An einer Primarschule in der Schweiz arbeiten - eine wenig beachtete Alternative?

  • CDL und co: Wenn mich jemand an eine unpassende Schulform langfristig abordnet, dann bin ich weg. Da interessiere ich mich aber sowas von nicht für Mentalitätsunterschiede. Daran gewöhnt man sich.

  • Ich darf dir versichern, dass die Unterschiede vor allem zwischen Nordwürttembergern und Schweizern erheblicher sind, als von dir vermutet. Im grenznahen Raum sieht das natürlich anders aus, weil man dort seit Jahrhunderten eine andere Art von Kontakt hat miteinander, sich teilweise auch kulturell gemeinsam entwickelt hat und je nach Wohnort das Überqueren der Grenze sowieso fester Teil der Alltagswege ist, so dass die Grenze mehr und mehr zu einer fiktiven Größe wird.

    So ist es. Ich habe im Übrigen auch so meine Zweifel, ob ich es irgendwo in der Zentralschweiz langfristig ausgehalten hätte. Erstaunlicherweise hilft mir da bis heute die Herkunft aus dem ländlichen Oberbayern mit den Leuten noch relativ gut in Kontakt zu kommen. Aber Einsiedeln ist eine komplett andere Welt als Basel und das passt dann schon ganz gut, dass letzteres als "Heimatort" in meine ID eingetragen ist :)


    Die Uni Basel sowie auch die FHNW sind immer schon die nächstgelegenen Hochschulen für die grenznahen Baden-Württemberger. Es ist normal, dass eine gute Handvoll "Dütsche" hier rüber kommt zum Studieren. Der akademische Mikrokosmos einer Hochschule ist aber auch noch mal was anderes als der ganz normale Alltag im Oberbaselbiet oder Fricktal. Die Studis wohnen doch alle nicht hier, die radeln am Abend wieder heim nach Lörrach oder gehen auf den Zug irgendwo ins Breisgau.

  • Mein Routenplaner sagt, Zürich ist von mir über 1000km entfernt

    Bei mir sind Stuttgart und Zürich gleich weit entfernt. Viele meiner Schulkameraden, die Lehrer wurden, arbeiten in der Schweiz.
    Auf der deutschen Seite des Bodensees bekommst du kaum einen Job als Lehrer - weil die Region zu beliebt ist. Gegenüber schon. Das ist durchaus Motivation.
    BTW - letzte Woche in Hagnau:

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Wobei ich die Gedankengänge des TE schon verstehen kann. Er spricht ja konkret verbeamtete Lehrkräfte an. Die Argumentation, dass man die Schule jederzeit wechseln kann, vertreten dagegen nicht verbeamtete Lehrkräfte, wie bspw. Susannea. Hier im Forum hab ich schon einige Beiträge von verbeamteten Lehrkräften gelesen, die an Ihrer Schule unglücklich sind oder aus anderen Gründen wechseln wollen, aber nicht wegkommen. Und wenn ich ehrlich bin, mach ich mir auch so meine Gedanken, wie es bei mir nach dem Ref weiter geht. Da es ja nicht an jeder beruflichen Schule meine Fachrichtung gibt, kommen für mich nur sehr wenige Schulen überhaupt in Frage ohne umziehen zu müssen. Gut, das ist beim Grundschullehramt etwas anders, aber grundsätzlich kann ich diesen Gedanken den der TE da einwirft schon nachvollziehen.

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Nein, da stimme ich dir tatsächlich nicht zu. Die fachwissenschaftliche Ausbildung, vor allem in den Kernfächern, ist viel zu schlecht und müsste dringend vertieft werden. Du unterschätzt da glaube ich, dass du eben einen fachwissenschaftlichen Master im MINT-Bereich hast und für dich persönlich der Bereich an der PH einfach nicht so wichtig war. Der reguläre Weg an die PH führt in der Schweiz aber über die Fachmaturität Pädagogik und glaub mir, ich weiss sehr gut, was die Schülerinnen und Schüler können und vor allem was sie nicht können. Ich weiss ja, was ich ihnen beibringe und ich weiss, dass an der PH nicht mehr allzu viel dazu kommt (wenn überhaupt). Ich unterrichte gerade einen FMP-Kurs in Physik, die sind wirklich toll und man könnte noch sehr viel mehr mit ihnen vertiefen, wenn wir die Zeit dazu hätten. Haben wir aber nicht, letzte Woche hatten sie schon die schriftlichen Abschlussprüfungen.

