Beamt*innen Tattoos und religiöse Symbole

  • Es ist unbestritten, dass in vielen islamischen Ländern, die im Übrigen auch anderen Rechtskreisen als dem hierzulande typischen germanisch-römischem angehören, insbesondere das Familienrecht zahlreiche Regelungen beinhaltet, die Frauen und Männer nicht gleichbehandeln. Und ja, das beißt sich durchaus mit unserem Rechtsverständnis.


    Das Tragen des Kopftuchs aber als Zeichen der Unterdrückung zu deuten, geht an dieser Problematik meines Erachtens vollkommen vorbei. Das Hauptproblem, welches ich in einem pauschalen Verbot unter dieser Haltung sehe: Es ist bequem und man muss sich nicht näher mit Differenzierung beschäftigen. Es löst aber nicht die angesprochene Problematik auf. Dahinter steckt irgendwie die doch recht naive Haltung: Wenn ich ein Problem nicht mehr sehe, ist es auch weg. Dass damit de facto gerade unterdrückenden Tendenzen Vorschub geleistet wird, ist dabei nur noch das "Sahnehäubchen".

  • Nur mal als Einwurf: Im orthodoxen Christentum gibt es auch Landeskirchen, die Kleider für Frauen vorschreiben, bis hin zum Kopftuch (looking at you, Russland) oder zu Rock statt Hose. Zumindestens in der Kirche. Es gibt durchaus eine gewisse Korrelation damit, wie man in den jeweiligen Landeskirchen zu anderen Aspekten weiblicher Mitbestimmung steht. Kleidervorschriften für Frauen scheinen doch eine gewisse Symptomatik zu sein.

  • Nur mal als Einwurf: Im orthodoxen Christentum gibt es auch Landeskirchen, die Kleider für Frauen vorschreiben, bis hin zum Kopftuch (looking at you, Russland) oder zu Rock statt Hose. Zumindestens in der Kirche. Es gibt durchaus eine gewisse Korrelation damit, wie man in den jeweiligen Landeskirchen zu anderen Aspekten weiblicher Mitbestimmung steht. Kleidervorschriften für Frauen scheinen doch eine gewisse Symptomatik zu sein.

    Und noch ein Einwurf: Die katholische Kirche sieht auch keine Gleichstellung zwischen Mann und Frau vor (vgl. Priesterweihe, Positionierung zum Thema Abtreibung usw.). Dass wir uns in Deutschland dieser Gleichstellung seit Jahrzehnten nähern liegt ja vor allem daran, dass sich die Gesellschaft in der Tendenz immer weiter von der Kirche entfernt.

    • Offizieller Beitrag

    Ihr erinnert Euch aber noch daran, wie diese Aufklärung bei uns vonstatten gegangen ist.

    Erst hat man progressive Denker als Ketzer verbrannt.
    Dann haben sich verschiedene Lager jahrelang gegenseitig die Köpfe eingeschlagen.
    Dann haben sich die Anhänger der Freiheit gegenseitig die Köpfe abgeschlagen, bis ein starker Mann an der Spitze wieder für Ordnung sorgte.
    Auf der anderen Seite des großen Teichs hat man Demokratie zunächst so verstanden, dass nur besitzende weiße Männer Stimmrecht hatten. Allen anderen war es versagt.

    Wie soll nun angesichts der allgegenwärtigen Machtdemonstration des Westens der konservative Islam sich aufklären, ohne dies als Kapitulation vor dem Westen zu begreifen? Und was würde sich effektiv ändern? Der Islam würde nicht mehr den Vorwurf erhalten, Frauen zu unterdrücken. Er bliebe wirtschaftlich und politisch benachteiligt - weil der Westen es so will. Ist der Westen überhaupt für eine Begegnung auf Augenhöhe bereit? Oder freut man sich lediglich darüber, dass das einst ungezogene Kind jetzt endlich artig geworden ist?

  • Ja klar, du hast Recht, Religion jeglicher Art hat schon immer Vorwände geliefert, Menschen einzuschüchtern, progressives Denken zu verhindern und sich die Köpfe einzuschlagen. Und? Soll man deshalb nicht oder nur gaaaanz vorsichtig "aufklären"? Ich sehe das nicht als "Machtdemonstration". Ich habe keine Macht.

  • Ja klar, du hast Recht, Religion jeglicher Art hat schon immer Vorwände geliefert, Menschen einzuschüchtern, progressives Denken zu verhindern und sich die Köpfe einzuschlagen. Und? Soll man deshalb nicht oder nur gaaaanz vorsichtig "aufklären"? Ich sehe das nicht als "Machtdemonstration". Ich habe keine Macht.

