Freiheitsbberaubung bzw. das nicht verlassen des Klassenraumes

  • Hallo liebe Forumsmitglieder,


    seit gestern beschäftige ich mich mit der Problemstellung, wenn man ein Kind entgegen seinen Willen im Klassenzimmer/Gruppenraum festgehalten wird, es eine Art der Freiheitsberaubung darstellt. Ich hatte vor den Sommerferien folgende Situation gehabt, dass sich ein Schüler aus dem dritten Jahrgang geweigert hat, seinen Tisch mit den Schmierereien zu reinigen. Er sass dort mindestens 40 Minuten nach Unterrichtsschluss. Ich habe dann am Ende die Geduld verloren, meine Jacke vom Lehrerpult benommen und damit über den Tisch "gefegt". Der betreffende Schüler schaute mich verdutzt an und ich meinte nur noch, dass er seinen Eltern davon berichten kann und falls sie damit ein Problem haben, ich gerne zu einem Gespräch bereit bin. Jetzt meinte eine Kollegin zu mir, dass die Schüler bei ihr nie den Klassenraum verlassen, wenn der Platz nicht ordentlich ist. Diesbezüglich stellen sich mir Folgende Fragen(Probleme) auf,


    1. darf sich die Lehrkraft/Pädagoge vor der Tür aufstellen, und die Schüler erst rauslassen, wenn die Tische sauber sind?

    2. Man die Tür abschliesst und sich mit den Schüler(n) im Klassenzimmer/Gruppenraum befindet?

    3. Falls der betreffende Schüler versucht zu gehen, ihn verbal bzw. körperlich daran hindern?


    Danke schon einmal im Voraus, für eure Tipps und Ratschläge.:aufgepasst:



    BG, Justin Klein

  • Gab es zu einer solchen Thematik nicht mal ein sehr medienwirksames Gerichtsverfahren?


    Ich würde mich gar nicht in eine solche Gewinner-Verlierer-Situation begeben sondern andere Mittel und Wege suchen wie ich die Klasse dazu bringe, ordentlicher zu sein.

  • Ob es okay ist, ihn körperlich dran hindern, nach Unterrichtsende die Klasse zu verlassen? Ist ja wohl klar, was da die Antwort ist. (Edit: Kannst du jetzt auch weiter unten nachlesen. Falls es doch nicht klar war.)


    Und dein Schüler saß 40 min an seinem verschmierten Tisch, den du dann mit deiner eigenen Jacke saubergewischt hast?

    Irgendwie hört sich das etwas komisch an.


    Google hilft dir sicher bei deiner Fragestellung.

  • Und nein, man darf die Tür nicht abschließen, wenn noch SuS im Raum sind (Brandschutzgründe = SuS können nicht sofort raus, wenn es brennt)

  • MrsPace Ich weiß, dass es vor Jahren diesbezüglich ein Gerichtsverfahren gab. Ich wollte aber gerne eure Erfahrungen und Tipps wissen.

    Kathie Das man einen Schüler nach Unterrichtsschluss/OGS daran hindern kann, den Klassenraum zu verlassen ist mir schon bewusst. Aber was ist, wenn man ihn vorher Bescheid gegeben hat, dass er noch Zehn Minuten zu bleiben hat?

    Ich habe meine Jacke genommen und bin damit über den Tisch gegangen. Ich fand es in dem Moment als "richtig".

    Falls jemand andere Vorschläge hat, bin ich gerne bereit, mir diese anzuhören.


    PS: Ich bin gerade mit meinem Studium fertig und die Ausbildung ist auch knapp 6 Jahre her. Verständlicherweise habe ich trotzdem in manchen Situationen noch Schwierigkeiten, "meinen" pädagogischen Stil zu finden.


    Trotzdem danke für die bisherigen Kommentare

    • Offizieller Beitrag

    Das klingt nach einem üblen Machtkampf, aber nicht, wie ich zunächst vermutete, bei einem Pubertierenden.


    40 Minuten dürften wir keine Schüler nach Unterrichtsschlusss ohne vorherige Ankündigung in der Schule lassen. "Vorherige Ankündigung" heißt: ein paar Tage im Vorfeld die Eltern benachrichtigen.