    Hier stimme ich wiederum zu 😊 Einige meiner ehemaligen Schülerinnen und Schüler gehen nach der Berufsmaturität (nach Aufnahmeprüfung) an die PH um dort Primarschullehramt zu studieren und in der Tat kommt dort fachlich nicht mehr viel dazu - wie soll das auch anders sein, wenn sie dort innerhalb von 3 Jahren in 5 Fächern ausgebildet werden, ergänzend noch die didaktischen und pädagogischen Studienanteile. Wenn man das auf ein einzelnes Unterrichtsfach herunterrechnet, bleibt da nicht mehr so viel übrig.

  • Antimon


    Herzlichen Dank für deine wirklich spannenden Antworten! Ich bin mehr als froh, dass wir diese Missverständnisse auflösen konnten und wir zurück zum Thema kommen konnten. Ich gebe gerne zu, dass ich auch den ein oder anderen Satz präziser hätte formulieren können. Ich bin überzeugt, dass das in einer "echten" Unterhaltung viel stressfreier verlaufen würde, weil man bei Unklarheiten einfach kurz nachfragen könnte. Aber nach den Startschwierigkeiten hat es nun ja endlich geklappt ;)

    Ich komme leider erst morgen wieder zum Schreiben einer ausführlichen Antwort und möchte dann noch auf all die einzelnen Bereiche eingehen, die du aufgegriffen hast.


    Zwei Punkte möchte ich aber noch kurz aufgreifen, weil sie hoffentlich recht schnell zusammengefasst sind:


    1) Attraktivität des Berufs im Vergleich zu Deutschland:

    Natürlich würde ich die Schweiz nicht pauschal jedem empfehlen. Vieles ist einfach anders. Da muss jeder für sich selbst entscheiden, was er/sie bevorzugt. Für mich persönlich ist es einfach der beste Ort zum Unterrichten, weil ich hier gewisse Freiheiten habe, die ich in Deutschland vermutlich nicht hätte. Da müsste man aber zunächst in Ruhe fein säuberlich analysieren, wie sehr meine Vorstellungen in Bezug auf Deutschland überhaupt der Realität entsprechen. Gut möglich, dass da einige meiner Vorstellungen falsch/veraltet sind. Gerne kann ich das in den kommenden Tagen kurz auflisten.

    Das (für mich persönlich) frei wählbare Pensum ist mir beispielsweise sehr wichtig. Das hatte ich ja bereits erklärt. Du hast gute Beispiele gebracht, warum das nicht auf alle Lehrpersonen übertragbar ist und warum ich da in einer vergleichsweise guten Verhandlungsposition bin. Aber für mich persönlich bleibt das nun mal (für den Moment) gültig und wichtig. Ausserdem möchte ich jederzeit meinen Job (trotz langer Kündigungsfristen) kündigen können, um nach einem anstrengenden Klassenzug entweder eine "kurze Pause" machen zu können oder auch um mich temporär beruflich umzuorientieren, falls das irgendwann mal nötig sein sollte. Dazu möchte ich keine Anträge stellen müssen oder auf den "Good-Will" von irgendwelchen Vorgesetzten hoffen, weil ich Angst haben muss, dass mich der "Staat" dann zukünftig nicht mehr zu den gleichen Bedingungen anstellen möchte. Das kann sich auch in meiner Region zukünftig einmal ändern. Aber momentan wäre das alles kein Problem.


    Zum finanziellen Aspekt bzw. dem Arbeitspensum:

    Das völlig unrealistische Pensum von 28 Lektionen sehe ich ja wie gesagt auch sehr kritisch und würde mir wünschen, dass sich die Schule da einfach ehrlich macht und anerkennt, dass das mit 42 Wochenarbeitsstunden nicht zu schaffen ist. Und trotzdem arbeite ich gerade 100% und mache dabei leider eine Menge Überstunden, weil ich für "schlechte Zeiten" vorsorgen möchte und das Pensionskonto auffüllen möchte. Das werde ich aber in den nächsten Jahren nach und nach reduzieren.


    Ich stelle nun einfach mal die These in den Raum, dass man speziell im Kanton Zürich unter "normalen Bedingungen" auch gar nicht 100% arbeiten müsste, um sich hier am Stadtrand ein vernünftiges Leben leisten zu können. Der Primarlehrerlohn ist hier deutlich höher als in anderen Kantonen. Natürlich sind auch die Mieten deutlich teurer als anderswo. Und im Vergleich zu Deutschland ist selbstverständlich sowieso (fast) alles viel teurer.

