Abordnung - weg von der Schule?

  • Die Klassen am BK sind (je nach Bildungsgang) voll mit SuS mit Förderschwerpunkten. Bzw. dann ohne, weil der Förderschwerpunkt am BK ja wegfällt außer G. Der große Unterschied zu anderen Schulformen ist aber, dass da kein Gedöns um die vermeintlich toll laufende Inklusion gemacht wird. Die Klassen sind halt einfach maximal heterogen, das ist das täglich Brot am BK. Man hat keine I-Kräfte, idR keine/kaum sonderpädagogische Unterstützung und dafür uU riesige Klassen. Dafür hängt aber kein "Regenbogen-Banner" überm Eingang, mit dem man sich Hand in Hand dafür feiert, was man für tolle Inklusion betreibt und keiner zurückgelassen wird und das ja alles so supidupi toll ist. Maximale Heterogenität ist halt einfach der Normalfall und der darf auch mal beschissen laufen und darüber darf man sich auch mal "auskotzen", das ist der große Unterschied. Und jeder am BK weiß, dass man nicht jedem gerecht werden kann. Das ist meiner Meinung nach der größte Unterschied zu anderen Schulformen, die sich Inklusion auf die Fahne schreiben. Da heißt es schnell: Wenn sich die LuL nur genug Mühe geben, dann bleibt keiner auf der Strecke und jeder einzelne wird maximal nach seinen individuellen Stärken und Schwächen gefördert. Das erzeugt Druck und ist ohne Geld und Personal so nicht leistbar, produziert also nur Frustration und ist dabei noch ziemlich unehrlich. Am BK schätze ich die Ehrlichkeit - 30 SuS, davon 10 verhaltensauffällig, 10 mit Förderschwerpunkt Lernen und 10 mit anderen Zipperlein: Läuft! Läuft manchmal rückwärts, aber läuft. Und wenns nicht läuft, geht die Welt auch nicht unter. Aber man gibt sich Mühe, dass es so gut es geht läuft :pirat:

    Das hört sich sehr vernünftig an und war bislang auch mein, wenn auch recht kurfristiger, Eindruck. Ich glaube, ich bin noch immer zu sehr verankert gedanklich in der alten Schulform und kann mich davon irgendwie nicht so ganz lösen, vielleicht lege ich deswegen auch jedes Erlebnis auf die Goldwaage? kann gut sein. Die maximale Heterogenität ist mir durchaus aufgefallen. :D Fand ich halb so wild, war ja gewissermaßen zu erwarten. Einzelne Erlebnisse haben mich da dann doch wieder an meine Gesamtschulzeit erinnert und ich gebe offen zu, eine ziemlich offene Ansage wie "Dieses Jahr bekommt jeder sein Fachabi" macht mir, Pandemie hin oder her, ziemlich Bauchweh, und schon bin ich wieder im "Uff, ich bin hier ein kleines Rad an einem ganzen großen Murks"- Kreisel.

  • Das mit dem "Keiner soll benachteiligt werden." ist meiner Meinung nach in eine andere Richtung gemeint:

    1. Schüler hat Potential, hat aber schwierige äußere Faktoren (z.B. bildungsferner Hintergrund des Umfeldes): Da bin ich am ehesten gewillt, mich für den Schüler einzusetzen und in solchen Fällen kann man mit etwas Engagement sicher am meisten rausholen :) .

    2. Schüler hat Potential, steht sich selbst im Weg: Schwierig, da Lehrer ihre Schüler auch nicht zu früh abschreiben sollen. Da muss man denke ich den Zeitpunkt erkennen, wann man das Gefühl hat, dass man dem Schüler genug geholfen hat und jetzt die Initiative von ihm kommen muss. Manche brauchen dafür etwas länger, einige schaffen es nie - Realität halt :( .

    3. Schüler hat kein Potential: Dann muss man auch ehrlich sagen, dass der Schüler im Rahmen seiner Möglichkeiten das Beste herausholen soll und mehr ist dann eben nicht drin. Dann ist dem Schüler schon sehr geholfen, wenn er wenigstens die Mindestanforderungen erfüllt und die heißen manchmal auch Hauptschulabschluss, nicht Studienabschluss.

  • ich gebe offen zu, eine ziemlich offene Ansage wie "Dieses Jahr bekommt jeder sein Fachabi" macht mir, Pandemie hin oder her, ziemlich Bauchweh, und schon bin ich wieder im "Uff, ich bin hier ein kleines Rad an einem ganzen großen Murks"- Kreisel.

