Verbeamtung- ja, nein?

  • Schlechte Bezahlung, zum Teil (also jeden Privatschule die ich bisher gesehen habe) mit sehr komischen Konzepten, bei alternativem pädagogischem Blödsinn bin ich raus.


    Außerdem ist es ein Verpackungsschwindel, weil die auch zum großen Teil öffentlich finanziert werden.

    Sorry, aber das ist mir einfach zu pauschal.

    Es gibt Privatschulen, da ist die Bezahlung schlechter. Das stimmt. Sie darf gesetzlich aber nicht unter 80% der Bezahlung an einer öffentlichen Schule liegen, wenn die Schule als anerkannte Ersatzschule genehmigt sein will.


    Es gibt auch Privatschulen, da geht man als Angestellter mit ein paar Euro pro Monat netto mehr nach Hause als ein vergleichbarer Beamter. Man muss nämlich auch das Weihnachtsgeld einrechnen und auf die Monate umlegen, denn zumindest in Hessen wurde das Weihnachtsgeld bei den Beamten auf die monatlichen Bezüge verteilt. An Privatschulen erhält man es i.A. mit dem Novembergehalt.


    Ein tatsächlicher finanzieller Vorteil der Beamten ergibt sich bei Privatschulen erst bei Familienzulage ab 3 Kindern. Da ist man als Beamter aufgrund der meiner Meinung nach ungerechtfertigt hohen Zulage im Vorteil. Eine solch hohe Zulage kenne ich von Privatschulverträgen nicht.


    Bezüglich Pensionen bieten viele Privatschulen Betriebsrenten an, durch die man zusammen mit der Rente auf ca. dieselbe Rentenhöhe kommt.


    Unabhängig davon gibt es auch eine ganze Reihe anderer Vorteile von Privatschulen, die nicht mit Geld zu bezahlen sind. Angefangen bei der Ausstattung, über flache Hierarchien, bis hin zu einfacherer Bewilligung von Mitteln für Projekte uvm.


    Bezüglich alternativem pädagogischen „Blödsinn“, wie du es formulierst, muss man sagen, dass es sowas gibt, ja. Finde ich auch nicht überzeugend. Aber das betrifft die wenigsten Privatschulen. Diejenigen, die ich aus eigener Erfahrung kenne, leisten oft pädagogische Pionierarbeit - was sich erst während der Pandemie zeigte.


    Vielleicht für Interessierte, hier mal ein aktueller Artikel zur Situation:

    https://www.news4teachers.de/2…sen-aber-auch-an-grenzen/


    PS: Noch ein Wort zum „Verpackungsschwindel“. Ja, die Ersatzschulen werden zu einem großen Teil durch öffentliche Gelder mitfinanziert. Ich glaube, im Schnitt werden die Kosten, die ein Schüler an einer staatlichen Schule pro Jahr kostet, zu 70-75% (je nach Bundesland) erstattet.

    Für den Staat ist das fantastisch. Er bezahlt nur 75% für etwas, wofür er eigentlich 100% zahlen müsste, denn Bildung ist eigentlich Aufgabe des Staates. Würden morgen alle privaten Schulen schließen und die Schüler müssten von den jetzt schon überfüllten staatlichen Schulen aufgenommen werden, wüsste ich nicht, wie das für staatliche Schulen zu bewerkstelligen sein sollte.

  • jo, aber man kann da raus. Das ist eine bewusste Entscheidung.


    Losgelöst davon würde ich niemals an eine Privatschule gehen. Auch wenn sie direkt neben mir wäre. Dann lieber wieder in eine richtige Firma.

    Das hängt doch total vom Träger ab. Ich arbeite seit über 30 Jahren an einer Privatschule (NRW, staatlich genehmigte Ersatzschule) mit einer Planstelle auf Lebenszeit. In meinem Fall liegen die Vorteile in der flacheren Hierarchie und den durch das Schulkonzept gegebenen erweiterten Mitbestimmungsmöglichkeiten für LuL, SuS und Eltern, die über die Anforderungen des Bundeslandes hinausgehen. Das grandiose Betriebsklima ist ein Extra-Bonus :)


    Edit wegen Tippfehler

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • dotmpd schreibt:

    Zitat

    Es gibt auch Privatschulen, da geht man als Angestellter mit ein paar Euro pro Monat netto mehr nach Hause als ein vergleichbarer Beamter.