    Ich bin jedenfalls der Auffassung, dass die meisten Lehrpersonen im Kanton Zürich finanziell mit einem 80%-Pensum gut zurechtkämen und dann auch die Arbeitsbelastung in einem erträglichen Rahmen wäre. Möglicherweise wäre das dann etwa mit einem gewöhnlichen 42-Stunden-Job vergleichbar. Aber ist natürlich sehr individuell. Mich persönlich stört es nicht, dass anderer Berufsgruppen im Vergleich zu mir mehr verdienen, wenn ich persönlich finanziell zufrieden bin.


    Ich kann das ja mal mit meiner persönlichen Gehaltsabrechnung exemplarisch zeigen. Die deutschen Leserinnen/Leser werden die Zahlen ohne Kontext wahrscheinlich nur schwer einschätzen können. Du (Antimon) wirst dir sicher eine Meinung bilden können. Die Gehaltstabellen vom Kanton Zürich sind übrigens alle öffentlich einsehbar. Das ist also überhaupt kein Insiderwissen.


    Bei 100% beträgt mein persönlicher Bruttolohn (Lohnstufe 6):

    8'951 CHF pro Monat


    Nach Abzug aller Steuern und Sozialabgaben (inkl. Krankenversicherung mit niedrigster Prämie) bleiben davon:

    6'636 CHF pro Monat


    Bei einem 80%-Pensum wären das in etwa:

    5'308 CHF pro Monat


    Anmerkungen dazu:

    - In das eigene Pensionskonto (Säule 2) würde man damit schon automatisch jeden Monat ca. 1.000 CHF einzahlen. Es darf darüber gestritten werden, ob noch eine zusätzliche Altersvorsorge nötig wäre, oder ob das bereits ausreichend ist, solange man weiter kontinuierlich einzahlt.

    - Bei der Krankenversicherung gibt es in der Schweiz eine jährliche Selbstbeteiligung. In meinem Fall sind das bis zu 3.200 CHF pro Jahr. Das muss man bedenken und etwas zur Seite legen. Man kann auch höhere Monatsprämien zahlen und muss dann jährlich nur bis zu 1.000 CHF (300+700) beisteuern.

    - In der Schweiz gibt es typischerweise 13 Monatsgehälter. Das ist auch bei mir so. Um es mit Deutschland vergleichen zu können, müsste man das also berücksichtigen.

    - Es bleibt tatsächlich im Vergleich zu Deutschland sehr viel Netto vom Brutto. Die Steuersätze sind in einigen Kantonen sehr tief. Mein Steuersatz beträgt 10,15%. Es ist mir auch ein Rätsel wie das möglich ist, aber das führt vom Thema weg.


    Mein Fazit zur finanziellen Attraktivität des Berufs:

    Als 80%-arbeitender Lehrer wird man in Zürich sicher nicht reich. Aber ich persönlich könnte davon gut leben. Ob das nun eine "faire" Entlohnung ist, kann ich nicht bewerten. Da kommt es einfach darauf an, mit was man das vergleicht. Ob der Kanton Zürich nun unter Einbezug des Lohns eine gute Alternative zu Deutschland wäre, weiss ich nicht. Viele andere Aspekte haben wir ja noch kaum diskutiert. Ich stelle einfach meine Erfahrungen zur Diskussion und möchte informieren.

  • Uh nein, da sind wir jetzt echt ganz weit auseinander. Das finde ich eine ganz gefährliche Einstellung, von "Begeisterung für die Kinder" lernen die keine Mathe und das ist immer noch die Kernaufgabe der Schulbildung. Ich werde nicht dafür bezahlt es mit meinen Jugendlichen lustig zu haben, auch wenn das noch so sehr in meinem Sinne ist, sondern zuallererst dafür ihnen die Fachinhalte meiner Unterrichtsfächer beizubringen. Dafür braucht es eine professionelle Ausbildung der Lehrpersonen. Im Bereich Sek II stehen wir da in der Schweiz sehr gut da, im Bereich Primar und Sek I eher nicht.


    Und jetzt noch der 2. Punkt den ich besprechen möchte:


    Selbstverständlich ist meine Kernaufgabe die Bildung der Kinder. Das nehme ich sehr ernst. Aber meine Erfahrung zeigt einfach, dass manche Kinder im Primarschulalter einfach mehr aus der Schule mitnehmen, wenn die Lehrperson eine gewisse Begeisterung für die Kinder / ihre Lebenswelt / die behandelten Themen ausstrahlt und das nicht primär als Einkommensquelle sieht (natürlich bin auch ich auf einen Lohn angewiesen). Ein guter Unterricht ist in jedem Fall trotzdem nötig, egal wie gerne man mit den Kindern arbeitet. Ein paar ganz konkrete Beispiele aus meiner aktuellen Klasse (die ich seit August unterrichte) mit denen ich meine Behauptungen belegen möchte:


