Nur digitaler Unterricht ist guter Unterricht?

  • Das mache ich, ja. Steht ja auf Hatties Liste (Micro-Teaching, Feedback, Klarheit, Lehrer-Schüler-Beziehung, ...). Ich weiss echt nicht, was du eigentlich willst. Gut, ich bin mir nicht so sicher, wie's bei denen läuft, die hier ständig über Migranten und Kinder aus "schlechten" Elternhäusern abziehen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass deren Einstellung diesbezüglich bei den Kindern/Jugendlichen nicht auch exakt so ankommt. Da ist's dann ziemlich wurscht, ob mit oder ohne Tablet.

  • Zum Thema "schon immer 3 Sender": Ich bin mir ziemlich sicher, dass die ARD-Sender bis weit in die 80er nur ein Regionalfenster im Ersten bespielt haben. Ein Vollprogramm der "Dritten" kam IIRC erst später. Allerdings gab es ab 1984 ja schon privates Fernsehen. Fernsehen war auch nur ein Beispiel.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Sich um die Kinder zu kümmern schließt aber nicht aus, differenziertes Üben auf digitale Weise zu ermöglichen, z.B. im abgegrenztem Rahmen eines Lernprogrammes z.B. in einer App, die z.B. auf einem Tablet läuft und bedient werden kann.


    In dem Bildausschnitt ist ein Vergleich mit Schweden zu lesen. Der Unterschied ist, dass dort die Digitalisierung umgesetzt ist, während davon in Deutschland nicht die Rede sein kann.

    Dass man dann lernen muss, damit umzugehen und das Gerät auch ausschalten kann, hat dann etwas mit Unterricht und vor allem Erziehung zu tun, stimmt. Und da darf man gerne lernen, wie einem Digitalisierung bei der Bildung nutzen kann.

  • Für mich ist das ein wenig wie Sachunterricht. Das beste ist jedes Thema direkt von der Sache aus zu behandeln. Beim Thema Abwasser fahren wir zum Klärwerk, dann zum Bauerhof, dann in den Wald, dann das dann das. Das schaffen wir aber nicht. Also brauchen wir Alternativen. Wir können mit dem Buch arbeiten. Das ist manchmal ganz gut, oft aber nicht die erste Wahl. Gleiches gilt für Filme und nun auch für Tablets. Also müssen wir uns immer wieder fragen mit welchen Medien wir unsere Ziele am sinnvollsten erreichen. Und es gibt viele Fälle, wo digitale Medien Vorteile bieten.

  • Die Durchschnittstemperaturen steigen. Das ist messbar. Effekt A führt zu Effekt C. Das ist nachweisbar. Aber was wir in der Schule machen, ist viel komplexer. Es gibt nicht die eine Lehrmethode, die für alle Inhalte, Lerngruppen und Lernziele richtig ist. Grundsätzlich bin ich sogar bei dir. Wir brauchen mehr Fakten bzw. Wissen und weniger subjektive Erfahrungen in den Schulen. Aber das ist halt nicht so einfach.

    Du willst ernsthaft in Zweifel ziehen, dass es überhaupt eine Bildungskrise gibt?


    Ich unterrichte an einem Gymnasium. Nicht wenige meiner Schüler in der Mittelstufe können keine Zeile mehr fehlerfrei schreiben! Beim Lesen und Rechnen ist es ähnlich dramatisch. Und genau das bilden die jüngsten Studien (IGLU, IQB, PISA) glasklar ab.


    Ich müsste dich eigentlich als Bildungsleugner bezeichnen. ;)

  • Grundschule hin, Ipad her, ich bleibe bei meinem Wunsch, dass es ab Klasse 1 ein Medienkonzept gibt (nein, man muss dafür keine Ipads austeilen, aber sinnvolle und lebensweltnahe Inhalte anbieten = Warum darf ich keine Fotos verschicken? Wieviel Bildschirmzeit ist gut für mich und warum? Warum sollte ich meine Daten nichts ins Netzt stellen? Usw.usw).

    Dafür braucht es ein Fach, eine fachliche Ausbildung, Hardware, Software, Administratorinnen .... Leider kostet das Geld und das gibt man bekanntlich ungern für Bildung aus.


    Ja, ich kenne das Argument, dass sei Erziehungsaufgabe der Eltern. Die machen es aber nicht. Und dann ist das Geheule groß, wenn in der Sek I der Klassenchat explodiert oder alle vor TikTok hängen und ihr Ipad nicht bedienen können. Dann ist es halt ein bisschen spät. Vor allem wenn man in Betracht zieht, dass das Medienkonzept dann gerne vorsieht, sich in der Erprobungsstufe mal ein Halbjahr mit PPP auseinanderzusetzen. Kann man auch lassen.


