Ausgelagert: Klimakleber und Selbstjustiz

  • Ich war anfangs nicht sicher, aber inzwischen halte ich die Klimaaktivisten mit ihren krassen Methoden für wirksamer als die ruhigen der anderen.

    Welche Erfolge haben die Klima-Kleber bisher erzielt?

    • Offizieller Beitrag

    Es geht im Endeffekt um absolute Zahlen. Alles andere ist unsinnig. Nochmal: wenn Deutschland von heute auf morgen fen individuelle. Autoverkehr komplett einstellt, passiert am Klima gar nichts. Das heißt nicht, dass gar nichts zu tun ist. Das heißt aber auch, dass man seine eigene Bedeutung nicht überbewerten sollte.

    Wenn viele kleine Leute viele kleine Schritte tun ....

  • Sie bringen das Klima immer wieder in die Schlagzeilen .... und ins Lehrerforum. Und woandershin.

    Das Klima ist ständig in den Schlagzeilen und anderswo. Spätestens seit Fridays for Future. Die Klima-Kleber sind selbst in den Schlagzeilen, sie bringen nicht das Klima dorthin.

  • Doch. Dadurch, dass sie in den Schlagzeilen sind.

    Aber: manche reagieren halt auf die Message ... andere auf den Boten.

    Die Leute, die auf die "Message" reagieren, hatten das Thema auch vorher schon auf dem Schirm. Viele der Menschen, die auf den Boten reagieren auch.

    Das sieht man auch hier im Thread: diejenigen, die die Kleberei toll finden, sind schon längst im Thema (wieviel jeder dieser Personen tatsächlich selbst fürs Klima tut, sei mal dahin gestellt). Von denen, die die Kleberei für sinnfrei halten, haben die meisten (alle) das Thema auch schon längst auf dem Schirm. Bei denen, die Klima-Kleber für Terroristen halten, ändert sich dadurch die Einstellung zum Thema auch nicht. Die Reaktionen der Politik sind bisher vollkommen unabhängig vom Inhalt der Botschaft.


    Aber red dir gerne etwas anderes ein.

    • Offizieller Beitrag

    Aber red dir gerne etwas anderes ein.

    Grundsätzlich möchte ich dir nicht widersprechen. Aber: die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Jedes Mal, wenn das Thema in den Nachrichten ist, hilft es. Auch wenn ich fossi zustimmen muss. Es hilft nicht bei jedem.

    • Offizieller Beitrag

    Und du siehst eine realistische Chance, dass weltweit genug "kleine Leute" mitmachen? Das nenne ich hochgradig naiv.

    Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenn ich nicht so denken würde ... wäre ich kein Grundschullehrer. Bin halt Optimist.

  • Grundsätzlich möchte ich dir nicht widersprechen. Aber: die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Jedes Mal, wenn das Thema in den Nachrichten ist, hilft es. Auch wenn ich fossi zustimmen muss. Es hilft nicht bei jedem.

    Auch hier: wie genau? Das sind immer die selben Allgemeinplätze.

    Aber ich sehe schon, es ist auch hier wie beinden meisten anderen Themen: jemand hält eine Aktivität für sinnfrei, deshalb wird sofort die passende Schublade aufgemacht. Von dir hätte ich eigentlich mehr erwartet. Schade.

    • Offizieller Beitrag

    Nein. Ich mache keine passende Schublade auf. Zumindest nicht für dich. Keine Sorge.

    So schwer es mir fällt - ich kann deine Position verstehen. Leider.


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    Nachtrag: es gibt Bereiche, da möchte ich kein Realist sein.

  • Nein. Ich mache keine passende Schublade auf. Zumindest nicht für dich. Keine Sorge.

    So schwer es mir fällt - ich kann deine Position verstehen. Leider.


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    Nachtrag: es gibt Bereiche, da möchte ich kein Realist sein.

    Dann habe ich deinen Beitrag falsch interpretiert. Sorry.

    Dass du bei manchen Themen kein Realist sein willst, kann ich auch nachvollziehen.

