ChatGPT und Arbeitszeiten

    • Offizieller Beitrag

    Und ganz sicherlich kann man komplexe Klausuren nicht wie ein gefühlloser Roboter in der zimmergleichen Zeit "durchkloppen".

    Jedenfalls nicht, wenn man die individuelle Leistung wertschätzen und durchdenken möchte.

    Ich verstehe Deine Beweggründe, gleichwohl muss man sich dann einmal die Realitäten anschauen.
    Mit der Unterbrechung durch meine Tätigkeit in der Behörde korrigiere ich jetzt seit 16 Jahren Oberstufenklausuren. Irgendwann habe ich aufgehört, 20 Spalten Englisch-LK-Klausuren zweimal zu lesen oder mir das hehre Ziel des Wertschätzens der SchülerInnenleistung zu setzen. Das kann ich mir bei mehreren Oberstufenkursen und den sonstigen schulischen Aufgaben, die ich habe, zeitlich gar nicht leisten.

    Wenn ich mir die Reaktionen der SchülerInnen ansehe, wenn sie die Klausuren zurückerhalten, sind 90% der Reaktionen der exklusive Blick auf die Endnote und das Zusammenrechnen der Einzelpunkte mit dem Taschenrechner (!), denn es könnte ja ein Punkt fehlen. Dann kommen die Diskussionen und das Suchen nach den zwei Punkten, die für die nächst bessere Note noch benötigt werden.

    Wenn es hoch kommt, interessieren sich 10% der SchülerInnen für meine Wertschätzung. Und diejenigen, die das wirklich interessiert, kommen am Ende der Stunde zu mir. Dann nehme ich mir die Zeit für ein Durchgehen der Klausur und für ein individuelles Feedback.

    Alles andere ist in der heutigen Zeit, in der es nur noch um das möglichst beste Endergebnis geht, weitgehend Zeitverschwendung und unnötig aufgebrachte bzw. aufgebrauchte Energie.


    Für eine LK-Klausur im sehr guten Bereich brauche ich bei 20 Spalten ungefähr 30 Minuten. Bei schwächeren Klausuren mit viel Korrekturaufwand entsprechend natürlich auch mal 45 Minuten. Angesichts der zu erwartenden Pauschalen im Rahmen einer kommenden Arbeitszeitregelung von sicherlich nicht einmal 15 Minuten pro Klausur liege ich da schon drüber, aber immer noch im Rahmen dessen, was ich verantworten kann.

  • Warum liest du das zwei mal? Das kann weg!

    Das würde ich aus meiner Perspektive als Fremdsprachenlehrkraft unterschreiben. Einmal effizient korrigieren. Ich mache lieber etwas häufiger kurz Pause zwischendurch, damit ich mich wieder gut konzentrieren kann oder gehe auch mal mit dem Hund länger spazieren, damit der Kopf wieder richtig frisch wird, als diese Pausen- und Erholungszeit in zusätzliche Lese- und Korrekturdurchgänge zu investieren.

    Nachdem ich noch nie mehr als maximal 2 Zehntel Abweichung hatte zwischen Erst- und Zweitkorrektur, wenn ich die Erstkorrektur hatte (während ich umgekehrt jetzt schon zweimal schwerwiegende Fehler in den Erstkorrekturen durchgehend gefunden habe infolge von Nichtbeachtung der Korrekturvorgaben durch die Erstkorrektoren), gehe ich davon aus, dass das auch nicht nur effizient ist, sondern eben auch gründlich genug, um alles Erforderliche zu korrigieren bzw. anzumerken.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ich habe das bereits mehrmals erwähnt: Wie viele von euch haben schon selbstständig ihre Arbeitszeit erfasst? Meine Erfahrung zeigt, dass Lehrkräfte dazu neigen, die tatsächlich abgeleistete Arbeitszeit zu überschätzen. Es hat mich auch überrascht festzustellen, dass ich trotz großer Klassen, korrekturintensiver Fächer und Arbeit in der Oberstufe (ausschließlich!) nie Überstunden mache. Die einzige Ausnahme sind schriftliche Abiturprüfungen aufgrund der sehr knappen Fristen. Eine offizielle Arbeitszeiterfassung wäre für mich deshalb auch eher ein Fluch als ein Segen.

  • Danke, dass ihr beiden genau das bestätigt, was ich in meinem Umfeld auch seit Jahren beobachte, insbesondere die fehlende Wertschätzung gründlicher Korrekturen mit ausführlicher Positivkorrektur.