    Medien sind bei den Natives ein so großer Teil der Lebenswelt, dass Schule sich adäquat zu kümmern hat!!!


    Edit: ... ein bisschen in die Richtung geht es ja auch bei Palim oben, das hatte ich überlesen.

  • Und ich bin der Ansicht, dass man angesichts der Gefahren, die von Neuen Medien ausgehen, die SuS vor ihrer Freizeit schützen müsste. Denn der eigentliche Schaden entsteht weniger in der Schule. Eine Möglichkeit wäre die (medial richtig ausgerichtete) Ganztagsschule. Elternhäuser sind mit dieser Aufgabe i.d.R. überfordert.


    Aber dafür fehlt den Bundesländern das Personal.

  • Und ich bin der Ansicht, dass man angesichts der Gefahren, die von Neuen Medien ausgehen, die SuS vor ihrer Freizeit schützen müsste. Denn der eigentliche Schaden entsteht weniger in der Schule. Eine Möglichkeit wäre die (medial richtig ausgerichtete) Ganztagsschule. Elternhäuser sind mit dieser Aufgabe i.d.R. überfordert.


    Aber dafür fehlt den Bundesländern das Personal.

    Wieso nicht gleich Internate mit ganzjähriger Betreuung. Die Eltern können ja zum Geburtstag und an Weihnachten für eine Stunde unter Aufsicht vorbei kommen.

  • Wieso nicht gleich Internate mit ganzjähriger Betreuung. Die Eltern können ja zum Geburtstag und an Weihnachten für eine Stunde unter Aufsicht vorbei kommen.

    In Extremen zu argumentieren hat mich noch nie überzeugt.

  • Du bist echt lustig. "Die Gefahr", "die neuen Medien", "der Schaden" ... noch pauschaler und extremer geht's fast nicht mehr. Es fängt damit an, dass diese Aussage hier schon schlichtweg falsch ist:


    Auffällig ist ja, dass in allen getesteten Ländern die Leistungen rückläufig sind. Die Kurven begannen nach 2012/13 zu fallen. In diesem Zeitraum wurde das Smartphone zum alltäglichen Begleiter der SuS. Für mich nicht nur eine Korrelation, sondern eine Kausalität.

    Welche "Kausalität" willst du beweisen wenn du offensichtlich nicht mal in der Lage bist "die Kurven" korrekt anzuschauen? Ich schreibe schon gar nicht von "interpretieren", es reicht einfach nur hinzuschauen um festzustellen, dass es falsch ist, was du schreibst. "Die Kurven" zeigen seit Beginn der PISA-Studien vor über 20 Jahren für sehr viele Länder näherungsweise linear nach unten. Es sind auch einige Länder dabei, für die die Werte ziemlich random mal hoch und dann wieder runter gehen oder einfach immer plus/minus gleich bleiben. Deutschland ist fast das einzige Land, das den von dir beschriebenen "Bogen" (näherungsweise bis 2012/13 nach oben, dann wieder runter) überhaupt macht. "Die neuen Medien" gibt's überall auf der Welt, ihr scheint eher ein sehr isoliertes "Problem" ganz für euch alleine zu haben, wenn du das aus dem Kurvenverlauf überhaupt rauslesen willst.

  • Du willst ernsthaft in Zweifel ziehen, dass es überhaupt eine Bildungskrise gibt?


    Ich unterrichte an einem Gymnasium. Nicht wenige meiner Schüler in der Mittelstufe können keine Zeile mehr fehlerfrei schreiben! Beim Lesen und Rechnen ist es ähnlich dramatisch. Und genau das bilden die jüngsten Studien (IGLU, IQB, PISA) glasklar ab.


    Ich müsste dich eigentlich als Bildungsleugner bezeichnen. ;)

    Bildungskrise ist ein hartes Wort. Da müsstest du erstmal definieren, was das ist. Und was ist Bildung? Ist es relevant, dass ich fehlerfrei schreiben kann. Welche Kompentenzen machen 2023 Bildung aus? Alleine darüber könnte man lange diskutieren. Brauchen wir ein Schulsystem, dass vor allem "paukt". Fehlerfreies Lesen, Schreiben, Rechnen, schriftliche Rechenverfahren in Perfektion? Was ist mit Latein? Mit Sprachen? Ich denke wir sind hier an einer Stelle, wo viel im Wandel ist. Wir müssen überlegen, was die nächsten 50 Jahre wichtig ist. Was müssen Kinder lernen? Keine leichte Frage.


