Einem kurzen Selbstlaut folgen mindestens zwei Mitlaute

  • Wie du ja selbst schreibst: Die Bestimmung von kurzem oder Selbstlaut ist ja nicht Zweck an sich, sondern es geht um die Rechtschreibung der Mitlaute nach dem Selbstlaut. Dass jetzt erstmal für die Wahrnehmung von kurzem und langem Selbstlaut sensibilisiert wird, ist ja sinnvoll.


    Wie gesagt, ich habe mich nur daran gestört, dass dabei im Lehrwerk impliziert wird, ein Selbstlaut vor (mindestens) zwei Selbstlauten sei immer kurz. Das ist natürlich bei zahlreichen zusammengesetzten Nomen nicht der Fall, aber eben auch nicht bei einigen anderen Gegenbeispielen, wo bereits im Wortstamm zwei Mitlaute folgen und der Selbstlaut dennoch lang ist.

  • Die Bestimmung von kurzem oder Selbstlaut ist ja nicht Zweck an sich, sondern es geht um die Rechtschreibung der Mitlaute nach dem Selbstlaut.

    Schon klar, aber das ist m.E. keine Regel, die Achtjährige weiterbringt.

  • Schon klar, aber das ist m.E. keine Regel, die Achtjährige weiterbringt.

    Die deutsche Rechtsschreibung ist halt nicht systematisch, wie man's gerne hätte. Gerade das Durcheinander von kurz und lang (mal geht's über die Konsonanten, mal über Dehnungs-Eumel, mal muss man es einfach wissen) ist da ein unschönes Beispiel. Ich weiß nicht, ob da etwas für Achtjährige dabei ist.

  • die regel ist genau umgekehrt: im deutschen zeigen doppelte konsonanten an, dass der vokal, der vor ihnen steht, kurz gesprochen wird. doppelte konsonanten sind also eigentlich eine leseanleitung für den vokal, damit man "offen" und nicht "Ofen" liest. so herum gibt es keine ausnahmen; so kann man es also ohne widersprüche erklären. die erklärung mit der silbentrennung ("schwim-men") finde ich auch für grundschüler, die mit offenen und geschlossenen silben überfordert wären, unlogisch (ein kurzer vokal steht nur in geschlossenen silben, daher "schwim-"). es bringt vielleicht ein bisschen was, indem die kinder sich dann durch das wiederholte silbentrennen ("schwim-men") die schreibweise merken.

  • Osterhasenopfer

    Mein Wort des Tages.


    Inhaltlich kann ich nichts beitragen, finde aber eure Diskussion extrem interessant - sowohl das Unterrichten von Grundschulklassen, als auch das Unterrichten von Sprache (noch dazu der eigenen) könnte ich niemals leisten. Ihr habt meinen Respekt. Weitermachen! :)

  • es bringt vielleicht ein bisschen was, indem die kinder sich dann durch das wiederholte silbentrennen ("schwim-men") die schreibweise merken.

    Das habe ich in einer (wirklich sehr guten) Fortbildung auch so gelernt: man kann doppelte Mitlaute nicht wirklich heraushören, indem man in Silben spricht, aber es ist hilfreich, Lernwörter mit doppelten Mitlauten bewusst in Silben sprechen zu lassen, um sich die Schreibweise einzuprägen und ein Sprachgefühl zu entwickeln.

    grundschüler, die mit offenen und geschlossenen silben überfordert wären

    Unser Lehrwerk "Flex und Flo" versucht es trotzdem mit diesem Konzept. Ich habe damit so meine Schwierigkeiten, weil ich es doch sehr theoretisch finde und weil es eben so viele Bedingungen gibt, damit die Regeln anwendbar sind. Ich habe das Kapitel daher meist weggelassen. Einmal habe ich es dann doch probiert und habe gestaunt, dass die Kinder es letztlich besser verstanden haben als ich dachte.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • Für mich ist die Frage letztlich, ob (mindestens) zwei Konsonanten nach dem Selbstlaut eine hinreichende Bedingung oder nur eine notwendige Bedingung für einen kurzen Selbstlaut sind. S

    "Weder noch" ist völlig korrekt.


    hinreichend wäre, wenn gülte:

    "Wenn ein Selbstlaut von zwei Konsonanten gefolgt wird, ist er kurz"

    Gegenbeispiel: "Mond". Hast du ja selbst geschrieben.


    notwendig wäre, wenn gülte:

    "Wenn ein Selbstlaut kurz ist, folgen ihm zwei Konsonanten"

    Gegenbeispiel: Bus, bis, Ereignis, das, Kapitalismus


    [Das ist offenbar sehr schwierig, sehr viele meiner Schüler schreiben zum Beispiel "Ereigniss", seitdem habe ich auch öfter darüber nachgedacht, wie unlogisch das eigentlich ist, aber diese Wörter haben halt einen anderen Ursprung und da gilt die Regel mit -nis, -mus u.ä.]


    "Notwendig" ist auch keine "Abmilderung" von "hinreichend". Es gibt "notwendig, aber nicht hinreichend" und ebenso "hinreichend, aber nicht notwendig".

  • "Notwendig" ist auch keine "Abmilderung" von "hinreichend". Es gibt "notwendig, aber nicht hinreichend" und ebenso "hinreichend, aber nicht notwendig".

    Oh du hast recht, das hatte ich beim Schreiben so tatsächlich nicht auf dem Schirm!


    Auch deine Gegenbeispiele sind gut, vor allem bis, Ereignis und das. Zu Ereignis habe ich gefunden, dass es bis 1901 noch mit ß geschrieben wurde oder geschrieben werden durfte … nicht ganz unlogisch.

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