Ländlicher Raum: Erhöhte Gefahr von Schulschließungen?

  • Das Problem mit Gesamtschulen ist doch einfach, dass sie nicht ins dreigliedrige Schulsystem passen.


    Modell 1:

    Hauptschule

    Realschule

    Gymnasium


    klare Trennung, Problem evtl. bei Übertritten zwischen den Schulformen (Modell Bayern)


    Modell 2:

    Hauptschule

    Realschule

    Gesamtschule

    Gymnasium

    Gesamtschule kannibalisiert die Hauptschule, Gymnasium und teilweise Realschule (je nach Standort) kannibalisieren die Gesamtschule --> Hauptschule fällt weg (Modell NRW) - dabei haben nur die richtig guten Gesamtschulen (z.B. ev. Gesamtschule Gelsenkirchen) eine Chance tatsächlich jedes Jahr mit 33/33/33 (HS/RS/GY) aufzunehmen, das Gros der Gesamtschulen dürfte eher unter 60/30/10 laufen...


    Modell 3:

    Gesamtschule
    Gymnasium


    kein Problem, aber ein bisschen Etikettenschwindel (Modell Hamburg)


    Modell 4:

    Gesamtschule (anderer Name)

    Spezialschulen für SuS mit speziellen Begabungen


    kein Problem (Modell DDR)

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Modell 5, das sich vielfach in NDS findet:

    1. Oberschulen (Zusammenschluss der früheren Hauptschulen und Realschulen; Verkursung in z. B. Mathe und Deutsch ab 7. Klasse)

    2. Gesamtschulen (IGS und KGS)

    3. Gymnasien


    Bisher habe ich den Eindruck, dass diese drei eigentlich ganz gut "nebeneinanderherleben" (ich selbst bin aber ja nicht im allgemeinbildenden Bereich tätig).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Wo ist der Unterschied zwischen Oberschulen und IGS, Humblebee ?

    Wo da im Einzelnen der Unterschied ist, musst du mich nicht fragen! Woher soll ich das wissen? Ich bin doch - wie du wissen solltest - an einer BBS; da kenne ich mich wohl kaum mit dem Unterricht an einer allgemein bildenden Schule aus!

    Hier gibt es halt teilweise keine eigenständigen Hauptschulen und Realschulen mehr, sondern die wurden aufgrund sinkender Schülerzahlen in den letzten zehn Jahren in vielen Orten zu"Oberschulen" zusammengefasst. Die IGS und KGS, die auch z. T. eine Oberstufe haben, gab es halt vorher schon und sie werden weiterhin geführt.

    Wenn du dich näher einlesen möchtest:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Oberschule_(Niedersachsen)

    https://www.mk.niedersachsen.d…les/oberschule-91352.html

    https://www.mk.niedersachsen.d…le/gesamtschule-6424.html


    Ansonsten müsstest du bitte deine Frage jemandem stellen, der/die in NDS an einer Gesamtschule oder einer Oberschule tätig ist!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Wo ist der Unterschied zwischen Oberschulen und IGS, Humblebee ?

    Die Oberschulen sind 2011/12 als Kompromiss eines strukturellen Streits zur Ausgestaltung der nds. Schullandschaft eingeführt worden. Ausgangssituation war das nicht mehr tragbare "Ausbluten" der Hauptschulen und die gleichzeitige Überbelegung der Gymnasien. Die Alternative der grundsätzlichen Schaffung von Integrierten Gesamtschulen stieß auf vehementen Widerstand der Gymnasien, die darauf bestanden, die Hürden für die Gründung einer Gesamtschule hoch zu halten (z.B. mind. 5-Zügigkeit mit Prognose über mehr als 10 Jahre).


    Die Oberschulen als Zusammenfassung von Haupt- und Realschulen mit der Option auf Angliederung eines Gymnasialzweigs dürfen hingegen bereits ab 2- bzw. 3-Zügigkeit eröffnet werden und sind damit an einigen Standorten die pragmatischere Lösung.


    Die Struktur der Oberschulen ist relativ individuell. So gibt es durchaus einige, deren Ausgestaltung nahe am IGS-Konzept ist, in den meisten ist die Trennung der Schulformen intern aber deutlicher, insbesondere die Abtrennung des Gymnasialzweigs. Vielfach setzt die äußere Differenzierung in den Fächern bereits in den kleineren Jahrgängen an, während an der IGS längere Zeit gemeinsam gelernt wird.

