9-Euro-Ticket

  • Wir leben am Stadtrand (ca. 120000 Einwohner) und haben ein kleines Haus (~135 qm) mit sehr großem Garten (der mit 1800 qm echt viel Arbeit macht, aber das wollten wir so). Der ÖPNV hier ist okay, mehr aber auch nicht.


    Der Grund für uns aus Dortmund wegzuziehen war, dass wir uns das, was wir wollten, in DO nicht leisten könnten, das wäre in etwa eine gute Million geworden. Wir wollten Platz für uns und keine Wand-an-Wand-Nachbarn mehr (obwohl wir vorher in unserer 50qm Butze super Nachbarn hatten).


    Wir müssen weiterhin (wie in DO auch) beide mit dem Auto zur Schule, ist via ÖPNV nicht möglich, ohne völlig lächerliche Fahrtzeiten (2 Stunden und mehr) etc. in Kauf zu nehmen. Fahrradfahren zum Einkaufen geht hier eigentlich ganz gut, allerdings wohnen wir oben aufm Berg und ohne E-Bike sieht man da echt alt aus.


    Dennoch vermissen wir Dortmund manchmal. Ich mochte es halt auch, alles vor der Tür zu haben. Man kann halt nicht alles haben.


    Aber das Geplapper von den kostspieligen, platzgierigen Landbewohnern ist schon niedlich. Der Kreis, in dem ich wohne, hält verzweifelt an seinen Lehrern fest, weil keiner hier hinwill. So geil isses dann ja wohl doch für die meisten Stadteier nicht.


    PS: An die Gartenliebhaber: Habt ihr Bock, mal einen Threads über Gärten und Gartentipps zu beleben?

  • au ja - ich gärtnere gerne. Auch in der Schule.

  • Es gibt auch Reissorten, die auf dem Trockenen angebaut werden können. Aber aktuell wird das allermeiste noch klassisch angebaut.

    Grundsätzlich gilt das für alle Reissorten, da Reis eigentlich keine Wasserpflanze ist. Der Nassanbau wird ja v.a. gewählt, um Unkraut und Schädlingsbefall weitgehend zu minimieren. Insofern hat das ja sogar noch den Vorteil, mit deutlich weniger Pflanzenschutzmitteln arbeiten zu müssen als im Trockenanbau.

  • Bist du eigentlich Veganerin? Weißt du, wie viel CO2 und Methan die Massentierhaltung produziert?

    Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ich muss nicht vegan leben, um mich von Massentierhaltung fern zu halten.

    Das ist ein beliebter "Diskussionsstil": Alle Menschen müssen vegan leben, weil Massentierhaltung ekelhaft ist.

    Es gibt noch ein paar mehr Optionen, außer diesen beiden Extremen. Für die sind dann schrittweise auch mehr Menschen offen.

  • Fairerweise muss man dazu sagen, dass Fallen Angel das in diesem Fall als Replik auf ebenjenen Diskussionsstil in der Form "alle Autofahrer sind Schuld am Weltuntergang, es kommt nur der Komplettverzicht in Frage" äußerte und damit - wie du auch - genau auf diesen fragwürdigen Stil hinwies.

  • Der Nexus zwischen Klima und Verkehr ist der, dass es hier eine sehr einfache Möglichkeit gäbe, Energie und CO2 zu sparen. Z. B. bei den erwähnten Kurzstrecken. Da ist dann die eigene Zeit, die Angst vor „schlechtem“ Wetter, so wichtig, dass man noch nicht mal Alternativen ausprobiert.


    Natürlich kann man den Energieumsatz auch an anderen stellen beschränken. Aber der motorisierte Individualverkehr ist halt das Posterchild der verpassten Möglichkeiten.

    Das ist doch wieder nur Blabla. Der Energieverbrauch Deutschlands liegt insgesamt bei ca. 13.000 Petajoule. Das ist weniger, als China 1980 (!) verbraucht hat. Heute ist China bei 130.000 Petajoule. Die USA sind bei 96.600 PJ, Indien 30.000 PJ, Russland 28.200 PJ, Japan 18.900 PJ. Tendenz bei den meisten Nationen steigend. Bei uns entfallen ca. 1.500 PJ, also ca. 11,5%, auf den Individualverkehr. Insgesamt verbrauchen Deutsche Haushalte ca. 4.300 PJ. Sorry, aber es brauch sich hier wirklich niemand einreden lassen er/sie sei an der Erderwärmung schuld. Schon gar nicht, wegen der KfZ-Nutzung. Unser Verhalten macht de facto keinen Unterschied (mehr). Zu behaupten, die Reduktion der KfZ-Nutzung von Individuen in Deutschland hätte einen Einfluss auf die Erderwärmung ist bestenfalls blauäugig.