    Bezweifel ich sehr stark, dass es die in Deutschland gibt - vielleicht vereinzelt in den Metropolen für Schulleiter an Privatschulen (die zugleich quasi auch noch Geschäftsführer sind)

  • Das brauchst du nicht bezweifeln, das ist so.

    Wie gesagt, verglichen immer mit:


    Angestellter, StKl 1, Nettogehalt + Weihnachtsgeld umgelegt auf 12 Monate

    Beamter, StKl 1, Gehalt - 300€ PKV

    Beide dieselben Erfahrungsstufen.


    Das ist nicht mal so überraschend, da auch die Privatschulen mit Lehrermangel kämpfen und entsprechend mithalten müssen. Da gibt es auch ganz unterschiedliche Ansätze: bei manchen Trägern werden die Arbeitslosen- und Rentenversicherungsbeiträge übernommen, bei anderen ist man Dienstordnungsangestellter, bei wiederum anderen werden entsprechend hohe Zulagen gezahlt, damit Netto ungefähr dasselbe rauskommt.

    Der Unterschied ist aber, wie ich geschrieben habe, marginal. Bei mir sind es knapp 80€ im Monat mehr. Wobei das immer auch auf die persönliche Situation ankommt und wie man als Beamter in der PKV versichert wäre, welcher Tarif, Risikozuschlag ja/nein. So pauschal kann man das nicht sagen. Grundsatz ist aber: es soll Netto ungefähr +/- dasselbe rauskommen.


    Bekannte von mir sind an einer Privatschule, die sogar zusätzlich noch Urlaubsgeld neben dem Weihnachtsgeld zahlt. Was da aber genau Netto für die rauskommt, weiß ich nicht. Habe ich nicht gefragt.

  • Dann verlink mal Stellenausschreibungen....


    Warum stellen Privatschulen denn dann dort ihr Licht unter den Scheffel? (und schreiben dann bestenfalls: Bezahlung angelehnt an TVL oder ähnliches....)


    Bei besseren Konditionen als im Staatsdienst würde es ganz sicher auch massiven Ärger mit den (Teil-)kosten erstattenden staatlichen Behörden geben, denen dann Personal abgeworben werden würde.

  • Ich kenne in Deutschland grundsätzlich keine Stellenangebote, in denen genaue Gehälter genannt werden.

    In Anlehnung an TV-L ist doch richtig. In welcher Form man dann aber angestellt wird, z.B. im Dienstordnungsangestelltenverhältnis (und man damit keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen muss) oder im normalen Angestelltenverhältnis und es gibt entsprechende Zulagen zum TV-L-Satz, ist doch kein Teil von Stellenangeboten. Das ergibt sich meist aus der Satzung der Träger.


    Wieso sollte es da Ärger geben? „Bessere Konditionen“ sind das ja nicht, sondern maximal vergleichbare Konditionen.

    Es gibt auch Nachteile: Man hat im Angestelltenverhältnis z.B. keine Beihilfe. Wem das wichtig ist, der muss Beamter werden.

    Daneben gibt es an Privatschulen nicht solch hohe Familienzuschläge, wie ich oben bereits geschrieben habe. Ich bezog mich bei dem Vergleich auf eine Lehrkraft, die alleinstehend und in Steuerklasse 1 ist.


    Es wird auch niemand aktiv abgeworben, ganz im Gegenteil, es wurde immer wieder versucht, Lehrer von Privatschulen ins Beamtenverhältnis an eine staatliche Schule abzuwerben.


    Die Erstattung für private Träger beläuft sich auf 70-75% der Kosten, die ein Schüler an einer staatlichen Schule verursacht. Den Rest muss die Privatschule selbst aufbringen, z.B. durch die Erhebung eines Schulgelds.

  • Es wird auch niemand aktiv abgeworben, ganz im Gegenteil, es wurde immer wieder versucht, Lehrer von Privatschulen ins Beamtenverhältnis an eine staatliche Schule abzuwerben.

    Eben, weil der Staat wesentlich besser bezahlt. Privatschulen müssen 80% vom Tarif bezahlen und mehr können sie sich auch nicht leisten. Wenn Schulen so toll viel Gewinn abwerfen würden, gäbe es schon längst mehr private Träger.


    Edit: Ausstattung kann besser sein, Arbeitsbedingungen in aller Regel nicht besser. Anwesenheitspflicht nach Stechuhr auch außerhalb des Urlaubs in den Schulferien und dergleichen.

