Berufsaussichten für das berufsschulische Lehramt Wirtschaftspädagogik (Studienrichtung II) und Deutsch

  • Servus!


    Viele kennen mich sicherlich bereits aus dem Post mit der Frage „PKV oder GKV.“. Da ich dieses Forum ganz hilfsbereit finde, möchte ich euch eine weitere Frage stellen.


    Meine Schwester möchte gerne Lehramt für berufliche Schulen studieren. Ihre Fachrichtung sollte Wirtschaftspädagogik in der Studienrichtung II (d.h. WiPäd + allgemeinb. Fach) und Deutsch sein.


    Wie meinem Name zu entnehmen ist, habe ich Physik und Mathematik (für Sek II) studiert - aber nicht von Anfang an. Ich habe mit WiPäd + Mathe angefangen und nach dem Bachelor in WiPäd aufgehört, da ich - trotz MBA, Fachabitur und Abitur im wirtschaftlichen Bereich - nicht mehr davon überzeugt war.

    Wie wir alle wissen, ist Deutsch eher weniger gefragt, in gewissen Kombinationen schlichtweg die „Todeskombi“. Traut man aber den Lehrerbedarfsprognosen, so erkennt man, dass - bundesweit - ein Mangel an Lehrern für das beruflichen Schulen herrscht. Besonders in den technischen Richtungen, aber auch die wirtschaftliche Richtung ist noch stark gefragt.

    Laut Mitarbeitern des Kultusministeriums Saarland, seien jegliche „Hauptfächer“ in Zusammenhang mit WiPäd eine gefragte Kombi. Man würde gut eine Stelle finden, auch mit Deutsch.


    Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob man dem Glauben schenken soll. Meine Schwester hat mich um Rat gefragt und ich frage euch um Rat. Es ist mir klar, dass niemand eine Glaskugel besitzt, aber sicherlich können manche Personen was dazu sagen. Es geht hier, wie gesagt, um das Lehramt an beruflichen Schulen. Also BGJ, BVJ, FOS,... Wie würdet ihr die Lage einschätzen? Ist der Bedarf da? Gehen bis 2027 oder ab 2027 viele mit dieser Kombi in Rente?


    Im besten Falle Erfahrungswerte aus dem Saarland, gerne aber auch bundesweit. Für meine Schwester ist es wichtig, dass Sie im Saarland bleiben kann und nicht von Aushilfe zu Aushilfe springt. Es sollten also (sehr) gute Aussichten auf eine Planstelle vorliegen. Wie gesagt, ich weiß, Glaskugel ist nicht so euer Ding ;) Aber man kann beispielsweise sicherlich von gewissen Kombinationen abraten, so zum Beispiel Geschi/Deutsch auf Gymnasiallehramt.


    Danke!

  • Also in meinem Bundesland (Hessen) ist das eine der am wenigsten gefragten Fachrichtungen für das Berufsschulelehramt, die Einstellungsanssichten werden aber immer noch mit "befriedigend" eingestuft und sind damit deutlich besser als für die meisten Fächerverbindungen auf Gymnasiallehramt.


    Wenn die Prognose in eurem Bundesland sogar gut ist, dann würde ich dem erst einmal glauben schenken, denn das Saarland dürfte aufgrund der Größe nicht so schwer statistisch zu beurteilen sein, und der Berufsschullehrermarkt ist ja auch kleiner als in den meisten anderen Schulformen.


    Andererseits sind die Einstellungsaussichten aber auch Galaxien von deinen entfernt und das Saarland ist eben sehr klein. Eventuell wird es dann der Rand von RLP. Wäre das so schlimm?


    Auch, dass man nicht erst mal Vertretungsstellen bekommt, kann einem in diesem Fall m.E. niemand garantieren. Aber mittelfristig dürfte es doch ganz gut aussehen.

  • Könntest du in repräsentativen Zahlen aufzeigen, was du mit „befriedigend“ meinst? Auf wie viele Stellen kommen wie viele Bewerber? Wie viele Bewerber kommen ins Ref? Wie viele Bewerber erhalten nach dem Ref eine Planstelle?


    Denkst du, es macht einem großen Unterschied, wenn sie ein anderes Zweitfach wählt? Oder würdest du sagen, dass gerade wegen WiPäd das Zweitfach ziemlich egal ist, da man die gleichen Chancen hat?