    Mir wird da ja gerne mal die Kompetenz abgesprochen als Mathe/NaWi-Lehrer, aber ich lebe ja nicht im Vakuum, ich bekomme ja mit wie sowohl die Sprachkollegen korrigieren und ganz besondere wie die Schüler mit den zurückgegebenen Klausuren umgehen.

  • OT

    ...
    Alles andere ist in der heutigen Zeit, in der es nur noch um das möglichst beste Endergebnis geht, weitgehend Zeitverschwendung und unnötig aufgebrachte bzw. aufgebrauchte Energie...

    WIr haben das als SuS schon haargenau so gemacht. (Nur ohne Taschenrechner...)


    Eigentlich ist das ein Armutszeugnis für Schule und dass sich da niemalsnichts ändert. Gäbe es keine Noten, sondern nur Positivkorrekturen, vielleicht wäre das anders?

    • Offizieller Beitrag

    Es ist auch ein Armutszeugnis für die SchülerInnen, denn diejenigen, die sich mit den Schwächen ihrer Klausur auseinandersetzen und daran arbeiten, haben sich bei mir mitunter von 10 Punkten in der ersten Klausur in Q1.1 auf 14 Punkte in der Vorabiturklausur hochgearbeitet. Das sind aber eben die SchülerInnen, die sich im Rahmen ihres Lernprozesses nicht zu fein sind, im übertragenen Sinne Staub zu fressen.

    Je ausführlicher der EWH ist, desto weniger stark setzen sich die SchülerInnen damit auseinander - so zumindest meine Erfahrung.

    • Offizieller Beitrag

    Wie viele von euch haben schon selbstständig ihre Arbeitszeit erfasst? Meine Erfahrung zeigt, dass Lehrkräfte dazu neigen, die tatsächlich abgeleistete Arbeitszeit zu überschätze

    ich habe das eine Zeitlang gemacht, als ich noch TZ arbeitete.

    Ich kam auf deutlich mehr als die vermutete Arbeitszeit. Allerdings habe ich mir während des Beobachtungszeitraums abgewöhnt, aufs Handy zu schauen oder dieses oder jenes noch einzuschieben. Diese kleinen Dinge, die oft scheinbar nebenher liefen, wie dienstliche mails lesen und beantworten, Bürokram (sortieren, abheften von diversen Unterlagen) nah,en dann in Summe deutlich mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich vermutet.
    Bei mir war die tatsächliche Arbeitszeit also unter- statt überschätzt gewesen.

    Ich bin absolut für eine Erfassung

  • ich habe das eine Zeitlang gemacht, als ich noch TZ arbeitete.

    Ich kam auf deutlich mehr als die vermutete Arbeitszeit. Allerdings habe ich mir während des Beobachtungszeitraums abgewöhnt, aufs Handy zu schauen oder dieses oder jenes noch einzuschieben. Diese kleinen Dinge, die oft scheinbar nebenher liefen, wie dienstliche mails lesen und beantworten, Bürokram (sortieren, abheften von diversen Unterlagen) nah,en dann in Summe deutlich mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich vermutet.
    Bei mir war die tatsächliche Arbeitszeit also unter- statt überschätzt gewesen.

    Ich bin absolut für eine Erfassung

    Aus Neugier: Wie hast du die unterrichtsfreie Zeit berücksichtigt? Selbst wenn ich die gesetzlichen Urlaubstage abziehe, komme ich aufgrund der Schulferien nie und nimmer auf 41 Stunden die Woche. Ich bin weit drunter. Klar korrigiere ich während der Schulferien, aber maximal 2 bis 4 Stunden pro Tag. Das wären dann also 10 bis 20 Stunden pro Woche. Also deutlich weniger als 41 Stunden.


    Ich finde schon, dass man sich fragen muss, warum unsere Erfahrungen so stark von einander abweichen. Was sind die ausschlaggebenden Faktoren?


    Wenn das Ergebnis der Arbeitszeiterfassung ist, dass ich meine gesamte Arbeitszeit in der Schule verbringen muss (am besten ohne ordentlichen Arbeitsplatz), dann wäre das für mich ein riesiger Verlust an Lebensqualität.