  • Die Erstattung für private Träger beläuft sich auf 70-75% der Kosten, die ein Schüler an einer staatlichen Schule verursacht. Den Rest muss die Privatschule selbst aufbringen, z.B. durch die Erhebung eines Schulgelds.

    Wissen wir, das ist auch doof für die Schulen. Aber ein Grund mehr, warum sie keine Gehälter zahlen können, bei denen netto mehr als bei einem Beamten blieben.


    Und die exorbitanten Kinderzuschläge zahlt nur NRW, das gibt's woanders nicht.

  • dotmpd schreibt:


    Bezweifel ich sehr stark, dass es die in Deutschland gibt - vielleicht vereinzelt in den Metropolen für Schulleiter an Privatschulen (die zugleich quasi auch noch Geschäftsführer sind)

    Brauchst du nicht, arbeite mit Planstelleninhaber-Vertrag an Ersatzschule. Bekomme neben normal A13 inkl. Familienzulage eine Zulage vom Schulträger.

  • Diese Planstellen am Provatschulen und Gleichstellung der Lehrkräfte mit Beamten ist aber auch nur ein NRW spezifisches Phänomen, das ich aus anderen Bundesländern so nicht kenne.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Edit: Bezieht sich auf den Beitrag von Quittengelee:


    Sorry, aber das klingt für mich danach, als hättest du noch nie selbst an einer Privatschule gearbeitet.


    Die privaten Schulen müssen MINDESTENS 80% des Gehalts einer verbeamteten Lehrkraft zahlen. Das ist u.a. ein Aspekt, um als Ersatzschule anerkannt zu werden. Zahlen sie weniger, bleiben sie ggf. nur Ergänzungsschulen. Das ist ein ziemlich großer Unterschied in vielen Bereichen.


    Privatschulen haben an sich schon viele Vorteile, die nicht monetär sind, aber sie müssen natürlich auch ein attraktives monetäres Angebot machen. Und das machen die meisten auch, wenn sie es können. Es gibt sicherlich Privatschulen, gerade welche, die noch relativ neu sind, die können das nicht. Es gibt aber auch eine ganze Menge Privatschulen die existieren deutlich länger als so manch staatliche Schule und sind mit soliden Finanzen ausgestattet.


    Die 75% Erstattung ist ein Teil, ja. Aber es gibt Schulgeld, es gibt Geld von Bistümern, wenn die Schule in kirchlicher Trägerschaft ist, es gibt Zustiftungen, wenn der Träger eine Stiftung ist, es gibt Spenden etc.


    Zum Thema Kinderzuschläge:

    708 Euro für's dritte Kind finde ich exorbitant hoch - in Hessen.


    Und zum Thema "mehr private Träger": Es gibt immer mehr Privatschulen, da immer mehr Eltern ihre Kinder lieber auf eine Privatschule schicken. Einige bekannte verbeamtete Lehrer am hiesigen staatlichen Gymnasium haben ihre Kinder auf der Privatschule. Nanu?


    Hier vielleicht noch ein paar interessante Artikel zu diesem Thema:


    https://www.news4teachers.de/2…ind-privatschulen-noetig/


    https://www.tagesspiegel.de/wi…-schulplatze-6888835.html


    Und vielleicht mal ein PDF auf destatis (S. 4 - Es gibt immer mehr Privatschulen):

    https://www.destatis.de/DE/The…df?__blob=publicationFile

  • Diese Planstellen am Provatschulen und Gleichstellung der Lehrkräfte mit Beamten ist aber auch nur ein NRW spezifisches Phänomen, das ich aus anderen Bundesländern so nicht kenne.

    Das gibt es meines Wissens nach in fast allen Bundesländern...

  • Die 75% Erstattung ist ein Teil, ja. Aber es gibt Schulgeld, es gibt Geld von Bistümern, wenn die Schule in kirchlicher Trägerschaft ist, es gibt Zustiftungen, wenn der Träger eine Stiftung ist, es gibt Spenden etc.

    Diese 75% machen es halt zum Etikettenschwindel. Wenn es eine private Schule sein soll, dann muss sie in meinen Augen auch 100% privat finanziert sein.


    Ich habe und behalte da ein starke Meinung zu.

