Gestaltung der ersten Tage mit der ersten eigenen Klasse (Klassenleiterstunden)

  • Hallo liebe Community,


    ich bin noch ganz neu hier und richte die Frage an alle Lehrerinnen und Lehrer, die bereits eine eigene erste Klasse hatten oder anderweitig Erfahrungen diesbezüglich gesammelt haben. Im kommenden Schuljahr bekomme ich zum ersten Mal eine erste Klasse und bin deshalb schon ziemlich aufgeregt. Selbstverständlich habe ich im Referendariat und auch an meiner jetzigen Schule bereits viele Fragen zum Thema "Gestaltung der ersten Schultage mit der ersten eigenen Klasse" gestellt und auch ein paar Infos darüber bekommen. Trotz dessen waren mir viele Antworten und Ideen zu schwammig und nicht konkret genug. Über ein paar Tipps, Ideen und spielerische Anregungen sowie verschiedene Dinge, die Eurer Meinung nach auf keinen Fall fehlen dürfen, bin ich seeehr dankbar. Damit meine ich nicht den fachlichen Einstieg, sondern die generelle Gestaltung der Klassenleiterstunden direkt zu Beginn.


    Ganz liebe Grüße, vielen Dank und weiterhin eine schöne Zeit wünscht Hermine :)

  • Auch wenn meine Antwort ebenfalls "zu schwammig und nicht konkret genug" sein wird: Du musst nicht "aufgeregt" sein. Das ist nichts Magisches oder herausragend Wichtiges, was am ersten Tag passiert, sondern einfach dein Job. Lerne die Kinder kennen und fange mit dem Unterricht an. Nimm dir nicht zu viel vor und erwarte nicht zu viel.

  • Doch, es ist „magisch“, jedes Mal wieder, lass es dir nicht nehmen :_o_)


    Wir haben keine speziellen „Klassenleiterstunden“, sondern einfach viele Stunden in der eigenen Klasse.

    Bei mir ist es dann eine Mischung aus Lernen, denn dazu kommen die SuS ja schließlich, Organisation, denn alles ist neu, Kennenlernen, die Kinder kennen sich hier untereinander nicht unbedingt und waren in verschiedenen KiTa, und aufpassen, dass man nicht zu viel auf einmal macht und fordert, das habe ich beim ersten Mal definitiv falsch gemacht.

    Sinnvoll ist es, für dich zu überlegen, wie du die Klasse einrichten willst.

    Mir gefällt es, von allen Kindern am ersten Tag alles einzusammeln bzw. in die Ablagekästen legen zu lassen, ich schaue dann selbst an den Nachmittagen, was da ist und was noch beschriftet werden muss. Andere Lehrkräfte machen es vorab (Bringtage) oder nach und nach.


    Ist das konkret genug oder kannst du deine Frage konkretisieren?

  • Bei uns geht es morgen wieder los (Ferien schon vorbei ;( ) und ich werde auch vor meiner ersten Klasse stehen (allerdings eine 7.). Ich kenne die SuS aber schon, wodurch ich zumindest diese Anspannung nicht haben muss ;)

    Wir haben ganze zwei Tage voll Klassenleiterstunden, dafür aber auch ganz viel Orga-Kram, Belehrungen etc., sowie natürlich gleich zu Beginn die Corona-Tests. Ich wollte erst zwischendurch auch mal was anderes machen (und da hatte ich auch keine passende Idee), aber mir ist von anderen Klassenleitern empfohlen worden, den Orga-Kram durchzuziehen. Andernfalls schleppt man das tagelang mit weiter.


    Was mir immer wieder von Kollegen gesagt wurde: "Das ergibt sich alles." :victory:

  • Wir haben ganze zwei Tage voll Klassenleiterstunden, dafür aber auch ganz viel Orga-Kram, Belehrungen etc., sowie natürlich gleich zu Beginn die Corona-Tests. Ich wollte erst zwischendurch auch mal was anderes machen (und da hatte ich auch keine passende Idee), aber mir ist von anderen Klassenleitern empfohlen worden, den Orga-Kram durchzuziehen. Andernfalls schleppt man das tagelang mit weiter.

    Das handhaben wir in den Vollzeitklassen genauso (in den Teilzeit-/Berufsschulklassen wird die Orga an einem Schultag "durchgezogen").

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich habe damals, als ich eine 1. Klasse bekam, das Maskottchen mit eingeführt. Es war ein Delfin (weil lautschriftlich zu schreiben), der hieß Uli (weil lautschriftlich), der war auch neu an der Schule und stellte sich ziemlich doof an, so dass die Kinder mit Wissen trumpfen konnten.

    Sonst: Namenskärtchen gestalten, 1. Hausaufgabe besprechen (Schultüte + Inhalt malen), Klo zeigen, Schultagablauf besprechen...

    War in einem Förderzentrum.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Man kann jedes Wort lautschriftlich (z. B. in IPA) wiedergeben. Die Frage ist nur: Warum sollte man das mit Erstklässlern tun? Die sind erst einmal gut damit beschäftigt, die normale Schrift zu lernen. Gerade am Förderzentrum.

