Lohnt sich Anstrengung als verbeamteter Lehrer?

  • Kein Homeoffice, keine flexiblen Arbeitszeiten, …

    Meine Kollegen müssen ca. 55 % ihrer Arbeitszeit nach Plan in der Schule sein (Unterricht, Aufsichten, Konferenzen). Der Rest der Zeit ist völlig flexibel und örtlich ungebunden.


    Kein Homeoffice und keine Flexibilität stimmt nicht, vielleicht gibt es anderswo noch bessere Quoten, aber so viele Jobs können das nicht sein.

    • Offizieller Beitrag

    es ist auch nicht "über zu wenig Geld jammern" offen zu sagen, dass man den Job für DEUTLICH weniger Geld nicht (mehr) machen würde.

    Ich ging bis zum Amtsarzttermin davon aus, angestellt zu sein. Das Mehrgeld als Beamtin ist mir also JEDEN einzelnen Monat bewusst.
    Ich hätte den Job als Angestellte selbstverständlich gemacht. Vermutlich mit (hoher) Teilzeit.
    Aber realistischerweise weiß ich rückwirkend, dass ich wahrscheinlich spätestens jetzt kündigen würde.
    Ich bin sehr gerne Lehrerin. Aber ich bin auch gerne was Anderes. und irgendwie kann ich nicht nur "Unterrichten" sondern auch andere Sachen. Ich bin immer verwundert, dass viele Lehrkräfte scheinbar glauben, das Unterrichten sei das Einzige, was für sie in Frage komme.

    Und beim Betrachten aller Möglichkeiten: für das Angestelltengeld würde ich den Job nicht machen. Nicht, weil das Angestelltengeld miserabel ist. Aber für das Geld stimmt die Lebensqualität nicht und ICH komme mit 20 Urlaubstagen im Jahr problemlos aus, so dass ich bei gleichem Geld lieber im Büro arbeiten würde. Oder selbstständig. Oder beides.
    Sogar E11 im Büro wäre mir lieber als E13 in der Schule. Zumindest nach ein paar Jahren. Und nach ein paar Jahren würde ich wieder ein paar Jahre in der Schule arbeiten.


    Ach, das Gedankenexperiment mit dem Lottogewinn war mir wesentlich lieber (mit dem Erbe ist nichts zu holen).

  • Meine Kollegen müssen ca. 55 % ihrer Arbeitszeit nach Plan in der Schule sein (Unterricht, Aufsichten, Konferenzen). Der Rest der Zeit ist völlig flexibel und örtlich ungebunden.

    Man kann aber nie einen ganzen "Home-Office-Tag" machen und attraktiv sind diese frühen Zeiten für die meisten auch nicht sonderlich. Mein Partner startet gegen 9 Uhr ohne Anfahrt im Home-Office. DAS ist attraktiv.


    Oder einfach mal eine Woche auf den Kanaren arbeiten, jetzt im Winter z.B. DAS meine ich mit Home-Office. Nicht mittags vorbereiten und korrigieren bei 5 Tagen die Woche vormittags Schulbeschallung.

    • Offizieller Beitrag

    na gut (ich spiele jetzt Teufels Anwalt, weil ich da voll bei deinem Argument bin, als Mensch mit dem Bedürfnis, aber auch als Gesellschaft und Arbeitsmarkt beobachtende Sozialwissenschaftlerin), aber du hast Home Office ca. 6-7 Wochen im Jahr ;)

    DU bist halt so effizient, dass du kaum noch HO hast ;)

  • na gut (ich spiele jetzt Teufels Anwalt, weil ich da voll bei deinem Argument bin, als Mensch mit dem Bedürfnis, aber auch als Gesellschaft und Arbeitsmarkt beobachtende Sozialwissenschaftlerin), aber du hast Home Office ca. 6-7 Wochen im Jahr ;)

    DU bist halt so effizient, dass du kaum noch HO hast ;)

    Gerade korrigiere ich übrigens tatsächlich. Also, ich prokastriniere. Deshalb bin ich gerade besonders aktiv im Forum ;)

  • Nö. In der Schulentwickling sind häufig TZ Kollegen. Die VZ Kollegen müssen schauen dass der Laden läuft.