  • Edit: Bezieht sich auf den Beitrag von Quittengelee:


    Sorry, aber das klingt für mich danach, als hättest du noch nie selbst an einer Privatschule gearbeitet.

    Das tut gar nichts zur Sache. Außerdem sind deine eigenen "Erfahrungen" offenbar auch nur aus dritter Hand. Zeig uns doch mal eine private Schule, bei der eine angestellte Lehrkraft 8 Eur mehr als A13 bekommt. Eine ganz konkrete Stelle.

  • Das tut gar nichts zur Sache. Außerdem sind deine eigenen "Erfahrungen" offenbar auch nur aus dritter Hand. Zeig uns doch mal eine private Schule, bei der eine angestellte Lehrkraft 8 Eur mehr als A13 bekommt. Eine ganz konkrete Stelle.

    Das tut sehr viel zur Sache, da man ohne Erfahrung schlecht beurteilen kann.

    Wie aus dritter Hand? Mich betrifft es selbst, wie ich oben geschrieben habe. Ich habe rund 80€ mehr raus als als Beamter (angenommen sind 350€ Abzug für PKV).

  • Das tut sehr viel zur Sache, da man ohne Erfahrung schlecht beurteilen kann.

    Wie aus dritter Hand? Mich betrifft es selbst, wie ich oben geschrieben habe. Ich habe rund 80€ mehr raus als als Beamter (angenommen sind 350€ Abzug für PKV).

    1. Blödsinn, Gehälter kann man nachlesen. Außerdem habe ich einige private Schulprojekte von Innen gesehen.

    2. Aus dritter Hand deswegen, weil du sehr vage bist:

    Es gibt aber auch eine ganze Menge Privatschulen die existieren deutlich länger als so manch staatliche Schule und sind mit soliden Finanzen ausgestattet.

    ...

    Einige bekannte verbeamtete Lehrer am hiesigen staatlichen Gymnasium haben ihre Kinder auf der Privatschule. Nanu?

    Nanu, ich warte immer noch auf Beispiele solcher gut bezahlenden Schulen. In den meisten Bundesländern geht A13 bei rund 4300 los.

  • 1. Blödsinn, Gehälter kann man nachlesen. Außerdem habe ich einige private Schulprojekte von Innen gesehen.

    2. Aus dritter Hand deswegen, weil du sehr vage bist:

    Nanu, ich warte immer noch auf Beispiele solcher gut bezahlenden Schulen. In den meisten Bundesländern geht A13 bei rund 4300 los.

    1. Sorry, aber auf diesen Quatsch gehe ich ab jetzt nicht mehr ein. Du liest also Gehälter nach, indem du die zig unterschiedlichen Vertragsordnungen der verschiedenen Stiftungen, Bistümer, anderer Träger durchliest? Grundlage sind entsprechende Tabellen (TV-H, TV-L, Beamtenbesoldung), die man einsehen kann, ja, aber die Zulagen, durch die am Ende dasselbe Netto-Gehalt entsteht, etc. stehen in den einzelnen Ordnungen.


    2. Hast du nicht richtig gelesen? Ich bin selbst betroffen. Ich berichte aus erster Hand. Ich habe viel hin und her gerechnet, weil ich auch Planstellenangebote hatte und der Unterschied ist marginal zu meinen Gunsten.


    Glaub es oder lass es bleiben. Ich muss dich nicht überzeugen.

  • Dann nenne uns doch endlich eine Schule, wenn du so viel eigene Erfahrungen als Angestellter hast, die man dazu deiner Meinung nach braucht.


    - Zu uns wechseln immer wieder Kollegen von privaten Trägern, weil sie dort mehr arbeiten, mehr Stress mit den Ansprüchen von "Kunden"-Eltern haben und weniger verdienen.

    - Ich selbst habe Kennenlerngespräche an drei freien Schulen gehabt und war Teilnehmerin einer Gründungsinitiative, um den Kreis von Eltern bei der Planung zu unterstützen. Daher weiß ich aus eigener Anschauung, was Lehrpersonen geboten werden kann.

    - möglicherweise zahlt die katholische Kirche als Träger etwas besser, das kannst du uns vielleicht darlegen.


    Ich will nicht dich überzeugen, ich will aber jungen Leuten, die danach fragen, was besser für sie ist, nicht in dem Glauben lassen, dass es da draußen tolle Privatschulen mit Pool und Gestüt gibt, bei denen man 5000 Eur netto nach Hause trägt.

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