Ausgelagert: Klimakleber und Selbstjustiz

  • Allein die Ausdrucksweise ... Alles hobbylose, verzogene Rotzgören. Genau.

    Naja, wer Montag bis Freitag aktiv damit beschäftigt ist seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, hat dafür jedenfalls keine Zeit.


    Sollte jemand nachweislich dort seinen Jahresurlaub auf der Straße verbringen, nehme ich selbstverständlich alles zurück und zeige mich angemessen beeindruckt.

  • Andere Prioritäten als das eigene Überleben, meinst du? Ich schwanke gerade, ob ich das sehr dämlich oder am Ende doch sehr begrüßenswert finden soll.

    Ach je. Das Fahrverhalten von Deutschen hat keinen nennenswerten Einfluss auf das Klima. Zudem haben die meisten Menschen eher mit greifbaren Fragestellungen (Wie bekomme ich Essen für meine Familie auf den Tisch? Wie bezahle ich die Heizkosten? usw.) Abstrakte Fragen nach dem Fortbestand der Menschheit sind da eher irrelevant.

  • Wieso? Die Klebeaktionen treffen doch auch nur stellvertretend für "den Autofahrer" Einzelpersonen, die halt gerde leider das Pech hatten dort zur falschen Zeit entlang zu fahren.

    Der Unterschied ist aber, dass du ganz gezielt eine bestimmte Person treffen möchtest und außerdem eine Sachbeschädigung begehst. Staus aufgrund einer Klima-Aktion oder sonstigen Demo tun das beide nicht. Übrigens entstehen Staus durch zu viele Autos. Täglich an meinem Wohnort zu besichtigen.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Das legitimiert mich trotzdem nicht dazu, im Sommer durch die Gegend zu laufen und grillenden Leuten einfach mal ne Schippe Sand in den Grill zu kippen, um halt einfach mal ein bisschen zu belästigen und den Spaß an der Sache zu verleiden

    Das ist keine Analogie zum Kleber.

    Die Analogie wäre: du klebst dich an oder vor den Grill oder auf die Stufen vom Metzger.

  • Eher nein, eine Demo ist angemeldet und erlaubt und bekommt Polizeischutz, das Sitzen auf Straßen ist ziviler Ungehorsam und nur so semilegal. (...)

    Auch unangemeldete Demonstrationen unter freiem Himmel fallen erst einmal unter den Schutz der Versammlungsfreiheit gemäß Art.8, Abs.1 GG, so lange es keine Einschränkungen im Bundesversammlungsgesetz (VersammlG) bzw. in den Versammlungsgesetzen der Länder- soweit vorhanden (Bayern, Berlin, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein)- gibt.

    Die Anmeldung ist vor allem überall dort geboten, wo mit möglicherweise gewaltbereiten Gegendemonstranten zu rechnen ist, damit die Polizei einerseits die Demonstrationszüge trennen und andererseits Demonstrationsteilnehmer schützen kann. Eine Demonstrationsanmeldung kann dabei in vielen Fällen auch einfach noch formlos am Tag der Demonstration bei der Polizei erfolgen bzw. im Fall unangemeldeter Gegendemonstrationen bei der bereits präsenten Polizei. Dies ist vom Versammlungsgesetz abgedeckt solange die öffentliche Sicherheit nicht gefährdet ist. Nachdem die Versammlungsfreiheit aber ein hohes Gut ist, wird auch mit Einschränkungen solcher Spontanversammlungen (die sich aus aktuellem Anlass augenblicklich bilden, also nicht geplant sind) meist zurückhaltend umgegangen.