    Nein, der Rand von RLP wäre sicherlich kein Problem. Als Landesbeamter kann man aber landesweit versetzt werden. Spätestens dann ist das nicht mehr so toll, wenn man 80KM von der saarländischen Grenze entfernt eingesetzt wird und dann u.U. auch noch auf der anderen Seite des Saarlandes wohnt, sich der Weg also noch einmal verdoppelt.


    Es sollte auf jeden Fall darauf hinauslaufen, dass sie flott eine Planstelle erhält. Gut, wenn sie ein Jahr warten muss, ist das auch nicht tragisch - aber es sollten jetzt keine 3+ Jahre sein.


    Denkst du, mit Mathe + WiPäd hat sie bessere Chancen?

  • Ich war felsenfest davon überzeugt, dass du von Bayern schreibst. Ich habe deinen Post nicht komplett gelesen. :rotwerd: Du kannst meinen Post also getrost ignorieren. Ich lasse ihn trotzdem mal stehen.


    In Bayern geht man mit Wipäd halt schon ein Risiko ein. Mit Deutsch als Unterrichtsfach schaut es derzeit aber gut/sehr gut aus. Man erhält in Bayern damit derzeit sogar einen Bonus 8aber nur im Beruflichen Lehramt!).


    Wie es in 7 Jahren, dann wenn deine Schwester fertig sein wird, aussieht, kann man schlecht sagen.

    (Meine Schwester arbeitet im KM. Dort hieß es vor 2-3 Jahren mal, dass sie hoffen, dass die Zahl der Student:innen für Wipäd (I und II) zurückgehen. Das ist aber keine offizielle oder verbindliche Aussage.)

  • Könntest du in repräsentativen Zahlen aufzeigen, was du mit „befriedigend“ meinst? Auf wie viele Stellen kommen wie viele Bewerber? Wie viele Bewerber kommen ins Ref? Wie viele Bewerber erhalten nach dem Ref eine Planstelle?

    Wir sind Lehrkräfte, kein Landesamt für Statistik. Sowas weiß hier einfach keiner, woher auch?


    Mit WiPäd und Mathe sind die Chancen natürlich besser. Trotzdem kann es sein, dass zum fraglichen Zeitpunkt keine Stelle frei ist. Im Lehramt muss man dann evtl. räumlich etwas flexibel sein. Keiner weiß, wie es in 5-8 Jahren aussieht.

  • Denkst du, mit Mathe + WiPäd hat sie bessere Chancen?


    Soll das ein Witz sein? Natürlich!


    Gehe mal davon aus, dass es erheblich mehr WP/D- als WP/M-Absolventen gibt. Hinzu kommt, dass man für Deutsch meist arbeitslose Gymnasialkräfte en masse rekrutieren können wird, so dass es kaum einen Grund gibt, diese für eine Planstelle vorzuziehen, wenn man auch jemanden mit Mathe haben könnte.



    Genaue Zahlen kann ich dir zu den Einstellungen nicht nennen, da Hessen die nicht herausgibt (aber Bayern gibt hier z.B. sehr detailierte Daten heraus). Bezüglich der Ref-Plätze weiß ich aber aus einem Dokument, dass beim Berufsschullehramt generell fast alle sofort einen Platz bekommen.

  • Wir sind Lehrkräfte, kein Landesamt für Statistik. Sowas weiß hier einfach keiner, woher auch?


    Mit WiPäd und Mathe sind die Chancen natürlich besser. Trotzdem kann es sein, dass zum fraglichen Zeitpunkt keine Stelle frei ist. Im Lehramt muss man dann evtl. räumlich etwas flexibel sein. Keiner weiß, wie es in 5-8 Jahren aussieht.

    Ist mir schon klar, dass ich hier nicht beim Statistischen Bundesamt angefragt habe. ;)


    Dennoch kann es sein, dass man aus seiner eigenen Schule Rückschlüsse ziehen kann, wie dort der Bedarf ist und wie es in den nächsten Jahren an der eigenen Schule aussieht.

  • Soll das ein Witz sein? Natürlich!



    Genaue Zahlen kann ich dir zu den Einstellungen nicht nennen, da Hessen die nicht herausgibt (aber Bayern gibt hier z.B. sehr detailierte Daten heraus). Bezüglich der Ref-Plätze weiß ich aber aus einem Dokument, dass beim Berufsschullehramt generell fast alle sofort einen Platz bekommen.

    Nein, das sollte kein Witz sein. Ich denke, die Frage resultiert daraus, dass Mathe immer ein Mangelfach sei. Wenn ich aber so denken würde, dann müsste man auch hier von Deutsch abraten, da laut Logik, „Deutsch immer überlaufen ist“.

