Pflichtpraktikum- Schüler suchen nicht ernsthaft nach einer Stelle

  • Wir haben das Problem, dass einige Schüler bislang noch keine Stelle fürs Pflichtpraktikum gefunden haben. Unsere Praktikum startet eine Woche nach den Herbstferien und dauert 4 Wochen.

    Von 34 Schülern aus zwei Klassen sind 6 unversorgt.

    Als Klassenlehrer hakte ich nach und fragte nach Bewerbungen. Dabei stellte sich heraus, dass zwei Problemschüler nichts gemacht haben und die anderen nur 2-4 Anrufe gemacht haben. Auf Druck reagieren die Schüler nicht und in den Ferien kann ich diese weder telefonisch noch per Mail erreichen.


    Die Schüler dürfen aufgrund der Pandemie sogar fachfremde Praktika machen. Da in vielen Berufen, besonders im Handwerk, Bewerber-Mangel herrscht, dürfe ein Praktikum kein Problem sein.


    Jetzt könnte es mir eigentlich egal sein, da ohne die Praktika keine Prüfungszulassung erfolgt und somit ein Problem für die Schüler ist.


    Aber: Die Schulleitung behauptet, dass wir aufgrund von Corona dann schulinterne Praktika anbieten müssen, was für die Fachlehrer ein Riesenmehraufwand ist. Es muss Betreuung gewährleistet werden, Infrastruktur bereitgestellt und überwacht werden usw..


    Weiß jemand, ob die Vorgaben der Schulleitung stimmen und ob es Alternativen für lustlose Schüler gibt?


    Vielen Dank für Antworten.


    Schulform: BK NRW - Assistentenbildungsgang mit Berufsausbildung und FHR

  • Zur Frage kann ich auch nichts sagen, wollte aber dasselbe wie Chili vorschlagen. Bei uns zieht "Wenn du dich nicht kümmerst, finde ich was für dich, sei sicher."

  • Wir drohen unseren SuS auch gerne mal mit "Du musst dem Hausmeister helfen".

    Wenn diese Drohung nicht klappt: Ein oder zwei Tage durchziehen und SuS nicht vor 16 Uhr heim lassen. Unser Hausmeister findet dann immer "schöne" Aufgaben:

    Laub aufkehren (falls es im Herbst ist), Unkraut zupfen, ... (er kann da seeeeeeeeeeeeehr erfinderisch sein und ist da seeeeeeeeeeeeeeehr pingelig, obwohl er normaler Weise ein herzensguter Mensch ist und man von ihm jeden Gefallen haben kann, den man möchte, wenn man denn freundlich fragt)

    Spätestens nach dem 2. Tag finden die SuS dann doch noch ganz schnell einen Praktikumsplatz.

  • Es wäre mir peinlich, wenn die von mir vermittelten Schüler dort Ärger bereiten. Sei es durch Fehlzeiten oder schlechtem Benehmen.

    So schlechte Stellen kenne ich gar nicht. Selbst die Müllabfuhr ist heute beliebt.

    Kommt aufs Klientel an. Bei uns würden die bei solchen (und anderen Jobs) auch lange Gesichter ziehen ... und sich schnell etwas Eigenes suchen.

  • Bei uns (auch am BK) haben die Fachlehrer dann tatsächlich ein Praktikum in der Schule angeboten (bis zu den Sommerferien, für danach haben scheinbar alle eins).

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Von dem Problem, dass SuS sehr "lahmar...ig" sind bei der Suche nach einem Praktikumsplatz, kann ich als Klassenlehrerin einer BFS-Klasse auch ein Lied singen. Unser vierwöchiges Praktikum findet jährlich im Februar - also zu Beginn des zweiten Halbjahres - statt. Diejenigen SuS, die nach den Weihnachtsferien noch keine Bestätigung eines Praktikumsbetriebs eingereicht haben, erhalten von mir eine Liste mit möglichen Praktikumsbetrieben und müssen mir nachweisen (mit Betriebsstempel), dass sie sich wirklich um einen Praktikumsplatz bemüht haben.