  • Stichwort "kleine Leute": Es war bereits bei Friday for Future so, und setzt sich auch bei den Klimaklebern fort, dass vor allem junge Frauen aus gutem Hause, sei es eine Greta Thunberg oder eine Luisa Neubauer, die treibenden Kräfte sind. Mag sein, dass sie ihre Aktionen als gerechtfertigt empfinden angesichts der drohenden Probleme. Bei Leuten, die aus einfachen Verhältnissen kommen und einfach schauen, dass sie mit ihren 1,5 Gehältern sich und die 2 Kinder, vielleicht noch irgendwelche Schwiegereltern im Hintergrund, durch den Tag kriegen, kommt dabei einfach an: "Diesen Schnöselkindern ist mal wieder langweilig, also gehen sie uns normalen Leuten mal wieder auf die Nerven.". Die Aktivisten führen ja ihre Aktionen durch, um einerseits Aufmerksamkeit für die Sache zu generieren und andererseits Leute zu motivieren, sich ihnen anzuschließen. Das klappt mit der momentan gewählten Methode jedoch nicht wirklich. Der Witz ist, dass die Klimakleber ja ihren Protest vor allem Richtung Politik, gegen "die da oben" senden, während die Kleber sich durch ihre Handlungen ebenfalls zu einer Art "die da oben" machen. Das ist ihnen in ihrer Bubble vielleicht gar nicht mal so bewusst, aber nicht jeder hat Akademikereltern, wohnt im Speckgürtel im Einfamilienhaus und hat als einzige Sorge im Leben, wie die Klimaerwärmung um ein halbes Grad reduziert werden kann. Das heißt nicht, dass das Thema den Menschen im Brennpunkt oder auf dem Dorf egal ist, aber sie haben einfach noch 1.000 andere Probleme - und da wäre es bereits ein Fortschritt, dass eine Frau Neubauer realisiert, wie privilegiert sie ist und dass sie nicht erwarten kann, dass jeder so viel Arbeit und Mühe hierfür aufwenden kann wie sie.

  • Ich halte die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels für völlig illusorisch. Möchte man das ernsthaft verfolgen, braucht es keine bahnfahrenden Deutschen, sondern eine komplette und globale Transformation unseres Wirtschaftssystems. Dieses Ziel ist nur mit der Abkehr vom auf ständigen Konsum und ständiges Wachstum ausgerichteten Kapitalismus, einer Abkehr von der globalisierten und industralisierten Landwirtschaft, einer Abkehr von selbstverständlicher globaler Mobilität von Menschen und Waren und - ganz entscheidend - einer zügig rückläufigen Weltbevölkerungszahl zumindest *ansatzweise* vorstellbar. Nichts davon zeichnet sich auf diesem Erdball bisher ernsthaft ab. Die 20%, die der Individualverkehr am ohnehin vergleichsweise pupsgeringen deutschen CO2 Ausstoß ausmacht, machen keinen messbaren Unterschied, selbst wenn hier ab morgen nichts mehr fahren würde. Die Welt wartet auch nicht auf deutsche "Vorbilder", die sich allen anderen gegenüber moralisch überlegen fühlen und erklären, wie man sich zu verhalten hat.


    Sinnvoller, als einem 1,5 oder 2 Grad Ziel hinterherzurennen (ich bin überzeugt, dass wir das auch nicht einhalten werden), wäre eine Konzentration auf Adaptionsstrategien. Und zwar auf globaler Ebene. Wir werden mit dem Temperaturanstieg und seinen Folgen leben müssen und sollten dringend zusehen, in Bezug auf die aus dem Klimawandel resultierenden Konflikte möglichst präventiv zu agieren. Dazu gehören insbesondere Punkte wie Bevölkerungsreduktionspolitik, Regelungen zur gerechteren Ressourcenverteilung, um große Verteilungskriege möglichst zu verhindern, und Umgang mit notwendiger Migration. Natürlich ist es auch wichtig, dass bestenfalls jeder Mensch auf diesem Planeten seinen ökologischen Fußabdruck reduziert und sich möglichst nachhaltig verhält, weil Kleinvieh in der Masse dann eben doch auch Mist macht. Das aggressive Einschießen auf den Verkehr, der bei der Gesamtproblematik nun wirklich eher marginal ins Gewicht fällt, ist aber einfach lächerlich und lässt Leute bei der Thematik zunehmend eher genervt abwinken.

  • Gleichwohl können die mit der Blockade verbundenen Kosten auferlegt werden. Mit Selbstjustiz hat das jedenfalls alles nichts zu tun.

    Ich denke halt an die Blockade der Berliner Stadtautobahn. Da man auf einer Autobahn nicht wenden oder parken darf, können die blockierten Autofahrer den Blockadeort nicht verlassen. Wie sieht es in diesem Zusammenhang mit dem Straftatbestand der Freiheitsberaubung aus?


    Könnten die Autofahrer gegen die Klimakleber eine Sammelklage einreichen, um ihre Ansprüche auf Schadenersatz durchzusetzen?

  • Stichwort "kleine Leute": Es war bereits bei Friday for Future so, und setzt sich auch bei den Klimaklebern fort, dass vor allem junge Frauen aus gutem Hause, sei es eine Greta Thunberg oder eine Luisa Neubauer, die treibenden Kräfte sind. […] Bei Leuten, die aus einfachen Verhältnissen kommen und einfach schauen, dass sie mit ihren 1,5 Gehältern sich und die 2 Kinder, vielleicht noch irgendwelche Schwiegereltern im Hintergrund, durch den Tag kriegen, kommt dabei einfach an: "Diesen Schnöselkindern ist mal wieder langweilig, also gehen sie uns normalen Leuten mal wieder auf die Nerven."