  • Klingt nach einer IGS unter anderem Namen :/ . Als Fan des dreigliedrigen Systems frage ich mich, was die Politik damit bezwecken will. Was sagen die Schülereltern dazu?

  • Ich habe doch oben gerade erklärt, warum es keine IGS unter anderem Namen ist.....


    Auch habe ich eben erst erwähnt, warum das dreigliedrige Schulsystem nicht immer aufrechterhalten werden kann: Gerade für kleinere Schulträger ist eine Hauptschule, die gerade noch einzügig läuft, nicht tragbar. Dann liegt es nahe, Schulformen zusammenzufassen. Und da haben wir bislang die Kritik am deutschen gegliederten Schulsystem noch ganz außen vor gelassen.

  • Die IGSen werden ja eher von SPD, Grünen und Linken vertreten. Als sich vor etwa 15 Jahren abzeichnete, dass die Hauptschulen einen sehr schlechten Ruf hatten und daher nur noch wenig angewählt wurden, beschloss die damalige CDU-Regierung mit den Oberschulen eine Schulform, die immer noch getrennte Wege zu den Schulabschlüssen (zum Teil aber auch gemeinsame Kurse/Klassen) anbieten soll, die aber auf keinen Fall, unter keinen Umständen, "Gesamtschule" heißen darf.


    Hier gibt es übrigens eine Übersicht zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von OBS und IGS: https://www.oberschule-hodenhagen.de/igs-obs.php


    Jede Oberschule läuft je nach Einzugsbereich mal gut, mal weniger gut. Die eine hat einen wirklich guten Ruf hier, die andere liegt deutlich hinter der IGS.


    À+

  • Gesamtschule (anderer Name)

    Spezialschulen für SuS mit speziellen Begabungen


    kein Problem (Modell DDR)

    Das ist m.M.n. das einzige, was funktionieren kann: 9 oder 10 Jahre gemeinsam und dann eine gymnasiale Oberstufe für Studieninteressierte.


    In Sachsen wurde lang durch Eltern für "Gemeinschaftsschulen" gekämpft, jetzt gibt es die ersten. Ich wette, dass auch die jetzt kämpfenden Eltern in 2 Jahren, wenn ihr Kind in Klasse 4 1en und 2en hat, es aufs Gym schicken werden. Es sei denn, die Gemeinschaftsschule vor Ort ist eine auffallend gute, z. B. mit besonderem Profil.


    Die Oberschulen (die vor wenigen Jahren Mittelschulen hießen:hammer:), nehmen denselben Weg wie wohl überall, sie sollen netter klingen als "Hauptschule", schaffen aber soundsooft auch nicht die angemessene Förderung von Leistung, Disziplin und Sozialverhalten.

  • Das ist m.M.n. das einzige, was funktionieren kann: 9 oder 10 Jahre gemeinsam und dann eine gymnasiale Oberstufe für Studieninteressierte.

    Du möchtest also, dass 9-10 Jahre lang die Schüler trotz ihrer kognitiven Heterogenität zusammen unterrichtet werden? Was erfhoffst du dir davon? Eines unserer Ziele in der Grundschule war ja bislang, 4 Jahre lang zu ermitteln, welcher schulische Weg der richtige für die Kids nach der Grundschulzeit wäre. Das wäre ja obsolet. Denkst du, leistungsschwache Kinder haben kein Recht auf leistungsgerechte Förderung, leistungsstarke Kinder nicht auf leistungsgerechte Forderung? In einer Klasse mit großer Leistungsspanne ist das nur sehr bedingt machbar.

  • Du möchtest also, dass 9-10 Jahre lang die Schüler trotz ihrer kognitiven Heterogenität zusammen unterrichtet werden? Was erfhoffst du dir davon? Eines unserer Ziele in der Grundschule war ja bislang, 4 Jahre lang zu ermitteln, welcher schulische Weg der richtige für die Kids nach der Grundschulzeit wäre. Das wäre ja obsolet. Denkst du, leistungsschwache Kinder haben kein Recht auf leistungsgerechte Förderung, leistungsstarke Kinder nicht auf leistungsgerechte Forderung? In einer Klasse mit großer Leistungsspanne ist das nur sehr bedingt machbar.

    Ist das die wichtigste Aufgabe der Grundschule? Würde ich ziemlich merkwürdig finden.


