Bereitschaft von Lehrkräften sich an Interviews im Rahmen von Forschungsprojekten zu beteiligen

  • Liebe Lehrkräfte,


    ich bin Doktorand in der Fachdisziplin der Wirtschaftsinformatik und brenne für meine Forschung mit dem Schwerpunkt auf die Gestaltung von human-zentrierten Informationssystemen sowie deren Evaluierung. Besonders interessieren mich hier Anwendungsszenarien, welche in einem gesellschaftlich-relevanten Bereich existieren (z.B. im Bereich Nachhaltigkeit, Gesundheit oder Bildung).


    Da die Digitalisierung in Deutschland nicht unbedingt im Eiltempo voranschreitet, würde ich gerne im Rahmen eines Forschungsprojekts einen Beitrag leisten, diesen Umstand positiv zu beeinflussen. Das eigentliche Ziel des Forschungsprojekts besteht darin, ein modernes Informationssystem für Lehrkräfte zu entwickeln, wobei die Ansprüche und Bedürfnisse von Lehrkräften im Fokus stehen, damit ein Mehrwert für Lehrkräfte im Arbeitsalltag entstehen kann.


    Um ein passendes Anwendungsszenario sowie die relevanten Bedürfnisse und Ansprüche von Lehrkräften an ein solches Informationssystem zu identifizieren, möchte ich im ersten Schritt eine Vielzahl von qualitativen Interviews mit Lehrkräften führen. Hierbei geht es insbesondere darum, zu erfassen, ob moderne Informationssysteme einen Mehrwert für Lehrkräfte und ihrer Tätigkeit generieren können bzw. welche Anwendungsszenarien existieren. Aber auch die Anforderungen an solche Systeme, die Bedürfnisse und mögliche Herausforderungen bei der Verwendung von modernen Informationssystemen im Arbeitsalltag von Lehrkräften wären interessant.


    Ich würde in diesem Kontext sehr gerne einen wertvollen Beitrag leisten, welcher Lehrkräfte unterstützt und somit eventuell auch das Bildungssystem positiv beeinflussen kann.


    Aktuell suche ich noch nach Empfehlungen und Hinweisen, wie bzw. wo man (euch) Lehrkräfte am besten ansprechen und für solche Vorhaben gewinnen könnte. Bisher war die Resonanz eher negativ. Mir wurde abgeraten, Lehrkräfte und Schulen persönlich anzuschreiben, was ich nachvollziehen kann. Der Deutsche Lehrerverband hätte kein Interesse, eine solche Anfrage zu teilen, da die Aussichten eher gering sind. Und auf Reddit wurde mir dann das Forum hier empfohlen. Nun suche ich weiter nach angemessenen Möglichkeiten, mit Lehrkräften in Kontakt zu kommen.


    Daher wollte ich hier noch einmal diese Anfrage platzieren und fragen, wie ihr über ein solches Forschungsprojekt denkt?

    • Gibt es aus eurer Perspektive Potenziale, welche mit einem solchen Forschungsprojekt genutzt werden können?
    • Wo müsste man (euch) Lehrkräfte ansprechen?
    • Würdet ihr euch als Interviewpartner(in) bereitstellen?
    • Was könnte euch dazu motivieren, bei einem solchen Interview teilzunehmen?
    • Was würde euch positiv/negativ auffallen, wenn ihr eine solche Anfrage irgendwo findet?

    Da mir das Forschungsprojekt am Herzen liegt, würde ich mich sehr über Antworten, Empfehlungen und Anregungen freuen.


    Viele Grüße und eine erfolgreiche Woche allen!

  • Als Lehrkraft wird man permanent angesprochen, ob man als Interviewpartner für irgendwelche Forschungsarbeiten oder für irgendwelche Umfragen zur Verfügung steht. Die Motivation zur Teilnahme ist bei mir persönlich dabei inzwischen ziemlich gering, da ich schon oft genug erlebt habe, dass die Sachem methodisch absolut unausgereift waren, oder Ergebnisse dann später völlig aus dem Kontext gerissen veröffentlicht wurden.


