Abwertung wegen gehäufter Verstöße gegen sprachliche Richtigkeit

  • Ich hatte gerade die Bewerbung einer Germanistik-Studentin (kurz vorm Abschluss) auf dem Schreibtisch.
    Über 20 Fehler auf anderthalb Seiten Motivationsschreiben.

    Erinnert mich irgendwie an mein Schulleitergutachten aus dem Referendariat. Da meinte die Schulleitung, bei der ich mich damit beworben habe, nur: "Also Hr. Plattyplus, ihr Schulleitergutachten, garniert mit mehr als 20 Rechtschreibfehlern allein auf der ersten Seite, das kann nur aus Boshaftigkeit geschrieben worden sein. [...] Sie haben den Job." :staun:

  • Aber zumindest beim NRW wischiwachi-Kriterium ist die Lehrkraft durchaus in der Lage zu sehen, ob die Fehlerhäufung eine besondere Quantität hat, und zwar nicht im Vergleich mit 1970, sondern mit den aktuellen Anforderungen und Ergebnissen.

    Wobei wir bei uns im Kollegium sehr gerne wieder die Leistungskriterien von 1970 anlegen würden, auf das dann auch ein Hauptschulabschluß einen Wert hat und keine Analphabeten mit Fachoberschulreife samt Qualifikationsvermerk , also mit der Zulassung für die gymnasialen Oberstufe, mehr zu uns kommen.


    Ein großer Teil der jetzigen Sek1 und vor allem der Sek2-Schüler in Niedersachsen haben in der Grundschule „Schreiben nach Gehör“ gelernt. Ich kann aus eigener Erfahrung mit zwei Kindern sagen, dass die Kinder dadurch eine mehr als bescheidene Rechtschreibung haben. Korrigieren der Kinder war nicht erwünscht! Das Resultat sehen wir nun in den weiterführenden Schulen. Die Schüler, für ein nicht selbstverschuldetes Defizit, in nahezu jedem Fach mit Abzug von Notenpunkten zu bestrafen erlebe ich als demotivierend.

    Diese Schüler ihr Leben lang in Watte zu packen, weil ihre Kindheit ja ach so ungerecht war, ist aber auch keine Lösung. Am Ende müssen sie in ihren Berufen bestehen können und da interessiert es die Industrie einen fecuhten Dreck warum sie nicht schreiben und lesen können. Es interessiert nur, daß sie es nicht können und damit haben sie dann ein massives Problem.


    Ich bin persönlich einfach nicht gewillt tausende lebenslange Bürgergeldempfänger zu produzieren, weil 2 Jahre ihrer Grundschulzeit verbockt wurden.

  • dann wundert es mich doch sehr, dass in den mir bekannten 11. Klassen unserer Schule, ein Großteil der Schüler mit Abzug von Notenpunkten, in allen relevanten Fächern, zu kämpfen hat.

    Meine Schüler haben damit zu kämpfen sprachlich überhaupt die Aufgabenstellungen zu verstehen. Entsprechend haben wir an der Schule auch schon den kompletten Förderunterricht von Mathe etc. auf Deutsch umgestellt, weil die sprachlichen Mängel mitunter so gravierend sind, wie gesagt grenzt es mitunter an Analphabetismus, daß die Schüler nicht nur Punktabzüge in den Klassenarbeiten kassieren sondern sogar komplette Streichergebnisse, also null Punkte, einfahren, weil es an der Lesekompetenz fehlt.

  • Meine Schüler haben damit zu kämpfen sprachlich überhaupt die Aufgabenstellungen zu verstehen. Entsprechend haben wir an der Schule auch schon den kompletten Förderunterricht von Mathe etc. auf Deutsch umgestellt, weil die sprachlichen Mängel mitunter so gravierend sind, wie gesagt grenzt es mitunter an Analphabetismus, daß die Schüler nicht nur Punktabzüge in den Klassenarbeiten kassieren sondern sogar komplette Streichergebnisse, also null Punkte, einfahren, weil es an der Lesekompetenz fehlt.

    Bei uns am BK ebenfalls. Aufgabenstellungen werden nicht verstanden und können oft erst dann einigermaßen bearbeitet werden, nachdem man noch x-mal erklärt/umformuliert/mit Beispielen unterfüttert hat. Über die grausige Rechtschreibung ärgere ich mich schon gar nicht mehr, denn auch mit schlechter Rechtschreibung kann man sich verständigen (idR). Ich habe viel mehr ein Problem damit, dass der Sinn eines Textes gar nicht verstanden wird. Beim Lesen werden Wörter und Buchstaben erfasst aber ganz häufig ohne auch nur ein bisschen Verständnis dafür zu haben, dass diese Aneinanderreihung von Buchstaben irgendwas sagen möchte. Und so fallen dann auch die formulierten Antworten der SuS aus: Völlig sinnfreie Aneinanderreihungen von Buchstaben und Wörtern ;( Besonders schlimm finde ich es vor allem dann wenn SuS mündlich in der Lage sind nachvollziehbare Antworten zu geben aber schriftlich komplett daran scheitern die richtigen Worte und Formulierungen zu finden.

  • Ich kann nur aus meinen persönlichen Erfahrungen und aus unserem Umfeld berichten und die zeigen, dass Kinder, die vier Jahre in der Grundschule, durch eine inzwischen ja auch fragwürdige Methode, das Schreiben gelernt haben, an den weiterführenden Schulen benachteiligt sind. Dieses Defizit kann auch an den weiterführenden Schulen nicht wirklich konsequent aufgearbeitet werden. Im Übrigen ist das nicht nur meine Meinung, sondern auch die Lehrer an unserer weiterführenden Schule benennen dieses Problem ganz klar.

    Mit dem Erlernen von mathematischen Grundkenntnissen ist diese Tatsache auch nicht wirklich vergleichbar 😉. Es sei denn, Sie vergleichen Äpfel auch gerne mal mit Birnen.

    Nachdem die Diskussion über Verbote in z.B. NRW hochkochte, hat das Land NDS in den Grundschulen abgefragt, wer überhaupt nach der Methode unterrichtet (jede Schule wurde angerufen). Es gab dazu eine Anfrage im Landtag und eine entsprechende Antwort.

    Die allermeisten Schulen haben nie nach der Methode unterrichtet, aber das Gerücht, dass es so sei, hält sich hartnäckig und jedes Freie Schreiben wird als Indiz genommen und kritisch beäugt.


    Die von dir selbst veröffentlichte Handreichung richtet sich übrigens an die SekI, also den Rechtschreibunterricht ab Klasse 5.


    Die GS haben schon Jahre vorher so eine Handreichung bekommen mit einem umfassenden Anhang zum Erstunterricht, zu Auffälligkeiten und Übungen.

    Ein Großteil dessen wird von den Materialien abgedeckt, die nahezu alle Schulen für das 1. Schuljahr einsetzen.

    Wenn ich es wissen wollte, würde ich die Schüler:innen nach den Fibel-Figuren fragen und hätte schnell heraus, mit welchem Lehrgang sie gearbeitet haben.

  • Besonders schlimm finde ich es vor allem dann wenn SuS mündlich in der Lage sind nachvollziehbare Antworten zu geben aber schriftlich komplett daran scheitern die richtigen Worte und Formulierungen zu finden.

    Stimmt, das bemerke ich auch bei vielen SuS, gerade in den "schwächeren" Klassen (BFS und BES).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

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