    Ich bin/war bestimmt keine Helikoptermama, aber wenn mein Drittklässler mehr als 40 Minuten zu spät käme, würde ich mir Sorgen machen.


    Kurzer Brief an die Eltern: "Sehr geehrte Eltern, Ihr Sohn [Name]hat seinen Tisch beschmiert und wird nächste Woche am Tag xy länger in der Schule bleiben, bis er den Tisch gesäubert hat. Bitte geben Sie ihm Putzmittel und einen Lappen mit, alternativ Putzmittel und eine Jacke. MfG, Justinklein."

  • Das Kind ist ein OGS-Kind. Diesbezüglich habe ich den Kollegen in der Betreuung Bescheid gegeben.

    Friesin Ich habe es bisher so gehandhabt, dass ich zwei Tage vorher entweder per Schreiben oder einen Anruf, die Eltern der betreffenden Schüler die "Zusatzstunde/-Minute" informiert habe. Meinst du es mit dem Mitbringen der Putzutensilien ernst?

  • In Anbetracht der Tatsache, dass eine Bekannte von mir zuletzt trotz einem Diebstahl und bereits anrückender Polizei von der Schulleitung angewiesen wurde, die Klasse beim Klingeln zu entlassen, bin ich mir nicht so sicher, ob das alles so der richtige Weg ist.

  • PS: Ich bin gerade mit meinem Studium fertig und die Ausbildung ist auch knapp 6 Jahre her. Verständlicherweise habe ich trotzdem in manchen Situationen noch Schwierigkeiten, "meinen" pädagogischen Stil zu finden.

    Was denn für eine Ausbildung?


    Wenn du die Fragen ernst meinen solltest:

    1. nein

    2. auf keinen Fall

    3. Selbstverständlich nicht!


    Mit einem Kind im Raum mache ich noch nicht mal die Tür zu aber einschließen? Willst du in Teufels Küche vorbeigucken?

  • 1. darf sich die Lehrkraft/Pädagoge vor der Tür aufstellen, und die Schüler erst rauslassen, wenn die Tische sauber sind?

    2. Man die Tür abschliesst und sich mit den Schüler(n) im Klassenzimmer/Gruppenraum befindet?

    3. Falls der betreffende Schüler versucht zu gehen, ihn verbal bzw. körperlich daran hindern?

    Ich hätte das ein bisschen eine andere Sichtweise, was Grundschüler betrifft, auf dieses Thema:

    Auch bei mir können die Grundschüler grundsätzlich erst raus, wenn ihr Platz aufgeräumt ist. Vielleicht liegt es am richtigen Ritual?

    Ich kann mich nicht erinnern, dass sich ein Schüler meiner eigenen Klasse einmal geweigert hätte. Das hat sich schnell eingespielt. Wenn einer früher gehen muss, dann springen halt einmal ausnahmsweise die anderen oder ich in die Bresche, was aber dem Kind dann auch so mitgeteilt wird.

    Bei Fremdklassen könnte eher die Situation vorkommen. Doch da hatte ich Glück: Meine Kolleginnen hatten einen Ordnungsdienst, der zum Schluss die Reste aufräumte. Ansonsten räumten die auf, wenn ich es ihnen ruhig sagte. Vielleicht nicht immer ganz zufriedenstellend, aber der Kinderblick ist oft anders als der Erwachsenenblick.


    Hättest du auch anders an den Schüler herankommen können? Wenn man ruhig mit Dritt- oder Vierklässlern redet, dann machen die meisten die Dinge. Das geht dann ganz schnell.

    Und wenn ich sehe, dass ein Schüler wirklich desorganisiert ist, dann helfe ich ihm. Viele Grundschüler verschmieren Bänke oft nicht "mit Fleiß", wie wir hier sagen, sondern oft stecken dahinter Konzentrationsprobleme, die dadurch ein Ventil suchen.


    Ich rate bei diesem Thema grundsätzlich zu einer entspannten Sichtweise und das nicht als Machtkampf zu sehen. Mit einer Hilfe anbieten, hätte man eine Brücke schaffen können und die Sache wäre evtl. schnell gegessen gewesen. Durchgehen lassen würde ich es nicht. Aber wie gesagt, ich kenne den Schüler nicht.


