Zweiklassengesellschaft Krankenkasse

  • War in einer Privatpraxis zur Standard-Vorsorgeuntersuchung Prostata. Die Rechnung für 20 Minuten lag bei 369€, Laborkosten kommen noch. Alles im grünen Bereich.


    Da wundert mich nicht, dass wir als Privatversicherte bevorzugt werden. Gut finde ich das aber nicht.

  • Als ich einmal in Kur war, konnten alle gesetzlich Versicherten die Maßnahme problemlos um eine Woche verlängern, während es bei mir einer größeren Anstrengung bedurfte, bis die Versicherung das genehmigte.

  • Während die GKV nur Fallpauschalen zahlt (plus evtl. Auslagen) und ebenso nicht alle Leistungen, die ein Arzt oder eine Ärztin erbringt, können selbige zum einen den 2,3fachen Satz abrechnen und für jeden Handgriff abrechnen. Damit verdienen Ärzte letztlich an den PKV-PatientInnen und nicht an den GKV-PatientInnen.

    Ich schwanke zwischen "leider" und "Gott sei Dank", was das Bevorzugen der PKV-PatientInnen betrifft.

    Es gibt aber auch umgekehrte Dinge. Mein Tochter muss zur Ergotherapie und dort musste die Dauer gekürzt werden, denn die Beihilfe zahlt hier weniger als die GKV. nun ist jede Sitzung nur noch 30 min lang und ich muss trotzdem 10€ zuzahlen. Mit GKV wäre das nicht so.


    Ja sicher wenn sie einen Beihilfeergänzungtarif hätte, dann wäre das nicht so. Den konnte sie aber nicht bekommen. Also es ist nicht alles Gold was glänzt. Ich habe auch schon von Kollegen gehört, die bei einer Behandlung abgelehnt wurden, weil die Ärzte keinen Bock auf den stress mit der Beihilfe hatte. Ich hatte da auch schon öffters Probleme und musste was zuzahlen oder Rechnungen mussten abgeändert werden.

  • Naja, man darf nicht vergessen, dass Beamte nur Privatpatienten 2. Klasse sind. Vollzahler haben da meist noch bessere Möglichkeiten.

  • Getrennte Wartezimmer sind mir noch nicht untergekommen (wohl aber reine Privatpraxen!),

    Mir auch nicht.

    Von einer einzigen Ausnahme abgesehen, ist mir noch kein Fall bei mir bekannt, dass ich einen Vorteil als PKVlerin hatte.

    Und auch das geht mir genau so. Bei mehreren Fachärzt*innen, z. B. beim Orthopäden oder in der Onkologiepraxis, musste ich - wie auch beim MRT - monatelang auf einen Termin warten, obwohl ich schon beim ersten Anruf dort nach meiner KV bzw. der Art meiner KV gefragt wurde. Bei meiner Hausärztin, in der ZA-Praxis und beim Gyn bekomme ich immer relativ zügig Termine (bei den erstgenannten innerhalb weniger Tage, bei meinem Gyn ca. innerhalb von drei bis sechs Wochen, es sei denn, es ist etwas akutes). Da ich bei allen dieser drei Praxen aber auch GKV-Versicherte kenne, die dort Patient*innen sind, weiß ich, dass sie genauso lange (oder eben kurze) Wartezeiten auf einen Termin haben wie ich als Privatpatientin.

    In einer Hautarztpraxis, wo gar keine Termine vergeben wurden (außer für Bestrahlungen o. ä., für die man halt nicht bei einem der beiden Ärzte vorstellig werden musste), habe ich an meinem damaligen Wohnort oft stundenlang im vollen Wartezimmer sitzen müssen, bis ich drankam. Genau wie alle anderen Patient*innen, denn dort musste man sich am Empfang melden und bekam eine Nummer zugeteilt; das ging also streng nach Reihenfolge des Erscheinens.