    Die "Festkleber:innen" verstoßen also sicherlich gegen das Versammlungsgesetz. Wenn sich jetzt aber tatsächlich spontan 10 Autofahrer:innen und 20 Fußgänger:innen, die das zufällig mitbekommen dem Ganzen anschließen und spontan aus der Situation heraus mit auf die Straße setzen (ohne Kleber), dann haben wir plötzlich nicht nur zivilen Ungehorsam, sondern aus diesem heraus eine - je nach Bundesland- unter Umständen zulässige Spontanversammlung, die vom Recht auf Versammlungsfreiheit gedeckt wäre. Die Übergänge können also durchaus fließend sein.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Viele Veränderungen traten nur ein, weil Leute sich dafür unbequem eingesetzt haben. Unbequem war es halt vor allem immer nur für die, die vroher Vorteile aus der ungerechten Situation hatten, zB Frauenwahlrecht (ok, die haben´s ohne Kleber geschafft ;) ) oder Umweltschutz. Es muss halt für die große Mehrheit unbequem werden, bevor sich was ändert.


    Und zum Individualverkehr: Wenn sich jeder an die eigene Nase fassen würde, könnte man viel Verkehr einsparen.

    (hehe, dieses Bild vor Augen bringt mich zum Lächeln).

    Es gäbe so viele Möglichkeiten, auf das Auto zu verzichten und dann gäbe es deutlich weniger Verkehr und die Festkleber würden gar nicht mehr so auffallen, weil die andren beiden Spuren ja eh frei wären....

    Nur Gewalt, das geht gar nicht.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Die Nötigung kommt doch von den Klebern. Was der Kerl macht ist eher Notwehr.

    Notwehr gemäß §32 StGb setzt einen gegenwärtigen, rechtswidrigen Angriff auf ein Rechtsgut eines Dritten voraus. Die Notwehrhandlung muss dabei erforderlich sein, geeignet und es muss das mildest mögliche Mittel, welches also den geringstmöglichen Schaden verursacht gewählt werden.


    Ein Fragezeichen löst dabei bei mir zunächst einmal das Rechtsgut des Mannes aus, welches verletzt wurde. Welches wäre das deines Erachtens?


    Gehen wir einmal großzügig davon aus, wir hätten ein solches gefunden: Den Mann ohne Vorankündigung einfach brutal über den Boden zu schleifen stellt sicherlich nicht das mildest mögliche Mittel dar. Gehen wir aber davon aus, dass auch auch das gerade noch so als Notwehr durchgehen würde (oder zumindest als Notwehrexzess straffrei bleiben würde): Dann bleibt der Klimaaktivist an genau an der Stelle sitzen, an die er geschleift wurde. Statt nun aufzuhören, tritt der Angreifer aber noch einmal auf den am Boden sitzenden, friedfertigen Menschen ein. Spätestens an der Stelle müsste selbst dir klar sein kann man von keiner Notwehrlage mehr ausgehen, sondern muss von einem Angriff und Körperverletzung ausgehen seitens des Mannes, der auf den Demonstranten eintritt. Den Angreifer dennoch undifferenziert als "Ehrenmann" zu bezeichnen ist ein Armutszeugnis.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Viele Veränderungen traten nur ein, weil Leute sich dafür unbequem eingesetzt haben. Unbequem war es halt vor allem immer nur für die, die vroher Vorteile aus der ungerechten Situation hatten, zB Frauenwahlrecht (ok, die haben´s ohne Kleber geschafft ;) ) oder Umweltschutz. Es muss halt für die große Mehrheit unbequem werden, bevor sich was ändert.


    (Zitat gekürzt)

    Die britischen Suffragetten haben sich an die Eisenzäune vor dem Parlament gekettet. Vermutlich haben Sie damit zwar niemanden behindert, aber das war auch schon ein sehr deutlicher Protest.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Es gibt nur einen Grund auf Leute einzutreten. Man hat Bock auf Gewalt. Man tritt Leute, weil man sie treten will.


    ÖPNV und „Motor aus“ sind nur Strohfrauen.

  • Der Unterschied ist aber, dass du ganz gezielt eine bestimmte Person treffen möchtest und außerdem eine Sachbeschädigung begehst. Staus aufgrund einer Klima-Aktion oder sonstigen Demo tun das beide nicht. Übrigens entstehen Staus durch zu viele Autos. Täglich an meinem Wohnort zu besichtigen.