    Mir gefällt der Ansatz von Gesamtschulen mit unterschiedlichen Kursen in den einzelnen Fächern ehrlich gesagt besser (auch wenn ich so ein System nicht besucht habe). Da wird den einzelnen Stärken doch mehr Rechnung getragen oder? Sicher gibt es dann auch SuS, die nur in den hohen oder nur niedrigen Kursen sind. Aber das ist doch auch nicht schlimm. Ich wäre in Sprachen und Geisteswissenschaften wohl eher in der Hauptschule am besten aufgehoben gewesen, aber in Naturwissenschaften und Mathe (außer in der Oberstufe) eher am Gymnasium.

  • Du möchtest also, dass 9-10 Jahre lang die Schüler trotz ihrer kognitiven Heterogenität zusammen unterrichtet werden? Was erfhoffst du dir davon? Eines unserer Ziele in der Grundschule war ja bislang, 4 Jahre lang zu ermitteln, welcher schulische Weg der richtige für die Kids nach der Grundschulzeit wäre. Das wäre ja obsolet. Denkst du, leistungsschwache Kinder haben kein Recht auf leistungsgerechte Förderung, leistungsstarke Kinder nicht auf leistungsgerechte Forderung? In einer Klasse mit großer Leistungsspanne ist das nur sehr bedingt machbar.

    Du möchtest also, dass Kinder, trotz ihrer verschiedenen Begabungen, laufend unter- oder überfordert werden, Hauptsache alles bleibt wie es ist? Dass nur das Mittelmaß zufrieden seiner Wege geht? Als Ziel siehst du es, zu ermitteln, welchen Weg ein Zehnjähriger den Rest seines Lebens nehmen wird, weil du wer bist, Gott? Denkst du, leistungsschwache Kinder werden in der Hauptschule bestmöglich gefördert? Weißt du überhaupt, was leistungsschwach ist? Gehörst du auch zu den Grundschullehrern mit der beschränkten Weltsicht, nur Kinder, die immer brav schnipsen und deren Eltern schöne Plakate basteln "gehören aufs Gymnasium"? Glaubst du, in großen Gymnasial-, Realschul- oder gar Oberschulklassen gibt es keine enorme Heterogenität?


    Die rhetorischen Fragen aus deinem Dorfkosmos kannst du dir sparen.

  • Du möchtest also, dass 9-10 Jahre lang die Schüler trotz ihrer kognitiven Heterogenität zusammen unterrichtet werden? Was erfhoffst du dir davon? Eines unserer Ziele in der Grundschule war ja bislang, 4 Jahre lang zu ermitteln, welcher schulische Weg der richtige für die Kids nach der Grundschulzeit wäre. Das wäre ja obsolet. Denkst du, leistungsschwache Kinder haben kein Recht auf leistungsgerechte Förderung, leistungsstarke Kinder nicht auf leistungsgerechte Forderung? In einer Klasse mit großer Leistungsspanne ist das nur sehr bedingt machbar.

    Es grenzt an Hybris, anzunehmen, nach 4 Jahren könne man bereits genau einschätzen, welchen Lebens- oder zumindest Bildungsweg ein Kind genau einschlagen könne. Das Problem am (bereits sehr früh) gegliederten Schulsystem ist doch gerade die frühe Einstufung und die dabei bestehende starke Abhängigkeit von sachfremden Faktoren wie sozialer Herkunft.

  • s3g4 : Es ist nicht die wichtigste Aufgabe. Diese sehe ich eher in der Vermittlung von Kulturtechniken und wichtigen Basiskompetenzen, die später erweitert und vertieft werden. Dennoch ist es ja so, dass die Kinder zunehmend in spezialisierten Lerngruppen lernen und sich sozialisieren: Im Kindergarten noch altersgemischt, in der Grundschule dann altershomogen, in der weiterführenden Schule alters- und leistungshomogen, in der Berufsschule/Hochschule leistungs- und interessenhomogen.


    @samu: In einem leistungsheterogenen Umfeld sind Schüler unter- oder überfordert, nicht in einem leistungshomogenen Umfeld. Das Mittelmaß hättest du gerade bei der integrierten Gesamtschule. Es geht nicht um den Rest des Lebens, sondern die nächsten 5-9 Jahre. Ein für Kinder langer, aber aus Gesamtlebenssicht vergleichsweise kurzer Zeitraum. Die leistungsbezogene Heterogenität in einer Realschulklasse dürfte dadurch eingeschränkt sein, dass die leistungsbezogenen Extreme nicht oder zumindest in geringerem Maße hier vorzufinden sind. Ich war schon bei Gesprächen bzgl. Empfehlung für die weiterführende Schule dabei, habe sie aber noch nicht selbstständig geführt. Ich würde im Zweifelsfall, auch bei meinen eigenen Kindern, immer die niedrigere Schulform empfehlen.