    1) In meiner Klasse gibt es ein Kind, das als absolut unsportlich abgestempelt wurde (übereinstimmendes Bild von dem Kind selbst, den Eltern und der letzten Lehrperson). In meinem Unterricht gibt es regelmässige Seilspringpausen und gelegentliche Wettbewerbe gegen andere Klassen. Ausserdem habe ich die Kinder bei einem öffentlichen Staffellauf angemeldet und habe regelmässiges Lauftraining gemacht, welches ich z.T. auch vor Unterrichtsbeginn angeboten habe. Nach mehreren Wochen hatte dieser Junge plötzlich grosse Freude am Sport, weil er die Wettkämpfe einfach sehr motivierend fand. Sein Fortschritt war enorm! Natürlich standen diese Wettkämpfe nicht im Lehrplan, sondern waren einfach Zusatzaufwand. Ich würde behaupten, dass ich das ohne meine Begeisterung für den Beruf und die Kinder niemals anbieten würde. Und ich erfreue mich daran, wenn sich ein Kind plötzlich "für" ein Fach entscheidet, weil ich es auf irgendeine Art erreichen konnte.


    2) Ich biete jeden Morgen ein freiwilliges 20-minütiges Tastaturtraining an, zu dem 85% meiner Kinder erscheinen. Das muss leider vor dem Unterricht stattfinden, weil dafür während dem Unterricht einfach nicht genug Zeit wäre und das auch gar nicht im Lehrplan verankert ist. (Wurde gerade nochmal abgelehnt, weil es offenbar nicht wichtig wäre). Auch das mache ich komplett freiwillig, weil ich davon überzeugt bin, dass die Kinder das in ihrem späteren Leben brauchen können und ich einfach begeistert und stolz bin, wenn meine 4. Klässler am Ende des Schuljahrs das 10-Finger-System blind beherrschen und damit ihre grossen Geschwister in den Schatten stellen. Nebenbei schreiben sie übrigens (ohne dass sie es merken) regelmässig schwierige Lernwörter ab, sodass es eigentlich ein heimliches Rechtschreibtraining ist.


    3) Ich habe ein Kind in der Klasse, welches letztes Schuljahr das komplette zweite Semester verpasst hat. Es war nicht überfordert, sondern hatte einfach keine Lust auf den Unterricht und kam nicht mit der Lehrperson zurecht. Nachdem ich die letzte Lehrperson getroffen habe, kann ich das sogar irgendwie nachvollziehen. Plötzlich kommt das Kind nun aber ohne einen einzigen Fehltag in den Unterricht. Liegt das an meinem toll vorbereiteten Unterricht? Wohl kaum. Ein Stück weit wird es an der Klassendynamik liegen und ein Stück weit konnte ich sie davon überzeugen, dass Schule auch Spass machen kann. Und das kann ich nur so "verkaufen", weil ich das auch tatsächlich denke. Die Eltern und das Kind spiegeln mir das auch so zurück.


    4) Ich habe zwei Kinder in der Klasse, die letztes Jahr individuelle Lernziele in Mathe hatten. Natürlich sind sie nicht sonderlich begabt, aber schlussendlich fanden sie Mathematik auch einfach ziemlich langweilig. Plötzlich sind diese zwei Kinder voll bei der Sache, machen auf ihrem Niveau super mit und schaffen meistens gerade noch genügende Leistungen. Ein Kind macht sogar zu Hause freiwillige Zusatzaufgaben und zeigt mir jeden Tag, was es geschafft hat. Wie kann das sein? Der Mathestoff ist ja nicht plötzlich spannender geworden, aber die Kinder ziehen eben in ganz vielen Fällen (nicht allen Fällen) doch plötzlich mit, wenn man das Ganze mit einer gewissen Begeisterung angeht und sich auf Dinge einlässt, mit denen man die Kinder packen kann. Würde ich mit den Kindern tanzen und mich dabei komplett zum Affen machen, wenn ich meinen Job als reinen Wissensvermittler begreifen würde und eigentlich lieber Gymi-Lehrer wäre? Wohl kaum. Aber wenn man solche Tänze eben "zufällig" immer vor/nach der Mathestunde einbaut, lässt das die Kinder eben nicht kalt.