    Je nach Definition von Macht würde ich dem doch deutlich widersprechen. Natürlich hast Du Macht. Wie ausgeprägt diese ist und wem gegenüber oder in welchen Situationen, ist dann die nächste Frage. (Hierarchie/Klasse/Geschlecht etc. sind auch Teile, die man sich ansehen könnte, um dann zusätzlich noch zu gucken, mit welchen Privilegien das verbunden ist.)

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Oh, meine Lieblingsthema: Kurze Hosen und Lehrerkleidung allgemein.
    Ich unterrichte nicht in Jogginghose oder Tanktop, das war es aber auch, sonst ziehe ich an, was ich möchte und vor allem temperaturmäßig angemessen ist.

  • Ich weiß es gerade nicht sicher, aber in Tanktop und so Dreiviertel-Hose habe ich vermutlich schon unterrichtet.

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Ich muss ja sagen, dass ich beide Seiten verstehen kann. Viele hier kennen sicher die Harry Potter-Werke und dort haben die (meisten) Lehrer etwas Erhabenes, einerseits durch den Kleidungsstil, andererseits natürlich, dass jeder automatisch Professor ist ^^ . Angelehnt ist das sicher an das britische System, in dem es ja auch etwas Seriöser zugeht. Ich könnte mir sowas auch in Deutschland vorstellen. Andererseits ist es natürlich auch befreiend, die Kleidung anzuziehen, mit der man sich wohl fühlt, was sich wiederum positiv auf die Arbeitseinstellung auswirken könnte.

  • Einige scheinen aber auch ganz unabhängig vom Schulkontext etwas gegen kurze Hosen bei Männern zu haben. Kann ich gar nicht verstehen. Auch Männer können schöne Beine haben. :rotwerd:

  • Einige scheinen aber auch ganz unabhängig vom Schulkontext etwas gegen kurze Hosen bei Männern zu haben. Kann ich gar nicht verstehen. Auch Männer können schöne Beine haben. :rotwerd:

    Ich finde auch nicht, dass es irgendwie ok ist, zu beurteilen, ob jemand schön ist oder nicht.

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Ich finde auch nicht, dass es irgendwie ok ist, zu beurteilen, ob jemand schön ist oder nicht.

    Magst du das weiter ausführen? Ich würde dir da zustimmen, aber ich bin mir nicht sicher, was das mit meinem Post zu tun hat.

  • Magst du das weiter ausführen? Ich würde dir da zustimmen, aber ich bin mir nicht sicher, was das mit meinem Post zu tun hat.

    Klar gibt es auch Männer mit schönen Beinen. Ich würde aber davon nicht abhängig machen, was für Kleidung jemand tragen darf oder sollte. Natürlich können auch Menschen mit haarigen, dicken, vernarbten etc. Beinen kurze Hosen tragen. Es ist nicht an mir, über Körper zu urteilen.


    So nachvollziehbar?

    Man muss Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“

    Elie Wiesel

  • Klar gibt es auch Männer mit schönen Beinen. Ich würde aber davon nicht abhängig machen, was für Kleidung jemand tragen darf oder sollte. Natürlich können auch Menschen mit haarigen, dicken, vernarbten etc. Beinen kurze Hosen tragen. Es ist nicht an mir, über Körper zu urteilen.


    So nachvollziehbar?

    Ja, danke.


    Ich glaube, du hast meinen Post etwas zu ernst genommen. :) Jede Person darf und soll selbst entscheiden, welche Kleidung ihr gefällt.

    Nur bekommen Männer manchmal zu hören, dass Männerbeine kategorisch unschön seien. Mit meinem Post wollte ich lediglich ausdrücken, dass das Quatsch ist und man sich als Mann nicht schlecht fühlen muss, wenn man gerne Shorts trägt. Hauptsache man fühlt sich selbst wohl darin.

    Dennoch halte ich es aber nicht für moralisch verwerflich, wenn ich meinem Partner sage, dass ihm eine Hose gut steht. Warum auch? Ich freue mich auch über seine Komplimente. Das heißt natürlich nicht, dass ich im Alltag herumlaufe und das Aussehen (fremder) Menschen sowie ihren Kleidungsstil beurteile. Wie du bereits selbst sagst: Es ist nicht an mir, über Kleidung und Körper zu urteilen. Ich dachte jedoch, das verstehe sich von selbst.

    Einmal editiert, zuletzt von Pyro ()

  • Dabei geht es aber offensichtlich nicht um einen Beamten?

    Offensichtlich würde ein Beamter bei ähnlicher Fallkonstellation ebenfalls aus dem Dienst entlassen werden. Einziger Unterschied: hier wäre im Zweifelsfall das Verwaltungsgericht statt des Arbeitsgerichts zuständig.

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