Eine fünf im zweiten Staatsexamen. Existenzängste

  • Hi!


    Ich habe vergangenes Jahr mein Zeugnis (in NRW) erhalten. Auf dem Zeugnis selber steht NUR das Gesamtergebnis des 2. Examens. Bei mir war es übrigens auch nicht so berauschend, dank meiner Uninote kam ich dann in OG 22 (2,285 im Durchschnitt, es wird aber nicht gerundet). Insofern kamen auch keine Fragen zu den Noten meiner einzelnen Stunden, die eben nicht so der Knaller waren.

    Eingeladen wurde ich dann relativ oft, das liegt aber auch an meinen Fächern. Aber sobald du eingeladen wirst, musst du dich nur noch verkaufen können. Das gelingt nicht jedem gleich gut. :)


    Was ich dir empfehlen würde: Schau über den GyGe-Tellerrand. Ich habe ja auch ne SII-Zulassung und bin jetzt an einem BK. Und spann dein Netz ruhig weit und gib persönlich deine Akten ab, wenn es soweit ist. Bei der persönlichen Abgabe habe ich dreimal mit einem Schulleiter sprechen können, einmal habe ich dabei den neuen Trakt gezeigt bekommen, ein andermal ein Angebot der Führung durch die naturwissenschaftlichen Räume.


    Ein Kollege von meiner Referendariats-Schule hat unter anderem auch sein Berufsleben an einer Schule begonnen, die an eine Forensik angeschlossen war. Denn auch diese Kinder haben ein Anrecht auf angemessene Bildung.

    Du siehst also: Das deutsche Schulleben hat auch interessante Dinge abseits des Gymnasiums zu bieten. Also nicht den Kopf hängen lassen, du findest was! :)

  • Die meisten Schulleitungen dürften sich weit mehr für das Schulleitungsgutachten als für die UPP-Noten interessieren...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Soweit ich weiß, ist Englisch in NRW ganz ordentlich gesucht, Geschichte weniger. Wenn du etwas flexibel bist, was den Ort angeht und nicht unbedingt an ein Gymnasium gehen musst, sind die Chancen eigentlich, auch mit nicht so guter Ordnungsgruppe, nicht so schlecht wie z.B. für Deutsch/Geschichte.


    Also mach dich bloß nicht verrückt, du bist sicher besser, als es deine Note wiedergibt und solltest dich auch so präsentieren. Die meisten KollegInnen, die mit Einstellungen zu tun haben, schauen schon auf die Menschen und nicht nur auf Zahlen. Mit der Zeit gewinnt man da eine gewisse Erfahrung. Bewirb dich viel, du wirst bestimmt irgendwo eingeladen, falls deine jetzige Schule dich nicht halten kann.


    Wenn ich so zurückdenke, was für A... im Ref gute Note hatten, weil sie geschleimt haben, muss ich mich immer noch schütteln. War aber nur bei einem von meinen beiden Fachleitern so.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Congrats! :party:hast du eigentlich schon mit prima Menschen ein paar Flaschen Champagner geleert? (Zuerst Champagner, am Schluss darf es auch Rotkäppchen sein:zungeraus:)


    Ich kenne mich in deinem Bula nicht aus, hier wird man einfach irgendwo hinverfrachtet. Aber wenn bei euch Vorstellungsgespräche existieren, dann ist es für eine Einladung sicher relevanter, was deine Schulleitung von dir hält als wie deine Examenslehrprobe lief. Die ist nur eine Momentaufnahme und das wissen auch alle. Und wenn du erst mal dort bist, dann zählt eh der Eindruck, den du machst. Fragen wird man dich vermutlich, ob du weißt, woran die 5 lag, Selbstreflexion ist wichtig. Wer seine Schwächen kennt, kann daran arbeiten.

  • Jeder weiß, dass eine Stunde einfach mal schlecht laufen kann, gerade die Examensstunden sind Momentaufnahmen.


    Ich hatte in einem Fach ein schlechtes Fachleitergutachten. Bei einem Vorstellungsgespräch Gespräch wurde dieses Gutachten thematisiert. Der Kollege hat es nicht sehr ernst genommen, war vermutlich auch kein Fan der Fachleiterbeurteilungen...

  • Was ist denn überhaupt so schief gelaufen in Englisch?


    Meine Literaturprüfung über Shakespeare im 1. St.Ex. lief auch doof (meine schlechteste von allen) und trotzdem unterrichte Shakespeare heute im Unterricht in der Oberstufe, und ich würde mal behaupten erfolgreich :)

  • Hi :)

    Gratulation!! :)


    jetzt hast du es dir erst einmal verdient zu feiern und so richtig abzuschalten :)


    Vielleicht siehst du danach die Situation auch etwas entspannter. MMn ist ein gutes Gutachten vom "Arbeitgeber" (aka Schulleiter) viel höher zu gewichten als eine einzelne Showstunde (die zudem von oft persönlichen Präferenzen abhängt).