    • Offizieller Beitrag

    Nö. In der Schulentwickling sind häufig TZ Kollegen. Die VZ Kollegen müssen schauen dass der Laden läuft.

    dann bin ich an einer besonderen Schule.
    Alle Gesichter von SE-aktiven Kolleg*innen, die ich gerade vor meinem inneren Auge sehe, sind von VZ-Kolleg*innen. Eine Ausnahme: eine Person der SL in hoher Teilzeit. Vielleicht auch ein paar TZ-Leuten, aber nicht bei den super Aktiven (Steuergruppe und/oder mehrere Arbeitsgruppen)
    MEIN Bild der TZ-Leute ist eher, dass viele (!!! nicht alle) sich genau auf die TZ berufen, um zu begründen, dass sie "nur" unterrichten.

  • Nö. In der Schulentwickling sind häufig TZ Kollegen. Die VZ Kollegen müssen schauen dass der Laden läuft.

    Du meinst bei euch. Bei mir an der Schule stellen die Vollzeitler in der Steuergruppe dagegen klar die Mehrheit und das alle Jahre wieder.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Bei uns sind es ebenfalls fast nur VollzeitkollegINNen. Die TeilzeitkollegINNen haben ja bewusst reduziert, weil sie weniger Zeit haben und nicht weil sie weniger Geld wollen. Ich gehe daher von bewusster Falschbehauptung aus (vielleicht, um das eigene Gewissen zu beruhigen).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Gerade korrigiere ich übrigens tatsächlich. Also, ich prokastriniere. Deshalb bin ich gerade besonders aktiv im Forum ;)

    Das zumindest haben wir gemeinsam. :D Aber bevor ich kommende Woche Stress habe, dann doch lieber gemütlich mit einer Tasse Tee bei diesem Shitwetter.


    (2. Gemeinsamkeit, vermutlich ist es auch bei dir eine Mathearbeit?)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Frage 2: Ja, warum denn auch nicht. Ich arbeite gerne in meinem Beruf und weiß, dass Arbeiten mich gesund hält, deshalb habe ich mich auch mit Händen und Füßen gewehrt, als man mich im Alter von 30 Jahren abschreiben und früh berenten wollte seitens der Agentur für Arbeit, habe auch genau so weitergearbeitet wie davor mit Arbeit und Zweitstudium, nachdem ich nach dem Tod meiner Mutter eine mittlere fünfstellige Summe geerbt habe, habe nur mehr in meine Reha investiert, damit ich schneller wieder gesünder bin. Ich bin die beste Version meiner selbst, wenn ich einen Beruf ausüben kann, den ich als sinnvoll erachte, so wie jetzt als Lehrkraft oder bei meiner früheren Arbeitsstelle in der interkulturellen Arbeit, weil ich dann weiß, dass ich etwas bewirke, was über mich selbst und meine egoistischen Bedürfnisse hinausgeht.

    Hier kann ich vieles tatsächlich unterschreiben, allerdings nur mit Einschränkungen. Viel Arbeit hält mich nicht gesund, sondern macht mich krank. Kompletter Stillstand würde mich aber auch krank machen. Ich muss also körperlich und vor allem mental in Bewegung sein, um gesund zu bleiben. Die Schule hat bislang meine chronische Erkrankung, die ich leider nun einmal habe, eher verschlimmert. Daher muss ich ganz stark darauf achten und habe meine Methoden entwickelt, um den gesundheitlichen Schaden möglichst gering zu halten. Ja, ich brauche Beschäftigung, um gesund zu bleiben, aber Arbeit ist nicht die richtige Form der Beschäftigung, um dieses Ziel zu erreichen.


    Der moralische Aspekt ist mir tatsächlich auch wichtig. Ein von Egoismus geprägtes Leben sehe ich als nicht richtig an. Junge Menschen zu bilden und ihnen beim Wachsen zu helfen, ist ein Weg, um Gutes zu tun. Leider glaube ich, dass wir in Deutschland mit unserem System und den vorhandenen Mitteln oft viel Schaden anrichten. Ich mache das Beste daraus, aber ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass mich das nicht frustriert. Nein, wäre ich nicht auf das Geld angewiesen, würde ich anderweitig versuchen, Menschen zu helfen. Wahrscheinlich wäre ich auch künstlerisch tätig.

