Schweiz: Ein zuverlässiger Lieferant?

  • Moin,


    vielleicht habt Ihr in den letzten Tagen auch die Berichte zur Schweizer Neutralität und der Absage an Munitionslieferungen des Herstellers Oerlikon gelesen:

    --> https://www.spiegel.de/ausland…6a-4a97-9351-42886f172ae2


    Besonders kritisch fällt mir dabei die Argumentation der Schweiz auf:

    "Man könne solch einer Lieferung von in der Schweiz hergestelltem Kriegsmaterial nicht zustimmen, wenn das Empfängerland in einen internationalen Konflikt verwickelt sei, heißt es in einem veröffentlichten Schreiben des Wirtschaftsministers Guy Parmelin an Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD)."


    Heißt das also, daß uns die Schweiz auch nicht mehr beliefern würde, sollte Rußland der NATO den Krieg erklären? Denn dann wären wir ja auch ein Empfängerland, das in einem internationalen Konflikt verwickelt ist. Entsprechend hoffe ich, daß unsere Regierung die Firma Rheinmetall im Sinne nationaler Souveränität dazu bewegt die Munitionsproduktion zurück nach Deutschland zu holen oder mindestens in ein NATO-Land und das so schnell wie nur möglich. Schließlich ist die Schweiz in diesen Belangen ja offensichtlich kein zuverlässiger Partner (mehr).


    Wie denkt Ihr darüber?

  • Ich finde die Schwiez da sehr zuverlässig.

    Oder warum sollten die für jeden Eu- oder Nato-Fuzzy das Bückstück machen?

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Wie gesagt: Meiner Meinung müssen wir aktuell wohl unsere kompletten Lieferketten auf Zuverlässigkeit abklopfen und die Schweiz zeigt damit, daß man aus diesem Land keine Rüstungsgüter beziehen darf, weil sie im Fall der Fälle, also wenn es darum geht unser eigenes Land zu verteidigen, eh nicht liefern werden.


    Entsprechend ist auch die Entwicklung des Skyrangers, einer Deutsch-/Schweizer-Koproduktion sofort einzustellen, eben weil die Schweiz kein zuverlässiger Partner für sowas ist.

    --> https://de.wikipedia.org/wiki/Oerlikon_Skyranger

  • Die Schweiz ist derzeit beleidigt weil die Neuverhandlung der bilateralen Verträge mit der EU gescheitert ist. Die EU ist seither äusserst gemein zur Schweiz und jetzt ist die Schweiz eben gemein zur EU. Klingt etwa kleingeistig, is aber so. Aus die Maus.

  • Ich finde die Schwiez da sehr zuverlässig.

    Oder warum sollten die für jeden Eu- oder Nato-Fuzzy das Bückstück machen?

    Man darf da schon Fragezeichen dran machen, ob man sich im eigenen Verteidigungsfall auf die Schweiz als Lieferanten verlassen kann.

  • Das interessiert hier im tiefste Innern gar niemanden. Hauptsache der Rohstoffhandel brummt.

  • Antimon, ich denke dasselbe. Aber tatsächlich denken (und schreiben viele deutsche Medien), dass die Schweizer Rüstungsindustrie ersetzt werden muss.


    Was langfristig passiert? Wir werden es sehen.


    Meine Meinung, wer sich "neutral" verhält, wenn ein starker Aggressor einen schwachen angreift, unterstützt den Aggressor und ist nicht neutral. Glauben das viele (?) Schweizer? (In meinem Umfeld, mein halbe Verwandtschaft ist seit Jahrhunderten Schweizer, übrigens niemand. Und seit der Brexitdiskussion auch nicht an Erfolg der Neuverhandlung der bilateralen Abkommen.)


    Ergänzung, ich habe auf

    Die Schweiz ist derzeit beleidigt weil die Neuverhandlung der bilateralen Verträge mit der EU gescheitert ist. Die EU ist seither äusserst gemein zur Schweiz und jetzt ist die Schweiz eben gemein zur EU. Klingt etwa kleingeistig, is aber so. Aus die Maus.

    geantwortet. Das nachfolgende wurde parallel geschrieben.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Politisch gesehen geht es einfach nur um das. Das Thema hat in der Schweiz bei weitem nicht die mediale Präsenz wie in Deutschland. Ergo diskutiert auch kaum irgendjemand. Wir suchen gerade zwei neue Bundesräte, das ist spannender.