  • Wir haben immer sehr wenig Zeit (ca. 45 Minuten). Da ist nicht viel Gelegenheit, Neues zu lernen. Wir setzen uns erst in einen vorbereiteten Kreis und ich stelle mich kurz vor. Eventuell erzähle ich noch eine kurze Geschichte oder nehme Bezug auf die vorangegangene Feier in der Turnhalle. Vorher habe ich schon schlichte Namenskarten vorbereitet und innen an die Tafel geheftet. Nach dem kurzen Einstieg zeige ich die Karten und jedes Kind darf versuchen, seine Karte zu finden (in großen Druckbuchstaben können die meisten Kinder ihren Namen schon erkennen). Natürlich helfe ich bei Bedarf. Jedes Kind sucht sich einen Platz aus und darf das Namensschild weiter ausgestalten. Außerdem hängt auch eine Karte für unser Klassentier an. So ein kurzer Name wie Pit (Pinguin) oder Uli (Eule) bietet sich an, weil der Name lautgetreu geschrieben wird. (Es geht nicht um Lautschrift). Gemeinsam 'erlesen' wir den Namen und überlegen, wer das sein kann. Ob nooh ein Kind fehlt? Wir rufen mal, dann meldet sich plötzlich das Tier und kommt zum Vorschein. Die Kinder erfahren von ihm, dass es unsere Klasse beim Lernen begleiten und in der Klasse wohnen will.

    An den daruaffolgenden Tagen und Wochen taucht es natürlich auch immer wieder auf und beteiligt sich an allen Lernprozessen.

    Danach gibt es noch eine kurze (freiwillige) Hausaufgabe und der erste Schultag ist schon vorbei.

    Ranzen werden meist erst in den folgenden Tagen ausführlich angeschaut, Hefte und Bücher verstaut, am ersten Tag ist dafür bei uns keine Zeit und das kommuniziere ich den Eltern im Vorfeld. So ähnlich lief es bei mir zuletzt ab. Ich bin mal gespannt auf weitere Ideen.

  • Ja, nicht lautschriftlich, ich denke, jeder weiß, was gemeint ist. Jeder Laut entspricht einem Buchstaben.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Heißen für die Schüler auch "Mitsprechwörter". Vielleicht verstehst du dann, was ich meine, Plattenspieler. Vorher war´s dir ja anscheinend nicht verständlich.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ein Klassenmaskottchen haben unserer neuen KollegInnen auch.

    Ich hatte bisher ein Tafel-Theater-Tier, das auch neu war und sich auch dumm angestellt hat. Dazu gab es noch eine weise Eule.

    Das konnte man dann immer mal wieder hervorkramen, wenn es neue Aufgaben gab oder wenn sie wiederholt werden sollten.


    Aber da muss man selbst herausfinden, ob man ein Stofftier haben möchte, eine oder mehrere Handpuppen oder auch einfach mal nichts davon.


    Wir haben immer sehr wenig Zeit (ca. 45 Minuten).

    Das hat vermutlich mit den unterschiedlichen Tagen zur Einschulungsfeier zu tun.

    Bei uns ist die Einschulungsfeier an einem anderen Tag, am ersten Schultag hat man dann 4 Unterrichtsstunden als Klassenlehrkraft.

  • Schreibtischlampe : lautgetreu, das war das gesuchte Wort. Schon beim Schreiben meines Wortes kam es mir falsch vor, aber ich kam nicht drauf. Danke!

    Plattenspieler : Schau doch mal bei Schreibtischlampe, so kann man freundlich Fehler korrigieren. Vielleicht kannst du ja noch was lernen. Gute Nacht, rainman.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Danke, ich weiß schon, was "lautgetreu" in dem Kontext bedeutet, allerdings könnte man da mit kurzen und langen Vokalen und Silbengelenken (z. B. bei "Uli") schon wieder diskutieren.

  • allerdings könnte man da mit kurzen und langen Vokalen und Silbengelenken (z. B. bei "Uli") schon wieder diskutieren.

    Das hast du vollkommen recht.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich würde das Klassentier nicht Winfried oder Mechthild nennen. Die Kinder sollen ihm Briefe schreiben können, ohne zu fragen, wie man seinen Namen schreibt.

  • Ich hatte letztes Jahr eine erste Klasse und bekomme dieses Jahr wieder eine. Unsere Einschulung ist erst am Nachmittag und dann habe ich sie auch nicht so lange. Wir finden unseren Klassenraum, stellen uns vor, lesen ne Geschichte und wenn Zeit ist, machen wir dieses Jahr noch ein kleines Leuchtglas. Wenn nicht, machen wir das halt in Kunst.

