Völlig verspätet - längst überfällig: Der "Wahl-In-Den-USA-Thread"

  • Diagnosen aus der Ferne... finde ich aus medizinischer Sicht schwierig. Sollte es eine offizielle Diagnose geben, dann würde die Bezeichnung "krank" natürlich stimmen.

  • Was ist denn falsch daran, wenn alle den gleichen Zugang zu Ressourcen haben?

    Priorisieren nach Geschlecht sowie Rasse und gleicher Zugang sind in diesem Fall wohl ein Widerspruch, nicht?

    Stell dir zwei kleine Läden vor. Der eine Besitzer ist männlich und weiß. Der Laden am Ende der Straße, der die gleichen Dinge verkauft, gehört einer schwarzen Frau. Was muss ich da priorisieren? Wieso muss ich Geschlecht und Rasse überhaupt ansprechen, wenn es um Geschäfte geht?

  • Die Frage ist halt, ob es konkret um Priorisierung oder um das Beheben einer vorangegangenen Schlechterstellung geht. "Rasse" ist ein schwieriges Thema in den USA, aber ich sehe verpflichtende Quoten und damit einhergehend Zwänge grundsätzlich schwierig (z.B. Frauenquoten) und kann kann daher deinen Einwand nachvollziehen, Frapper.

  • Priorisieren nach Geschlecht sowie Rasse und gleicher Zugang sind in diesem Fall wohl ein Widerspruch, nicht?

    Stell dir zwei kleine Läden vor. Der eine Besitzer ist männlich und weiß. Der Laden am Ende der Straße, der die gleichen Dinge verkauft, gehört einer schwarzen Frau. Was muss ich da priorisieren? Wieso muss ich Geschlecht und Rasse überhaupt ansprechen, wenn es um Geschäfte geht?

    Geschlecht und Ethnie muss man ansprechen, weil Menschen genau deshalb diskriminiert werden. Wenn man so tut, als gäbe es diese Diskriminierung nicht, dann ignoriert man die Realität und macht es denjenigen Menschen, die diskriminieren/von der Diskriminierung profitieren, noch leichter.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Das entzweit Familien, Anhänger einer Partei würden nicht einen Anhänger der anderen Partei daten usw. Diese Spaltung ist ja nicht erst seit Trump so, sondern reicht weit zurück.

    Das ist ja abstrus, wie evangelisch und katholisch bei uns im letzten Jahrhundert...

    Meine amerikanische Kollegin berichtet aber leider, leider genau das, was Frapper schrieb: Auch ihre eigene Familie ist politisch gespalten und dadurch sprechen einige Familienmitglieder mittlerweile nicht mal mehr miteinander ;(.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Priorisieren nach Geschlecht sowie Rasse und gleicher Zugang sind in diesem Fall wohl ein Widerspruch, nicht?

    Ja, ich meine auch, die Gleichbehandlung der Geschlechter und Ethnien, wie wir sie insbesondere in der amerikanischen Gesellschaft erleben, sollten wir auf kenen Fall stören.


    Leute, seit Jahrhunderten und Jahrtausenden ging es um das Geschlecht, um Herkunft und Abstammung und was nicht alles. Das scheint viele bis heute nicht zu stören. Aber wenn die Waage sich nur einen Mikrometer Richtung Ausgleich bewegt, ist das Abendland ist Flammen. Schon klar.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Ja, ich meine auch, die Gleichbehandlung der Geschlechter und Ethnien, wie wir sie insbesondere in der amerikanischen Gesellschaft erleben, sollten wir auf kenen Fall stören.


    Leute, seit Jahrhunderten und Jahrtausenden ging es um das Geschlecht, um Herkunft und Abstammung und was nicht alles. Das scheint viele bis heute nicht zu stören. Aber wenn die Waage sich nur einen Mikrometer Richtung Ausgleich bewegt, ist das Abendland ist Flammen. Schon klar.

    Du bringst genau die Rhetorik, die viele eben genau in dieses Trump-Lager gebracht hat. Man nimmt nicht die Brisanz aus den Themen Geschlecht und Herkunft raus, indem man es wieder und wieder betont und als Grundlage für so viele Entscheidungen nimmt. Diese Kategorien haben Bedeutung, ganz klar, aber ich sehe einfach nicht, wie das ständige Herumgehacke darauf, die Gesellschaft als ganzes weiterbringt. Eine Bevölkerung wurde so künstlich in verschiedene Blöcke geteilt.

    Dass u.a. schwarz und weiß durchschnittlich sehr unterschiedliche Startbedingungen haben, will ich überhaupt nicht abstreiten, aber es ist historisch betrachtet noch nicht lange her, dass beide rechtlich gleich sind. Es dauert leider lange, bis sich solche Unterschiede angleichen. Es braucht einfach sehr viel Geduld und geschieht nicht von heute auf morgen.