    Solche Ansagen finde ich auch zum davonlaufen. Ich bin auch tierisch genervt davon, dass jetzt die freiwillige Wiederholung im Gespräch ist. Das war letztes Jahr schon zum Haare raufen weil so Leute einen einjährigen Bildungsgang zum dritten mal wiederholt haben, ohne dass auch nur die kleinste Hoffnung besteht, diesen zu schaffen. Diese SuS werden dann - freiwillige Wiederholung sei Dank - das Ganze einfach noch ein viertes Mal machen :autsch: Ich gebe jedem Hampelmann der es schafft, nicht mit einer Unterhose auf dem Kopf zum Unterricht zu erscheinen und anderen nicht auf den Keks zu gehen, gerne noch eine zweite Wiederholungschance. (Okay, selbst manchem mit Unterhose auf dem Kopf, hauptsache die Person stört niemanden) Aber danach hörts echt auf. Das ist Lebenszeitverschwendung ohne Ende. Diese Leute könnten alles mögliche sinnvollere tun. Bestenfalls eine zweijährige Ausbildung. Oder einen 450 Euro Job. Oder irgendeinen Job. Oder Schwarzarbeit. ALLES wäre sinnvoller, als dieses ewige Wiederholen, um Kindergeld zu kassieren und Ressourcen zu kosten. Ja, selbst Schwarzarbeit. Selbst arbeitslos, Jogginghos. Das kostet "nur" Geld, aber beeinträchtigt sonst niemanden, spitz formuliert. Ich hoffe einfach, dass dieses Schuljahr -trotz Corona- versetzungstechnisch normal verläuft, ohne Extrawürste :daumenrunter: Und ganz ehrlich: Wenn man doch wieder freiwillig wiederholen darf, dann bin ich ernsthaft in der Versuchung Leute einfach mit Vieren durchzuwinken, nur damit sie unsere Schule nicht weiter "beehren" und anderen den Platz wegnehmen. Mit Abschluss würde ich denjenigen dann einfach nach "draußen in die freie Wildbahn" entlassen und dafür sorgen, dass derjenige in keinem anderen schulischen Bildungsgang mehr aufgenommen wird. irgendwie Paradox, dass es für die SuS die "schmerzhaftere Maßnahme" ist, ihnen einen Abschluss zu geben, als wenn man sie gemütlich weiter durchschleust und Kindergeld kassieren lässt :autsch:

  • eine ziemlich offene Ansage wie "Dieses Jahr bekommt jeder sein Fachabi" macht mir, Pandemie hin oder her, ziemlich Bauchweh, und schon bin ich wieder im "Uff, ich bin hier ein kleines Rad an einem ganzen großen Murks"- Kreisel.

    Ich verstehe nach wie vor nicht, wieso du meinst, sowas sagen zu müssen.

  • Dass ich mit meiner Kombi gebraucht werde, ist schön zu hören, aber würde ich an Deiner Schule auch langfristig glücklich?

    Ja klar! Die Schule hat einen guten Ruf, ein tolles sehr junges Kollegium, als aktive Europaschule ist sie für deine Fächerkombination wie gemacht. Habe ich schon erwähnt, dass neben dem Europaschwerpunkt auch das Musikprofil mit seinen Chören für dich interessant sein könnte?

    • Offizieller Beitrag

    Ja klar! Die Schule hat einen guten Ruf, ein tolles sehr junges Kollegium, als aktive Europaschule ist sie für deine Fächerkombination wie gemacht. Habe ich schon erwähnt, dass neben dem Europaschwerpunkt auch das Musikprofil mit seinen Chören für dich interessant sein könnte?

    Du hast Post.

  • Das ist für mich (selber jung) eher eine abschreckende Vorstellung. Da denke ich sofort an überengagierte Selbstausbeuter, frisch aus dem Ref. Damit kann ich nicht.

    Neh, die gibt es zwar auch, aber die meisten sind durchaus ganz normale Lehrer. Aber Kollegien, die überaltert sind, sind auch schwierig, da es dort nicht einfach ist, innovativ tätig zu werden.

  • Neh, die gibt es zwar auch, aber die meisten sind durchaus ganz normale Lehrer. Aber Kollegien, die überaltert sind, sind auch schwierig, da es dort nicht einfach ist, innovativ tätig zu werden.

    Das ist richtig. Aber manche meiner Freunde sind in wirklich sehr jungen Kollegien tätig und die tun mir ein wenig Leid, wie innovativ da einige sein wollen. Ein guter Mix macht es, denke ich.

  • Ich bevorzuge auch ein Kollegium, das einbisschen älter ist wie ich. Habe damit bessere Erfahrungen gemacht :)

  • Das ist richtig. Aber manche meiner Freunde sind in wirklich sehr jungen Kollegien tätig und die tun mir ein wenig Leid, wie innovativ da einige sein wollen. Ein guter Mix macht es, denke ich.

    Ja der gute Mix ist das beste, was es gibt. Aber wenn einige innovativ sein wollen, muss das deine Freunden ja nicht belasten.

  • Toll, Stillstand für alle, damit der Beamte sich nicht überarbeiten muss, Klischee bestätigt :wacko:

    Das hat mehr was mit Logik zu tun. Mehrarbeit muss entlohnt werden und das wird sie nie. Zudem müssen wir Lehrer oder Erzieher oder was auch immer uns nicht ggü. Außenstehenden beweisen. Unsere alltägliche Arbeit ist anstrengend genug. Die Worklife Balance muss respektiert werden. Wir sind schon lange nicht mehr im 19 Jahrhundert.

  • Toll, Stillstand für alle, damit der Beamte sich nicht überarbeiten muss, Klischee bestätigt :wacko:

    Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich im Unterricht gerne Dinge ausprobiere. Aber dieses ganz Drumherum an einem Regelgymnasium, das ist nicht mein Fall. Noch ein Grund, wieso ich nicht an einem Regelgymnasium arbeite.

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