"Augen auf bei der Berufs-/Fächerwahl!" - Frustbeitrag der anderen Art

  • Was soll man da statistisch erfassen? Ich bin da voll bei fachinformatiker. Da wird geflunkert, dass sich die Balken biegen in der Hoffnung, dass das Deputat verringert wird.

    Was geht dich das an? Es steht dir überhaupt nicht zu, darüber zu urteilen, was andere Lehrpersonen arbeiten oder nicht. Das ist Aufgabe der Schulleitung und die muss ihre Verantwortung an der Stelle auch übernehmen. Natürlich gibt es an jeder Schule Leute, die mehr arbeiten und solche, die weniger arbeiten. Solange mir Letztere nicht auf den Sack gehen, kann mir das völlig wumpe sein.


    Unser System basiert natürlich auf gegenseitigem Vertrauen. Ich hatte aber bei uns an der Schule noch nie den Eindruck, dass das nicht funktioniert. Die Schulleitung kennt die "üblichen Verdächtigen" sehr gut. Die werden schon mal zwangsverpflichtet. Üblicherweise sind das ja Leute, die sich gerne auch mal Dinge leisten, die zu einem offiziellen Akteneintrag führen können. Und das passiert dann auch. Seit 2 Jahren oder so, hat die Schulleitung die Möglichkeit, den Stufenanstieg auszusetzen. Wiederholtes und massives Fehler hat Konsequenzen. Dass das im deutschen System anders aussieht, weiss ich wohl.

  • Was glaubt ihr denn, was in „normalen“ Jobs gemacht wird: volle 8 Stunden schackern ohne auch mal private Gespräche?

    Sorry - ich hab' ein paar Jahre in der Industrie gearbeitet. Da hab ich morgens eingestempelt - und nach 8 Stunden ausgestempelt. Dann war Feierabend. Kein Planen, was am nächsten Tag anliegt. Das wurde morgens zu Schichtbeginn besprochen und verteilt.
    Es war auch kein Problem, wenn man mit den Kumpels abends in der Stammkneipe versumpft ist. Dann ging die Arbeit am nächsten Tag eben etwas langsamer.

    In der Schule ist man morgens auf 120% - damit die Kids auf die Spur kommen. Und die Arbeit beginnt bereits auf der Hinfahrt. Und endet nachts vor dem Einschlafen, wenn man das Konzept nochmal ändert.

    Wer den Lehrerberuf mit einer Tätigkeit in der Industrie gleichsetzt, arbeitet nicht als Lehrer. Oder spult immer daselbe Programm ab.

  • In der Schule ist man morgens auf 120% - damit die Kids auf die Spur kommen. Und die Arbeit beginnt bereits auf der Hinfahrt. Und endet nachts vor dem Einschlafen, wenn man das Konzept nochmal ändert

    Beim Anfang gebe ich direkt Recht. Bein schluss muss ich sagen, dass du das bleiben lassen musst.

  • Ich habe gerade nach der so oft erwähnten Arbeitszeitstudie aus Niedersachsen gegoogelt und die mit der äquivalenten Studie des LCH verglichen. Siehe da, unsere gesetzlich festgelegte Pflichtarbeitszeit ist bei kleinerer Anzahl Wochenlektionen rund 200 Zeitstunden pro Jahr höher als eure. Gymnasium mit Gymnasium verglichen ist unsere tatsächliche Arbeitszeit (laut Studie) sogar rund 300 Zeitstunden pro Jahr höher. Naja. Ich kommentiere das besser nicht weiter.


    Was bringt Arbeitszeiterfassung? Der LCH hat diese Studie schon 3 x im Abstand von jeweils 10 Jahren gemacht, die letzte war 2019. Mit rund 10000 beteiligten Lehrpersonen übrigens, das ist eine erheblich grössere Stichprobe als in Niedersachsen. Es zeigt sich, dass die Belastung in 10 Jahren über alle Schulstufen um rund 150 Zeitstunden pro Jahr abgenommen hat.