    Da das beim beruflichen Lehramt (scheinbar) nicht der Fall ist, kann es auch gut sein, dass beim beruflichen Lehramt kein Bedarf an Mathematik besteht.


    Wohlgemerkt: an zwei meiner Wunschschulen habe ich keinen Platz erhalten, da sie mit Mathe sehr gut versorgt sind. Ich persönlich würde behaupten, dass die Zeiten, in denen man mit Mathe unabdinglich einen Platz sicher hat, vorbei sind. Der Mangel war lange da und ist es noch immer, aber viele Studenten haben die Chance ergriffen und zum Verkleinern des Mangels beigetragen...

  • Nicht schlimm ;)


    War der Bewerberüberhang denn so gravierend, dass die Chancen tatsächlich ziemlich düster waren/sind?


    Welche Fachrichtungen sind denn bei euch gesucht? Wahrscheinlich Technik? Und dort wahrscheinlich so extrem, dass das Zweitfach wahrscheinlich nahezu egal ist, oder?

  • Wohlgemerkt: an zwei meiner Wunschschulen habe ich keinen Platz erhalten, da sie mit Mathe sehr gut versorgt sind.

    Und bei Deutsch könntest du vielleicht noch ein oder zwei Nullen dranhängen. ;)


    Nur weil's bei Mathe schlechter wird, wird's bei Deutsch nicht besser.



    Aber Deutsch wird breit unterrichtet und an Berufsschulen ist der Bedarf auch deutlich höher als am Gym. Es tut der Sache also m.E. keinen Abbruch und mit WP sind die Chancen eben auch nicht schlecht.

  • Dass es bedeutend weniger Absolventen in Mathe gibt, habe ich gemerkt. Und am eigenen Leib im Studium auch erfahren, warum. Zumindest, weshalb es in Mathe so wenige Absolventen gibt. ;)


    Was ich äußerst interessant finde: Bayern hatte mal Daten veröffentlicht, die zeigen, wie viel Prozent der Prüfungsteilnehmer im jeweiligen Fach in der entsprechenden Schulform durch das erste Staatsexamen fallen. Die Prozentzahlen nahmen sich zwischen Mathe und Deutsch kaum etwas, bei fast gleicher Anzahl an Prüfungsteilnehmern. Was leider nicht ersichtlich war: wie viele schon vor dem Staatsexamen rausgekickt wurden oder freiwillig gingen.

  • Habe ich auch nicht behauptet, die Frage ist grundsätzlich nur, was hier die tatsächliche Chance ist und nicht die relativ.


    Wenn an beruflichen Schulen 20 von 40 Bewerbern mit Deutsch genommen werden, ist die Chancen relativ gut im Vergleich zum Gymnasium, wo das Verhältnis vielleicht 2/40 ist. Tatsächlich wäre die Chance aber auch an beruflichen Schulen dann schlecht, weil noch immer die Hälfte keine Stelle erhält.


    Aber ich denke, so wie es hier mehrfach kommuniziert wurde, dass die Stellen grundsätzlich tatsächlich gut sind, auch mit Deutsch.

  • Was ich äußerst interessant finde: Bayern hatte mal Daten veröffentlicht, die zeigen, wie viel Prozent der Prüfungsteilnehmer im jeweiligen Fach in der entsprechenden Schulform durch das erste Staatsexamen fallen. Die Prozentzahlen nahmen sich zwischen Mathe und Deutsch kaum etwas, bei fast gleicher Anzahl an Prüfungsteilnehmern. Was leider nicht ersichtlich war: wie viele schon vor dem Staatsexamen rausgekickt wurden oder freiwillig gingen.


    In das Staatsexamen fließen ja hauptsächlich die Leistungen aus dem Studium ein, so dass die Studienleistungen eigentlich vorher schon sehr schlecht sein müssen und man auch noch die Staatsprüfung total verkacken muss, um da komplett durchzufallen.



    Aber ich denke, so wie es hier mehrfach kommuniziert wurde, dass die Stellen grundsätzlich tatsächlich gut sind, auch mit Deutsch.

    Genau. (Bayern mal ausgenommen) wird sie auch eher wegen WP als wegen D eingestellt werden.

  • In das Staatsexamen fließen ja hauptsächlich die Leistungen aus dem Studium ein, so dass die Studienleistungen eigentlich vorher schon sehr schlecht sein müssen und man auch noch die Staatsprüfung total verkacken muss, um da komplett durchzufallen.

