Jogginghose oder Schule?

  • Weißt du denn ob deine Konventionen überhaupt noch aktuell sind? Welche sind das denn?

    Sittenwidrige oder verfassungsfeinliche Bekleidung kann ich nicht dulden.

    Zumindest "sittenwidrig" ist ein Begriff, der sehr individuell ausgelegt wird. Wo sind denn da deine Grenzen?

    Ich habe heute, am ersten gefühlten Sommertag des Jahre ein jugendliches Pärchen in der Fußgängezone gesehen, etwa 15/16 Jahre alt. Er mit auf halb acht hängenden Boxershorts und Muscleshirt, sie mit schwarzen BH unter offenem Männerhemd, vom Winde verweht... Es gab durchaus empörte Blicke und getuschelte Empörung beim eisschleckenden Publikum. Ich fand, die beiden passten gut zusammen.

  • Wie tief darf das Penisdekolleté denn sein?

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Weißt du denn ob deine Konventionen überhaupt noch aktuell sind? Welche sind das denn?

    Genau über dem von dir gewählten Zitat stand bereits die Antwort:

    Dazu bin ich der Meinung, dass sich alte Konventionen tradieren oder tot laufen, dies aber nie an allen Orten bei allen Personen gleichzeitig geschieht.

    Und nachfolgend:

    Es wird also immer auch um Sozialisation diskutiert, die eben unterschiedlich ist. Die kann man diskutieren, sicher, aber auch an der Stelle muss man andere Menschen nicht abwerten und man muss ihre Meinung nicht auf andere Bereiche übertragen und verallgemeinern, Schlüsse ziehen etc.

    Zumindest könnte man reflektieren, ob man diesen Attribuierungen unterliegt.

    Meine Sozialisation ist offenbar nicht deine, meine Wahrnehmung von Konventionen nicht deine.

  • Das ist eine sehr tolerante Grenzziehung. :zoepfe:

    Das kann jedoch auch in Richtung Erregung öffentlichen Ärgernisses oder Exhibitionismus gehen.

    Einschränkung:
    "Die Belästigung ist nicht gegeben, wenn die Reaktion des oder der Betroffenen Interesse, Verwunderung oder Mitleid ist."
    https://de.wikipedia.org/wiki/Exhibitionismus

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Genau über dem von dir gewählten Zitat stand bereits die Antwort:

    Und nachfolgend:

    Meine Sozialisation ist offenbar nicht deine, meine Wahrnehmung von Konventionen nicht deine.

    Die eigene Sozialisation ist doch aber kein Maßstab für Verbote. Warum müssen sich andere Menschen an das halten, was du für richtig hältst? Wo ist da die Grenze?

  • Die eigene Sozialisation ist doch aber kein Maßstab für Verbote. Warum müssen sich andere Menschen an das halten, was du für richtig hältst? Wo ist da die Grenze?

    Aber...ist das nicht exakt das, das man dich auch fragen kann?

    Völlig unironisch, völlig ohne Provokation - wirklich.


    Du schreibst klar, was du an Kleidung für akzeptabel hältst und wie du andere Menschen, die sich anders kleiden, innerlich in Schubladen steckst.

    Warum müssen sich also andere Menschen an das halten, das du für richtig hältst?


    Und genau, weil es so viele verschiedene Wahrnehmungen, Einschätzungen, Sozialisationen und Geschmäcker gibt, ist es doch schier unmöglich, da klare Richtlinien aufzustellen, ohne nicht viele Menschen einzuschränken? Denn die Frage ist durchaus fragenswert: Wo ist die Grenze? Und wer sollte sie ziehen?

  • Die Gesellschaft kann definieren welche Kleidung wo gilt, z.B. Schuluniform (entweder staatlich verordnet oder durch die Schule).


    Ein Arbeitgeber kann definieren welche Arbeitskleidung gilt (Schutzkleidung, Anzug (z.B Bank, Beratungsgespräche bei Versicherungen etc.).


    Bestimmte Situationen geben tradiert Kleidungsempfehlung ab , z.B. geht man in der Regel nicht als knallbunter Vogel auf eine Beerdigung.


    Ich finde die Kleidung sollte sich an den Wert der bestimmten Situation/Ort orientieren.

    In einer Bildungsinstitution wie der Schule ist aus meiner Sicht Jogginghose für den Sportunterricht sinnvoll, nicht aber für den Rest der Unterrichtseinheiten. Auch haben Hot Pants und knappe Oberteile da nichts zu suchen.


    Diese Aufgabe sollten die Eltern übernehmen, ich fände es gut wenn die Schule / Staat aber klare Leitlinien vorgibt.

