Erfahrungen als Berufsschullehrer?

  • Sehr geehrte Damen und Herren,


    ich würde gerne einmal wissen, ob euch der Beruf als Lehrer in einem Berufskolleg gefällt und was generell so die Erfahrungen sind?


    Viele Grüße,


    Nikolas

  • Gefällt mir, mache gute Erfahrungen.

    Sorry, aber das ist soooo unspezifisch, dass man das nicht beantworten kann. Und beziehst du dich jetzt auf das BK (also NRW) oder alle Bundesländer? Hast du vielleicht konkretere Fragen? Der Job unterscheidet sich ja schon sehr, einfach weil das Spektrum so breit ist. Ich denke jemand mit Deutsch/ Englisch an einem beruflichen Gymnasium macht ganz andere Erfahrungen als jemand, der Mathe und Elektrotechnik im dualen System unterrichtet.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

    Einmal editiert, zuletzt von yestoerty ()

  • Nachdem du das Berufskolleg erwähnst, meinst du wahrscheinlich NRW. Aber ich antworte trotzdem mal 🙂 Ich arbeite an einer Berufsschule in der Schweiz und mir gefällt es dort super. Am meisten, dass ich es dort überwiegend mit Volljährigen zu tun habe - die „lieben Kleinen“ sind nicht so mein Fall. Mit Eltern habe ich auch nichts zu tun - manchmal lerne ich Eltern an der Abschlussfeier kennen, aber meistens nicht. Liebe Kollegen, sehr gute Infrastruktur... für mich passt da alles. Klar, fachlich ist es nicht ganz so anspruchsvoll wie am Gymnasium, aber das nehme ich gerne in Kauf. An einem Gymnasium zu unterrichten, kann ich mir nicht mehr vorstellen... ich war neulich als Prüfungsexperte an einem, was ich dort mitbekommen habe an Diskussionen über den Umgang mit Eltern und wieviel Zeit da draufgeht - speziell darauf habe ich keine Lust 🙂


    Edit: Inspiriert durch die Antwort von Veronica Mars - der beste Job, den ich je hatte und ich kann mir aktuell keinen besseren vorstellen.

  • Bester Job, den ich je hatte.

    • Die Arbeit ist vielfältig und macht Spaß
    • Die Work-Life-Balance ist unfassbar gut
    • Die Bezahlung ist ziemlich gut
  • Als "unfassbar gut" würde ich die Work-Life-Balance nicht unbedingt bezeichnen, aber das ist vermutlich Ansichtssache und hängt u. a. auch von den Bildungsgängen ab, in denen man eingesetzt ist.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Als "unfassbar gut" würde ich die Work-Life-Balance nicht unbedingt bezeichnen, aber das ist vermutlich Ansichtssache und hängt u. a. auch von den Bildungsgängen ab, in denen man eingesetzt ist.

    Ist ja auch die Frage, was man selbst darunter versteht.

    Ich schreibe es ja häufiger. Ich genieße es nachmittags 2-3 Stunden im Hellen/in der Sonne auf dem Rad zu sitzen und dafür abends am Schreibtisch.


    Für mich überwiegt auch die Planbarkeit mit den Ferien / beweglichen Ferientagen.

    Auch wenn ich manches Mal doof finde, wenn ich mir nicht spontan frei nehmen kann.

  • Zur Work-Life-Balance: In keinem meiner bisherigen Jobs war die so gut. Klar, ich habe auch Abend- und Samstagsunterricht, aber ich mag das gerne - da ist eine ganz andere Stimmung als in den Vollzeitklassen und weniger Zeitdruck. Dafür habe ich z.B. dieses Schuljahr 2 Tage unter der Woche frei.

    Ah ja, wo ich oben von Zeitdruck schrieb - der ist vielleicht ausgeprägter als an einem Gymnasium. Meine Vollzeitklassen sind ein Jahr da, da ist jede Lektion durchgetaktet, es gibt viele Prüfungen und kaum Spielraum für etwas anders - aussercurrikulare Themen kann ich da praktisch nicht behandeln. Auch das muss man mögen.

  • Philio : Darf ich da mal kurz was nachfragen? Sind Vollzeitklassen grundsätzlich nur ein Jahr bei euch? Gibt es in der Schweiz keine mehrjährigen Fachschulen oder Berufsfachschulen?


    Was den Zeitdruck in den Vollzeitbildungsgängen angeht, ist der bei uns (EDIT: in Niedersachsen!) nicht so hoch, wie von dir beschrieben. Denn zum einen stellen wir die Abschlussprüfungen selber (wenn mal aus zeitlichen Gründen ein Thema nicht behandelt werden konnte, wird es in der Prüfung eben weggelassen) und zum anderen haben diese Klassen nicht in jedem Fach eine Prüfung (die Berufsfachschulklassen z. B. teilweise nicht in den allgemeinbildenden Fächern, so dass ich dort etwas "freier" in der Themenwahl bin).


    Auf Abend- und/oder Samstagsunterricht hätte ich persönlich überhaupt keine Lust, muss ich sagen. Die würden meine Work-Life-Balance nachhaltig stören, weil ich dann noch weniger Zeit mit meinem Lebensgefährten verbringen könnte.


    Schade übrigens, dass sich der TE nicht mehr meldet (wie auch in dem letzten von ihm eröffneten Thread)!!!

    Lieber BK_Ni : Könntest du bitte deine Fragen aus beiden Threads noch etwas spezifizieren?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Bitte gern. Aber damit werden deine Ausgangsfragen auch nicht spezifischer ;) !


