Nur digitaler Unterricht ist guter Unterricht?

  • An unserer Schule hättest du so tatsächlich ein Personalgespräch zu diesem Thema gehabt

    An deiner Schule würde ich überhaupt nicht arbeiten. Dir merkt man nach 2 Sätzen an, was läuft, das kann ich nicht gebrauchen. Meine Chefin war bei meinem "Ausbruch" dabei, sie stimmt mir zu. In 2 Jahren wird sie pensioniert, sie ist eine von "den Alten".

  • Und dieses "Scheiß früher" , das keinen mehr interessiert, empfinden die erfahrenen Kollegen als respektlos.

    Ich erlebe es so, dass viel getrauert wird, warum bestimmte Kompetenzen bei der heutigen Generation (Lehrer/Schüler) nicht mehr da sind. Manche Sachen muss man aber auch mal loslassen können und aktuell ergibt sich eben ein großer Umbruch auf allen Ebenen.


    Diskussion mit einem betrieblichen Ausbilder:

    A: Die müssen heute das können, dies können und jenes können. Das muss unbedingt noch mit gemacht werden.

    Ich: Ok, dann muss an anderer Stelle was weggelassen werden. Wie sieht es bei Ihnen mit Feilen aus? Wie lange machen die das so.

    A: Mindestens 8 Wochen!

    Ich: Ist das nicht ein bißchen zu lang?

    A (empört): Natürlich nicht, ein Azubi muss doch einen U-Stahl abfeilen können. Wo kommen wir da hin, wenn der das nicht mehr kann.

    Ich: Evtl. vielleicht an die Maschine, die dafür keinen Arbeitstag benötigt und das auch viel genauer schafft?

    A: Trotzdem! Das müssen die können!


    Echte Argumente außer: Ich will, dass die das können, kamen aber nicht mehr.


    Mh.


    Übrigens gehöre ich auch zu den Alten. Ich freue mich, dass Dinge, die ich früher so gehasst habe, heute mehr und ,mehr wegfallen.

  • ich weiss schon, an wen ich dabei denke.

    Wir aber nicht.


    Ich frage mich, wie uns die Betrachtung dieses Einzelfalls überhaupt weiterbringt.


    Kolleginnen, die einem Bogen ums Digitale machen, stören mich nicht. Sie verursachen mir übrigens keine Mehrarbeit.


    Viel nerviger finde ich diejenigen, die zwar alles gerne digital machen, aber keine Lust haben sich minimale Kenntnisse anzuschaffen und dann ihren Kram auf andere abzuladen versuchen.


    Die verursachen übrigens auch keine Mehrarbeit, wenn man weiß, wie man mit deren Anfragen umzugehen hat.

  • Diskussion mit einem betrieblichen Ausbilder:

    ...

    Ehrlich gesagt finde ich es auch schade, dass kaum noch jemand richtiges Handwerk beherrscht und das weitergeben kann. Denn genau so funktioniert doch Ausbildung im Betrieb, man kriegt von Alten, Erfahrenen gezeigt und macht es so lange, bis es perfekt sitzt.


    Dass Maschinen bestimmte Arbeitsgänge übernehmen, bedeutet für mich nicht automatisch, dass man den zugrundeliegenden Arbeitsschritt nicht können sollte. Oder sehe ich das falsch?


    Z.B. der Kfz-Mechatroniker ist auch ein völlig anderer Beruf als vor 50 Jahren. Trotzdem finde ich es sinnlos, wenn die Mechaniker in den Werkstätten nur noch Auslesen können und ansonsten aufgeschmissen sind und nichts als großspurig Rumtönen, wenn man mit einem Ausfall am Auto dasteht. Und am Ende zahlt man 900 Eur für ein Bauteil, was angeblich ausgetauscht werden musste, was auf ebay 56 Eur kostet. Da lob ich mir den alten Mann mit seiner Hinterhofwerkstatt, der unser Auto repariert, möge er noch lange arbeiten und sein Wissen hoffentlich an Junge weitergeben.


    Wie der Spagat zwischen alte und neue Techniken beherrschen zusammengeht, ohne dass eine Ausbildung 5 Jahre dauern müsste, weiß ich allerdings auch nicht. Im Lehrerberuf weiß ich das schon, da geht es immer ums Wie, das Medium ist bloß Mittel zum Zweck. Ich gebe anderen keine ungefragten Tips, aber in der Ausbildung erwarte ich bestimmte Dinge von Referendar*innen, da bilde ich eben aus und will sie guten Gewissens auf Schülergenerationen loslassen können.


    Und ich bin mir selbst auch nach vielen Jahren im Job nicht zu schade, um von anderen Kolleg*innen zu lernen, völlig egal, wie alt sie sind.

  • An deiner Schule würde ich überhaupt nicht arbeiten.

    Das ist bestimmt so ein humanistisches Gymnasium, vielleicht auch noch ein katholischer Touch dazu, wo altgriechisch noch lebt. Mich gruselt es schon beim Gedanken.

    Da gibt es dann wirklich keine Lehrer, "die so sprechen wie ich". Die wollen da nämlich gar nicht hin.

  • Ich hätte mich letztens fast an einem humanistischen Gymnasium beworben ;) Ich habe viele "alte" Kolleginnen und Kollegen, die ich enorm schätze und von deren Erfahrungen man enorm profitieren kann. Das sind halt die, die den Sprung in die Gegenwart geschafft haben und auch wechselseitig daran interessiert sind, was "die Jungen" so machen. Wir haben nicht viel von der Sorte "ja, aber FRÜHER ..." an der Schule. Ne, die nehme ich nicht ernst, da kommt ja nichts Konstruktives. "Ja, das haben wir FRÜHER schon mal versucht und da hat es nicht funktioniert, deswegen blablablablablubb". OK ja, jetzt ist nicht mehr "früher", die Möglichkeiten sind jetzt andere, die Leute sind jetzt andere. Ich halte mich nicht gerne mit solchen kleingeistigen Schubladen auf, das bringt mich nicht weiter im Leben.