    Und damit ich nach diesen Beispielen nicht komplett in der Luft zerrissen werden: Ich könnte jetzt auch genauso viele Beispiele aufzählen, wo ich mit meinem Unterricht ziemlich unzufrieden bin und das (aus welchen Gründen auch immer) noch nicht besser hinbekomme. Und ich kenne etliche Lehrpersonen, die mir in vielen Bereichen einiges voraushaben. Ich halte mich selbst für einen absolut durchschnittlich talentierten Lehrer. Allerdings gehe ich tatsächlich (die meisten Tage) mit Begeisterung ins Klassenzimmer und kann somit das ein oder andere ausgleichen. Also mein Fazit: Wie kann man behaupten, dass man für diesen Beruf nicht "brennen" muss, wenn man seine Arbeit gut machen möchte? Mein Unterricht wäre eine Katastrophe, wenn mich die leuchtenden Augen der Kinder nicht interessieren würden. Wenn andere Lehrpersonen bei den Kindern genauso viel (oder mehr) erreichen, obwohl sie nicht viel Interesse an den Kindern haben, dann würde ich dort gerne Nachhilfe nehmen.

  • Die Argumentation, dass man die Schule jederzeit wechseln kann, vertreten dagegen nicht verbeamtete Lehrkräfte, wie bspw. Susannea

    Nein, das gilt in Berlin auch für Beamte, wenn man über einen Versetzungsantrag und nicht Kündigung geht, da macht es keinen Unterschied, ob du angestellt oder verbeamtet bist.
    Angestellte kommen nur über Kündigung deutlich schneller weg, aber das wissen die Schulleiter auch und erlauben sich nicht ganz soviel bzw. gehen auf bestimmte Bedingungen dann eher ein.

    Das scheint also eher ein Bundeslandproblem als ein Unterschied Beamte/Angestellte zu sein.

  • Ich bin jedenfalls der Auffassung, dass die meisten Lehrpersonen im Kanton Zürich finanziell mit einem 80%-Pensum gut zurechtkämen und dann auch die Arbeitsbelastung in einem erträglichen Rahmen wäre.

    Aus gewerkschaftlicher Sicht ist das eine sehr bedenkliche Auffassung. Es muss möglich sein in diesem Beruf mit einem 100 % Pensum zu arbeiten ohne zu "sterben". Dafür hat die Bildungsdirektion zu sorgen. Mein letztes 100-%-Brutto war übrigens fünfstellig, Baselland zahlt sehr gut. Im Moment arbeite ich mit einem 60-%-Pensum da ich an der Uni in Teilzeit Informatik für die Facherweiterung studiere. Das mache ich auf eigene Kosten, in der BKSD weiss man davon. Es gab mal das vom Bund finanzierte Projekt "GymInf" zur berufsbegleitenden Facherweiterung, das wurde aber nach zwei Durchläufen eingestellt. Wir suchen im Kanton immer noch händeringend Informatik-Lehrpersonen für die Sek II. Das was ich gerade an der Uni mache, ist qualitativ viel hochstehender als die GymInf-Ausbildung, der Kanton macht aber keinerlei Anstalten, das zu unterstützen. Ich verzichte auf 40 % Lohn und zahle Studiengebühren. Willst du wissen, wie viele Lektionen Unterricht ich dieses Semester an der Schule gebe? Es sind 16. Das sind 73 % Pensum, keine 60 %. So läuft das, wenn man Fächer unterrichtet, für die es zu wenig gut qualifizierte Lehrpersonen gibt. Und so werden halt auch die Kolleginnen und Kollegen an den Primarschulen zugeschmissen, irgendjemand muss es ja machen. An den Volksschulen darf kein Unterricht ausfallen, so steht es in der Bundesverfassung. Wie lange arbeitest du schon in diesem Beruf? Ich habe das Gefühl, du bist einfach im Tal der Ernüchterung noch nicht angekommen.


    Und damit ich nach diesen Beispielen nicht komplett in der Luft zerrissen werden: Ich könnte jetzt auch genauso viele Beispiele aufzählen, wo ich mit meinem Unterricht ziemlich unzufrieden bin und das (aus welchen Gründen auch immer) noch nicht besser hinbekomme. Und ich kenne etliche Lehrpersonen, die mir in vielen Bereichen einiges voraushaben. Ich halte mich selbst für einen absolut durchschnittlich talentierten Lehrer.