    Was genau möchtest du denn wissen und warum interesiert dich das? Erwägst du das Lehramt an BK zu studieren?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Interessant wäre zB. auch die angestrebte Fächerwahl, um etwas genauer antworten zu können. Der Korrekturaufwand kann schon erheblich abweichen.


    Und geht es Dir mehr um solche Fragen wie den Arbeitsaufwand oder mehr um soziale Belange (also welche Schüler*innen einem so begegnen, ob es Auseinandersetzungen gibt, wie viel Beratungsaufwand man benötigt neben dem Unterricht etc.)?

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Ich studiere schon Lehramt auf Berufskolleg, aber noch relativ am Anfang. Ich möchte mich einfach über den Beruf näher informieren, da ich noch über eine Alternative nachdenke.

    Meine Fächer sind Deutsch und Wiwi.

    Grundsätzlich ging es nur darum, ob euch der Beruf gefällt. Dabei wollte ich jetzt nicht ins Detail gehen. Die bisherigen Antworten reichen mir aus.

  • Ob du durch Ja- oder Nein-Antworten auf die Frage "Gefällt dir dein Job als BK-/BBS-Lehrkraft?" an die gewünschten näheren Infos über diesen Beruf kommst, lasse ich mal dahingestellt. Aber das musst du im Endeffekt selbst wissen.

    Viel Erfolg weiterhin!

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  • Philio : Darf ich da mal kurz was nachfragen? Sind Vollzeitklassen grundsätzlich nur ein Jahr bei euch? Gibt es in der Schweiz keine mehrjährigen Fachschulen oder Berufsfachschulen?

    Sorry 🙂 Meine Aussagen bezogen sich nur auf meine Situation. Hier etwas mehr Background. 🙂

    Die Berufslehre ist mehrjährig und dual organisiert, wie in Deutschland auch. Während der Lehre können Auszubildende in bestimmten Berufen ausserdem die Berufsmaturität (Fachhochschulreife) mit erwerben (die sogenannte BM 1), oder nach dem Lehrabschluss in einem Jahr Vollzeit oder zwei Jahren Teilzeit (die sogenannte BM 2). Mathematik gibt es in der Berufslehre nicht als Fach, nur in der Berufsmaturität und aktuell unterrichte ich nur BM 2, also einjährige oder zweijährige Klassen mit volljährigen Lernenden. Kollegen in den Sprachen unterrichten sowohl in den Lehrlingsklassen als auch in der Berufsmaturität. Die Berufsmaturität ist der einzige allgemeinbildende Schulabschluss, der an einer schweizerischen Berufsschule erworben werden kann - im Gegensatz zu Deutschland gibt es über die Berufsschule keine allgemeine Maturität. Mit BM kann man aber anschliessend in einem Jahr Vollzeit die sogenannte „Passerelle“ machen und erhält damit die Zugangsberechtigung zur Universität oder ETH. Die Passerellenkurse finden an Maturitätsschulen für Erwachsene statt (typischerweise an Gymnasien angegliedert).

    Höhere Berufsbildung gibt es aber an Berufsschulen, das läuft alles über die Weiterbildungsabteilungen der Berufsschulen, da unterrichten aber überwiegend externe Dozenten.

  • Was den Zeitdruck in den Vollzeitbildungsgängen angeht, ist der bei uns (EDIT: in Niedersachsen!) nicht so hoch, wie von dir beschrieben. Denn zum einen stellen wir die Abschlussprüfungen selber (wenn mal aus zeitlichen Gründen ein Thema nicht behandelt werden konnte, wird es in der Prüfung eben weggelassen) und zum anderen haben diese Klassen nicht in jedem Fach eine Prüfung (die Berufsfachschulklassen z. B. teilweise nicht in den allgemeinbildenden Fächern, so dass ich dort etwas "freier" in der Themenwahl bin).

    Ja, die Abschlussprüfungen erstellen wir auch selber, aber der Inhalt ist durch den Rahmenlehrplan vorgegeben und die Abschlussprüfungen werden nachträglich durch die FH begutachtet - unsere Prüfungen müssen also in Breite und Tiefe dem geforderten Niveau entsprechen, weglassen dürfen wir nichts.

    Auf Abend- und/oder Samstagsunterricht hätte ich persönlich überhaupt keine Lust, muss ich sagen. Die würden meine Work-Life-Balance nachhaltig stören, weil ich dann noch weniger Zeit mit meinem Lebensgefährten verbringen könnte.

    Nun, ich bin aktuell Single 😉 Falls ich das mal nicht mehr sein sollte, wird sicherlich auch ein Kompromiss nötig sein ... aber bis dahin geniesse ich den Abend- und Samstagsunterricht sehr, bin auch sowieso nicht der Fan von typischen „Wochenendaktivitäten“. Ich hab lieber frei, wenn auch was los ist und ich in ein Cafe oder einkaufen gehen kann - unter normalen Bedingungen jedenfalls 😂

  • aber bis dahin geniesse ich den Abend- und Samstagsunterricht sehr, bin auch sowieso nicht der Fan von typischen „Wochenendaktivitäten“. Ich hab lieber frei, wenn auch was los ist und ich in ein Cafe oder einkaufen gehen kann - unter normalen Bedingungen jedenfalls 😂

    Ich unterrichte ja nur abends. Ich genieße das sehr, den Tag wie ein Rentner strukturieren zu können :D

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