    Dann läuft sicherlich einiges im Bildungssystem falsch. Aber im Gegensatz zur Klimakrise können wir vieles mit entsprechenden politischen Willen ändern. Die meisten von uns werden sicherlich zustimmen, dass alleine mehr Lehrerstunden viel bringen würde.

    Dann sind die Ergebnisse und die Studien auch nicht so klar, wie Du es darstellst. Wir haben keine Krise, dass die Kinder nichts mehr lernen. Wir haben Probleme in bestimmten Bereichen. Oft wird festgestellt, dass unsere Spitze durchaus gute Leistungen bringt. Es gelingt uns aber nicht die schwachen Schüler abzuholen. Elternhaus, Migrationshintergrund, Einkommen der Eltern, ... spielen eine viel zu große Rolle bei den schulischen Leistungen. Das muss man ändern. Ob wir deshalb eine Bildungskrise haben? Vielleicht. Aber sicherlich nicht mit dem Klimawandel vergleichbar.

  • Was müssen Kinder lernen? Keine leichte Frage.

    Sinnentnehmendes Lesen gehört aber aus deiner Sicht schon noch dazu? Und Grundrechenarten?

    Ich kann dieses "das braucht man doch nicht (mehr)" nicht mehr hören.


    Es sind gerade diese Grundfertigkeiten, an denen es fehlt. Ohne die klappt nämlich nichts.


    Und bitteschön, natürlich gibt es auch einen Zusammenhang zwischen Klimakrise und Bildung. Ohne einen Rest von Verstand im Schwarm wird das nämlich so ganz und gar nichts mit der Bewältigung der Klimakrise.


    Was sehen wir stattdessen: Viel Ignoranz, Leugnen, Fake-News.

  • Bildungskrise ist ein hartes Wort. Da müsstest du erstmal definieren, was das ist. Und was ist Bildung? Ist es relevant, dass ich fehlerfrei schreiben kann. Welche Kompentenzen machen 2023 Bildung aus? Alleine darüber könnte man lange diskutieren. Brauchen wir ein Schulsystem, dass vor allem "paukt". Fehlerfreies Lesen, Schreiben, Rechnen, schriftliche Rechenverfahren in Perfektion? Was ist mit Latein? Mit Sprachen? Ich denke wir sind hier an einer Stelle, wo viel im Wandel ist. Wir müssen überlegen, was die nächsten 50 Jahre wichtig ist. Was müssen Kinder lernen? Keine leichte Frage.


    Dann läuft sicherlich einiges im Bildungssystem falsch. Aber im Gegensatz zur Klimakrise können wir vieles mit entsprechenden politischen Willen ändern. Die meisten von uns werden sicherlich zustimmen, dass alleine mehr Lehrerstunden viel bringen würde.

    Dann sind die Ergebnisse und die Studien auch nicht so klar, wie Du es darstellst. Wir haben keine Krise, dass die Kinder nichts mehr lernen. Wir haben Probleme in bestimmten Bereichen. Oft wird festgestellt, dass unsere Spitze durchaus gute Leistungen bringt. Es gelingt uns aber nicht die schwachen Schüler abzuholen. Elternhaus, Migrationshintergrund, Einkommen der Eltern, ... spielen eine viel zu große Rolle bei den schulischen Leistungen. Das muss man ändern. Ob wir deshalb eine Bildungskrise haben? Vielleicht. Aber sicherlich nicht mit dem Klimawandel vergleichbar.

    In der Spitze können sie fehlerfrei sprechen, schreiben, rechnen. Und das sicherlich schon in der Grundschule.


    Das was du willst ist dieses elendig Kompetenzgedöns dass seit bald 15 Jahren seinen Unfug treibt.


    Und nein; mehr Deputatsstunden arbeite ich nicht.

  • Sinnentnehmendes Lesen gehört aber aus deiner Sicht schon noch dazu? Und Grundrechenarten?

    Ich kann dieses "das braucht man doch nicht (mehr)" nicht mehr hören.

    Das ist halt die Frage. Beim sinnentnehmenden Lesen bin ich bei dir. Aber selbst als Mathelehrer: Wo hört es mit dem Grundrechenarten auf? Ich kenne viele, die im Hunderter oder Tausenderbereich kaum Minus rechnen können. Ist das immer noch ein Problem? Und was ist mit den ganzen anderen Fähigkeiten/Kompetenzen? Ist es nicht viel gefährlicher für unseren Staat, dass so viele Leute auf die AfD reinfallen? Oder Fakenews glauben? Oder überhaupt nicht unser Rechtssystem kennen? Oder sich im Netz von Betrügern verarschen lassen? Oder soziale Fähigkeiten? Schwierig. Wir können auch nicht unendlich Inhalte in Pläne schreiben. Es gibt sicherlich deutlich mehr sinnvolle Inhalte als wir unterrichten können.