    Wenn du Beteiligung willst, plane deine Forschungsarbeit vernünftig und beherrsche deine Methodik. Dazu gehört vor allem, dass man nicht immer auf die simpelste Methode "Ich führe mal ein paar Interviews setzt". Die wichtigste Frage für Forschung ist, wie man an valide und aussagekräftige Daten kommt. Interviews sind meist nur Blabla, aus dem sich der "Forschende" am Ende das raussucht, was ihm am besten passt.

  • Mich würde zuerst mal interessieren, was ...

    ein modernes Informationssystem für Lehrkräfte

    ... genau sein soll. Wer soll hier wen worüber informieren? Tools bzw. Plattformen für den Austausch zwischen Schule und Elternhäusern gibt es schließlich mittlerweile reichlich.

  • Interessanter Ansatz. Ich habe ein Tool und suche Anwendungen per Befragung. Spannend fände ich es - generell - zu prüfen, welche Bedarfe es gibt und dann digitale Tools dafür zu entwickeln.


    Klar, wenn ein Fachbereich ein bestimmtes Forschungsgebiet (Informationssysteme) hat, dann läuft es halt so ;)

  • Vielen Dank für die Rückmeldungen.

    Wenn du Beteiligung willst, plane deine Forschungsarbeit vernünftig und beherrsche deine Methodik. Dazu gehört vor allem, dass man nicht immer auf die simpelste Methode "Ich führe mal ein paar Interviews setzt". Die wichtigste Frage für Forschung ist, wie man an valide und aussagekräftige Daten kommt. Interviews sind meist nur Blabla, aus dem sich der "Forschende" am Ende das raussucht, was ihm am besten passt.

    Deine Antwort und das hier zitierte Argument kann ich selbstverständlich nachvollziehen. Mein Forschungsvorgehen liegt im Bereich Designwissenschaftliche Forschung, wobei es im Kern um die Identifizierung von Problemen in der echten Welt geht, welche mit innovativen Lösungen adressiert werden sollen. Dabei ist ein gängiges Vorgehen, Interviews mit involvierten Stakeholdern zu führen, um den Problemraum zu verstehen (z.B. was gibt es bereits für Systeme, was für Infrastrukturen, wie Sehen Arbeitsprozesse aus, etc.). Hierfür würde ich die Interviews gerne verwenden, welche ich anschließend basierend auf den Status Quo meiner Forschungsdisziplin transkribieren, analysieren und codieren würde. Basierend auf den resultierenden Erkenntnissen würde ich mir erhoffen, Anwendungsszenarien zu finden und dazugehörige Anforderungen sowie Bedürfnisse. Dies wäre somit die zugrundeliegende Wissensbasis, welche das Projekt motiviert und wertvolle Anforderungen an das System beinhält.


    Mich würde zuerst mal interessieren, was ...

    ... genau sein soll. Wer soll hier wen worüber informieren? Tools bzw. Plattformen für den Austausch zwischen Schule und Elternhäusern gibt es schließlich mittlerweile reichlich.

    Die Frage kann ich ebenfalls gut nachvollziehen. Vielleicht war die Begriffswahl nicht sehr vorteilhaft. Zum einen muss ich sagen, dass ich noch keine konkrete Anwendung oder System im Kopf habe, welches ich entwickeln möchte. Denn ich möchte keine Lösung (Anwendung bzw. System) für ein Problem entwickeln, was am Ende dann keiner nutzt bzw. nicht existiert. Mein Ansatz, um ein "modernes Informationssystem" zu entwickeln, sieht aber ungefähr so aus: Es soll eine Web-basierte Anwendung werden, welche auch offline funktioniert. In dieser Anwendung sollen Dateneingaben, Exporte, Visualisierungen, Analysen, Auswertungen, Kommunikation und etc. möglich sein. Die genauen Funktionalitäten richten sich dabei nach dem spezifischen Anwendungsszenario. Dabei könnte es eine Anwendung sein, welche rein von Lehrkräften verwendet wird oder auch Anwendungen, welche von Lehrkräften und Schülern genutzt wird.