    Nachdem dein Schnitt immer noch so gut ist, musst du es ja auch fachlich auch ziemlich draufhaben, also, ein weiterer Pluspunkt.


    Zudem sollte man nicht vergessen, dass im Moment der Lehrerberuf als solches immer unattraktiver wird. Außerdem fehlen überall Lehrer, bzw. werden händeringend gesucht.

    https://www.tagesspiegel.de/be…als-gedacht/26212976.html


    Also, wenn du wirklich als Lehrer arbeiten möchtest, wird es bestimmt klappen. :)

    • Offizieller Beitrag

    Was ist denn überhaupt so schief gelaufen in Englisch?


    Meine Literaturprüfung über Shakespeare im 1. St.Ex. lief auch doof (meine schlechteste von allen) und trotzdem unterrichte Shakespeare heute im Unterricht in der Oberstufe, und ich würde mal behaupten erfolgreich :)

    Das können ganz banale Dinge sein, die in der Kommission jedoch ganz schlecht ankommen. Ich hatte beispielsweise einfach zu hoch gepokert.
    Ich stimme Dir allerdings zu, dass man unabhängig von der Note im 1. StEx. eine Menge im Nachhinein dazulernen kann, so dass man sich doch letztlich noch zum Fachexperten mausern kann. Das Feedback meiner SchülerInnen in den 14 Jahren im Schuldienst war diesbezüglich immer eindeutig... :aufgepasst:

  • Was ist denn überhaupt so schief gelaufen in Englisch?


    Meine Literaturprüfung über Shakespeare im 1. St.Ex. lief auch doof (meine schlechteste von allen) und trotzdem unterrichte Shakespeare heute im Unterricht in der Oberstufe, und ich würde mal behaupten erfolgreich :)

    Ich habe Shapeseares Romeo und Juliet in einem Q2 LK behandelt und habe einen kulturwissenschaftlichen Ansatz gemacht, indem ich die SuS zentrale Szenen des Stückes unter folgender Fragestellung untersuchen lassen habe: "Discuss whether Shakespeare's portrayal of Juliet could be considers progeressive by modern standards". Der Prüfungsvorsitzende meinte, dass der kulturwissenschaftliche Ansatz hier falsch sei und ich auf der sprachlichen Ebene hätten arbeiten müssen, um die Sprachprogression der Schüler zu fördern. Folglich habe ich die fünf erhalten.


  • Mein 1. Staatsexamen habe ich mit sehr gut bestanden. Folglich hat dies noch eine positive Auswirkung auf meine Gesamtnote gehabt.

  • Ich hatte auch OG 23 und hab mit dem zweiten Staatsexamen meine Gesamtnote halbiert. Uni war deutlich besser. Im Ref war zwar keine 5 dabei, aber halt auch eine 4 im Nebenfach. Ich bin bei keinem meiner Einstellungsgespräche nach Noten gefragt worden und war mit 2 Ausnahmen bei allen Gesprächen zumindest unter den letzten 3 in der Auswahl (wird einem am Telefon ja gesagt, falls die Nr. 1 abspringt). Ich denke daher, dass die Noten dieses einen Tages tatsächlich gar nicht sooo relevant sind.


    Schwieriger war es, überhaupt erst eingeladen zu werden mit der Ordnungsgruppe. In meinen Wunschregionen lief in der Hinsicht erstmal überhapt gar nichts; wenn einem schnellstmöglich eine Planstelle wichtig ist, sollte man also räumlich flexibel sein. Ich hab1,5 Jahre Vertretung gemacht, die die Ordnungsgruppe ja immerhin noch verbessert.


    Sprich mit deinem Schulleiter. Wenn er dich behalten wollte, ist das ja schonmal eine super Voraussetzung, da er den Menschen und die Arbeit hinter den Zahlen ja bereits kennt. Was in der einen Stunde schief gelaufen ist, kann man ja sicherlich erklären. Dennoch würde ich persönlich mich immer auch parallel woanders bewerben, denn wie viele Versprechungen verpuffen irgendwann oder (SuperGAU) wie oft wird bei den Gesprächen dann doch eine Entscheidung für einen anderen Kandidaten getroffen...

    Ja ich hoffe ich, dass meine Schulleitung weiterhin beibehalten möchte bzw. dass er irgendwie von der Bezirksregierung, selbst wenn es erstmal nur eine halbe Stelle ist, das okay erhält.

  • Ich kann die Erfahrungen von Maylin85 nur bestätigen.
    Bei mir waren es "nur" sechs Monate als Vertretungskraft und das Glück, dass an einer Schule mit Bili-Profil die Nr. 1 woanders hingegangen ist. Meine Ordnungsgruppe war im Vergleich zu dem, was ich hier lese, vermutlich gruselig. Die Sünden der Jugend wird man eben nicht los. Aber letztlich hat alles gepasst. Und als es das nicht mehr tat, habe ich entsprechend reagiert.

    Wenn ich das in meinem Fachseminar richtig verstanden habe, dann darf ich selbst ohne zusäzliche Qualifikation Geschichte Bilingual unterrichten, da ich die Fakultas in Englisch und in Geschichte habe. Bin mir aber nicht sicher, ob ich mich richtig erinnere.