  • ...da kommt ja nichts Konstruktives. "Ja, das haben wir FRÜHER schon mal versucht und da hat es nicht funktioniert, deswegen blablablablablubb".

    Das finde ich auch unheimlich destruktiv. Das betrifft aber in meinem Umfeld zumindest überhaupt nicht irgendwelche Medien, sondern alles, was irgendwie Arbeit macht. Und das betrifft mich dann ganz direkt, wenn ich Vorschläge unterbreite, was ICH machen möchte und alles abgebügelt wird, mit, 'hat schonmal jemand gemacht, leider hat es damals geregnet, geht also leider nicht.'

  • was irgendwie Arbeit macht

    Eben.

    wenn ich Vorschläge unterbreite, was ICH machen möchte

    Ich habe schon oft genug erlebt, dass die einen die Ideen hatten und die anderen die Arbeit. Ich habe schon auf Konferenzen Antworten protokollieren lassen, dass die Organisation von xy nur die Projektgruppe mache. Nein, nein, das liefe alles. Auf der nächsten Konferenz wurden dann die Aufgaben bekannt gegeben, die alle zu erledigen hätten. Für den Hinweis, dass zuvor etwas anderes gesagt wurde, durfte ich mich anpöbeln lassen.


    Wenn ich gefragt werde, ob wir Projekt sowieviel machen, stimme ich nur noch dagegen.


    Fool me once, shame on you. Fool me seven or more times, shame on me.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Oh Entschuldigung, dass nicht jeder […] sich "gewählt artikuliert".

    Das wissen wir, dass das nicht jeder tut. Wir kriegen hier genug Beispiele an Pöbeleien mit.


    Danke für die Ehrlichkeit.


    Und die Klassifikation der Kolleginnen nach Klamotten, geschenkt. Man muss keine Cordhosen möge, um auszuhalten, dass sie jemand anderer gefallen.

  • Zürich, Hohe Promenade - wenn du's genau wissen willst state_of_Trance Kannst einfach mal auf deren Website vorbeischauen. Mein absoluter Favorit wäre natürlich aber - habe ich schon oft geschrieben - Riehen, Gymnasium Bäumlihof.

  • Kolleginnen, die einem Bogen ums Digitale machen, stören mich nicht. Sie verursachen mir übrigens keine Mehrarbeit.

    Da hast du Glück. Im Allgemeinen ist das aber wohl leider nicht so.

    Geht schon los beim digitalen Noteneintragen, hört auf beim "Mein IPad (Zusatz von mir: ...das ich nutzen muss, weil ich in einer Ipad-Klasse eingesetzt bin, sonst hätte ich das Ding niemals angefasst) funktioniert nicht." Stellt sich raus: Der Akku ist leer.

    Die Verweigerung, sich digitale Kompetenzen draufzuschaffen, verursacht an allen Eckn und Enden Arbeit für die Kollegen. Und es ist müßig zu fordern "Dann machen wir halt Analoges und Digitales parallel". Nein. In dieser Welt leben wir einfach (überwiegend) nicht mehr. Wer das glaubt, bei dem wundert es mich aber auch nicht, dass er/sie überfordert ist.


    Vielleicht wird den Digitalverweigerern dann bewusst, in welcher Situation sie sich befinden, wenn man ihnen Parallelen zu ihnen selbst vor 40/30/20 Jahren aufzeigt. Welchen Technologien haben sich damals z.B. ihre Väter verweigert? Wie kopfschüttelnd waren diejenigen damals selbst unterwegs wenn sie gesehen haben, wie sich der Papa z.B. CDs verweigert hat?
    Aber jetzt kommt wahrscheinlich wieder der Einwand: "Wir wollten nie zwei Klassen. Wir haben niemals Köpfe geschüttelt."

  • Und es ist müßig zu fordern "Dann machen wir halt Analoges und Digitales parallel". Nein. In dieser Welt leben wir einfach (überwiegend) nicht mehr. Wer das glaubt, bei dem wundert es mich aber auch nicht, dass er/sie überfordert ist.

    Entschuldige bitte, aber das ist doch Unsinn. Fast alle Lehrkräfte nutzen doch "Analoges" wie auch "Digitales" in ihrem beruflichen Alltag. Seien es Schulbücher in Papierform, Kreidetafeln oder analoge Whiteboards oder auch nur von den SuS handgeschriebene Klausuren. Schon findet sich "das Analoge" in meinem täglichen Unterricht (und hat m. E. noch genauso eine Daseinsberechtigung wie "das Digitale"; siehe die Beiträge von Moebius und Seph auf der ersten Seite dieses Threads).


    Wie kopfschüttelnd waren diejenigen damals selbst unterwegs wenn sie gesehen haben, wie sich der Papa z.B. CDs verweigert hat?

    Überhaupt nicht. Warum auch? Mein Vater hat halt LPs besessen, ich hatte in meiner Jugend ebenfalls LPs und Musikkassetten und später dann CDs. So what?

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Entschuldige bitte, aber das ist doch Unsinn. Fast Lehrkräfte nutzen doch "Analoges" und "Digitales" in ihrem beruflichen Alltag. Seien es Schulbücher in Papierform, Kreidetafeln oder analoge Whiteboards oder auch nur von den SuS handgeschriebene Klausuren.

    Sicher, aber nicht in den einschlägigen Bereichen. Notenverwaltung und co. um nur mal ein Beispiel zu nennen.

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