    Und ja, ich bin tatsächlich der Meinung, dass heute andere Inhalte wichtig sind als vor 30 Jahren.


    Und bitteschön, natürlich gibt es auch einen Zusammenhang zwischen Klimakrise und Bildung. ...

    Was sehen wir stattdessen: Viel Ignoranz, Leugnen, Fake-News.

    Es wurde aufgeworfen, dass man auf der einen Seite Gegenwind bekommt, wenn man die Klimakrise leugnet aber niemand die Bildungskrise erkennt.

  • Und nein; mehr Deputatsstunden arbeite ich nicht.

    Deputatstunden ungleich Arbeitszeit. Du und dein AG haben jeweils ein Anspruch darauf, dass so viele Stunde wie bei anderen Landesbeamten gearbeitet wird. In der Regel setzt das Land deine Deputatstunden so fest, dass Du am Ende des Jahres die gleiche Jahresarbeitszeit wie andere Landesbeamte erreichst. Klappt allerdings oft nicht wirklich.

  • Bildungskrise ist ein hartes Wort. Da müsstest du erstmal definieren, was das ist.

    Wenn 25 Prozent der Schülerschaft in der 4. Klasse (IQB-Studien) das Mindestniveau beim Schreiben, Lesen und Rechnung nicht mehr erreichen.


    Müssen es erst 50 oder 75 Prozent sein, sodass du von "Krise" sprichst!? Die obigen 25 Prozent sind für die weiterführende Beschulung verloren. Die verstehen gar nicht, was in den Schulbüchern steht. Das sind die Schulabbrecher von morgen.

  • Wenn 25 Prozent der Schülerschaft in der 4. Klasse (IQB-Studien) das Mindestniveau beim Schreiben, Lesen und Rechnung nicht mehr erreichen.


    Müssen es erst 50 oder 75 Prozent sein, sodass du von "Krise" sprichst!? Die obigen 25 Prozent sind für die weiterführende Beschulung verloren. Die verstehen gar nicht, was in den Schulbüchern steht. Das sind die Schulabbrecher von morgen.

    Dann wäre die erste Frage, woran es liegt. Wie viele der 25% sind beispielsweise Flüchtlinge, die noch nicht lange in Deutschland sind.

    Es ist auch nicht jeder verloren. Es gibt durchaus Spätstarter.


    Ich bin auch vollkommen bei dir, dass viele schief läuft und wir gegensteuern müssen. Aber ich würde das nicht so hoch hängen, dass jeder der nicht von Bildungskrise spricht gleich ein Leugner ist. Und eine Gleichsetzung von Bildungskrise und Klimakrise würde ich auch nicht vornehmen. Es gibt viele Dinge, die in Deutschland/weltweit gerade schief laufen. Mir machen Trump, der Ukrainekonflikt, der Klimawandel, der Rechtsruck und die Populisten momentan mehr Sorgen als die schlechte Schulpolitik. Deswegen leugne ich sie nicht und sehe trotzdem, dass wir da etwas machen müssen. Aber ich sehe noch nicht die Krise.

  • Aber ich würde das nicht so hoch hängen, dass jeder der nicht von Bildungskrise spricht gleich ein Leugner ist. Und eine Gleichsetzung von Bildungskrise und Klimakrise würde ich auch nicht vornehmen.

    Weder das eine noch das andere habe ich so gemeint. Es tut mir leid, wenn bei dir dieser Eindruck entstanden ist.

  • Wie viele der 25% sind beispielsweise Flüchtlinge, die noch nicht lange in Deutschland sind.

    An meiner Schule zum Beispiel quasi keiner.

    Unsere Schüler aus den Internationalen Vorbereitungsklassen verlassen diese in der Regel mit einer Lesekompetenz deutlich über der der schwachen Regelschüler.

    Auch bei der IQB-Studie, bei der wir eine der Testschulen waren, können die Flüchtlingskinder schon allein zahlenmäßig in keinster Weise die Gruppe mit niedrigem Kompetenzniveau erklären.


    Vielleicht sind wir eine Ausnahme, was ich persönlich zwar nicht glaube, da wir seit mehr als 10 Jahre eine der hiesigen Schwerpunktschulen für Erstförderung von Flüchtlingen sind, aber diese pauschale Zuschreibung mieser Studienergebnisse auf die Flüchtlingskinder macht mich richtig sauer, weil ich da in meiner Praxis keine Grundlage für sehe.

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