    Ach, so bescheiden bin ich nicht. Ich gebe überdurchschnittlich guten Fachunterricht und zähle auch im Bereich Schulentwicklung zu den engagiertesten Lehrpersonen, die an meiner Schule arbeiten. So steht es mehrfach schwarz auf weiss im Protokoll meiner Mitarbeitergespräche. Kaufen kann ich mir davon nichts. Versteh mich nicht falsch, ich mache meinen Job wirklich sehr gerne. Ich möchte aber nicht, dass meine persönliche Leistung der Standard für alle anderen sein soll denn dafür bekommt man zu wenig vom Arbeitgeber zurück. Deswegen auch Gewerkschaft ;) Was ich persönlich zurückbekomme: Im schulhausinternen Vergleich überdurchschnittlich viele MINT-Studierende aus meinen Maturklassen. Unterdessen hat der erste Ehemalige mit dem Doktorat am Biozentrum in Basel begonnen. Und Ehemalige, die mir Bier ausgeben, weil sie es lustig bei mir hatten.


    Mach weiter so wie du es beschreibst, das klingt sehr gut. Aber tu mir bitte den Gefallen und steh mal einen Schritt zurück um dir anzuschauen, wie es eigentlich deinen Kolleginnen und Kollegen geht. Ob es für alle so gut passt wie für dich. Ich glaube nämlich, dass nicht.

  • Was du bezüglich der 1. Stelle und späterer Versetzung schreibst, erlebe ich aber anders. Viele wollen in den Unistädten bleiben und aufs Land gehen nur die, die dort aufgewachsen sind. Da dort aber Lehrermangel herrscht werden regelmäßig Junglehrer dorthin geschickt, weil die Städte voll sind. Die Jungen müssen 5 Jahre bleiben und können dann Versetzungsanträge stellen. Mit Kind sind die Chancen größer. Ehe reicht nicht mehr. Zeitweise dauerte die Landverschickung nur 3 Jahre, aber aufgrund des massiven ländlichen Lehrermangels wurde die Zeit verlängert.

  • Danke, Antimon.


    Ich habe auch immer noch nicht verstanden, dominik89 , was nun die Freiheiten sind.


    Außerunterrichtlich Sport oder Tastaturschreiben anzubieten wird es ja wohl nicht sein, oder?

    Nein, das war die Antwort auf die Frage, warum ich persönlich Begeisterung für Kinder wichtig finde.



    Hier findest du meine Antwort:

    Antimon


    Natürlich würde ich die Schweiz nicht pauschal jedem empfehlen. Vieles ist einfach anders. Da muss jeder für sich selbst entscheiden, was er/sie bevorzugt. Für mich persönlich ist es einfach der beste Ort zum Unterrichten, weil ich hier gewisse Freiheiten habe, die ich in Deutschland vermutlich nicht hätte. Da müsste man aber zunächst in Ruhe fein säuberlich analysieren, wie sehr meine Vorstellungen in Bezug auf Deutschland überhaupt der Realität entsprechen. Gut möglich, dass da einige meiner Vorstellungen falsch/veraltet sind. Gerne kann ich das in den kommenden Tagen kurz auflisten.

    Das (für mich persönlich) frei wählbare Pensum ist mir beispielsweise sehr wichtig. Das hatte ich ja bereits erklärt. Du hast gute Beispiele gebracht, warum das nicht auf alle Lehrpersonen übertragbar ist und warum ich da in einer vergleichsweise guten Verhandlungsposition bin. Aber für mich persönlich bleibt das nun mal (für den Moment) gültig und wichtig. Ausserdem möchte ich jederzeit meinen Job (trotz langer Kündigungsfristen) kündigen können, um nach einem anstrengenden Klassenzug entweder eine "kurze Pause" machen zu können oder auch um mich temporär beruflich umzuorientieren, falls das irgendwann mal nötig sein sollte oder ich darauf Lust habe. Dazu möchte ich keine Anträge stellen müssen oder auf den "Good-Will" von irgendwelchen Vorgesetzten hoffen, weil ich Angst haben muss, dass mich der "Staat" dann zukünftig nicht mehr zu den gleichen Bedingungen anstellen möchte. Das kann sich auch in meiner Region zukünftig einmal ändern. Aber momentan wäre das alles kein Problem.

    Dazu käme noch die Möglichkeit, dass man sich bei Schulen ganz normal bewerben kann, sobald eine Stelle frei ist. Aber das hatten wir ja schon ausgiebig besprochen und das gilt auch (mit Einschränkungen) für gewisse Bundesländer.

    Wenn das aus deiner Sicht keinen Wert hat, ist das völlig in Ordnung. Für mich hat es einen gewissen Wert und vielleicht bin ich ja gar nicht der Einzige in diesem Forum, für den das eine Bedeutung hat. Mir ist bewusst, dass sich Vieles davon nach den Aussagen anderer Formusmitglieder relativieren lässt, weil das Beamtentum offenbar nicht in allen Bundesländern gleich starr ist und sich der Staat je nach Lage dann wohl doch ein wenig flexibel zeigt. Vor allem im Angestelltenverhältnis wäre man wohl ähnlich "frei". Aber was das konkret bedeutet, müsste ich mir erst noch in Ruhe anlesen.