  • Ich mische mich da auch mal ein. Ich schreibe dieses Schuljahr gerade alles auf, was nicht Unterrichtsvor- und Nachbereitung ist. Einigen Leuten ist bei uns an der Schule definitiv nicht klar, wie viel sie per Berufsauftrag in dem Bereich machen *müssen* um ihre Stunden vollzubekommen. Mit meinen "Ämtli" komme ich da auch mit der Teilzeitstelle noch ziemlich genau hin und ich mache in dem Bereich gefühlt wirklich viel. Ja, das gehört tatsächlich so. Im Moment habe ich mal wieder einen, sagen wir... Beratungsfall... unter meinen SuS. Wenn ich die Zeit, die ich da investiere, dazurechne, bin ich drüber. Und ja, auch das gehört per Berufsauftrag dazu. Wir sind nicht nur fürs Unterrichten bezahlt, auch nicht an der Sek II. Einige denken das aber definitiv und bleiben ebenso definitiv deutlich unter der erwarteten Arbeitszeit.

  • Antimon ja, aber das berücksichtige ich ja auch alles. Ich bin Klassenlehrer, berate meine SuS regelmäßig, bin Fachsprecher und auch Elternarbeit gibt es bei uns, wenn auch nur im kleinen Rahmen. In Projekten war und bin ich auch involviert. Konferenzen gibt es auch bei uns. Ich vermute, dass ich einfach überdurchschnittlich schnell arbeite.

  • Ich habe das bereits mehrmals erwähnt: Wie viele von euch haben schon selbstständig ihre Arbeitszeit erfasst? Meine Erfahrung zeigt, dass Lehrkräfte dazu neigen, die tatsächlich abgeleistete Arbeitszeit zu überschätzen. Es hat mich auch überrascht festzustellen, dass ich trotz großer Klassen, korrekturintensiver Fächer und Arbeit in der Oberstufe (ausschließlich!) nie Überstunden mache. Die einzige Ausnahme sind schriftliche Abiturprüfungen aufgrund der sehr knappen Fristen. Eine offizielle Arbeitszeiterfassung wäre für mich deshalb auch eher ein Fluch als ein Segen.

    Ich bin tatsächlich recht penibel geworden, wenn es darum geht meine Arbeitszeit im Blick zu behalten, weil ich schließlich nicht deshalb in Teilzeit bin, um mehr Zeit für die Unterrichtsplanung zu haben, sondern weil ich die zusätzliche Erholungszeit benötigte benötige.

    Nachdem ich im Ref eine Mentorin hatte, die ihre unterhälftige Teilzeit (bei Grundschulkindern, hauptsächlich eigenem Nachmittagsunterricht und einem Lehrergatten, der die Kinder dann nachmittags weitestgehend betreut hat) in erster Linie dazu benutzt hat absolut perfekte Unterrichtsstunden zu planen und vorzubereiten (die waren wirklich sensationell gut, aber eben auch sensationell unrealistisch mit normalen Vorbereitungszeiten), habe ich das als abschreckendes Beispiel immer im Hinterkopf, wie es nicht laufen sollte. Ich achte insofern ebenfalls darauf möglichst effizient zu arbeiten, prüfe beispielsweise auch bei Klassenarbeiten, ob es möglich ist, diese durch veränderte Aufgabenstellungen nicht vom Anspruch an die SuS zu erleichtern, aber vom Korrekturaufwand her für mich.

    Ich glaube, dass viele von uns viel Zeit sparen könnten durch effizienteres Arbeiten. Allerdings liegt das aber auch nicht jedem gleichermaßen, sich entsprechend zu organisieren.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Antimon ja, aber das berücksichtige ich ja auch alles. Ich bin Klassenlehrer, berate meine SuS regelmäßig, bin Fachsprecher und auch Elternarbeit gibt es bei uns, wenn auch nur im kleinen Rahmen. In Projekten war und bin ich auch involviert. Konferenzen gibt es auch bei uns. Ich vermute, dass ich einfach überdurchschnittlich schnell arbeite.

    Ui, das will ich dir gar nicht absprechen. Ich arbeite grundsätzlich auch sehr effizient, ich glaube, dass unter meinen KuK die wenigsten meine Workload überhaupt durchhalten würden. Muss auch gar nicht jeder. Für die Mehrheit im Kollegium wird es irgendwie aufgehen mit der Arbeitszeit, aber mir kommen da definitiv ein paar in den Sinn, die sicher unter dem bleiben, was sie eigentlich müssten. Wenn man dann die Klappe hält und einfach wurschtelt, ist auch alles schick. Schwierig wird es dann, wenn diese Personen anfangen zu maulen, wenn irgend ein Event ansteht, für das sie aufgeboten werden. Das hält sich bei uns an der Schule aber zum Glück sehr in Grenzen, das sind vielleicht 2 - 3 Personen, die da immer wieder auffallen.