    Die einzige Ausnahme, wo ich beim ersten Anruf anschließend an die Frage, ob ich gesetzlich oder privat versichert sei, das Gefühl hatte, plötzlich sehr schnell einen Termin zu bekommen, war vor etlichen Jahren mal in einer HNO-Praxis.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich erwähne meine Krankenkasse nie beim ersten Anruf, würde ich es tun, wäre ich damit ungerecht zu anderen, weil ich mir Vorteile erhoffe.

    Bei meiner Frauenärztin muss ich wie alle anderen für die Vorsorge lange warten.

    Und einmal war ich bei einer Augenärztin wegen eines Gerstenkorns, die machte dann viele, viele Untersuchungen und auf meine Nachfrage, wozu das sei, meine sie, ich sei ja privat versichert und so könne sie die Geräte abbezahlen. Echt so passiert.

    Diese Frau hat mich nicht mehr gesehen.

    Ich rate auch jedem zu Ärzten, die 2 Wartezimmer haben, nicht mehr zu gehen, weil man sonst das System weiter unterstützt.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Und einmal war ich bei einer Augenärztin wegen eines Gerstenkorns, die machte dann viele, viele Untersuchungen und auf meine Nachfrage, wozu das sei, meine sie, ich sei ja privat versichert und so könne sie die Geräte abbezahlen. Echt so passiert.

    Diese Frau hat mich nicht mehr gesehen

    Aber das war doch entwaffnend ehrlich! Anscheinend funktioniert das System (nur) so. Die Alternative wäre wohl, solche Geräte nicht zu kaufen. Und davon hätte niemand etwas.

  • Privatpatient zu sein hat Vorteile:


    Morgens bei einer Radiologie angerufen. "Wo sind Sie versichert?" ... "BBV" ... " Sie können noch heute Nachmittag kommen" (andernfalls hätte ich eben noch bei einer anderen Radiologie angerufen)


    Beim Kardiologen und Orthopäden geht es von der Anmeldung nach links ins Wartezimmer, für mich aber nach rechts zu einigen Stühlen, die vor den Behandlungszimmern stehen. Kaum habe ich eine Zeitschrift aufgeschlagen, schon bin ich dran.


    Im Krankenhaus bemüht sich der Chefarzt um mich, wie sein Name auf der Rechnung beweist.



    Auch der behandelnde Arzt freut sich:


    Er verlangt mindestens 2,3 mal so viel wie bei einem Kassenpatienten. Wenn ihm eine plausible Begründung einfällt (mein Zahnarzt: kleine Mundöffnung) darf's auch der Faktor 3,5 sein.


    Er kann mir verkaufen was und soviel er will. Und wenn mir nichts fehlt: Diagnostik geht immer. Eine Obergrenze existiert nicht. Und natürlich gibt er mir gleich einen neuen Termin.



    Manchmal allerdings ...


    Ich liege nach einer Operation in einem Zweibettzimmer. Der andere ist Kassenpatient, für den sonst einfach kein Platz mehr war. Zum Frühstück bekomme ich zwei kleine Fläschchen Fruchtsaft, er nicht. Mittags gibt es für mich einen Nachtisch, für ihn nicht. Nachmittags Kaffee und Kuchen, für ihn nicht.

    Reklamation hilft nicht. Wir teilen brüderlich.

  • Er verlangt mindestens 2,3 mal so viel wie bei einem Kassenpatienten. Wenn ihm eine plausible Begründung einfällt (mein Zahnarzt: kleine Mundöffnung) darf's auch der Faktor 3,5 sein.

    Das stimmt so nicht. Bei Kassenpatienten ist der Faktor 1,8. Faktor "1" ist wohl nur eine Rechengröße.

    Zum Frühstück bekomme ich zwei kleine Fläschchen Fruchtsaft, er nicht.