    Wenn ich willkürlich grillende Menschen im Stadtpark belästige, wird dabei ebenso wenig eine bestimmte Person ausgewählt, wie wenn ich mich zufällig vor ein xbeliebiges Auto klebe. Beide kreuzen zufällig meinen Weg.


    Sachbeschädigung lasse ich meinetwegen gelten, wobei ein unnötig verursachter Stau ebenfalls Zeit und Geld kostet.


    Punkt ist, dass beides völlig schwachsinnig und übergriffig und belästigend ist.

  • War es damals falsch?

    Ja, und ist es immer noch. Denn es trifft nicht die Ursache für Widerstand. Es ist oft nur bequeme Ausrede. Man muss sich für Dinge, die einem wichtig sind, die Zeit nehmen. Und Unterstützung kann man auch auf andere Weise leisten, wenn man nicht vor Ort sein kann oder will.

  • Die "radikal" in Erscheinung tretenden Aktivisten sind überproportional Menschen, die in irgendeiner Form gerde auf Kosten anderer bzw. der Gesellschaft leben, die sie mit ihren Aktion angehen. Nicht zuletzt Studierende, die ein kostenloses Bildungsangebot in Anspruch nehmen, das u.a. von denen gegenfinanziert wird, denen sie mit ihren Aktionen schaden.


    Ich habe weder was gegen Klimaaktionismus noch gegen junge Leute mit Idealen. Junge Leute dürfen und sollen Illusionen haben und an eine bessere Welt glauben. Aber bitte mit ein wenig Respekt gegenüber Mitmenschen und mit zielgerichteten Aktionen. Die Art des Protests ist einfach hohl. Und hier bin ich mal ausnahmsweise einer Meinung mit Herrn Lindner: wer konkrete Ideen und Forderungen hat, gründe doch bitte eine entsprechende Initiative, Partei oder Organisation und suche sich Mehrheiten. Ich sehe diese Mehrheiten da draußen derzeit nicht. Hier wiederum verwundert das Verständnis für diese Gruppierung nicht... den Ruf des weltfremden, linksversifften Ökofuzzis hat sich der Berufsstand des Lehrers ja hart erarbeitet 😊

  • Wer Straßen blockiert nimmt immer zumindest indirekt in Kauf, dass Rettungskräfte verzögert am Einsatzort eintreffen und im schlimmsten Fall ein Mensch stirbt. Auch wenn es sicher nicht beabsichtigt ist, so ist es dennoch immer möglich. Aus diesem Grund lehne ich diese Protestform kategorisch ab.



    Es ist oft nur bequeme Ausrede. Man muss sich für Dinge, die einem wichtig sind, die Zeit nehmen.


    Es ist aber schon auffällig, dass zumindest die Vorzeigefiguren dieser Gruppen idR aus sehr guten Elternhäusern stammen und sich wahrscheinlich im Leben noch nie groß Sorgen darüber machen mussten, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten.

    Wenn man keine Probleme hat, macht man sich eben welche; und wenn man es ganz krass übertreibt, steigert man sich da eben so rein, dass man glaubt, die Welt ginge bald unter.



    Das Fahrverhalten von Deutschen hat keinen nennenswerten Einfluss auf das Klima.


    Würde man alle Autos in Deutschland durch E-Autos ersetzen, so würde sich der CO2-Ausstoß um 0,4 % im Jahr verringern - sagt zumindest Vince Ebert in seinem aktuellen Buch - die Originalquelle habe ich gerade nicht parat.

    • Offizieller Beitrag

    Wer Straßen blockiert nimmt immer zumindest indirekt in Kauf, dass Rettungskräfte verzögert am Einsatzort eintreffen und im schlimmsten Fall ein Mensch stirbt

    imho lassen die immer einen Durchgang für Rettungswagen und für die evtl. Nicht vorhandene Rettungsgasse im Stau sind die Protestler nicht zuständig. Darum haben sich die Leute im Stau zu kümmern.


    Außerdem wissen die Rettungsdienste i

    d.Regel, wo ein Stau ist und umfahren ihn.

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