    Wie gesagt: Herzlichen Dank für die Rückmeldungen. Der Austausch und die damit verbundene Reflexion des Vorhabens helfen mir bereits weiter. Sollte am Ende herauskommen, dass sich ein solches Projekt nicht lohnt oder realisierbar wäre, sind das auch wertvolle Erkenntnisse für mich.

  • Im Grund gibt es drei Wege sowas aufzuziehen, die von deiner Vernetzung, der deines Profs und der deiner Uni abhängen:

    1. Informelle Umfrage. Du fragst halt im kleinen Rahmen direkt bei Schulen und Lehrkräften an, z.B. hier oder bei Schulen an denen du bekannt bist.
    2. Dein Prof hat ein Netzwerk und zieht das als Forschungsprojekt auf und holt über die Reputation der Uni dein Bildungsministerium mit ins Boot. Dann wird es eine mehr oder weniger verbindliche Umfrage "von oben". Dazu müssen natürlich die entsprechenden Kontakte und der Einfluss reichen. Stichwort: Uni Landau
    3. Du machst es über ein Unternehmen, welches in dem Bereich bereits tätig ist und befragst dessen Nutzer.
  • Ich bin prinzipiell immer offen für Forschung und Interviews, wobei ich diese anonymen Online-Fragebögen meide, weil ich die meistens einfach uninteressant finde. Habe aber mal ein strukturiertes Interview mit einem Doktoranden gehabt, das fand ich ganz interessant und es hatte auch für mich einen Nutzen.


    Allerdings kommt mir dein Anspruch so ein bisschen "typisch Doktorarbeit" vor. Wir LehrerInnen leben nicht hinter dem Mond, sondern nutzen schon lange moderne Informationssysteme. Ich würde dich gern mal bei mir in den Alltag mitnehmen, damit du siehst, womit man da so zu tun hat und was dabei nützlich und was nervig ist.


    Aber wo du schon gerade da bist: Ich habe ja schon lange die Idee des magischen Portals. So eine Art Moodle für alles. Also nicht nur digitales Klassenbuch plus Schulverwaltungssystem plus Lernplattform, sondern alles in einem. Und dann für mich auch alles, was ich sonst noch so brauche, Kommunikation mit PKV, Finanzamt, Landesamt für Besoldung, dem Stromversorger etc. An Unis hat oft jeder Fachbereich so "seins" - die Systeme konkurrieren miteinander, was einerseits ja sicher nützlich ist, andererseits für die NutzerInnen sehr mühsam. Zum Teil interagieren die Systeme ja auch, aber es ist trotzdem viel Redundanz da, da man immer nur einen Teil der Features benutzt.


    Ein paar Standards gibt es ja, aber man muss sich trotzdem jedes Mal in eine neue Welt eindenken.


    Bei Autos und Steckern ist man da weiter: Wo Brems- und Gaspedal sind, ist immer gleich, und es wird auch daran gearbeitet, dass die Unterhaltungselektronik an Bord so einfach und sicher wie möglich sein soll. Die Ladekabel werden vereinheitlicht etc.


    Ich weiß, diese Vereinheitlichung ist ein zweischneidiges Schwert. Apple und Linux und Windows existieren nebeneinander so wie Rewe und Lidl und Edeka. Konkurrenz belebt das Geschäft. Aber wenn man in einem Laden abwiegen muss und im anderen das an der Kasse geschieht, führt das zu Reibungsverlusten.


    Das fänd ich mal eine Forschung wert. Bitte nicht das x-te weitere System.


    Meine Meinung. Schenke ich dir :schnelltipp:

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