G9 in Bayern - ist nun alles besser?

  • Die Umstellung von G8 nach G9 und wieder zurück gab es doch in (fast?) allen Bundesländern in der ein oder anderen Art und Weise. Einer Verlängerung der Schulzeit von 12 auf 13 Jahre bis zur Matura gab es auch in einigen Kantonen in der Schweiz vor einigen Jahren und es würde mich nicht wundern, würde ich noch ne Menge andere Länder finden, die solche Umstrukturierungen im Bildungswesen in den letzten Jahren gemacht haben. Ja, wenn man den gleichen Stoff auf mehr Schuljahre verteilt gibt's zwangsläufig weniger Nachmittagsunterricht. Wir diskutieren hier allenfalls Allgemeinschauplätze aber sicher nichts, was fürchterlich speziell für Bayern ist.


    Dazu kommt, dass ja ca. 1,5 Jahre kein normaler Unterricht wegen Corona möglich war.

    Das widerspricht jetzt aber dem allgemeinen Forums-Narrativ. Es läuft doch alles super mit der Distanzbeschulung.

  • Die Umstellung von G8 nach G9 und wieder zurück gab es doch in (fast?) allen Bundesländern in der ein oder anderen Art und Weise. Einer Verlängerung der Schulzeit von 12 auf 13 Jahre bis zur Matura gab es auch in einigen Kantonen in der Schweiz vor einigen Jahren und es würde mich nicht wundern, würde ich noch ne Menge andere Länder finden, die solche Umstrukturierungen im Bildungswesen in den letzten Jahren gemacht haben. Ja, wenn man den gleichen Stoff auf mehr Schuljahre verteilt gibt's zwangsläufig weniger Nachmittagsunterricht. Wir diskutieren hier allenfalls Allgemeinschauplätze aber sicher nichts, was fürchterlich speziell für Bayern ist.


    Das widerspricht jetzt aber dem allgemeinen Forums-Narrativ. Es läuft doch alles super mit der Distanzbeschulung.

    Naja, dass es SUPER lief würde ich nicht sagen. Es lief nicht so schlecht, wie manche es darstellen. Super und normal sind übrigens nicht deckungsgleich. Beides kann super laufen, aber nur eins von beiden ist normal ;)

    Aber ob der Stoff des Lehrplans (und darum ging es in der Hauptsache) nun in normalen Zeiten gut oder weniger gut zu bewältigen ist, kann ich halt nun nicht so beurteilen.

  • @Antimon: Nein, eigentlich ist das Gegenteil der Fall.

    In Allgemeinplätzen würde man sich hier verlieren, wenn das Thema hieße: "Bundesweite Erfahrungen mit G9". Weil man dann berücksichtigen müsste, dass hierzulande 16 verschiedene Schulsysteme mit teils erheblichen Unterschieden hinsichtlich Regeln, Gepflogenheiten, Noten- und Prüfungssystem, Stundentafel, Fächer(-verbünde) und der Frage: "Was soll Schule/Bildung eigentlich leisten?" bestehen.

    Das ist G8-/G9-unabhängig.

    Die Umstellung zurück auf G9 war/ist bei den Bundesländern, die diese vollzogen haben, ebenfalls nicht "gleich". Soweit ich das mitbekommen habe, hat bspw. Niedersachen tatsächlich den Unterrichtsstoff von 8 auf 9 Jahre gestreckt. Bayern hat dies nicht getan, sondern die Lehrpläne nochmals überarbeitet/verändert und je nach Fach neue Themen aufgenommen und alte gestrichen. Das ist keine bloße Streckung der Inhalte auf ein Jahr mehr.

    Bei NRW und Schleswig-Holstein weiß ich es nicht.


    Das Thema dreht sich wie bereits mehrfach erwähnt ebensowenig um die Frage: "Wie sind die Schüler*innen?"

    Auch nicht um "Gibt es nun wirklich weniger Nachmittagsunterricht?"

    Sondern es geht um einen praktischen Erfahrungsaustausch bayerischer Lehrkräfte. Gerade für Bayern ließe sich das gut bewerkstelligen, da wir anders als in den meisten Bundesländern hier einen recht eng gesteckten Rahmen haben, d.h. wir haben Stundentafeln, die genau festlegen, in welcher Jahrgangsstufe welches Fach mit wie vielen Wochenstunden unterrichtet wird. Die Lehrpläne der einzelnen Fächer sind ebenfalls recht "eng" definiert, d.h. welche Inhalte/Themen behandelt werden müssen, mitsamt grob vorgegebener Stundenanzahl. Dies alles trotz Umstellung auf kompetenzorientierte Lehrpläne. Das ist an Gymnasien so, bei uns an den Berufsschulen/beruflichen Schulen, ebenso an Realschulen. Inwiefern das für Grund-, Mittel- und Förderschulen ebenso "streng" vorgegeben ist, weiß ich nicht. Was die Mittelschulen von Gymnasien und Realschulen dahingehend entscheidet ist, dass es dort Fächerveründe gibt: PCB für die naturwissenschaftlichen Fächer Physik, Chemie und Biologie und GSE für Geschichte, Sozialkunde und Erdkunde, und es somit trotz Lehrplanvorgaben praktisch betrachtet mehr Freiheiten gibt, bestimmte Themen vertieft zu behandeln und manche eher oberflächlich.