  • BK könnte ich mir auch vorstellen; auch z.B. alternative Schulformen, wie z.B. in einer JVA. Aber ich mag meine Schule, das Kollegium und die Schülerschaft ungemein. Würde sooo gerne an der Schule bleiben.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe Shapeseares Romeo und Juliet in einem Q2 LK behandelt und habe einen kulturwissenschaftlichen Ansatz gemacht, indem ich die SuS zentrale Szenen des Stückes unter folgender Fragestellung untersuchen lassen habe: "Discuss whether Shakespeare's portrayal of Juliet could be considers progeressive by modern standards". Der Prüfungsvorsitzende meinte, dass der kulturwissenschaftliche Ansatz hier falsch sei und ich auf der sprachlichen Ebene hätten arbeiten müssen, um die Sprachprogression der Schüler zu fördern. Folglich habe ich die fünf erhalten.

    Das finde ich mehr als unglücklich, weil es letztlich auch im Referendariat die Mär fördert, dass man dem Prüfer nach der Nase schreiben / unterrichten muss, um eine gute Note zu erhalten. Stünde das offiziell als einziger Grund im Protokoll, hätte ich dagegen Widerspruch eingelegt.
    Sprachprogression in einem Q2 LK (sic!) als ein Ziel neben anderen Zielen kann ich im Grundsatz nachvollziehen, aber exklusiv auf der sprachlichen Ebene zu arbeiten der Sprachprogression halber ist schon ein sehr idi... äh individueller Ansatz. Das geben weder der Kernlehrplan noch sonstige Vorgaben her.

  • Aha. Gab es dazu eine Begründung?

    Nope. Normalerweise, dürfen die nichts zu der Notenentscheidung sagen. Aber er wollte kurz und kanpp die Fünf rechtfertigen, damit ich für die Zukunft lerne.

    Das finde ich mehr als unglücklich, weil es letztlich auch im Referendariat die Mär fördert, dass man dem Prüfer nach der Nase schreiben / unterrichten muss, um eine gute Note zu erhalten. Stünde das offiziell als einziger Grund im Protokoll, hätte ich dagegen Widerspruch eingelegt.
    Sprachprogression in einem Q2 LK (sic!) als ein Ziel neben anderen Zielen kann ich im Grundsatz nachvollziehen, aber exklusiv auf der sprachlichen Ebene zu arbeiten der Sprachprogression halber ist schon ein sehr idi... äh individueller Ansatz. Das geben weder der Kernlehrplan noch sonstige Vorgaben her.

    Also, ich habe den Unterricht so geplant, wie es meine Fachleitung uns beigebracht hat. Ich habe gestern erfahren, dass von den sechs Referendaren in meinem Englisch-Fachseminar drei im Englisch-UPP eine fünf erhalten haben. Neben mir sind es zwei weiter Referendarinnen. Wir haben alle in einer Oberstufe unterrichtet und haben alle einen kulturwissenschaftlichen Ansatz bzw. interkulturellen Ansatz gemacht; so wie es unsere Fachleitung beigebracht hat. Laut unserer Fachleitung ist die höchste Priorität im LK, dass die Schüler den AFB III auf der Beurteilungsebene schaffen. Folglich haben wir alle unseren Unterricht so geplant, dass die SuS am Ende im AFB III Bereich diskutieren und ihre interkulturellen Kompetenzen fördern. Entweder haben wir alle hier es falsch gelernt oder es gibt unter den Fachleitungen und Prüfern unterschiedliche Sichtweisen auf den Unterricht in der Oberstufe.

    Das verstehe ich nicht. considered?

    Sorry, schreibe über mein Smartphone. Manchmal forciert die Autokorrektur bestimmte Schreibweisen.

  • Für mich klingt das alles eher nach ziemlicher Willkür. Vor allem, wenn man nicht mal mehr nachvollziehen kann, warum man eine schlechte Note bekommen hat... (bzw. die Begründung nicht nachvollziehbar ist).

    Wir haben alle in einer Oberstufe unterrichtet und haben alle einen kulturwissenschaftlichen Ansatz bzw. interkulturellen Ansatz gemacht; so wie es unsere Fachleitung beigebracht hat. Laut unserer Fachleitung ist die höchste Priorität im LK, dass die Schüler den AFB III auf der Beurteilungsebene schaffen. Folglich haben wir alle unseren Unterricht so geplant, dass die SuS am Ende im AFB III Bereich diskutieren und ihre interkulturellen Kompetenzen fördern. Entweder haben wir alle hier es falsch gelernt oder es gibt unter den Fachleitungen und Prüfern unterschiedliche Sichtweisen auf den Unterricht in der Oberstufe.

    ... Klingt als hätte man euch ins offene Messer laufen lassen. Für mich erschließt sich aus dem, was du da beschreibst nicht, wie man deine Lehrerkompetenz feststellen wollte.

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