  • Wolfgang Autenrieth darf ich fragen als was du da tätig warst?

    Ich war als Reprofotograf Systemoperator in der elektronischen Bildverarbeitung in einer großen Druckerei. Die Firma hat täglich ca. 5 - 10 Mio Prospekte über Europa verteilt - vorwiegend im Modebereich. Irgendwann hatte ich viereckige Augen und keinen Bock mehr, Müll zu produzieren.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • der Schule ist man morgens auf 120% - damit die Kids auf die Spur kommen. Und die Arbeit beginnt bereits auf der Hinfahrt. Und endet nachts vor dem Einschlafen, wenn man das Konzept nochmal ändert.

    Dein Dienstherr kann wenig dafür, dass du die Arbeitszeitvorgaben nicht einhältst. Kein Bundesland wird dir mehr bezahlen, nur weil du nicht aufhören kannst, zu arbeiten. Im Sinne einer burnout-Gefahr enpfehle ich dir dringend, deine Arbeitszeit zu begrenzen. Das ist das erste, was man als Lehrer lernen sollte.

  • Seit 2 Jahren oder so, hat die Schulleitung die Möglichkeit, den Stufenanstieg auszusetzen. Wiederholtes und massives Fehler hat Konsequenzen. Dass das im deutschen System anders aussieht, weiss ich wohl

    Diese Möglichkeit besteht auch für deutsche Schulleiter, zumindest in Bayern (ich kenne so einen Fall, sogar mit Rückstufung. Genützt hat es nichts, eher eine Trotzreaktion ausgelöst).

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Dein Dienstherr kann wenig dafür, dass du die Arbeitszeitvorgaben nicht einhältst. Kein Bundesland wird dir mehr bezahlen, nur weil du nicht aufhören kannst, zu arbeiten. Im Sinne einer burnout-Gefahr enpfehle ich dir dringend, deine Arbeitszeit zu begrenzen. Das ist das erste, was man als Lehrer lernen sollte.

    Nun - das Glück - und die Tragik des Lehrerberufes liegt in der (teilweisen) Zeitautonomie. Als Lehrer kann und darf ich mir die nachmittägliche Erholungspause gönnen, um dann den Unterricht vorzubereiten, mich anschließend nach dem Abendessen zum Abendfilm niederzusetzen und vor dem Einschlafen nochmals Revue passieren zu lassen, wie ich mir den nächsten Tag vorstelle. Ich arbeite bereits viele Jahre - und die Flamme lodert noch ;)
    Ich teile meinen Brennstoff schon ein. Ab und an braucht es etwas Brandbeschleuniger - meist liefern den die Pubertierenden 8er, um mich morgens auf Betriebstemperatur zu bringen.
    Aber geht schon ;)

    Dafür kann ich übers WE per "Slow-Cooking" den Montagsunterricht ausbraten oder in Gedanken an die Klassenarbeiten, die ich dann auf dem Schreibtisch liegen, die Flammen legen. Meist bleibt es bei roter Farbe. In Grundschulklassen grün - weil das irgendjemand als positiver definiert hatte.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • In der Schule ist man morgens auf 120% - damit die Kids auf die Spur kommen. Und die Arbeit beginnt bereits auf der Hinfahrt. Und endet nachts vor dem Einschlafen, wenn man das Konzept nochmal ändert.

    "Man"? Nein. Ersetze es besser durch "ich", denn auf mich bspw. treffen gerade die letztgenannten beiden Punkte nicht zu. Warum sollte für mich die Arbeit schon auf der Fahrt zur Schule beginnen? Das ist für mich ein ganz normaler Arbeitsweg, da denke ich i. d. R. noch nicht über die Schule nach. Und um spätestens 18 Uhr mache ich Feierabend (abgesehen von den wenigen Tagen, wo ich z. B. wegen des Elternsprechtags um die Zeit noch in der Schule bin) und verschwende keinen Gedanken mehr an Unterricht und Co.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Das brennen und lodern Zeug ist so unfassbar abgedroschen. Es muss sich hier echt keiner sagen lassen, eine schlechte Lehrperson zu sein, weil er keine Lust hat sich verheizen zu lassen. Um mal bei der Flammen-Metapher zu bleiben.