    Wenn es dann zu Beginn des Praktikums immernoch SuS gibt, die keinen Platz gefunden haben, müssen diese für die vier Wochen am Unterricht einer anderen Klasse (gerne Fachoberschule, Technikerschule oder BG) teilnehnem und erhalten in dem entsprechenden Lernfeld eine 6.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Die Schulleitung behauptet, dass wir aufgrund von Corona dann schulinterne Praktika anbieten müssen, was für die Fachlehrer ein Riesenmehraufwand ist. Es muss Betreuung gewährleistet werden, Infrastruktur bereitgestellt und überwacht werden usw..

    Das war bei uns im letzten Schuljahr allerdings auch der Fall, weil viele potentielle Praktikumsbetriebe wegen Corona keine Praktikant*innen aufnehmen wollten. Das dem wirklich so war und keine Ausrede von faulen SuS, haben wir Lehrkräfte und auch die SL in Gesprächen mit einer ganzen Reihe von Betrieben bestätigt bekommen. Teilweise wurden unsereren SuS auch bereits zugesagte Praktikumsplätze wieder abgesagt.

    Wir haben daraufhin zunächst das Praktikum von Februar auf Mai verschoben, aber da gab es noch ähnliche Probleme.

    Die "unversorgten" SuS (aus meiner Klasse waren es neun) wurden daher in den vier Wochen beschult. Sie erhielten Projektaufträge, die sie z. T. zuhause und z. T. in der Schule erledigen konnten (dafür haben die Vertretungsplaner*innen PC-Räume zur Verfügung gestellt). Mehrarbeit hatten wir KuK dadurch nicht großartig - abgesehen vom Erstellen der Projektaufträge, aber das haben wir uns mit mehreren KuK aufgeteilt (ich hatte nur eine Stunde damit verbracht) -, denn wir brauchten bei den SuS, die im Praktikum waren, nur telefonische Betreuung durchzuführen statt zum Betrieb zu fahren, und die SuS, die nicht im Praktikum waren, mussten am Ende der vier Wochen eine Projektmappe abgeben, die wir dann - genau wie die Praktikumsmappen - korrigieren konnten.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Eigentlich ist die Sache ganz einfach. Kein Praktikum/ keine Zulassung zur Prüfung.


    Dank Corona und Bezirksregierung/ Schulleitung? müssen dann schulinterne Praktika angeboten werden, was die Problemschüler als Anlass zum Nichtstun verstehen. Bewerbungen schreiben und anrufen ist schließlich ungewohnt und mit viel Arbeit verbunden.

  • Ich wundere mich etwas, dass diese Regelung auch jetzt noch bei euch gilt. Mir scheinen die Betriebe mittlerweile wieder "offener" zu sein, was das Anbieten von Praktikumsplätzen angeht. Schon jetzt haben mir sechs SuS (von 24) aus meiner Klasse Bestätigungen für das - ja erst in über einem Vierteljahr stattfindende - Praktikum vorgelegt und auch in anderen Klassen klappt es wieder. Unsere BES-Klassen bspw. treten ebenfalls nach den Herbstferien ihr erstes zweiwöchiges Praktikum an und laut ihrer Klassenlehrkräfte haben alle SuS einen Praktikumsplatz bekommen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Kann man nicht eine Liste mit Betrieben erstellen (lassen), die bereit sind, SuS aufzunehmen? Diese Liste wird dann den Unwilligen in die Hand gedrückt und gesagt: Kümmert euch gefälligst.

    Wir haben z.B. Berufsorientierungsmessen oder eine Dame/ ein Herr von der Arbeitsagentur kommt regelmäßig.

    Dort könnte man doch nach Betrieben fragen (ggf. per Mail), die bereit sind, SuS aufzunehmen.


    Und so eine Liste erstellt man einmal und hat sie dann immer wieder zur Verfügung.


    Ansonsten von den SuS die Betriebe nennen lassen, bei denen sie angerufen haben und stichprobenartig nachprüfen. Vll. kommen da ja ganz andere Infos raus.

  • Kann man nicht eine Liste mit Betrieben erstellen (lassen), die bereit sind, SuS aufzunehmen? Diese Liste wird dann den Unwilligen in die Hand gedrückt und gesagt: Kümmert euch gefälligst.

    Wir haben z.B. Berufsorientierungsmessen oder eine Dame/ ein Herr von der Arbeitsagentur kommt regelmäßig.