    Unabhängig davon halt ich es aber für sinnvoll, Alternativen zum individuellen Autoverkehr zu schaffen. Weniger Abgase, weniger Autolärm und weniger vollgeparkte Flächen machen Städte lebenswerter. Ich habe gar nichts gegen autofreie Innenstädte (mit P+R und häufiger, kostengünstiger Anbindung). Auch autonomes Fahren mit Elektrofahrzeugen auf Abruf wäre ein deutlicher Fortschritt. Das wird kommen, aber sicher nicht mehr in den nächsten 30 Jahren. Unabhängigkeit von fossiler Energie ist ebenfalls wünschenswert. Weniger versiegelte Flächen, Naturschutzgebiete usw. Abschaffung unnötiger Regulierung von privaten Solaranlagen usw. usf. Es gibt jede Menge Maßnahmen, die Energie sparen, schnell umsetzbar und absolut sinnvol sindl, um die Lebensqualität zu steigern und die Natur zu schonen.


    Wie kommst du eigentlich darauf, dass wir Alternativen nicht ausprobiert haben? Ich bin jahrelang mit dem ÖPNV zur Arbeit gependelt. Das hat mich nahe an einen Nervenzusammenbruch gebracht, weil ständig Züge verspätet sind oder ausfallen, alles dreckig und überfüllt ist, im Sommer viel zu heiß, im Winter nicht beheizt, Leute durch den Zug brüllen und es, im besten Fall, doppelt so lange dauert, wie mit dem Auto. Und teurer ist es auch. Ob ich von meinen Pi x Daumen 613.000 Stunden Lebenszeit arbeitstäglich zwei mehr als nötig im ÖPNV verbringe oder einfach das Auto nehme, ist um ehrlich zu sein ein no-brainer. Die 2km zum Bäcker am Sonntag laufe ich hingegen.

  • Zu behaupten, die Reduktion der KfZ-Nutzung von Individuen in Deutschland hätte einen Einfluss auf die Erderwärmung ist bestenfalls blauäugig.

    Es wäre eine Stelle gewesen, an der man etwas machen können. Aber richtig, mittlerweile ist das egal.


    Den Umstieg aufs Fahrrad z. B. schlage ich übrigens nicht nur für Deutschland vor.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Wie kommst du eigentlich darauf, dass wir Alternativen nicht ausprobiert haben?

    Es ist ein Erfahrungswert. Mir erklären oft Menschen, „warum“ sie nicht mit dem Rad fahren können. Wenn man dann nachhakt, sind das Ergebnisse von Gedankenexperimenten. Aber auch die unternehmen viele nicht.


    Dass der ÖPNV nichts taugt, musst du nicht erklären.


    Die 2km zum Bäcker am Sonntag laufe ich hingegen.

    Andere nicht. Die fahren mit dem Auto und lassen auf dem Parkplatz den Motor laufen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Der Energieverbrauch Deutschlands liegt insgesamt bei ca. 13.000 Petajoule. […] Heute ist China bei 130.000 Petajoule.

    Also setzen die Chinesinnen etwa das Zehnfache von uns um. Bei knapp der siebzehnfachen Bevölkerung.


    Und dabei haben wir dann noch nicht ’rausgerechnet, was in China für den europäischen Konsum produziert.


    Die Logik ist aber klar. Es sollen immer andere anfangen, deshalb muss man sich selbst nicht kümmern. Autofahren macht gar nicht so viel aus. Und wenn lohnt sich das eh nicht, die Chinesinnen sind eh viel mehr. Sollen die mal anfangen, das lohnt sich.


    Und wenn man weltweit so denkt und keine zurückstecken will, fängt halt auch keine mit der Reduzierung des CO2-Ausstoßes an. Das machen wir erfolgreich so seit Jahrzehnten. Und deshalb ist es mittlerweile auch schon wurscht.

  • Nein, die Gegenrede gegen deine Position bezieht sich v.a. auf das Einnehmen unversöhnlicher Positionen ohne Berücksichtung der Verhältnismäßigkeit. Wenn hier klargestellt wird, dass der Einfluss des deutschen Individualverkehrs nur eine untergeordnete Rolle bei den weltweiten Emissionen ausmacht, dann bezieht sich das auf deine heutige Suggestion, der deutsche Autofahrer sei am Weltuntergang schuld, ohne hier etwas zu differenzieren.


    Es heißt gerade nicht, dass wir nicht auch einen Beitrag zu leisten haben. Und es ergibt ja sogar volkswirtschaftlich einen gewissen Sinn, eine Vorreiterrolle einzunehmen und entsprechende Schlüsseltechnologien dadurch zwangsweise mitzuentwickeln. Dennoch ist der Hinweis auf erheblich größere Einsparpotentiale - die auch, aber nicht nur (!), anzugehen wären, vollkommen richtig.