  • Diese Aufgabe sollten die Eltern übernehmen, ich fände es gut wenn die Schule / Staat aber klare Leitlinien vorgibt.

    Das wäre schön aber ich glaube, viele Eltern können bzw. wollen das nicht mehr. Die Schule soll das mal machen aber dort geht man Diskussionen auch lieber aus dem Weg. Zumindest war ich noch an keiner Schule, an der es eine Kleiderordnung gab. Mit Laissez-Faire hat man eben auch weniger Erziehungsarbeit.

    Finde die ganze Diskussion sehr kurios. Als Refi liest man, dass man sich nicht zu schludrig aber auch nicht zu fein anziehen soll, wenn man vor der Klasse steht, weil Kleidung nunmal eine Botschaft sendet, eigentlich sonnenklar. Bei Schüler soll das aber nicht gelten. Naja.

  • Kleidung KANN eine Botschaft senden, muss aber nicht.


    Bei Grundschülern tut sie es generell nicht, die ziehen einfach an, was sie schön finden und überlegen nicht, ob sie damit jemand auf dem Schlips treten könnten - und diese Freiheit gönne ich den Kleinen von Herzen. Mein kleiner Neffe ist drei Jahre alt und hat von meiner Mutter mal eine Kappe gekauft bekommen, weil seine Sonnenmütze vergessen ging und es einfach zu heiß war. Diese Kappe ist so mit das Hässlichste, das es unter dieser Sonne gibt, es gab irgendwie nichts anderes und meine Mutter war damals fast peinlich berührt, aber der Schutz ging vor. Mein Neffe geht NUR noch mit dieser Kappe raus. Er liebt sie über alles. Sobald man versucht, ihm zu erklären, dass er sie nicht immer aufhaben müsste, gibt es Tränen.


    Ich erwarte auch von Grundschülern und -schülerinnen noch nicht, dass sie das, das sie schön und bequem finden, opfern für den "generellen Geschmack".


    Völlig verständlich, wenn KuK ihren SuS der 8.-10. Klasse da eine Sensibilität mitgeben, denn in der Altersklasse ist es wichtig zu wissen, dass es Situationen gibt, in denen der eigene Geschmack/die Bequemlichkeit hintenan stehen sollte, allerdings stelle ich selbst bei den SuS meiner Grundschule fest, dass, wenn der Schulfotograf kommt, sie sehr klaren Wert darauf legen, geschniegelt und gespornt zu kommen. Und das sind nicht nur die Eltern. Eine meiner Schülerinnen schlief extra an dem Vortag bei der Mutter, obwohl Vaterwoche war, weil die Mama die einzige ist, die ihre Haare so flechten kann, wie sie es wollte.


    Mein Bruder ist Tonmeister an der Philharmonie Berlin. Er hatte letztens ein Konzert mit einer japanischen Highschool zu mischen - Blasorchester.

    Da schrien alle "AYE!!!", standen stramm, waren in Uniform und lieferten eine enorme Leistung ab, die schon von klein auf eingedrillt wird.


    Klar, kann man so machen und die Kinder dort sind es gewöhnt. Eine andere Art der Erziehung und Herangehensweise. Ich persönlich finde es schöner, wenn mich eine Kleine umarmt (in Jogginghose) und mir erzählt, dass sie ihre Klasse und mich wie eine große Familie sieht und mich in den Ferien so vermissen wird, dass sie eigentlich gar keine Ferien haben möchte.


    Denn darum ging es eigentlich. Sind Jogginghosen Zeichen für mangelnden Respekt, bzw sollte auf Kleidung mehr Wert gelegt werden, um den Wert der Schule in ein anderes Fahrwasser zu lenken? Und ich bin mir sehr unsicher, ob respektlose Kinder respektvoller werden, nur weil man sie zwingt, bestimmte Kleidung zu tragen. Druck erzeugt in der Regel Gegendruck, daher zweifele ich daran.

  • Puh, wir drehen uns wiederholt im Kreis. Nicht, dass noch jemanden schlecht wird davon...

    Ja...und ich las das erst, nachdem ich nochmals und nochmals geschrieben hatte. :D

    Jetzt weiß ich auch, warum mir schwindelig ist. ;)


    Es wird keinen grünen Zweig und keine Annäherung geben. Ist einfach ne Meinungssache und bleibt daher weitestgehend individuell, es sei denn, Schulen setzen klare Regeln, weil die SL eben eine bestimmte Meinung dazu hat. Und die gilt dann halt - aber generell gültig ist das auch nicht.

  • Ich finde die Kleidung sollte sich an den Wert der bestimmten Situation/Ort orientieren.