    Dort könnte man doch nach Betrieben fragen (ggf. per Mail), die bereit sind, SuS aufzunehmen.


    Und so eine Liste erstellt man einmal und hat sie dann immer wieder zur Verfügung.

    Genau das machen wir auch! Wir nehmen auf die Liste Ausbildungsbetriebe unserer Berufsschüler*innen auf, von denen wir wissen, dass sie bereit sind, auch Praktikant*innen zu beschäftigen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • gerne Fachoberschule, Technikerschule

    Ideal wäre es natürlich, wenn diese Schulformen abends stattfinden. :)


    EDIT: Also ernsthaft, fachinformatiker: alles, was Euch nur durch massive Schülerfaulheit oder Drückebergerei Mehraufwand verursacht, sollte so stattfinden, dass es weh tut. Wir haben das mal mit Nahschriften durchgezogen, nachdem "zufällig" in einem Jahrgang so viele Arzttermine auf Klassenarbeiten fielen, dass wir in Klassenstärke Nachschreiber hatten.


    Einmal nen sammeltermin samstags morgens um halb 8, und schwupps, war Ruhe.


    Wäre es also bei euch beispielsweise eine Option, dass aus schulorganisatorischen Gründen (Ihr habt doch sicher auch nicht genug Personal) die SchülerInnen unter der Woche in eine andere Klasse gehen, wie von Humblebee vorgeschlagen, und dann abends oder am WE - ansonsten habt Ihr ja keine Zeit - das Praktikum bei euch machen?

    Sowas spricht sich rum. Das tut Euch dann nur einmal weh, nächstes Jahr wird sich jeder um einen Platz bemühen.

  • Ideal wäre es natürlich, wenn diese Schulformen abends stattfinden. :)


    EDIT: Also ernsthaft: alles, was Euch nur durch massive Schülerfaulheit oder Drückebergerei Mehraufwand verursacht, sollte so stattfinden, dass es weh tut. Wir haben das mal mit Nahschriften durchgezogen, nachdem "zufällig" in einem Jahrgang so viele Arzttermine auf Klassenarbeiten fielen, dass wir in Klassenstärke Nachschreiber hatten.


    Einmal nen sammeltermin samstags morgens um halb 8, und schwupps, war Ruhe.

    Nee, die Unterrichtsstunden an der Technikerschule oder der FOS u. ä. finden bei uns weder abends noch samstags statt (wir haben gar keinen Abend- oder Samstagsunterricht). Und wenn dem so wäre, dürften wir die "unversorgten" SuS dann auch gar nicht unbedingt am Unterricht dieser Klassen teilnehmen lassen, denn wir müssen sicherstellen, dass sie mit dem ÖPNV zur Schule und wieder zurück kommen. Vorgabe von der Landesschulbehörde (da gab es vor Jahren mal Ärger, als SuS an einem Projekt, das bis in den Abend hinein dauerte, teilnehmen sollten).

    Das beträfe auch einen etwaigen Nachschreibtermin an einem Samstag.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Genau das machen wir auch! Wir nehmen auf die Liste Ausbildungsbetriebe unserer Berufsschüler*innen auf, von denen wir wissen, dass sie bereit sind, auch Praktikant*innen zu beschäftigen.

    Gute Idee und danke für die Mühe.

    ...dass zwei Problemschüler nichts gemacht haben und die anderen nur 2-4 Anrufe gemacht haben.

    Wenn ich auch mal für die mit Problemen in die Bresche springen darf, es gibt durchaus auch SuS, die wirklich enttäuscht sind, wenn bei 4 Anrufen 4 Absagen dabei sind und aufgeben, wenn ihnen keiner Mut macht. Deine SuS sind natürlich älter als unsere, aber ich würde nicht per se "kein' Bock" unterstellen.

  • Jede Schule hat einen Schulträger. Dort gibt es auch immer Beschäftigungsmöglichkeiten und die halte ich für den ersten Ansprechpartner.


    Dort gibt es meist einen Bauhof (früher Dienstbeginn, viel frische Luft, viel Bewegung), einen Gemeindevollzugsdienst (viel Bewegung, viel frische Luft), Wertstoffhof (viel draußen, frische Luft mal so mal so), ...

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