  • Würdest du mir zustimmen, dass man deine Beschreibungen für den Raum BW mit dem Fokus Primarschule auf folgende zwei Aussagen verkürzen könnte?

    1) Wenn man sich nach dem Studium/Ref gründlich informiert und ein bisschen räumlich flexibel ist, hat man aufgrund der verschiedenen Verfahren gute Chancen, einen Platz in einer Schule zu bekommen, die zu den eigenen Vorstellungen passt.

    Zumindest jenseits der Gymnasien, wo das aktuell nur für Mangelfächer gilt: Volle Zustimmung.


    2) Wenn sich später die Lebenssituation nochmal ändert (oder man mit der Schule unzufrieden ist), kommt es auf eine Reihe von Faktoren, sodass es in vielen Fällen durchaus schwer bis unmöglich sein könnte, seine bisherige Schule zu verlassen. Wenn man bereit wäre, den Beamtenstatus aufzugeben, würde man allerdings wieder eine recht grosse Flexibilität gewinnen. (Die Beförderungsstelle klammere ich jetzt einmal aus, weil ich damit leider nichts anfangen kann)

    Teilweise korrekt, ja. Vor allem das Ausklammern von Beförderungsstellen macht es dabei nur teilweise korrekt, da diese ein durchaus wesentliches Element sind, um Versetzungen erzwingen zu können bei entsprechender Eignung für passende Stellen (z.B. Schulleitungs- und Stellvertretungsstellen).


    Wenn diese zwei verkürzten Aussagen etwa stimmen, dann werden wahrscheinlich die meisten Lehrpersonen zu Beginn ihrer Karriere recht verlässlich eine für sich passende Stelle finden und wenig Anreize haben, sich ausserhalb des eigenen Bundeslandes (oder gar in der Schweiz) umzusehen.

    Und wenn sich später die Umstände ändern sollten und man wirklich froh wäre, wenn das System nicht so starr wäre, sind natürlich nur noch die wenigsten Lehrpersonen bereit, weiter weg zu ziehen, weil oftmals schon das soziale Umfeld (inkl. Familie) eine immer grössere Rolle spielt.


    Da müsste man also schon sehr unzufrieden sein mit seiner aktuellen Schule, gleichzeitig nicht bereit sein, die Gehaltseinbussen im Angestelltenverhältnis zu "schlucken" und auch noch örtlich recht ungebunden sein, damit die Schweiz zu einer attraktiven Alternative wird.

    Würdest du dem zustimmen?

    Diesen Schlussfolgerungen würde ich voll zustimmen.


    Noch ein Nachtrag zur Abordnung: Wie wird das denn nun in deinem Bundesland gehandhabt?

    Hier in BW gibt es momentan vor allem Abordnungen in Schularten mit erheblichem Lehrkräftemangel wie beispielsweise in der Sekundarstufe 1, wo ich tätig bin. Offiziell überversorgte Standorte (abnehmende Anmeldezahlen, deshalb im Vergleich mit vielen deren Schulen „zu gute“ Versorgung mit Lehrkräften auf dem Papier) müssen dann für ein Schuljahr eine bestimmte Anzahl an Stunden oder gar kompletten Deputaten an andere Schulen abgeben. Wir hatten so beispielsweise zwei Jahre in Folge mehrere Vollzeitkräfte von einer Schule aus der Region, die ein Schuljahr lang komplett bei uns waren.


    Das übliche Verfahren sieht dabei vor, dass erst einmal Lehrkräfte sich freiwillig melden können für so eine Abordnung. Alle, die zu uns bislang abgeordnet wurden haben sich dafür freiwillig gemeldet gehabt. Reicht das noch nicht aus, um die erforderlichen Stunden/Fächer zu füllen, dann spricht die Schulleitung gezielt Lehrkräfte an. Der Personalrat muss dabei immer mit einbezogen und angehört werden. Teilweise ist die Einwilligung in eine befristete Abordnung dabei für Lehrkräfte auch ein Weg eine Versetzung in eine Wunschregion zu ermöglichen oder die Zeit zu überbrücken, bis diese möglich ist. Ein Kollege aus dem Förderschulbereich, der ein Jahr bei uns war hat über diese befristet Abordnung ganz bewusst und gezielt die Zeit überbrückt, bis er eine frei werdende Stelle in seiner Heimatstadt an seiner Wunschschule ergattern konnte.