    In den ersten paar Tagen geht es dann noch viel um Routinen. Wir raeumen die ganzen Materialien ein (Kunstsachen, Wechselklamotten, Matschhosen und Gummistiefel, etc.), organisieren Arbeitshefte und Maeppchen... Wir finden die Toiletten, den Essensraum, erstes Mal in der Sporthalle...etc. Wir lernen, wie wir durch die Schule laufen, ueben Aufstellen (z.B. nach der Pause), melden, Klassen- und Schulregeln. Das braucht alles Zeit und ist anfangs recht langsam. Wir lernen und ueben, wie man nach der Toilette fragt oder wenn man was trinken moechte oder sonstwas will ("May I..., please?") und die ersten paar Anweisungen, damit sie ueberhaupt wissen, was ich von ihnen will. (Ich unterrichte nur auf Englisch aber die Mehrheit meiner Schueler kann zu Beginn kein Englisch.) Ich mische Gruppen in den ersten Tagen recht oft damit sich die Kinder kennen lernen koennen.

    In Mathe machen wir die Eingangsdiagnose (wir haben Flex und Flo) und ich fange schon mal mit ein paar Aktivitaeten an um die Kinder besser einschaetzen zu koennen. Wir lernen unsere erste Geschichte und das zugehoerige Vokabular. Wir malen recht viel, ueben Feinmotorik, machen Dekorationen fuer unseren Klassenraum (Namensschilder fuer die Tuer, erste Kunstwerke fuer die Wand) und gehen so often wie moeglich in den Wald zum Spielen. Ich finde eine neue Klasse braucht erst mal viel Zeit um sich zu beschnuppern und sich miteinander wohl zu fuehlen. Spielen ist dafuer besser und gibt mir auch die Moeglichkeit zu beobachten und meine neuen Zwerge kennen zu lernen (Wer holt die anderen ins Spiel? Wer motzt die ganze Zeit? Wer will sich nicht schmutzig machen? Wer spielt alleine? Wer kann Streitigkeiten alleine lösen?)


    Die ersten paar Tage vergehen ziemlich schnell. Ich plane zwar ungefaehr, was ich durch bekommen moechte, aber wenn mal was laenger dauert ist das auch nicht tragisch. Wird schon. Meine alte Klasse hat anfangs gut 20 Minuten gebraucht um am Ende des Tages fertig zu sein um heim zu gehen. Jetzt vor den Sommerferien hat das keine 5 Minuten mehr gedauert. Viel Spass.

    Ich hatte die letzten paar Jahre immer 5./6. Klasse, musste mich also ein bissl an die Zwerge gewoehnen.

  • Ich würde das Klassentier nicht Winfried oder Mechthild nennen. Die Kinder sollen ihm Briefe schreiben können, ohne zu fragen, wie man seinen Namen schreibt.

    Allmächd! Genau so heißen die 2 Kollegen, die bei mir gerade in den Ruhestand gegangen sind. Woher weißt du das???

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Bei mir läuft so ein erster Schultag mit einer ersten Klasse immer so ab:

    Plätze aussuchen, hinsetzen, ich stelle mich vor, ich zeige das Klassentier. Dann machen wir das "Spiel": "Was siehst du alles im Klassenraum?" wobei wir schonmal das Melden üben. Danach eine Art Vorstellungsrunde, in der die Kinder der Reihe nach ihr Namenskärtchen von der Tafel abnehmen sollen, der Klasse zeigen und sagen sollen, wie sie heißen. Wer sich nicht traut, dem helfe ich. Danach werden die Buchstaben auf dem Namenskärtchen nachgespurt und schnelle Kinder malen noch ihr Lieblingstier aufs Namensschild. Das Kärtchen wird dann geknickt und auf den Tisch gestellt, wo es ein paar Tage bleibt. Jetzt sind die Kinder meist schon leicht ermattet und nicht mehr konzentriert, und wir machen einen kurzen Rundgang durchs Schulhaus, wo ich auch die Toiletten zeige, dabei üben wir das Anstellen und Gehen in Zweierreihen. Zurück im Zimmer lese ich eine Geschichte vor (aus dem Zaubereinmaleins, die Geschichte von Leo Löwe, der in die Schule kam), daraus ergibt sich ein Gespräch darüber, was die Kinder alles schon gut können.

    Und am Ende lernen wir ein kleines Lied, oder ein Gedicht, jedenfalls irgendwas, das sie dann den Eltern vormachen können.

    Es gibt immer eine Hausaufgabe, meist ein Arbeitsblatt mit zwei ungleichen Schultüten, eine Art Fehlersuchbild.


    Dauer: ca zwei Stunden.

  • Vielen Dank Euch allen für die vielen Tipps und die guten Antworten, ich bin darüber wirklich sehr, sehr dankbar! :)

    Für mich geht es übernächste Woche Montag konkret los und ich bin selbst schon sehr gespannt, aber das ist wahrscheinlich normal.

    Ich werde einen Mix aus den zahlreichen Anregungen von Euch durchführen und bin begeistert von Euren liebevollen und vielseitigen Ideen.

  • Ich schubse das Thema nochmal hoch. Auch bei mir steht nächsten Samstag die Einschulung der neuen Ersties an. Dieser Beitrag ist Gold wert, so viele tolle Ideen!


    Habt ihr noch Tipps für eine schöne Geschichte für die erste Schulstunde (30 min am Samstag)?


    LG, Patti

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