  • der deutsche Autofahrer sei am Weltuntergang schuld

    Derartiges habe ich nicht behauptet und darum geht es auch nicht. Wo habe ich mich denn auf die Nationalität bezogen? Welchen Unterschied soll es denn machen, ob eine Deutsche oder eine Chinesin eine Kurzstrecke zur Abwechslung zu Fuß erledigt?


    Von "Schuld" schrieb ich auch nicht. Über die eigene Verantwortung kann sich jede selbst Gedanken machen. Aber Vorsicht, es ist dann doch verführerisch, den eigenen Beitrag zum Dilemma als in der Masse nicht relevant zu erkennen.


    Wie ich bereits schrieb, stellt der Individualverkehr einen Bereich da, in den man besonders einfach etwas einsparen könnte, indem man einfach auf das Auto verzichtet. Dieses Einsparpotenzial wird aber nicht genutzt. Hier kann die Einzelne unmittelbar etwas beitragen. Sie möchte halt nicht.


    Dennoch ist der Hinweis auf erheblich größere Einsparpotentiale

    … z. B. das Benennen von Ländern mit hohem Pro-Kopf-Energieumsatz …


    vollkommen richtig.


    Am Ende ist‘s dann aber doch nur eine Ausrede, um das eigene Verhalten nicht hinterfragen zu müssen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Zu behaupten, die Reduktion der KfZ-Nutzung von Individuen in Deutschland hätte einen Einfluss auf die Erderwärmung ist bestenfalls blauäugig.

    Hierzu nochmal: Nein, an der Erderwärmung machen wir nichts mehr. Die Pizza ist geschnitten. Selbst wenn wir von heute auf morgen die CO2-Produktion vollständig einstellten, ist ja das CO2, das wir bisher in die Atmosphäre geblasen haben, noch unterwegs. Wie wollen wir das einfangen?


    Nee, es geht nicht darum, die Klimakatastrophe zu verwindern. Wenn du mit dem Wagenheber in die Vitrine geschlagen hats, kannst du die Splitter nicht mehr vermeiden.


    Der Punkt ist, das der Verkehr eine Stellschrauben gewesen wäre, mit der man etwas zum Klimaschutz hätte beitragen können, wenn man gewollt hätte.


    Wenn man sich aber einreden möchte, dass man etwas "für das Klima" tun möchte, sollte man aber auf das "Ja, aber" bezüglich des Autos verzichten. Dabei täte man dann auch den Mitmenschen und Mitgeschöpfen einen Gefallen, indem man ihnen weniger Lärm, Dreck, Gestank zumutete.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Weniger Autos würden die Welt überhaupt schöner machen. Autos runter von den Geh- und Radwegen und aus den Innenstädten, das wäre schön.


    Und ja, diese Ausreden von wegen ich-habe-ein-Kind/einen Dackel/es-regnet sind nervig, trotzdem muss man natürlich das Gesamtpaket betrachten und zu dem gehört auch die Ernährung, die Größe der Wohnung, die man so bewohnt und beheizt, das Reiseverhalten, wie viele Klamotten man so braucht usw.


    Leider gehören die Fleisch-ist-mein-Gemüse-Anhänger auch häufig zu den freie-Fahrt-für-freie-Bürger-Aposteln, und wenn sie Geld haben, fliegen sie zum Hafen, an denen ihre Kreuzfahrt startet. Seufz. Überhaupt: Wer Geld hat, schädigt das Klima mehr als wer keins hat.

  • Seit über 50 Seiten dreht sich dieser Thread nun im Kreis und letztlich läuft es doch auf folgendes hinaus: Freiwilliger Verzicht funktioniert nicht. Zumindest nicht in dem Maße, dass relevante Ergebnisse dabei heraus kommen. Ich nehme mich da selbst nicht aus. Dass ich kein Auto habe, liegt daran, dass ich in der Großstadt keins brauche und mir deswegen die Kosten dafür nicht an's Bein binden will. Ich gebe offen zu, dass das Klima - oder von mir aus auch die Frage, wie sehr ich mit einem Auto meinen Mitmenschen auf den Keks gehe - bei meiner Entscheidung eine absolut untergeordnete Rolle gespielt hat. Wenn wir also weniger Autos auf den Straßen wollen, muss das Autofahren teurer und die Alternativen attraktiver werden. Ansonsten können wir noch weitere 50 Seiten diskutieren, ohne dass sich in der Realität, also außerhalb des Internets, nennenswert etwas ändert.

  • muss das Autofahren teurer

    Der Tankrabatt war da ja schon ein guter Ansatz. Ok, Ernst bei Seite, das wird nicht passieren. Es wird in dieser Gesellschaft keine relevanten Einschränkungen des Autofahrens geben.


    Über den Preis allein wird nicht reichen, aber schon das passiert nicht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

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