    In einer Bildungsinstitution wie der Schule ist aus meiner Sicht Jogginghose für den Sportunterricht sinnvoll, nicht aber für den Rest der Unterrichtseinheiten. Auch haben Hot Pants und knappe Oberteile da nichts zu suchen

    Den Wert? Was für ein Wert? Wer bestimmt den Wert?

  • Aber...ist das nicht exakt das, das man dich auch fragen kann?

    Völlig unironisch, völlig ohne Provokation - wirklich.

    Ich verlange nicht von anderen, dass sie sich auf eine bestimmte Weise kleiden, weul ich das für richtig halte. Ich persönlich halte es für unangebracht, wenn sich Schüler (egal welchen Geschlechts) mit extrem knappen Hosen kleiden oder dreiviertel des Bauchs herausschauen. Daraus leite ich aber nicht ab, dass die Schüler das zu unterlassen haben.

    Ich kritisiere nicht, dass Menschen eben Ergebnis ihrer Sozialisation sind und das bei manchen dazu führt, dass sie das Tragen von Kappen als unhöflich empfinden. Was ich kritisiere ist die mangelnde Reflektionsfähigkeit, das Bedürfnis, Schüler zu kontrollieren (bei Erwachsenen kann man das ja in der Regel nicht) und die Praxis, dabei nicht wenigstens ehrlich zu sein ("Ich möchte nicht, dass ihr Kappe tragt, weil ich das als unhöflich empfinde."), sondern unpassende "Argumente" zu erfinden ("Später auf der Arbeit dürft ihr auch keine Kappe tragen!", "Kappe Tragen ist total unhöflich, dass will unsere Gesellschaft nicht!").

  • Bei Grundschülern tut sie es generell nicht, die ziehen einfach an, was sie schön finden und überlegen nicht, ob sie damit jemand auf dem Schlips treten könnten - und diese Freiheit gönne ich den Kleinen von Herzen. Mein kleiner Neffe ist drei Jahre alt und hat von meiner Mutter mal eine Kappe gekauft bekommen, weil seine Sonnenmütze vergessen ging und es einfach zu heiß war. Diese Kappe ist so mit das Hässlichste, das es unter dieser Sonne gibt, es gab irgendwie nichts anderes und meine Mutter war damals fast peinlich berührt, aber der Schutz ging vor. Mein Neffe geht NUR noch mit dieser Kappe raus. Er liebt sie über alles. Sobald man versucht, ihm zu erklären, dass er sie nicht immer aufhaben müsste, gibt es Tränen.


    Ich erwarte auch von Grundschülern und -schülerinnen noch nicht, dass sie das, das sie schön und bequem finden, opfern für den "generellen Geschmack".

    Ich bin in der 3. Klasse zwei Monate lang nur mit Badekappe in die Schule gegangen. Meine Klassenlehrerin war da mit meiner Mutter einer Meinung: wenn es der Persönlichkeitsfindung dient, warum nicht?

    Diese Diskussion, dass Grundschüler unhöflich seien und in ihre Schranken gewiesen werden müssten, wenn sie mit Kappe in die Schule kommen, ist mir vollkommen neu. Das gibt es in meiner Welt, zu der auch Grundschulen gehören, nicht.

    Zitat

    Völlig verständlich, wenn KuK ihren SuS der 8.-10. Klasse da eine Sensibilität mitgeben, denn in der Altersklasse ist es wichtig zu wissen, dass es Situationen gibt, in denen der eigene Geschmack/die Bequemlichkeit hintenan stehen sollte, allerdings stelle ich selbst bei den SuS meiner Grundschule fest, dass, wenn der Schulfotograf kommt, sie sehr klaren Wert darauf legen, geschniegelt und gespornt zu kommen.

    Sicher muss dafür sensibilisiert werden. Im Vorstellungsgespräch für einen Ausbildungsplatz weiß man nicht, wen man gegenüber hat, der erste Eindruck muss stimmen. Deshalb geht man da geschniegelt hin. Genauso, wie zum Fototermin in der Schule. Aber das ist ja gerade der Punkt: Schule ist nicht Vorstellungsgespräch.

    Zitat

    Mein Bruder ist Tonmeister an der Philharmonie Berlin. Er hatte letztens ein Konzert mit einer japanischen Highschool zu mischen - Blasorchester.

    Da schrien alle "AYE!!!", standen stramm, waren in Uniform und lieferten eine enorme Leistung ab, die schon von klein auf eingedrillt wird.

    Die Suizidrate unter Jugendlichen ist in Japan sehr hoch. Zumal Kappe/Jogginghose ja erstmal gar nicht mit der Leistung zusammenhängen. Weder der Leistung in der Schule noch der Leistung in anderen Bereichen. Und wie/was gedrillt wird ist auch unabhängig davon, was die Schüler anhaben.