  • Ja, auf dem Niveau ist es mir auch zu blöd. Mein dummes Geschwätz zu Widerlegen wäre ja auch zu mühsam.

    Tip: lies nach, wie sich die Kaufkraft errechnet. Das hilft, so ein Geschwätz zu vermeiden.

  • MEIN Bild der TZ-Leute ist eher, dass viele (!!! nicht alle) sich genau auf die TZ berufen, um zu begründen, dass sie "nur" unterrichten.

    Das passt an meiner Schule zumindest auf die Mehrheit der KuK mit Teilzeit, wobei es bis auf eine Ausnahme nur die "Eltern" sind, bei denen das passt. Bei den KuK, die gesundheitlich bedingt reduziert haben haben wir nur eine Kollegin, die ihre Behinderung ständig als Grund anführt XYZ nicht zu machen, mich zu fragen, ob man bestimmte Aufgaben denn WIRKLICH machen müsse trotz Schwerbehinderung, etc. Das ist auch die einzige Kollegin, die sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, dass die Overheadprojektoren aus den Zimmern in den Keller bzw. jeweils einer pro Stockwerk in die Sammlungsräume kommt, weil sie ihre ganzen alten Folien schließlich weiter verwenden will, statt diese zu digitalisieren oder gar-Gott bewahre- zu erneuern und zu aktualisieren. :autsch:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Und worin besteht nun die besondere Verantwortung der SL? Ihre finanzielle und personelle Verantwortung ist nun wirklich sehr begrenzt und die Folgen, die sie bei Fehlentscheidungen zu befürchten hat sind ebenfalls sehr begrenzt.

    Aus der Erfahrung heraus tragen Schulleitungen durchaus für einen großen Teil an Steuergeldern und für das Gelingen von Unterricht Verantwortung, oftmals auch für Dinge, die eigentlich die nächsthöhere Dienststelle/Ministerium zu tragen hat:


    - Schulbauten / Sanierungen / Gebäude Erweiterungen können mal eben eine Menge Steuergelder kosten (in BRB als aktuelles Beispiel z.B. eine Schule deren Erweiterung schlappe 18 Mio. Euro kostet)


    - Kommunikation/Planung/Organisation hinsichtlich der Beschaffung von Material / Unterrichtserleichterungen / Ausstattung z. B. mit einem schwierigen Schulträger oder über Fördermittel —> Verantwortung der Schulleitung hinsichtlich Steuergelder


    - Auswahl geeigneten Personals und Überprüfung des selbigen


    - Weiterentwicklung von Konzepten und Reaktion auf aktuelle Probleme in der Bildung (Personalmangel, Geldmangel, Gefährdungen)


    - Kommunikation mit anspruchsinflationären Partnern (Eltern, Kollegen, Politik, Ämter) um die bestmögliche lernatmosphäre zu organisieren


    - Überprüfung und Anleitung der KuK hinsichtlich rechtskonformer notengebung etc.


    - Realisierung der Aufnahme-/Übergangsverfahren (Ü1/Ü5/Ü7/Ü11)


    - Absicherung rechtskonformer Prüfungen die Einfluss auf die zukünftigen Arbeitskräfte haben


    Etc.


    Leider hab ich an verschiedenen Stellen/Positionen miterleben dürfen wie Schulleitung auch die Verantwortung für die Fehler aus den höheren Behörden übernehmen durfte.


    Als Oberarzt hast du evtl. die Verantwortung über Leben und Tod, als Schulleitung bist du aber dennoch nicht weniger in der Verantwortung hinsichtlich korrektem Umgang mit Geldern der Steuerzahler/Vertrauensbildung in staatliche Institutionen/Zukunft von Jugendlichen.


