"Menschlichkeit fehlt" am Gymnasium - geht es nur ums Aussieben??

  • SchülerInnen, die man erst wieder aufbauen muss ... das kann schon an den Lehrern liegen, aber meiner Erfahrung nach auch an den Eltern, die - egal was es (dem Kind) kostet, das Abitur für ihr Kind wollen.

    Meiner (natürlich nicht repräsentativen) Erfahrung nach liegt es in 9/10 Fällen an den Eltern. Entweder direkt, wenn sie ihrem eigenen Kind vermitteln, dass das Abitur das einzig Wahre sei, alles andere automatisch in präkere Verhältnisse führt und nur dumme Kinder kein Abi schaffen; oder indirekt über andere Schüler, die die Ansichten ihrer eigenen Eltern kopieren und sich als Gymnasiasten für was Besseres halten. Dass Lehrer Kinder unterbuttern, weil es am Gymnasium (noch) nicht klappt, habe ich bisher eher selten erlebt.

    Man muss allerdings auch dazu sagen, dass die Abschulung (auch da steckt ja schon eine Wertung drin) mancherorts tatsächlich wenig hilfreich ist, weil dort wegen Überlastung auch keine Förderung stattfindet.

  • Vielleicht haben wir GrundschullehrerInnen dazu im Gegensatz die etwas emotionalere Sprache drauf, die uns beruflich im Umgang mit den Schülern prägt, denn wir sprechen ständig kleinere Kinder an.

    Das ist mit Sicherheit ein wichtiger Aspekt, auch im Umgang mit Eltern.

    Wenn ich verstanden werden will, muss ich die Eltern so ansprechen, dass es ihnen möglich wird, meine Informationen oder Anliegen zu verstehen.


    Übrigens hieß es bei uns immer „Beurteilen und Beraten“ und Beratung gehört in jedem Fall mit zu den Aufgaben der Lehrkräfte ( @samu ).

  • Ein Mathelehrer im Gymnasium, in das meine Kinder gingen, sagte gerne am Ende der Stunde: "Und wer das nicht verstanden hat, der hat jetzt ein Problem."

    Kann man sich in der GS so nicht vorstellen.

    Ja, das ist nicht i.O..

    Die Grundschullehrerin meines Kindes nannte ein Kind in der (und vor der) Klasse immer "Baby", weil es oft weinte. Auch nicht besser.

    Ich denke, jeder Lehrer, egal welcher Schulart sagt mal was, was daneben ist, das führt ja jetzt zu nichts. Insgesamt ist der Ton an weiterführenden Schulen natürlich ein anderer, man hat es aber auch mit älteren Kindern zu tun, die sich ab einem gewissen Alter auch entsprechend verhalten... Ich unterrichte Kinder-Erwachsene zwischen 10 und 19 Jahren und stelle immer wieder fest, wie unterschiedlich mein Tonfall und mein Umgang mit denen in den verschiedenen Jahrgängen ist. Wär ja auch komisch, wenn nicht.

    GymnasiallehrerInnen erkennt man gut am Kleidungsstil.

    Der da wäre...? Interessiert mich jetzt echt mal!

  • Im Gymnasium geht es halt um die Vermittlung von Fachwissen


    Genau das ist aber auch der Ansatzpunkt meiner Kritik an vielen GymKuK und macht wohl das Bild aus, das die Allgemeinheit vom Gymnasium hat:


    dass eben nicht Hinführung und Unterstützung zu vertiefter allgemeiner Bildung in Einheit mit Auseinandersetzungsfähigkeit und selbständigem Denken geboten wird, sondern ein fachorientiertes Friss oder Stirb.

    Ein Beispiel zum Fach Deutsch erlaubt?

    Ein Fachkollege beurteilte die Interpretationsleistung einer Schülerin der 7. Klasse zu Goethes Ballade "Der Fischer" als "zu grün" und "hermeneutisch unangemessen". Den Interpretationsansatz der Schülerin, dass der Fischer schließlich sein berufliches Leben als Killer aufgibt, um sich positiven Zielen zuzuwenden, deutete er tatsächlich als "überinterpretiert" und benotete völlig überzogen.
    Alleine die Sprache der Notenbegründung ist schon verräterisch.

    Hier zeigt sich die Verkopftheit und Empathiefreiheit von LoL im gymnasialen System; diese ist zwar von den Zielvorgaben her nicht erwünscht. Dem wird aber auch kaum entgegengetreten und durch die fehlende pädagogische Ausbildung der Boden bereitet.


    Und sowas führt dann eben zu dem Eindruck vom Gymnasium, unter dem die TO steht, der im Verlaufe dies Threads dann auch noch "bewusst spalterische" Intention vorgeworfen wird.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • ...

    Doch sollte man das alles im privaten Bereich ablegen.

    Ich bin so'n bisschen erschrocken, wie tief in der Klischeekiste gewühlt wird. Da ziehen sich Gymnasiallehrer*innen anders an als Grundschulkollegen, reden gar verschieden? Das erkennt man aber nur auf gemischtrassigen Fortbildungen oder sieht man es auch auf der Straße von Weitem? Kieferorthopäden ziehen sich bestimmt auch anders an als Dermatologen. Und die kann man wiederum von Physiklehrern auf den ersten Blick unterscheiden:flieh:


    Ich erlebe hier im Forum ganz verschiedene Menschentypen. Wenn man nicht von jedem wüsste, welche Klientel er/sie unterrichtet, ich glaube nicht, dass ihr das erraten könntet.

  • Beratung ist etwas, dass in Beratungsstellen stattfindet.

    Nun, dann nennen wir das Büro des Beratungslehrers, den es in Bayern an jedem Gymnasium gibt, eben "Beratungsstelle". Wird der Sache vielleicht auch gerechter.