  • . Ich arbeite bereits viele Jahre - und die Flamme lodert noch

    Das ist die ekligste und heimtückische Metapher unsere Berufsstandes. Ich halte davon soviel Abstand wie möglich. Bei mir brennt gar nix. Ich gehe gerne zur Schule und auch gerne nach Hause und lass Schule auch gerne Schule sein. Die Schule schert sich genauso um mich, wie ich mich um sie schere. Nicht mehr und nicht weniger.

  • Das ist die ekligste und heimtückische Metapher unsere Berufsstandes. Ich halte davon soviel Abstand wie möglich. Bei mir brennt gar nix. Ich gehe gerne zur Schule und auch gerne nach Hause und lass Schule auch gerne Schule sein. Die Schule schert sich genauso um mich, wie ich mich um sie schere. Nicht mehr und nicht weniger.

    Wenn du meinen Beitrag gelesen hast, wirst du bemerkt haben, dass dies eine Replik auf die "burnout"-Bemerkung von Sissymaus war und es sich um eine Metapher zum Energieeinsatz handelt - die ich dabei auch etwas "auf die Schippe" genommen habe. Hier Ekligkeit zu unterstellen finde ich eklig - genauso wie die untergeschobene Unterstellung, dass ich KuK herabwürdige. Das ist herabwürdigend.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

  • Wenn du meinen Beitrag gelesen hast, wirst du bemerkt haben, dass dies eine Replik auf die "burnout"-Bemerkung von Sissymaus war und es sich um eine Metapher zum Energieeinsatz handelt - die ich dabei auch etwas "auf die Schippe" genommen habe. Hier Ekligkeit zu unterstellen finde ich eklig - genauso wie die untergeschobene Unterstellung, dass ich KuK herabwürdige. Das ist herabwürdigend.

    Das war auch nicht auf dich bezogen. Ich habe das bei dir durchaus verstanden. Ich mag die Metapher trotzdem nicht.

  • In der Schule ist man morgens auf 120% - damit die Kids auf die Spur kommen. Und die Arbeit beginnt bereits auf der Hinfahrt. Und endet nachts vor dem Einschlafen, wenn man das Konzept nochmal ändert.

    Ich kann hier vom Gegenteil berichten.


    Bei uns liegen die Schüler um 8 noch voll in den Seilen und sind so müde, dass die keinen Mucks von sich geben. Da geht es ganz gemächlich an die Arbeit.
    Vorbereitung für den Folgetag/Woche kann ich bisher problemlos in den Freistunden und den regulären Stunden erledigen, sobald die Azubis gerade in der Freiarbeit sind. Das setzt natürlich eine entsprechende Lautstärke voraus.


    Das einzige was ich zeitlich nicht in der Schule schaffe ist die Korrektur von Klassenarbeiten und selbst die kann man so konzipieren, dass diese sehr korrekturfreundlich sind. Wir schreiben (großteils) am Computer und die Auswertung kann ich (teil)automatisieren. Das nervigste ist noch das Eintragen ins Schulverwaltungsprogramm am Ende vom Jahr.

  • Ich kann hier vom Gegenteil berichten.


    Bei uns liegen die Schüler um 8 noch voll in den Seilen und sind so müde, dass die keinen Mucks von sich geben.

    Ich rede ja nicht von den Schülern. Sondern von mir als Lehrer, der morgens erhöhte Betriebstemperatur benötigt, um die Kids aus den Seilen zu schwingen ;)

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.

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