Religionsunterricht an staatlichen Schulen?

  • Meine Tochter ist katholisch, ihr Mann evangelisch. Meiner Tochter lag sehr viel an einer kirchlichen Trauung. Als sie endlich einen Geistlichen gefunden hatten, der sie ökumenisch trauen wollte, hätte man dafür 3500 € zahlen müssen. Das sahen wir alle nicht ein und es wurde eine sehr stimmungsvolle freie Trauung draußen in einem hübschen Ambiente. Wir waren alle sehr zufrieden bis auf meine Mutter, die den Segen Gottes vermisste. (Obwohl der Trauredner diesen explizit auch noch aussprach).

  • Ich zitiere es mal hier, weil sich hier die Debatte um Religion entwickelt hat. Dann kann der andere Thread für andere Ideen bleiben.


    Im Grunde sehe ich das auch so - wobei das ja sehr davon abhängig ist, wie sehr die Kirche sich einmischt. Sind ja oft keine Lehrer sondern Leute von der Kirche. Ich finde, das sollten Stunden sein, die allen Kindern zugute kommen und damit müsste es eine Alternative zum derzeitigen Religionsunterricht geben, der für alle Pflicht ist.

    Bei uns sind es fast ausschließlich Lehrkräfte,

    ich weiß in allen Jahren von 2 Pastor:innen, die an der GeSa und an der BBS unterrichteten.

    Auch in der Ausbildung waren es überall grundständig ausgebildete Lehrkräfte.


    Meiner Meinung nach muss es mindestens ein Fach mit diesen Inhalten (gemeint ist Religion/Ethik) geben, das verpflichtend ist. Würde man es für das Lesen streichen, würde man die Inhalte aus der Schule streichen, das finde ich falsch. U.a. deshalb ist das Streichen des RU keine sinnvolle Lösung.


    - - -

    Vielleicht könnte man diesen Thread umbenennen, weil es hier nun vorrangig um Religion geht?

  • Es gibt sowas wie Pastoralassistentinnen, an eine solche kann ich mich aus der Vorbereitung auf die Firmung erinnern. Und es gibt Ordensschwestern, deren hatte ich mehrere im Unterricht.

  • Wir waren alle sehr zufrieden

    Das freut mich.

    bis auf meine Mutter, die den Segen Gottes vermisste

    Tatsächlich geht es aus katholischer Sicht ja nicht nur um den Segen, sondern darum, ob ein Sakrament gültig zustande kommt.

    Heiraten zwei evangelische Christen, so reicht aus katholischer Sicht schon die standesamtliche Trauung aus, damit die Ehe sakramental ist (es sei denn, einer der Eheleute war mal katholisch (und ist es aus kirchlicher Sicht damit immer noch)).

    Für Katholiken hingegen gilt die Formpflicht, damit es eine gültige sakramentale Ehe ist (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Formmangel_(Kirchenrecht)). Ich glaube nicht, dass deine Tochter eine Dispens für eine freie Trauung erhalten hat?

    Das mag nach viel Geschwätz klingen, nach Haarspalterei, nach Nebensächlichkeit, und es ist natürlich jedem selbst überlassen, ob man daran glaubt und ob es einem wichtig ist. Aber zur Kenntnis nehmen sollte man es schon, finde ich, wenn einem eigentlich wirklich etwas an der kirchlichen Trauung liegt und man sie nicht nur aufgrund der Kulisse und der Tradition vollzogen hätte.

  • Als sie endlich einen Geistlichen gefunden hatten, der sie ökumenisch trauen wollte, hätte man dafür 3500 € zahlen müssen.

    Das spricht ja ungemein für die Kirchen, gell? Mein Neffe ist nur deshalb getauft, weil es keinen staatlichen Kindergarten am Ort gab. Das ist einfach eine riesen Sauerei, was dieser Verein sich mit staatlicher Rückendeckung erlauben kann.

  • Das spricht ja ungemein für die Kirchen, gell? Mein Neffe ist nur deshalb getauft, weil es keinen staatlichen Kindergarten am Ort gab. Das ist einfach eine riesen Sauerei, was dieser Verein sich mit staatlicher Rückendeckung erlauben kann.

    Aber es gibt keine zWaNgSmItGlIeDsChAfT 🤡🤣

  • Heiraten zwei evangelische Christen, so reicht aus katholischer Sicht

    Schon interessant, dass ich die katholische Kirche Gedanken um die Ehen Nicht-Katholischer macht. Was ist denn an einer Ehe anders, wenn sie sakramental ist? Also, was ändert sich im Leben dieser evangelischen Christinnen, wenn die katholische Kirche ihre Ehe mit einem Label versieht?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Das freut mich.

    Tatsächlich geht es aus katholischer Sicht ja nicht nur um den Segen, sondern darum, ob ein Sakrament gültig zustande kommt.

    Heiraten zwei evangelische Christen, so reicht aus katholischer Sicht schon die standesamtliche Trauung aus, damit die Ehe sakramental ist (es sei denn, einer der Eheleute war mal katholisch (und ist es aus kirchlicher Sicht damit immer noch)).