    Ich muß bei den Sprüchen von den beiden Mädels immer nur an Marie Antoinette denken: „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie Kuchen essen! “

  • Stichwort "kleine Leute": Es war bereits bei Friday for Future so, und setzt sich auch bei den Klimaklebern fort, dass vor allem junge Frauen aus gutem Hause, sei es eine Greta Thunberg oder eine Luisa Neubauer, die treibenden Kräfte sind. Mag sein, dass sie ihre Aktionen als gerechtfertigt empfinden angesichts der drohenden Probleme. Bei Leuten, die aus einfachen Verhältnissen kommen und einfach schauen, dass sie mit ihren 1,5 Gehältern sich und die 2 Kinder, vielleicht noch irgendwelche Schwiegereltern im Hintergrund, durch den Tag kriegen, kommt dabei einfach an: "Diesen Schnöselkindern ist mal wieder langweilig, also gehen sie uns normalen Leuten mal wieder auf die Nerven.". Die Aktivisten führen ja ihre Aktionen durch, um einerseits Aufmerksamkeit für die Sache zu generieren und andererseits Leute zu motivieren, sich ihnen anzuschließen. Das klappt mit der momentan gewählten Methode jedoch nicht wirklich. Der Witz ist, dass die Klimakleber ja ihren Protest vor allem Richtung Politik, gegen "die da oben" senden, während die Kleber sich durch ihre Handlungen ebenfalls zu einer Art "die da oben" machen. Das ist ihnen in ihrer Bubble vielleicht gar nicht mal so bewusst, aber nicht jeder hat Akademikereltern, wohnt im Speckgürtel im Einfamilienhaus und hat als einzige Sorge im Leben, wie die Klimaerwärmung um ein halbes Grad reduziert werden kann. Das heißt nicht, dass das Thema den Menschen im Brennpunkt oder auf dem Dorf egal ist, aber sie haben einfach noch 1.000 andere Probleme - und da wäre es bereits ein Fortschritt, dass eine Frau Neubauer realisiert, wie privilegiert sie ist und dass sie nicht erwarten kann, dass jeder so viel Arbeit und Mühe hierfür aufwenden kann wie sie.

    Das ist doch total widersprüchlich, was du da schreibst. Auf der einen Seite betonst du allenthalben, wie wichtig das Gymnasium ist und wie wichtig das dreigliedrige Schulsystem und wie anerkennungswürdig der Hauptschulabsolvent, der eine klassische Lehre absolviert und dass nur die ganz begabten, Studierwilligen Abitur und Studium anstreben sollen. Gleichzeitig machst du ebenso oft Akademiker*innen runter, sie seien verzogene Vorortschnatzen, die von der Welt des einfachen LKW-Fahrer keine Ahnung hätten und sich was auf Ihre Bildung einbilden würden. Oder dürfen deiner Meinung nach nur noch Zahnärzte und Betriebswirtschaftler studieren und eine Meinung haben?


    Könntest du dir vorstellen, dass es Akademikerinnen braucht, die vordenken? Gerade weil der LKW-Fahrer LKW fährt und keine Ahnung von Erderwärmung hat und auch kein Interesse, sich damit auseinander zu setzen?


    Und @Curie , was ist eigentlich deine Meinung, hast du auch etwas zu sagen, oder hältst du dich lieber im Hintergrund auf und lachst über jeden Kommentar, der darauf hinweist, dass es nicht lustig ist, was gerade vor sich geht?


    Dass mancher keinen Bock hat, irgendwas an seinem Lebensstil zu ändern, kann ich ja noch irgendwie nachvollziehen. Dass er oder sie sich aber über junge Erwachsene lustig macht, die mit Ängsten und Depressionen bzgl. ihrer Zukunft in Behandlung sind und ebenso vehement für ihre Zukunft kämpfen, das will mit nicht in den Schädel.


    Und hier immer wieder aufzuzählen, wie schlecht der ÖPNV ist, sich aber gleichzeitig über jeden ernsthaften Versuch, dagegen etwas zu tun, lustig zu machen, Schmidt, was soll das bringen, außer die auch noch zu entmutigen, die ihre Zukunft noch gestalten wollen? Du kannst die Form des Protestes ja falsch oder sogar kontraproduktiv finden. Um was es hier geht, ist halt tatsächlich mal nicht lächerlich und ich fände es hilfreich, das klar zu unterscheiden.

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