    Seph: 4 Jahre reichen deiner Meinung nach nicht aus? Ehrlich gesagt konnte ich meist nach mehreren Wochen (z.B. in Praktika) schon relativ sicher einschätzen, auf welchem Niveau sich ein Kind etwa befindet.

  • Seph: 4 Jahre reichen deiner Meinung nach nicht aus? Ehrlich gesagt konnte ich meist nach mehreren Wochen (z.B. in Praktika) schon relativ sicher einschätzen, auf welchem Niveau sich ein Kind etwa befindet.

    Und das stimmt dann auch mit dem Lebensweg überein? Darüber wirst du bisher wohl noch keine Aussage treffen können, weil die SuS dafür noch zu jung sind. Du kannst vielleicht (!) nach ein paar Wochen das aktuelle Niveau eines Kinder einschätzen, aber sicher nicht das zukünftige.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Du möchtest also, dass 9-10 Jahre lang die Schüler trotz ihrer kognitiven Heterogenität zusammen unterrichtet werden? Was erfhoffst du dir davon? Eines unserer Ziele in der Grundschule war ja bislang, 4 Jahre lang zu ermitteln, welcher schulische Weg der richtige für die Kids nach der Grundschulzeit wäre. Das wäre ja obsolet. Denkst du, leistungsschwache Kinder haben kein Recht auf leistungsgerechte Förderung, leistungsstarke Kinder nicht auf leistungsgerechte Forderung? In einer Klasse mit großer Leistungsspanne ist das nur sehr bedingt machbar.

    "Leistungsgerechte Förderung" hängt nicht von der Schulart ab, sondern von ausreichendem (!!!), gut qualifizierten Personal, um z.B. Binnendifferenzierung im Team-Teaching machen zu können, Inklusionsassistenten zur Einbindung zu haben, sonderpädagogisch geschultes Personal mit ausreichender Stundenzahl in allen erforderlichen Klassen zu haben, Differenzierungsräume zur Arbeit in Kleingruppen etc. Einfach nur Schulformen zu separieren hat gar nichts mit "leistungsgerechter Förderung" zu tun sondern macht zunächst mal nur das: Separieren und eine vermeintliche Homogenität herstellen, die es so nicht gibt. Ich bin durchaus Anhängerin von Gymnasien, sehe aber auch die Vorteile, die ein komplett anderes System zumindest für die vielen deutlich weniger privilegiert aufwachsenden Kinder haben kann- vorausgesetzt man sorgt durch einen entsprechenden personellen Schlüssel, Ausstattung, Gelder dafür, dass ein derartiges System auch in schwierigen Einzugsbereichen und bei besonders förderbedürftiger Schülerschaft erfolgreich funktionieren kann. Sich dem komplett entgegenzustellen ist für mich gleichbedeutend damit sich als Eliten weiter abgrenzen und liebgewonnene Pründe verteidigen zu wollen (bis heute eine der Kernkompetenzen der deutschen Bildungslandschaft wenn man so will).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • 4 Jahre reichen deiner Meinung nach nicht aus? Ehrlich gesagt konnte ich meist nach mehreren Wochen (z.B. in Praktika) schon relativ sicher einschätzen, auf welchem Niveau sich ein Kind etwa befindet.

    Ich kenne Zwillinge, einer hat die Gymnasialempfehlung bekommen, der andere nicht. Die Eltern haben sich dafür entschieden, trotzdem beide am Gym anzumelden, der "Leistungsschwache" macht jetzt Physik-LK.

    In einem leistungsheterogenen Umfeld sind Schüler unter- oder überfordert, nicht in einem leistungshomogenen Umfeld.

    Und du denkst, in einer Gymnasialklasse sind alle homogen. Vergleiche einfach dich mit deinen ehemaligen Klassenkamerad*innen. Wenn du immer noch findest, ihr seid alle gleich, dann kann ich dir nicht helfen.

    Ich würde im Zweifelsfall, auch bei meinen eigenen Kindern, immer die niedrigere Schulform empfehlen.

    Würdest du nicht.

  • Als Fan des dreigliedrigen Systems

    Bist Du das aus echter, reflektierter, durchdachter Überzeugung oder weil Du es schön fändest, wenn

    alles bleibt wie es ist

    ?

    Ich glaube nämlich eher, Deine Verteidigung des dreigliedrigen Schulsystems ist Ausfluss Deiner

    beschränkten Weltsicht


    aus deinem Dorfkosmos

    .


    Danke @samu für die passenden Stichworte.

Werbung