    Für Katholiken hingegen gilt die Formpflicht, damit es eine gültige sakramentale Ehe ist (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Formmangel_(Kirchenrecht)). Ich glaube nicht, dass deine Tochter eine Dispens für eine freie Trauung erhalten hat?

    Das mag nach viel Geschwätz klingen, nach Haarspalterei, nach Nebensächlichkeit, und es ist natürlich jedem selbst überlassen, ob man daran glaubt und ob es einem wichtig ist. Aber zur Kenntnis nehmen sollte man es schon, finde ich, wenn einem eigentlich wirklich etwas an der kirchlichen Trauung liegt und man sie nicht nur aufgrund der Kulisse und der Tradition vollzogen hätte.

    Wieso sollte mich die Ansicht der Kirche dazu interessieren? Selbst Glaubender ist das doch völlig nebensächlich.


    Wisst ihr was völlig revolutionär wäre? Ein denzentraler Glaubensansatz ohne Institutionen. Davon ist nämlich in keinem Schriftstück von Religionen die Rede. Jeder glaubt einfach daran, was er/sie möchte und kommt mit evtl. nach Lust und Laune mit anderen zusammen. Oder halt auch nicht.

  • Was ist denn an einer Ehe anders, wenn sie sakramental ist?

    Im Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche heißt es hierzu (346):


    "Das Sakrament der Ehe schafft zwischen den Ehegatten ein Band, das lebenslang und ausschließlich ist. Gott selbst besiegelt den Konsens der Brautleute. Darum kann die zwischen Getauften geschlossene und vollzogene Ehe nie aufgelöst werden. Außerdem verleiht dieses Sakrament den Brautleuten die notwendige Gnade zur Erlangung der Heiligkeit im Eheleben und zur verantwortungsvollen Annahme und Erziehung der Kinder."

    Also, was ändert sich im Leben dieser evangelischen Christinnen, wenn die katholische Kirche ihre Ehe mit einem Label versieht?

    Meistens wohl nichts.

    Konsequenzen hat dieses "Label" manchmal später, wenn zum Beispiel nach einer Scheidung der Eheleute einer davon einen neuen Partner heiraten will und dieser katholisch ist.

  • Selbstverstandlich hat sich der Glaube weiterentwickelt.

    Das ist wohl selbstverständlich in dem Wissen, dass man keine reale Grundlage hat und man letztendlich ruminterpretieren kann, wie man möchte. Aus der Sichtweise, dass dr Glauben sich auf göttliche Regeln udn Gebote stützt, hätte ich etwas mehr Konstanz erwartet.

    Dinge wie Martin Luther

    Martin Luther war ein „Ding“?

    Es gibt Jahr für Jahr neue religionswissenschaftliche Veröffentlichungen, Ideen, Theorien.

    Ja, das ist auch gut so. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit gesellschaftlichen Phänomenen bringt uns weiter.

    Das weiß man halt gerade nicht.

    Eben. Es gibt nicht den gerinsgten Grund, anzunehmen, dass es ein „Leben nach dem Tode“ geben kann, weil man keine Idee hat, was das sein soll. Ich versteh auch nicht, wie Menschen in einem solchen Unwissen Trost finden können.

    s ist die Frage, ob es etwas wie die unsterbliche Seele gibt.

    Nein. Auch die Frage stellt sich nicht, solange man nicht benennen kann, was eine Seele sein soll.

    Es gibt eine Reihe von Medizinern, die trotzdem an eine unsterbliche Seele glauben.

    Eine Reihe. Klingt mächtig viel. Belastbare Zahlen hast du aber nicht?

    Wie kannst Du dir da sicher sein, dass die alle falsch liegen?

    Wie sollen sie richtig liegen, mit etwas, dass sie nicht erklären oder benennen können?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    2 Mal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Konsequenzen hat dieses "Label" manchmal später, wenn zum Beispiel nach einer Scheidung der Eheleute einer davon einen neuen Partner heiraten will und dieser katholisch ist.

    Und das dürfte eigentlich kein Problem sein. Ich kann an der Rolle der Kirche aber nichts anderes erkennen, als Menschen daran zu hindern, ihr Leben zu leben.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Meine Tochter ist katholisch, ihr Mann evangelisch. Meiner Tochter lag sehr viel an einer kirchlichen Trauung. Als sie endlich einen Geistlichen gefunden hatten, der sie ökumenisch trauen wollte, hätte man dafür 3500 € zahlen müssen. Das sahen wir alle nicht ein und es wurde eine sehr stimmungsvolle freie Trauung draußen in einem hübschen Ambiente. Wir waren alle sehr zufrieden bis auf meine Mutter, die den Segen Gottes vermisste. (Obwohl der Trauredner diesen explizit auch noch aussprach).