  • Ja, meine Verwandtschaft ist sicher nur teilweise repräsentativ und mein Stiefbruder sicher nicht (politisch sehr engagiert).

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  • Die Schweiz verhält sich überhaupt nicht neutral im Ukrainekrieg. Diese dämliche Munitionsgeschichte ist wirklich nur eine kleingeistige Zickerei. Ich glaube kaum, dass das matchentscheidend für die Ukraine ist.

  • Aber tatsächlich denken (und schreiben viele deutsche Medien), dass die Schweizer Rüstungsindustrie ersetzt werden muss.

    Letztlich muss man sich immer klarmachen, dass ausländische Waffensysteme im Konfliktfall Edelschrott sind, wenn man sie nicht gerade selbst in Lizenz produziert. Das betrifft nicht nur die Schweiz, sondern z.B. auch so Ideen wie den Kauf von F35-Flugzeugen.

    Solange man die nur in der Erwartung kauft, dass man damit herumpost, ist das kein Problem. Blöd halt, wenn man sie dann wirklich einsetzen muss.


    Im Grunde war es auch unehrlich von Deutschland diese ausgemusterten Systeme zu liefern, ohne die Munitionsversorgung sicher zu stellen.

  • Letztlich muss man sich immer klarmachen, dass ausländische Waffensysteme im Konfliktfall Edelschrott sind, wenn man sie nicht gerade selbst in Lizenz produziert. Das betrifft nicht nur die Schweiz, sondern z.B. auch so Ideen wie den Kauf von F35-Flugzeugen.

    Wobei bei der F-35 aber auch an die atomare Teilhabe der NATO zu denken ist. Wir haben einfach kein europäisches Kampfflugzeug, das in der Lage ist amerikanische Atombomben beim Feind abliefern zu können. Müßte man jetzt Deiner Meinung nach entsprechend den Bau einer deutschen Wasserstoffbombe samt Trägersystem forcieren, um das Abschreckungspotential aufrecht erhalten und damit den Frieden sichern zu können?


    Im Grunde war es auch unehrlich von Deutschland diese ausgemusterten Systeme zu liefern, ohne die Munitionsversorgung sicher zu stellen.

    Jede Kanone - und wenn sie auch nur einen Schuß abgeben kann - ist ehrlicher als die geheuchelte Neutralität der Schweiz, die damit doch nur Diktatoren unterstützt.


    "Wenn du in Situationen der Ungerechtigkeit neutral bist, hast du die Seite des Unterdrückers gewählt."

    Desmond Tutu, Friedensnobelpreisträger

  • Ich finde die Schwiez da sehr zuverlässig.

    Oder warum sollten die für jeden Eu- oder Nato-Fuzzy das Bückstück machen?

    Es kommen zumindest Zweifel auf, wie die Schweiz agieren würde, wenn der Bündnisfall der Nato eintritt. (Das nicht wertend sondern feststellend.)

    Was wäre, wenn dann die Schweiz auch die Lieferung verweigert? Allein, dass diese Frage rein fiktiv jetzt gestellt wird, lässt Zweifel aufkommen, ob die Schweiz dann an Nato-Länder die Lieferung erlaubt, die in den Konflikt verwickelt sind. Und da geht es nicht darum, dass die Schweiz den Bückling vor der Nato machen müsste. Darum geht's hier überhaupt nicht. Es geht einfach nur darum, ob man sich bei Lieferanten weiter diversifizieren muss, weil man sich auf die Schweiz möglicherweise nicht verlassen könnte. Und das bedeutet in diesem Fall, dass die Schweiz aus diesen Überlegungen heraus ganz massiv aus diesem Geschäft herausgenommen wird.


    PS: Und das ist kein Vorwurf an die Schweiz oder die Forderung: Ihr müsst aber! sondern nur feststellend: Im Fall der Fälle mglw. kein zuverlässiger Lieferant.

  • Die Schweiz verhält sich überhaupt nicht neutral im Ukrainekrieg. Diese dämliche Munitionsgeschichte ist wirklich nur eine kleingeistige Zickerei. Ich glaube kaum, dass das matchentscheidend für die Ukraine ist.