  • Man nimmt nicht die Brisanz aus den Themen Geschlecht und Herkunft raus, indem man es wieder und wieder betont und als Grundlage für so viele Entscheidungen nimmt.

    Nochmal, langsam um zum Mitdenken, Geschlecht und Herkunft sind seit Jahrtausenden Grundlage für Personalentscheidungen. Bis heute. Der Unterschied zum Genderismus ist, dass das dieser nicht in Weiße-Männer-Klüngelclubs in Bordellen und auf Golfplätzen betrieben wird, sondern offen das Problem benennt und die Gegenstrategien. Das mag ein Bisschen viel Ehrlichkeit auf einmal sein. Ich finde die aber eher erfrischend als kritikwürdig.


    Und das die Umdeutung dessen als Protestwahlbegründung angeht: das sind immer Ausreden, um die Verantwortung für das eigene Handeln (hier: Wahlentscheidung) nicht übernehmen zu müssen. Mag sein, dass es im US-Zwei-Parteien-System eng um die Alternativen bestellt ist, aber trotzdem muss man wissen, dass man Trump wählt, wenn man Trump wählt. Ein Kreuzchen für "die Demokraten sind doof" gibt es auf dem Wahlzettel nicht. Egal, ob man's bräuchte oder nicht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Die wenigsten Menschen treffen ihre Wahlentscheidung unter altruistischen Motiven anhand der Frage, was denn für die Gesellschaft als ganzes gut ist. Für die meisten steht der individuelle Nutzen im Vordergrund, je näher man am unteren Rande des wirtschaftlichen Gefälles steht, um so mehr Verständnis habe ich dafür auch.


    Bei der letzten Wahl gab es zB große Überraschung im liberalen Lager darüber, dass Trump in der Gruppe der Latinos - die bald die Bevölkerungsmehrheit in den USA stellen werden - deutlich hinzu gewonnen hat. Viele Mitglieder dieser Gruppe wollen vor allem die Chance, Wohlstand durch eigene Leistung zu erreichen und viele von denen schauen mit Angst und Verachtung auf die Zustände in Venezuela und Kuba zurück, die sie hinter sich gelassen haben. Wenn die vier Damen von "The Squad" dann öffentlich über das Ziel einer sozialistischen Gesellschaft sprechen kommt das im deutschen Journalistenmus unheimlich gut und progressiv an, viele Latinos in den USA sagen sich aber, "na dann doch lieber Trump".

  • Für die meisten steht der individuelle Nutzen im Vordergrund

    Protestwahlverhalten hat nur den Nutzen, sich an einem diffusen Frust abzuarbeiten. Die Katharsis währt nur kurz, mit dem Präsidenten, der Regierung und den parlamentarischen Mehrheiten muss man es mitunter länger aushalten.


    je näher man am unteren Rande des wirtschaftlichen Gefälles steht, um so mehr Verständnis habe ich dafür auch.

    Wenn es darum ginge, abzuschätzen, bei welcher Wahlentscheidung die Chance auf Wohlstand und wirtschaftliche Stabilität denn am größten ist, wäre das so. Aber wie häufig ist das denn eine rationale Entscheidung? Und wie oft wird man von Frust und Sozialneid getrieben? Einen Feind zu benennen nützt so wenig, wie ihm an der Wahlurne eins auszuwischen.


    Da kann es einem schon mal passieren, dass man sich gewaltig ins Knie schießt.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Dieser Automatismus "wenn jemand Trump gewählt hat, dann aus Protest (oder weil er ein Rassist/Idiot) ist" ist Teil des Problems und zeugt von einer gewissen Überheblichkeit.

    Ich habe oben schon mal ausgeführt, dass die Trump'sche Präsidentschaft für viele individuell durchaus von Vorteil war und ich habe ein paar Kontakte in die USA. Insbesondere viele Selbständige - intelligente und hart arbeitende Menschen - äußern sich durchaus reflektiert und oft mit den Grundtenor: Das Verhalten und Auftreten von Trump ist mir absolut unangenehm, was meine persönliche wirtschaftliche Situation angeht, fahre ich mit ihm aber deutlich besser als mit der Alternative.

  • Dieser Automatismus "wenn jemand Trump gewählt hat, dann aus Protest

    Es gibt keinen solchen Automatismus. Allerdings wurde hier solcherlei Protestwahlverhalten (gegen die Demokraten, gegen Geschlechetrgerechtigkeit etc. ) angeführt.