    Ja, stimmt. Aber trotzdem bekommt das Ganze ne andere Wirkung bei:


    „Wir sind in Mathe mit 100 gestartet, 20 haben es bis zum SA geschafft und davon sind 2 durchgefallen“ und


    „Wir sind in Deutsch mit 24 gestartet, 20 haben es bis zum SA geschafft und 2 sind durchgefallen.“

  • Könnte es sein, dass einfach bei vielen Leuten, die sich für berufliches Lehramt entscheiden, eine größere Affinität zum Fach Mathe besteht als z.B beim gymnasialen Lehramt?


    Viele Wirtschaftsfächer enthalten ja auch mathematische Inhalte - von so Sachen wie Maschinenbau ganz so schweigen. Das ist beim gymnasialen Lehramt ja eigentlich nur bei Physik der Fall, denke ich mal (na gut, in Sozialwissenschaften vll bisweilen ein bissel Statistik, aber das ist i.d.R. auch für 'Untalentierte' machbar).


    Von daher wäre eigentlich gar nicht so erstaunlich, wenn der Mathelehrermangel im beruflichem Lehramt nicht so ausgeprägt wäre wie uin anderen Lehrämtern.

  • Könnte es sein, dass einfach bei vielen Leuten, die sich für berufliches Lehramt entscheiden, eine größere Affinität zum Fach Mathe besteht als z.B beim gymnasialen Lehramt?


    Viele Wirtschaftsfächer enthalten ja auch mathematische Inhalte - von so Sachen wie Maschinenbau ganz so schweigen. Das ist beim gymnasialen Lehramt ja eigentlich nur bei Physik der Fall, denke ich mal (na gut, in Sozialwissenschaften vll bisweilen ein bissel Statistik, aber das ist i.d.R. auch für 'Untalentierte' machbar).


    Von daher wäre eigentlich gar nicht so erstaunlich, wenn der Mathelehrermangel im beruflichem Lehramt nicht so ausgeprägt wäre wie uin anderen Lehrämtern.

    Das ist mir auch aufgefallen, als ich noch berufliches Lehramt studiert habe.


    Viele angehende Berufsschullehrer:innen kommen von Fach- und Berufsoberschulen. Dort scheint Mathe anders unterrichtet zu werden, sodass sie sich „trauen“, es nach dem Abi zu studieren.

    Meinem Eindruck nach hatten damals mehr Mathematik als Unterrichtsfach als Deutsch.

    Denk auch daran, dass Mathematik kein Fach ist, dass an der Berufsschule unterrichtet wird. Höchstens in JoA-Klassen oder DaZ-Klassen.

  • Naja es hängt auch damit zusammen wie die einzelnen Fächer ihn den Bildungsgängen vertreten sind. Betachten wir mal die duale Ausbildung, da hat jedes Ausbildungsgang Wirtschaft. Ein bisschen Deutsch haben auch alle. Bei Mathe sieht es da schon wieder anders aus.

    Dazu kommen dann natürlich noch die weiteren Bildungsgänge. Im Bereich Fachhochschulreife, allgemeine Hochschulreife oder den Bereichen in denen ggf. der Sek 1 Abschluss nachgeholt wird ist Mathe dann natürlich wieder stärker vertreten.


    Mangel besteht aber tatsächlich eher in den technischen Fächern. Informatik, Elektrotechnik, Maschinenbau.....

  • Ich kann nur ausm Pott berichten: sowohl meine eigene als auch diverse Schulen, an denen Freunde unterrichten,suchen wirklich händeringend nach Deutschkollegen. Bei uns wird Deutsch fachfremd unterrichtet. Das ist natürlich nur anekdotisch, aber akut hätte eine Person mit Deutsch + Whatever Anrecht auf einen ausgerollten roten Teppich.

  • Bin auch in NRW, aber nicht aus dem Pott und wir haben aktuell auch Vertretungsstellen mit Deutsch besetzt, weil wir da Mangel haben.

    Wiwi/ BWL bräuchten wir dagegen gar nicht.

    Ist halt auch von Schule zu Schule unterschiedlich.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Ist halt auch von Schule zu Schule unterschiedlich.

    Ja, das denke ich auch. Unterschiede gibt es von Region zu Region und von Schule zu Schule. Wir könnten gerade in allen Bereichen - auch Wirtschaft und Deutsch - Lehrkräfte gebrauchen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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