    Wir haben hier in Bayern keine Kontingentstundentafeln wie mittlerweile zahlreiche andere Bundesländer, bei denen für Fächergruppen (bspw. gesellschaftswissenschaftliche und naturwissenschaftliche Fächer) lediglich eine Gesamtstundenzahl pro Stufe (also Unter- und Mittelstufe) angeben ist, aus der jede Schule selbst entscheiden kann, welches Fach mit wie vielen Stunden in welcher Jahrgangsstufe wird. Dementsprechend werden in diesen Bundesländern an jeder Schule des entsprechenden Schultyps unterschiedliche Themen unterschiedlich intensiv behandelt, was einen jeweils landesweiten Vergleich wiederum eher schwierig gestaltet.


    Falls die Fächer- und Lehrplanvorgaben in anderen deutschen Bundesländern (in Niedersachen gibt es meines Wissens ebenfalls keine Kontingentstundentsafeln, sondern dort wird das wie in Bayern gehandhabt) und/oder in der Schweiz ähnlich geregelt sein sollte wie in Bayern, dann ist das zwar interessant, berücksichtigt trotzdem nicht die angesprochenen Unterschiede. All diese Unterschiede sollten eigentlich bekannt sein und nicht noch erklärt werden müssen. Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, weshalb es nun ein Problem sein soll, wenn man sich hier speziell mit den Erfahrungen aus/in einem Bundesland austauschen möchte??


    DeadPoet: Danke nochmals für deine Erzählungen zu Geschichte und Englisch.

  • Ich verstehe ehrlich gesagt auch nicht, weshalb es nun ein Problem sein soll, wenn man sich hier speziell mit den Erfahrungen aus/in einem Bundesland austauschen möchte??

    Es ist überhaupt kein Problem. Dass die im Thread anwesenden 3 Bayern dir zu deinem im letzten Beitrag hochspezifischen Ausführungen aber (noch) nichts geschrieben haben, weist darauf hin, dass entweder deine initiale Fragestellung unpräzise war oder all die von dir erwähnten formalen Unterschiede zu anderen Bundesländer am Ende dann doch nicht die grosse Bedeutung haben. Die allgemeinen Fässer mit der schwindenden Lesekompetenz und der Unfähigkeit zum Dreisatzrechnen hast du doch selbst aufgemacht.


    Weil man dann berücksichtigen müsste, dass hierzulande 16 verschiedene Schulsysteme mit teils erheblichen Unterschieden hinsichtlich Regeln, Gepflogenheiten, Noten- und Prüfungssystem, Stundentafel, Fächer(-verbünde) und der Frage: "Was soll Schule/Bildung eigentlich leisten?" bestehen.

    Manch einer behauptet auch wir hätten in der Schweiz 27 verschiedene Schulsysteme, wenn man die Liechtensteiner noch mit dazu nimmt. Ich habe in 3 verschiedenen Kantonen unterrichtet, im Alltag spielen ein paar formale Unterschiede in der Stundentafel einfach keine Rolle. Man unterrichtet seine Fächer und am Ende kommt ne Matura bei rum die dann ja auch landesweit anerkannt ist. Allein das zeigt schon, so gross *können* die Unterschiede gar nicht sein, wenn das Ausbildungsziel 27 x das gleiche ist. Regeln und Gepflogenheiten unterscheiden sich insbesondere von einem Schulhaus zum anderen, das hängt mehr von den unterrichtenden Kollegien denn von den allgemeinen Rahmenbedingungen ab. Formale Unterschiede machen sich dann bemerkbar, wenn es z. B. um die Leistungsbewertung geht. Die einen rechnen, die anderen runden, etc. pp. Aber das spielt doch für die Frage, ob ein Jahr mehr oder länger zum Abi gut oder schlecht ist, auch wieder keine Rolle. Solange es um die gleiche Schulform geht, versteht sich.


    d.h. wir haben Stundentafeln, die genau festlegen, in welcher Jahrgangsstufe welches Fach mit wie vielen Wochenstunden unterrichtet wird. Die Lehrpläne der einzelnen Fächer sind ebenfalls recht "eng" definiert, d.h. welche Inhalte/Themen behandelt werden müssen, mitsamt grob vorgegebener Stundenanzahl.