    Zitat

    Denn darum ging es eigentlich. Sind Jogginghosen Zeichen für mangelnden Respekt, bzw sollte auf Kleidung mehr Wert gelegt werden, um den Wert der Schule in ein anderes Fahrwasser zu lenken?

    Welchen Wert meinst du? Manche Schüler haben Jogginghosen, die teurer sind, als das komplette "Outfit" mancher Kollegen.

    Drückt ein klassisches Mathelehrer-Karohemd und eine ältere Jeans mehr "Wertschätzung" aus, als eine ordentliche und saubere Jogginghose und Kappe?

    Zitat

    Und ich bin mir sehr unsicher, ob respektlose Kinder respektvoller werden, nur weil man sie zwingt, bestimmte Kleidung zu tragen. Druck erzeugt in der Regel Gegendruck, daher zweifele ich daran.

    Jugendliche in Schuluniformen können extrem unhöflich sein und Jugendliche in Jogginghose und Kappe extrem höflich und hilfsbereit. Das eine hängt nicht mit dem anderen zusammen.


    Insgesamt verstehe ich einfach nicht, wie man Menschen, und dann auch noch Schüler, so auf Äußerlichkeiten reduzieren kann. Wer Jogginghose und Kappe trägt, ist unhöflich, wer ein Hemd trägt ist nicht unhöflich. Dass das eine weit verbreitete Einstellung ist, ist mir klar. Von Lehrern erwarte ich aber mehr.

  • Den Wert? Was für ein Wert? Wer bestimmt den Wert?

    Dem Schulsystem schreibe ich einen hohen Wert/Bedeutung in der Gesellschaft zu. Darin gelten klare Regelungen zum gegenseitigen Miteinander der beteiligten Personen. Dies ist z.B. das Verhalten aber aus meiner Sicht auch die Art und Weise der Kleidung.


    Deshalb ist eine Sportcap auf dem Kopf des Lehrers im Unterricht (mit z.B. Ausnahme des Sportlehrer im Sommer beim Unterricht im Stadion (gilt dann auch für Schüler) ein NoGo.

    Oder bestimmte Kleidungsstile der Schüler.


    Keine Ahnung warum der Kollege denkt er kann eine Basecap tragen. Denkt wohl er wäre damit cool :autsch: . Dann soll er halt wieder zurück in dienWirtschaftvwenn er das dort darf und es ihm wichtig ist.

  • Ich verlange nicht von anderen, dass sie sich auf eine bestimmte Weise kleiden, weul ich das für richtig halte. Ich persönlich halte es für unangebracht, wenn sich Schüler (egal welchen Geschlechts) mit extrem knappen Hosen kleiden oder dreiviertel des Bauchs herausschauen. Daraus leite ich aber nicht ab, dass die Schüler das zu unterlassen haben.

    Ich kritisiere nicht, dass Menschen eben Ergebnis ihrer Sozialisation sind und das bei manchen dazu führt, dass sie das Tragen von Kappen als unhöflich empfinden. Was ich kritisiere ist die mangelnde Reflektionsfähigkeit, das Bedürfnis, Schüler zu kontrollieren (bei Erwachsenen kann man das ja in der Regel nicht) und die Praxis, dabei nicht wenigstens ehrlich zu sein ("Ich möchte nicht, dass ihr Kappe tragt, weil ich das als unhöflich empfinde."), sondern unpassende "Argumente" zu erfinden ("Später auf der Arbeit dürft ihr auch keine Kappe tragen!", "Kappe Tragen ist total unhöflich, dass will unsere Gesellschaft nicht!").

    Ich entschuldige mich bei dir vollen Herzens. Ich glaube, ich habe einfach deinen Nick verwechselt.

    Somit habe ich dir innerlich eine Aussage zugeschoben, die du nicht getätigt hast und somit bin ich von falschen Voraussetzungen ausgegangen und meine Argumentation ist bei dir völlig für die Katz, weil du das gar nicht so viel anders siehst als ich. :autsch:


    Tut mir SEHR leid!

  • Insgesamt verstehe ich einfach nicht, wie man Menschen, und dann auch noch Schüler, so auf Äußerlichkeiten reduzieren kann.

    Das ist relativ einfach:

    Wahrnehmungsphysiologisch nehmen Menschen m.W.n. den größten Teil der Informationen aus der Umwelt mit den Augen auf.

    Und schon bist du bei der Optik.

    Außerdem bilded unser Hirn aus gelernten Eigenschaften Kategorien. Und schon sind die Schubladen da.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

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