    Ich bin halt in der kantonalen Gewerkschaft im Vorstand aktiv und mache da z. B. die Kasse. Dann bin ich zugleich aber noch in den Vorstand des Dachverbands delegiert, das sind noch mal extra Sitzungen. Dazu kommen Sitzungen mit dem kantonalen pädagogischen Verband (keine Ahnung, was dem bei euch entspricht, hier heisst es "Amtliche Kantonalkonferenz Gymnasium") und im Moment noch Sitzungen bezüglich der bevorstehenden Maturreform, da sind wir als gewerkschaftliche Vertretung eben auch dabei. Ich bin Fachvorsteherin für die Chemie an der Fachmittelschule, da hatte ich zuletzt sicherheitsrelevante Umbaumassnahmen im Labor zu koordinieren. Klassenleitung habe ich im Moment keine, aber die wäre bei uns ohnehin bezahlt. Ich unterrichte in einer Klasse einfach beide Fächer, das sind viele Stunden und die haben es gut mit mir. Da kommt das zwangsläufig, dass man sich hin und wieder um gestrandete Schöfli kümmert, aber wie erwähnt, das wird per Berufsauftrag auch von mir als Fachlehrperson erwartet.


    Meine Unterrichtsvorbereitung ist sicherlich auch aufwändiger als bei den meisten KuK weil ich keinen Kurs "doppelt" unterrichte. Im Moment habe ich Grundlagenfach Physik Gymnasium in zwei verschiedenen Jahrgangsstufen, Physik an der Fachmittelschule in einem Prüfungsvorbereitungskurs, Chemie an der Fachmittelschule in zwei verschiedenen Berufsfeldern und Schwerpunktfach Chemie am Gymnasium. Mit drei von meinen Kursen bin ich gerade auch im Praktikum, was doch immer recht anspruchsvoll zu koordinieren ist mit den Theorielektionen, die man nebenher hat. Es gibt nur sehr wenige Lehrpersonen bei uns im Kollegium, die ein derartiges "Durcheinander" unterrichten. Mir kommt gerade überhaupt nur jemand in den Sinn, der das noch überbietet, der hat einfach noch ein drittes Unterrichtsfach.

  • Die Rechnung stimmt doch nicht.


    Du schreibst oben, dass du mindestens 45 Minuten pro Klausur brauchst. Bei 24 Schülern wären das also 18 Stunden insgesamt.


    Wieso hat dein Nachmittag 9 Stunden??? Bei mir höchstens 4, eher weniger, je nachdem, wann ich aus der Schule nach Hause komme.


    Aber in 2 Nachmittagen ist das sicherlich nicht getan.


    Wenn ich z.B. konsequent jeden Nachmittag von 15-18 Uhr korrigiere, dann brauche ich 6 Nachmittage, nicht 2.

  • ich habe das eine Zeitlang gemacht, als ich noch TZ arbeitete.

    Ich kam auf deutlich mehr als die vermutete Arbeitszeit. Allerdings habe ich mir während des Beobachtungszeitraums abgewöhnt, aufs Handy zu schauen oder dieses oder jenes noch einzuschieben. Diese kleinen Dinge, die oft scheinbar nebenher liefen, wie dienstliche mails lesen und beantworten, Bürokram (sortieren, abheften von diversen Unterlagen) nah,en dann in Summe deutlich mehr Zeit in Anspruch als ursprünglich vermutet.
    Bei mir war die tatsächliche Arbeitszeit also unter- statt überschätzt gewesen.

    Ich bin absolut für eine Erfassung

    Ich würde auch deutlich profitieren.

    • Offizieller Beitrag

    Ich würde auch deutlich profitieren.

    Die Erfahrungen mit den Kultusministerien bundesweit sollte uns gelehrt haben, dass wir davon ganz sicher nicht profitieren würden. Wenn wir aufgrund der Gesamtarbeitszeit weniger unterrichten müssten, würde spätestens da ganz brutal auf die Bremse getreten werden. Das würde nämlich mehr Geld und vor allem mehr Personal benötigen. Beides ist nicht in der gewünschten Menge vorhanden. Die Kultusministerien haben kein Interesse daran, Lehrkräfte weniger arbeiten zu lassen. Und sie werden alles dafür tun, dass sich daran nichts ändert.

  • Ich würde auch deutlich profitieren.

    Nein, würdest du nicht. Du kannst bereits jetzt deine Arbeitszeit erfassen und entsprechend handeln. Dazu gehört lediglich das Selbstbewusstsein, Arbeit auch liegen zu lassen und sich weniger in der Schule einzubringen, wenn es die Arbeitszeit nicht hergibt.

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