    Es ist nunmal so, man eine Stimme für einen Kandifaten abgeben, aber nicht gegen irgendwen oder irgendetwas. Wer's trotzdem versucht, muss in Kauf nehmen, dass er dann eben nicht bekommt, was er möchte, sondern etwas mehr oder weniger anderes, das mit seinem Wunsch nur die Ablehnung von etwas gemein hat.


    Das Verhalten und Auftreten von Trump ist mir absolut unangenehm, was meine persönliche wirtschaftliche Situation angeht, fahre ich mit ihm aber deutlich besser als mit der Alternative.

    Nunja, wenn einem das reicht und man dafür bereit ist, auf eine Menge andere Dinge zu verzichten, die eine Zivilgesellschaft ausmachen, dann hat man wohl richtig gewählt. Allerdings würde ich Trumps Aggressivität, Überheblichkeit und Menschenverachtung mehr als "unangenehm" empfinden, weshalb wohl meine Abwägung anders aussähe.


    Die wirtschaftlichen Vorteile für Selbstständige hätte man vielleicht aber auch mit einer anderen (republikanischen) Präsidentin bekommen. Da muss sich auch der RNC fragen lassen, ob er alles richtig gemacht hat.

  • Du bringst genau die Rhetorik, die viele eben genau in dieses Trump-Lager gebracht hat. Man nimmt nicht die Brisanz aus den Themen Geschlecht und Herkunft raus, indem man es wieder und wieder betont und als Grundlage für so viele Entscheidungen nimmt. Diese Kategorien haben Bedeutung, ganz klar, aber ich sehe einfach nicht, wie das ständige Herumgehacke darauf, die Gesellschaft als ganzes weiterbringt. Eine Bevölkerung wurde so künstlich in verschiedene Blöcke geteilt.

    Dass u.a. schwarz und weiß durchschnittlich sehr unterschiedliche Startbedingungen haben, will ich überhaupt nicht abstreiten, aber es ist historisch betrachtet noch nicht lange her, dass beide rechtlich gleich sind. Es dauert leider lange, bis sich solche Unterschiede angleichen. Es braucht einfach sehr viel Geduld und geschieht nicht von heute auf morgen.

    Gerade weil Frauen und Angehörige ethnischer Minderheiten so lange unterdrückt wurden, ist es umso wichtiger, dass sich das alles schnell ändert. Langsame Veränderungen sind nicht genug. Diskriminierung (ob direkt oder indirekt) muss so scharf wie möglich bekämpft werden. Und dafür steht Trump nun mal so gar nicht (ganz im Gegenteil, er spaltet weiter und profitiert davon, dass viele Menschen nicht dieselben Privilegien haben).

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Mag sein, dass es im US-Zwei-Parteien-system eng um die Alternativen bestellt ist, aber trotzdem muss man wissen, dass man Trump wählt, wenn man Trump wählt. Ein Kreuzchen für "die Demokraten sind doof" gibt es auf dem Wahlzettel nicht. Egal, ob man's bräuchte oder nicht.

    Das scheinen viele nicht zu verstehen. Im 2-Parteiensystem wählt man halt oft nur das kleinere Übel. Wenn man beide Parteien/Kandidaten nicht mag, sollte man dennoch den wählen, den man am wenigsten doof findet. Sonst unterstützt man nur den, den man am wenigsten leiden kann.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Man kann sowas nicht schnell ändern. Dann steht es zwar auf dem Papier, wird aber praktisch umgangen. In Deutschland gibt es auch ein Anti-Diskriminierungsgesetz und dennoch gelten "Jude" oder "Schwuchtel" als Schimpfwörter auf vielen deutschen Pausenhöfen. Letztlich ist es in der Tat, da gebe ich Frapper Recht, ein organischer Prozess, der seine Zeit braucht, um zu verhindern, dass eine übereilte Aufzwingung das Gegenteil erzeugt (vgl. politisch korrekte Sprache).

  • Es sollte aber möglichst schnell geändert werden. Aussitzen ist doch keine Option. Warum die Demokraten dafür kritisiert werden, dass sie gegen Diskriminierung vorgehen, erschließt sich mir nicht. Sowas kann man nur kritisieren, wenn man Diskriminierung toll findet oder selbst davon profitiert.

    Btw: Trump tut rein gar nichts gegen Diskriminierung. Im Gegenteil, er stachelt sie weiter an. Rückschrittlich nennt man sowas und steht dem Ziel, Diskriminierung abzubauen, diametral gegenüber.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Natürlich tut er nichts dagegen. Genau dafür ist er doch gewählt worden.

    Das scheint hier leider nicht allen klar zu sein. :autsch:

    Ich werde nie verstehen, wie man den Trump Clan gut finden kann.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




Werbung