    Noch als Ergänzung:

    Wenn Schulleitungen unbequem werden (z.B. dem Ministerium oder dem Schulträger oder den Eltern oder den KuK) kann das auch ganz schnell als Folge haben, dass da massiv gegen gearbeitet wird. Sei es durch Innovationen ausbremsen/Klagen und schriftliche Beschwerden die zu Prozessen oder schriftlichen Stellungnahmen führen/üble Nachrede/Verzögerung von notwendigen Investitionen/Dienstgesprächen in der nächst höheren Behörde/personelles Ausbluten von Schulen oder aber tatsächlich auch zu Mobbing (keine oder fehlerhafte Weitergabe von wichtigen Informationen / Ausüben von Handlungsdruck etc) oder persönlichen Regress führen. Letzteres habe ich bei einer ehemaligen Schulleiterin miterleben dürfen.

    All das hat zur Folge, dass gute Schulleitungen das Handtuch schmeißen oder aber ernsthaft krank werden (innere Migration gibts ja auch genug bei KuK die „nur“ unterrichten).

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-

    Einmal editiert, zuletzt von Kapa () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Meine jetzige Schulleitung hatte alleine in den letzten paar Jahren mit der Planung und Durchführung einer Gebäudesanierung sowie der Zusammenlegung zweier Schulen (inklusive kommissarischer Leitung) an zwei Standorten, sowie mit dem geplanten Umzug des zweiten Standortes zu tun.


    Das sind unfassbar viele Termine und Gespräche und das ist nur ein kleiner Ausschnitt der Aufgaben.

  • Als Oberarzt hast du evtl. die Verantwortung über Leben und Tod, als Schulleitung bist du aber dennoch nicht weniger in der Verantwortung hinsichtlich korrektem Umgang mit Geldern der Steuerzahler/Vertrauensbildung in staatliche Institutionen/Zukunft von Jugendlichen.

    Als Lehrer hat man Verantwortung dafür, dass keiner aus dem Fenster fällt, bei Ausflügen nicht vors Auto läuft oder ins Gleisbett fällt, beim Schwimmen ertrinkt oder sich bei der Leichtathletik das Genick bricht etc. pp. Die Gefahr ist natürlich deutlich geringer, als beim Oberarzt in der Chirurgie, aber trotzdem nicht zu vernachlässigen. Zumal es auch Fachärzte gibt, bei denen die Gefahr, dass jemand stirbt nicht besonders hoch ist.

  • Bei uns sind es ebenfalls fast nur VollzeitkollegINNen. Die TeilzeitkollegINNen haben ja bewusst reduziert, weil sie weniger Zeit haben und nicht weil sie weniger Geld wollen. Ich gehe daher von bewusster Falschbehauptung aus (vielleicht, um das eigene Gewissen zu beruhigen).

    Wieso beruhigen? Ich finde es eher amüsant.

    Und der Wunsch nach TZ geht in BW ja nun nicht mehr so einfach:grimmig:.


    Bin gespannt wie das sich auf deren Gesundheit auswirken wird; oder auf meine Vertretungsstunden:autsch:.


    VZ und dann noch Schulentwicklung; warten wir mal ab wann die nächste Deutatserhöhung kommt. Dann gibts immer noch genug die nach "Schulentwicklung ist Bestandteil deiner Tätigkeit" brüllen. Und dann heulen dass der Job soviel Zeit frisst.

  • Meine jetzige Schulleitung hatte alleine in den letzten paar Jahren mit der Planung und Durchführung einer Gebäudesanierung sowie der Zusammenlegung zweier Schulen (inklusive kommissarischer Leitung) an zwei Standorten, sowie mit dem geplanten Umzug des zweiten Standortes zu tun.


    Das sind unfassbar viele Termine und Gespräche und das ist nur ein kleiner Ausschnitt der Aufgaben.

    Ein Schulleiter hat soviel Zeug abseits der Schule das wissen die meisten gar nicht. A16 ist ein Witz dafür

  • Ein Schulleiter hat soviel Zeug abseits der Schule das wissen die meisten gar nicht. A16 ist ein Witz dafür

    Und doch erhält die Mehrheit der Schulleitungen in Deutschland gar kein A16, was man denke ich einfach nicht vergessen sollte in der ganzen Debatte (wobei ich A16 aber auch nicht als Witz abtun würde).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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