    Vielleicht noch etwas zu Punkt 1: Das war genau das, was der besagte Musiklehrer gemacht hat. Als Grundschullehrkraft muss man sich normalerweise nicht an der Tür aufstellen um ein Stopsignal zu setzen. Hier gilt: Der Lehrer beendet den Unterricht, nicht der Gong. Wenn die Klassen richtig gezogen sind, stürmen die nicht beim Gongschlag aus dem Klassenzimmer, wie man es in Filmen sieht, sondern man hat ein gemeinsames Verabschiedungsritual. Da kann man auch das Aufräumen irgendwo einbauen.

  • ... Aber was ist, wenn man ihn ihm vorher Bescheid gegeben hat, dass er noch Zehn Minuten zu bleiben hat?

    Hätte ich auch gemacht und wenn er dann abmarschiert, informiere ich die Eltern sofort telefonisch (höflich), dass ich möchte, dass das Knäblein seinen Tisch schrubbt, ob er morgen schon um 7 kommen kann oder lieber Freitag länger bleiben soll?

  • ... Ansonsten räumten die auf, wenn ich es ihnen ruhig sagte. Vielleicht nicht immer ganz zufriedenstellend, aber der Kinderblick ist oft anders als der Erwachsenenblick.

    Es geht um Schmierereien auf dem Tisch aka Machtkämpfchen, das ist noch mal was anderes... Aber du hast Recht, man sollte sich im Idealfall nicht ärgern (lassen).

  • Wenn das geeignete Material im Klassenzimmer ist, lassen sich Schmierereien beseitigen, wenn es nur ein Zewa, Tempo usw. ist, das man feucht machen kann.

    Ich habe übrigens in meinem Klassenzimmer Wischtücher und Abtrockentücher, das bewährt sich bei solchen Sachen immer wieder. Oft sind die Tische verklebt mit Kleberesten oder verschmiert mit Füller. Viele Schüler putzen ihre Tische sogar gerne. ;) Und wehe, ich stelle Neutralreiniger zur Verfügung, da sind manche kaum zu bremsen.

  • Caro07, kennst du das nicht, dass Kinder Penisse oder windschiefe Hakenkreuze auf den Tisch malen?


    Einer meiner Schüler hat mal seinen Namen reingeritzt. Sehr clever, war schwer, rauszufinden wer das war :hammer:

  • Ne, auf die Tische nicht, die sind ziemlich kratzfest. Sowohl unsere alten, als auch die neuen. Mit der Schere habe schon den einen oder anderen gesehen, wie er gedankenlos versuchte darauf rumzukratzen, doch das ist ziemlich erfolglos. Ich muss eher schauen, dass die Tische nicht mit Flüssigkleber zugekleistert werden, der ist eingetrocknet gemein wegzukriegen, deswegen haben alle nur einen Klebestift für den normalen Gebrauch.

    Solche Zeichnungen soll es ab und an schon in meinen Klassen auf geheimen Papieren gegeben haben. Aber ich denke, das wurde mir "gepetzt", da reagiert man je nachdem entsprechend.

  • Ich habe übrigens in meinem Klassenzimmer Wischtücher und Abtrockentücher, das bewährt sich bei solchen Sachen immer wieder. Oft sind die Tische verklebt mit Kleberesten oder verschmiert mit Füller. Viele Schüler putzen ihre Tische sogar gerne. ;) Und wehe, ich stelle Neutralreiniger zur Verfügung, da sind manche kaum zu bremsen.

    Ich auch. Vor Corona wurden unsere Tische gefühlt nie geputzt, also habe ich alles da.

  • Dass du das hier schreibst, obwohl du Ferien hast, zeigt, wie dich die Sache umtreibt.

    Sagen wir so: Nummer 2 und 3 gehen gar nicht. Nr. 1 schon eher, aber 40 Minuten hätte ich das sicher nicht ausgehalten. Ich bin eher so der Typ: "Du hast genau 5 Minuten Zeit, das sauber zu machen, ansonsten gibt es eine Nachricht an deine Eltern, dass du es morgen machst. Der Reinigungskraft lege ich einen Zettel hin, dass sie da nicht putzen soll."


    Jetzt ist es so passiert, würde ich so nicht mehr machen.

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