    OT: Da kann er sich glücklich schätzen. Es gibt kaum etwas schlimmeres für die Bauchspeicheldrüse als unverdünnten Fruchtsaft zum Frühstück. Das ist ungefähr so, als würde man einen Menschen in den Bauch boxen, um ihn zu wecken.


    Ach so, und das hier noch:

    Der andere ist Kassenpatient, für den sonst einfach kein Platz mehr war.

    Kein anständiges KKH hat heute noch 3- oder 4-Bett-Zimmer, 2 Betten sind Standard. Ein Einzelzimmer kostet zwischen 60 und 90 Euro pro Nacht, wenn man Wert drauf legt und es selbst zahlt. Haken: Sobald der Platz gebraucht wird, ist es vorbei mit dem Einzelzimmer.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Das mit dem schnelleren Termin kann ganz unterschiedliche Gründe haben:

    • Fallpauschalen der GKV für das Quartal erschöpft. Natürlich arbeitet der Arzt nur ungern umsonst und schiebt dann möglichst ins neue Quartal.
    • Praxisgemeinschaft, der auch Ärzte ohne Kassenzulassung angehören. Die können dann nur Privatpatienten behandeln. Entsprechend gibt es leichter einen Termin.
    • Stammpatient oder Neupatient
    • Akutheit/Schwere der Krankheit
  • Naja, man darf nicht vergessen, dass Beamte nur Privatpatienten 2. Klasse sind. Vollzahler haben da meist noch bessere Möglichkeiten.


    Das ist eine sehr gewagte These.


    Ärzte können doch gar nicht sehen bzw. unterscheiden, ob eine Behandlung von Voll-/Halbzahlern erfolgt, da man als PKVler in der Regel unabhängig davon in Vorkasse geht.

  • Kein anständiges KKH hat heute noch 3- oder 4-Bett-Zimmer, 2 Betten sind Standard.

    Hm, dann kenne ich wohl nur "unanständige" Krankenhäuser oder bin nicht mehr auf dem neuesten Stand. Ich wüsste nicht, dass bei irgendeinem KH hier in der Region 2-Bett-Zimmer Standard sind. Klar gibt es die heute vielfach, aber ich würde meinen, der Standard sind doch eher 3-Bett-Zimmer.

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  • Ärzte können doch gar nicht sehen

    Aber hören - mit Privatpatienten hält man doch gerne mal ein ausführliches Schwätzchen (="ausführliche Beratung"), da kommt meist schnell der Beruf zur Sprache.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Hm, dann kenne ich wohl nur "unanständige" Krankenhäuser oder bin nicht mehr auf dem neuesten Stand. Ich wüsste nicht, dass bei irgendeinem KH hier in der Region 2-Bett-Zimmer Standard sind. Klar gibt es die heute vielfach, aber ich würde meinen, der Standard sind doch eher 3-Bett-Zimmer.

    Anekdotische Evidenz aus zwei Kreiskrankenhäusern und einer Uniklinik. Die Aussage zum Einbettzimmer stammt aus der Belegungsabteilung der Uniklinik Würzburg.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Aber hören - mit Privatpatienten hält man doch gerne mal ein ausführliches Schwätzchen (="ausführliche Beratung"), da kommt meist schnell der Beruf zur Sprache.

    Und hast aufgrund dieser Schwätzchen wirklich das Gefühl gehabt, dass du als "pkv 2.klasse" schlechter behandelt wurdest als jemand aus der "pkv 1.klasse"?


    In der Abrechnungssumme sollte sich für den Arzt jedenfalls kein Unterschied zeigen.

  • Er verlangt mindestens 2,3 mal so viel wie bei einem Kassenpatienten. Wenn ihm eine plausible Begründung einfällt (mein Zahnarzt: kleine Mundöffnung) darf's auch der Faktor 3,5 sein.

    Ja, sie hören "privat" und stellen in Rechnung und anschließend kann man sich mit der Beihilfe auseinandersetzen, die nur 1,8 bezahlt,

    ... und selbst die Kosten tragen.

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