    Das ist mir bekannt, ja. Dazu aber eine etwas ketzerische Frage: Wen interessiert es denn, ob ein Thema gemäss Lehrplan behandelt wurde wenn das Fach gar nicht prüfungsrelevant ist? Ich habe für meine Fächer auch einen Lehrplan in dem irgendwas drinsteht. Was ich im Grundlagenfach tatsächlich unterrichte, danach hat mich noch nie jemand gefragt.



    Dementsprechend werden in diesen Bundesländern an jeder Schule des entsprechenden Schultyps unterschiedliche Themen unterschiedlich intensiv behandelt, was einen jeweils landesweiten Vergleich wiederum eher schwierig gestaltet.

    Für meine Unterrichtsfächer behaupte ich jetzt mal ganz dreist, dass die Gewichtung einzelner Themen in erster Linie von den Neigungen der Lehrperson abhängt. Das wird auch an den Gymnasien so sein da beide Fächer keine allgemeinen Prüfungsfächer wie Mathe oder Deutsch sind. Und damit werden auch innerhalb Bayerns allfällige Vergleiche auf der Detailebene schwierig bis unmöglich. Zentralabitur wird hingegen meines Wissens in allen BL (mit Ausnahme RLP, meine ich) geschrieben und darauf bereitet man dann halt vor. Ich kenne ja die Abitrainer von Stark. Was da in meinen Fächern abgefragt wird hindert einen ja nicht dran mit den Unterrichtsinhalten zu "spielen" sobald man die Grundlagen abgearbeitet hat.


    Auch Herr Rau hat übrigens direkt in der ersten Antwort auf deinen Eingangsbeitrag darauf hingewiesen, dass der wesentliche Unterschied zu Gymnasium heute und Gymnasium früher die Übertrittsquote ist. Du kannst ein G9 von heute mit einem G9 von früher nicht mehr vergleichen wenn da in der formal gleichen Schulform plötzlich doppelt so viele SuS landen. Da die ja nicht mit einmal doppelt so schlau sind, sinken zwangsläufig die Ansprüche. Ich habe jetzt tatsächlich im Baselland die Umstellung von 12 1/2 Jahren auf 13 Jahre bis zur Matura als Lehrperson noch mitgemacht und sage dir, das ist Jacke wie Hose da sich die Übertrittsquote in der Zeit praktisch nicht verändert hat. Im Grunde war bzw. ist die Aktion eine riesige Steuergeldverschwendung weil ja mehr Personalkosten anfallen, auf den Erfolg der SuS hatte es genau Null Einfluss. Die Basler haben um ein ganzes Jahr verlängert und stehen in allen Statistiken immer noch schlechter da als Baselland - einfach nur deshalb, weil sie eine signifikant grössere Übertrittsquote ans Gymnasium haben. Ein Jahr hin oder her macht da den Bock nicht fett. Man müsste das ganze System von Grund auf neu aufziehen wenn man den Zugang zum Gymnasium nicht (mehr) regulieren möchte. Oder, wie DeadPoet eben auch schon vorschlug: Wenn man weiter dreigliedrig bleiben will, dann muss man eben sortieren, nur so funktioniert dieses System.

  • Vielleicht schreibt hier aber auch kaum jemand, weil er/sie besseres/wichtigeres zu tun hat, was ich gut verstehen könnte.

    Oder aber, weil er/sie eigentlich gerne etwas schreiben würde, aber ihm/ihr die Lust daran vergangen ist, weil anstatt sich zwanglos über Erfahrungen auszutauschen, sich das Thema ständig in eine Richtung entwickelt, die mit der eigentlichen Intension dieses Themas nichts zu tun hat. Danke dafür!

    Zu dem was du geschrieben hast gehe ich ansonsten nicht drauf ein, weil es mit den Erfahrungen bayerischer Lehrkräfte mit dem G9 in Bayern nichts zu tun hat.

  • Antimon, wenn du schon spekulierst, warum ich als einer der anwesenden Bayern nichts geschrieben habe: Lust vergangen, ja, wieder mal.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Klar, so wird es sein. Du warst der erste, der geantwortet hat und hast auch nur Allgemeinschauplätze bedient.

  • Bin Baden-Württemberg, hier gibt es beide Modelle.

    Mein Sohn ist G9 und genießt, dass Zeit für Hobbys bleibt. Manche G8-Vereinskolllegen können nicht ins Training, weil zu der Zeit noch Unterricht ist. Ebenso nimmt er an einer AG teil.

    Beruflich Gymnasien, da arbeite ich, sind ja indirekt G9 und ich merke in Deutsch und Ethik in Klasse 13 oft, dass es gut ist, dass die Schüler ein Jahr älter und reifer sind.

    Ganz abgesehen davon, dass es an den Unis inzwischen Eltrrnabende wegen vieler minderjähriger Schüler gibt, das empfinde ich als schräg.

  • Ich verstehe die ganze Diskussion nicht. Um die im Titel gestellte Frage zu beantworten: Ja, natürlich. Aber das hat doch nichts mit G9 zu tun. :engel:

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

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