    Es gibt eigentlich gar keine ökumenische Trauung, sondern nur evangelisch mit Beteiligung des kath. Pfarrers oder umgekehrt. Und warum sie als Kirchenmitglied 3500 € hätte zahlen sollen, ist mir auch schleierhaft. Ich hätte mich da mal an die zuständigen Kirchenbehörden gewandt. Das geht sonst gar nicht :(:(

  • Die Menschen finden auf unterschiedliche Art Trost. Eine davon ist der Glaube. Das ist doch gut. Wer damit nichts anfängt, kann es ja sein lassen, ohne an den anderen herum zu meckern. Manche glauben an Freundschaft, bei manchen funktioniert sie, bei anderen nicht. Die einen glauben an Liebe und Ehe, die anderen nicht. Niemand kann ein für alle gültiges Statement abgeben. Der verletzliche Mensch an sich hat es doch gut, wenn er etwas findet, das ihn trägt. Es ist nicht für alle gültig und niemand kann es beweisen. Manche Dinge wagt man vielleicht einfach nur oder man lässt es sein - aber ohne andere zu verurteilen.

  • Selbst in der Mathematik gibt es Dinge wie die Goldbasche Vermutung.

    Eben. Und die heißt Vermutung, weil es eine Vermutung ist. Sie ist in Form einer Aussage formuliert, so dass man sie beweisen oder widerlegen kann.


    Goldbach schreib ja nicht „Da ist was mit diesen geraden Zahlen, von dem man nichts weiß und das man nicht erklären kann. Und deshlab sollten wir beim Sex grüne Socken tragen.“


    Aber die Welt lässt sich halt nicht nur naturwissenschaftlich sehen.

    Warum auch?Hat das irgendjemand verlangt? Warum sollte man sich auf Naturwissenschaften beschränken? Eien Erklärung wider wissenschaftlcihe Erkenntnis bringt uns aber auch nicht weiter.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Und das dürfte eigentlich kein Problem sein. Ich kann an der Rolle der Kirche aber nichts anderes erkennen, als Menschen daran zu hindern, ihr Leben zu leben.

    Heiraten können sie dann schon, aber nicht mehr katholisch. Ich selbst bin nicht katholisch, aber wer es ist, muss auch nach den Regeln der Kirche spielen oder sich eine andere - oder gar keine - suchen.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Wenn der FC in 500 Jahren noch gesellschaftlich relevant sein sollte, können unsere Nachfahren ja diskutieren, ob der Fußball ein eigenes Fach bekommt, dessen Lehrplan vom jeweiligen Bundesligameister abgesegnet wird.

    Dann fändest du OK? Und der Zeitraum, in dem der Verein existiert hat, ist das einzige Kriterum? Um welche Inhalte es geht, wäre egal?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Eben. Und die heißt Vermutung, weil es eine Vermutung ist. Sie ist in Form einer Aussage formuliert, so dass man sie beweisen oder widerlegen kann.


    Goldbach schreib ja nicht „Da ist was mit diesen geraden Zahlen, von dem man nichts weiß und das man nicht erklären kann. Und deshlab sollten wir beim Sex grüne Socken tragen.“


    Warum auch?Hat das irgendjemand verlangt? Warum sollte man sich auf Naturwissenschaften beschränken? Eien Erklärung wider wissenschaftlcihe Erkenntnis bringt uns aber auch nicht weiter.

    Hat der Mensch nicht das Bedürfnis nach Transzendenz und unterscheidet uns das nicht auch von anderen Lebewesen?

  • Dafür gibt es in der Religionswissenschaft (natürlich nicht in der Biologie) vermutlich eine Definition.

    Kannst du eine nennen?


    Könnte schwierig werden:


    Die Frage, unter welchen Umständen eine Entität als Gott eingeordnet werden kann, hat bislang in der Religionswissenschaft kaum Beachtung gefunden, zumal die jüdisch-christliche Tradition stets eine implizite Vorlage für den Gottesbegriff lieferte. Dies ist neben der Einschränkung auf einen Kulturraum insofern problematisch, als es bereits in diesen Religionen eine Vielzahl unterschiedlicher Gottesvorstellungen gibt.[17] H. P. Owen stellt in der Encyclopedia of Philosophy fest, dass es „sehr schwierig und vielleicht unmöglich“ sei, eine Definition von „Gott“ aufzustellen, die alle Verwendungen des Wortes und entsprechender Wörter in anderen Sprachen abdeckt.


    Ich sehe auch nicht, dass es mit einer allgemeinen Definition getan wäre. Man müsste schon klar haben, was man im jeweiligen Glauben unter einder oder der Göttin versteht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Dann fändest du OK? Und der Zeitraum, in dem der Verein existiert hat, ist das einzige Kriterum? Um welche Inhalte es geht, wäre egal?

    Es geht um gesellschaftliche Relevanz. Wäre Astrologie das bestimmende Thema unserer Kultur, fände ich es legitim, die Disziplin zu unterrichten. Da das nicht gegeben ist (Gibt es überhaupt eine Ausbildung oder Studium in dem Bereich?), stellt sich die Frage für mich nicht. Und das sagt jemand, der sich nicht die Karten legen lässt, Sternenbilder deutet oder mehr in Horoskope interpretiert als "Ah, gut zu wissen, dann lese ich mal die nächste Seite!".

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