  • Genau das ist aber auch der Ansatzpunkt meiner Kritik an vielen GymKuK und macht wohl das Bild aus, das die Allgemeinheit vom Gymnasium hat:

    Erstens: wie viele deiner Kollegen sind deines Wissens denn so verschroben? Und zweitens, welches Bild hat die Allgemeinheit vom Gymnasium, kann man das irgendwo nachlesen? Ich hatte eins meiner schönsten Jahrzehnte am Gymi mit ganz verschiedenen, lustigen, ernsten, strengen, verrückten, durchsetzungslahmen, altmodischen und innovativen LuL.

  • Wenn man nicht von jedem wüsste, welche Klientel er/sie unterrichtet, ich glaube nicht, dass ihr das erraten könntet.

    Ich glaube doch. An jedem Klischee ist was Wahres dran ;)


    Ich muss ehrlich zugeben, ich hasse pädagogische Fortbildungen an denen KuK aller Schulstufen zusammenkommen. Das ist eine einzige Klischee-Show an der sich insgeheim nur alle übereinander aufregen. Ich melde mich für sowas nicht mehr an. Berufsschule und Gymnasium ist bei uns nicht so arg weit auseinander, ist aber auch einfach die gleiche Ausbildung. Wenn schon pädagogische Fortbildung, dann bitte spezifisch für Sek II, alles andere tu ich mir nicht mehr an.


    Edit: Bei genauerem Nachdenken stelle ich gerade fest, dass ich mich mit unseren Sek-I-ern am schwersten tu, Primar geht irgendwie besser. Aber ich glaube das ist systembedingt und landesspezifisch. Zur Sek II gehört bei uns halt auch die Fachmittelschule, sprich man unterrichtet als Lehrperson Sek II sowieso immer verschiedene Niveaus. Die Schulform ist bei uns nicht so das Unterscheidungskriterium, vielmehr die Schulstufe.

  • wie viele deiner Kollegen sind deines Wissens denn so verschroben?

    72% - KollegINNEN mitgezählt

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Vergiss nicht die diversen Kollegen, Werbsheriff ;) ! Ich glaube, dass @samu sich auf den Berufsstand an sich und nicht auf geschlechtsspezifische Unterschiede bezog.

  • Nun, dann nennen wir das Büro des Beratungslehrers, den es in Bayern an jedem Gymnasium gibt, eben "Beratungsstelle". Wird der Sache vielleicht auch gerechter.

    Nun ja, das Autohaus könnte man auch Beratungsstelle nennen, da gibt's schließlich eine Verkaufsberatung. Beratung wird vieles genannt.


    Aber: (z. B. bei Wikipedia)

    "Anders als Erziehung setzt Beratung Mündigkeit, Selbstständigkeit oder sogar ein „Expertentum“, zumindest aber eine „Souveränität in eigenen Belangen“ auf der Seite der Beratenen voraus. Wenn diese Voraussetzung verletzt wird, gerät die Beratung in eine Schieflage, weil sie dann dem Subsidiaritätsprinzip nicht mehr folgen kann."


    Heißt, wenn ich will, dass ein Kind die Schule verlässt oder die Schulart wechselt, dann habe ich eine Schieflage und keine Beratungssituation.

  • welches Bild hat die Allgemeinheit vom Gymnasium, kann man das irgendwo nachlesen?


    Bestimmt gibt's dazu irgendwelche Studien, man kann's aber auch erahnen. O, man schon wieder!

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Ich hatte eins meiner schönsten Jahrzehnte am Gymi mit ganz verschiedenen, lustigen, ernsten, strengen, verrückten, durchsetzungslahmen, altmodischen und innovativen LuL.


    Bedingter Glückwunsch!

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Ich bin so'n bisschen erschrocken, wie tief in der Klischeekiste gewühlt wird. Da ziehen sich Gymnasiallehrer*innen anders an als Grundschulkollegen, reden gar verschieden? Das erkennt man aber nur auf gemischtrassigen Fortbildungen oder sieht man es auch auf der Straße von Weitem?

    Ja, Grundschullehrer vs. Gymnasiallehrer ist schlimmer als Bloods vs. Cripps.
    Es sind halt nur nicht Rote und Blaue Kopftücher, sondern Rollkoffer und Cordsakkos.


    72% - KollegINNEN mitgezählt

    Definitiv eine konservative Schätzung.

  • Ja, Grundschullehrer vs. Gymnasiallehrer ist schlimmer als Bloods vs. Cripps.
    Es sind halt nur nicht Rote und Blaue Kopftücher, sondern Rollkoffer und Cordsakkos.


    Definitiv eine konservative Schätzung.

    Wenn ich jetzt von mir ausgehe, sind die Leute mit Rollkoffer und Cordsakko dann aber die GrundschullehrerInnen, oder? ;)

  • Wenn ich jetzt von mir ausgehe, sind die Leute mit Rollkoffer und Cordsakko dann aber die GrundschullehrerInnen, oder? ;)

    Du trägst an der Grundschule ein Sakko und bist noch nicht von deinen Kolleginnen verdroschen worden?
    So was ist nur in Bayern möglich.

  • Ein Kollege von mir trägt selbstgeschneiderte Anzüge. Ratet, welche Fächer der unterrichtet. Und ja, wir haben ihn: Den Physiker mit den Adiletten.

  • Du trägst an der Grundschule ein Sakko und bist noch nicht von deinen Kolleginnen verdroschen worden?
    So was ist nur in Bayern möglich.

    <--- Gymnasium. Ich lauf eben nicht mit Sakko und Rollkoffer rum. Rollkoffer gibt es bei uns tatsächlich ein paar (Gründe sind nachvollziehbar), Cordsakko ist schon vor Jahren in Pension gegangen ...

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