    Das eine ist eine komplexe Beziehungsgeschichte aufgrund der Bilateralen, da haben EU und CH wie bei einem Paar einfach komplett aneinander vorbei kommuniziert, die zwischen den Zeilen geäußerten Wünsche nicht gehört und Gefühle/no-gos nicht genug wahrgenommen. Ist eine Beziehungsgeschichte, jede(r) hat irgendwie Recht, aber man zickt nach der Beziehungskrise auf dem Rücken der Bilateralen und des Rahmenabkommens herum und die "Kleinen" verlottern (Börsenabkommen, Aufdatierung...) :autsch:


    Was die Munition angeht: Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst, aber ich lese durchaus heraus, dass der Gepard als sehr wirkungsvolle Luftabwehr auch gegen die Kamikaze-Drohnen gilt. Insofern wäre die Munition nicht kriegsentscheidend aber wohl wirkungsvoll.

  • Wobei bei der F-35 aber auch an die atomare Teilhabe der NATO zu denken ist. Wir haben einfach kein europäisches Kampfflugzeug, das in der Lage ist amerikanische Atombomben beim Feind abliefern zu können.

    Fairerweise: Bislang hat der Tornado - eine rein europäische Entwicklung - diese Aufgabe erfüllt. Dieser ist inzwischen nur veraltet und soll halt ersetzt werden. Theoretisch wäre auch der Eurofighter in der Lage, als Träger zu dienen, ist hierfür aber nicht zertifiziert. Man mag darin auch industriepolitische Erwägungen sehen, aber das kann auch ein Zufall sein ;)

    Müßte man jetzt Deiner Meinung nach entsprechend den Bau einer deutschen Wasserstoffbombe samt Trägersystem forcieren, um das Abschreckungspotential aufrecht erhalten und damit den Frieden sichern zu können?

    Diese Überlegungen sollte man nicht sofort vom Tisch werfen. Deutschland tut sich derzeit keinen Gefallen damit, mit Blick auf die sich perspektivisch zurückziehenden Amerikaner auch noch wichtige europäische Verbündete vor den Kopf zu stoßen (z.B. die Atommächte Frankreich und UK) und gleichzeitig durch den zivilen Ausstieg aus der Kernenergie auch noch jede Option auf die Eigenentwicklung entsprechenden Abschreckungspotentials aufzugeben.

  • Müßte man jetzt Deiner Meinung nach entsprechend den Bau einer deutschen Wasserstoffbombe samt Trägersystem forcieren, um das Abschreckungspotential aufrecht erhalten und damit den Frieden sichern zu können?

    Wenn man die realistisch einsetzen wollte ja.

    Nukleare Teilhabe klingt gut, aber realistisch gesehen beschränkt sie sich darauf, dass Bundeswehrsoldaten einen Kamikazeangriff fliegen, wenn der Amerikanische Präsident den Atombombeneinsatz befiehlt, die Bomben aus den amerikanischen Sonderwaffenlagern geholt werden und dann unter deutsche Flugzeuge montiert werden, um von den Amerikanern ausgewählte Ziele zu bombadieren.


    Außer bei einem nuklearen dritten Weltkrieg wird das (zum Glück) nie passieren und in diesem Fall sind die nuklearen Mittelstreckenraketen vermutlich früher in Büschel als die Bomben aus dem Bunker geholt.


    Das alles wissen die Gegner auch. Deutschland selbst hat keine nukleare Abschreckung.

  • Es ist doch grundsätzlich nicht akzeptabel, dass wir uns in Sachen Munition von der Schweiz abhängig machen. Man müsste für die nächsten Bestellungen den Herstellern klar machen, dass die Werke nach Deutschland oder in ein NATO-Land verlegt werden müssen. Produkte aus einem Nato-Land zu kaufen, finde ich grundsätzlich weniger gefährlich, da wir sowieso von ihnen abhängig sind. Aber man könnte auch sicherlich den Weg gehen und alles in D herstellen wollen. Das wird wohl nur unbezahlbar sein.

  • Vielleicht ist es für unsere Nachbarländer eher beruhigend, wenn Deutschland von denen abhängig ist. Wir haben schließlich eine unrühmliche Vergangenheit als Aggressor hinter uns und Deutschland sollte nie wieder eine Bedrohung für andere darstellen. Demnach sind wir immer noch für einige Generationen auf Bewährung.

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