. Es gibt so viele Ausbildungsberuf, die kann man gar nicht alle kennen. Der eine oder andere wird auch umziehen, weil er/sie was ganz bestimmtes lernen will, aber üblich ist denke ich der andere Weg.

  • Niveau... Stoff... Noten... Von Bildung hat die Frau offenbar keine Ahnung. Jedenfalls spricht sie nicht darüber.

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