    Wo würdest du denn persönlich die Grenze ziehen? Soll der Staat Gymi-Lehrer auch in den Kindergarten schicken können? (In der Schweiz gehört der Kindergarten ganz offiziell zum Schulsystem, deshalb finde ich diese überspitze Frage gar nicht so abwegig).

    Ich bin de fakto nicht ausgebildet für den Kindergartenbereich. Das ist finde ich generell ein wichtiger Punkt, der gegen solche Kreuz- und Querversetzungen spricht. Kinder haben schließlich ein Anrecht auf gute Bildung, durch entsprechend ausgebildetes Fachpersonal. Die Strukturierung der Ausbildungs- und Studiengänge, die uns auf bestimmte Altersgruppen festlegt ist insofern durchaus als limitierende Bedingung zu erachten, welche zumindest im Regelfall auch greifen muss.


    Dieser Regelfall wird aber ausgehebelt in echten Notlagen. Wenn ich beispielsweise an den Krieg in der Ukraine denke, dann wäre es mir als Lehrerin dort aktuell mutmaßlich im Zweifelsfall völlig schnuppe, für welche Altersgruppen ich mal ausgebildet wurde, sondern ich würde einfach nur versuchen im Rahmen meiner Möglichkeiten meinen Beruf auszuüben um für Kinder aller Altersgruppen ein klein wenig Normalität dadurch mit zu schaffen.


    Ob eine durch die Einstellungs- und Studienplatzpolitik der Länder selbst geschaffene Mangellage bei den verfügbaren Lehrkräften bereits eine derartige Notlage darstellt, darüber lässt sich dann sicherlich vortrefflich streiten. Cleverer im Hinblick auf die Wahrung der Arbeitsmotivation betroffener Lehrkräfte scheint mir allerdings die aktuell noch in vielen Fächern gegebene Überversorgung im Gymnasialbereich durch gezielte Umlenkung in Mangelfachlehrämter zu steuern. Zumindest soweit wir Beamtinnen und Beamte sind müssen wir aber im Zweifelsfall auch eine Abordnung an eine ungewünschte Schulart hinnehmen, wenn die entsprechenden Verfahrensregeln für Abordnungen dabei eingehalten wurden. Eine Abordnung an Kindergärten wird es dagegen nicht geben hier in Deutschland, da diese entweder privat geführt werden, kirchlich oder kommunal, nicht aber von den Bundesländern, die abgesehen von München, wo es auch kommunale Schulen gibt, für die öffentlichen Schulen vollständig zuständig sind.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Kann man nicht für den Beruf brennen und gleichzeitig Profi sein?

    Ich würde mir das für die Kinder in Deutschland und der Schweiz wünschen, dass sie von Lehrpersonen unterrichtet werden, die eine gewisse Begeisterung für ihren Job ausstrahlen. Denn bekanntlich ist Begeisterung ansteckend und kann dafür sorgen, dass sich Kinder für etwas öffnen, für das sie eigentlich nicht intrinsisch motiviert sind. Natürlich kann das nicht jede Lehrperson in allen Lebensphasen bieten und das erst recht nicht von früh bis spät. Aber wäre doch schön, wenn das das Ziel wäre?

    Begeisterung und für den Beruf zu Bremen Brennen sind aber nun einmal nicht dasselbe. Das eine ist eine anzustrebende Grundhaltung, die definitiv wichtig ist in unserem Beruf, da unsere Begeisterung wie von dir geschrieben ausstrahlen kann auf unsere SuS. Das andere ist dagegen eine gesundheitsschädliche Einstellung, bei der es gerade nicht mehr nur um normale Begeisterung geht, sondern darum eigene Grenzen nicht mehr ausreichend zu beachten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Autofillpanne

  • CDL und co: Wenn mich jemand an eine unpassende Schulform langfristig abordnet, dann bin ich weg. Da interessiere ich mich aber sowas von nicht für Mentalitätsunterschiede. Daran gewöhnt man sich.

    Das ist völlig ok, hat aber halt nichts mit deinen generalisierenden Aussagen über Baden- Württemberger, Schweizer und deren von dir angenommene kulturelle Nähe zu tun, sondern nur mir dir selbst. Insofern ist es einfach sinnvoller, dass du diese Aussage allein auf dich selbst beziehst.


    Ich persönlich würde auch eher in der Schweiz arbeiten als in NRW, obgleich meine Schwester in NRW lebt und es sehr gerne gesehen hätte, wenn ich nach dem Ref dorthin gezogen wäre, weil ich oft genug in der Schweiz war in meinemLeben (

    dort auch entfernte Familie habe), um zu wissen, dass ich mich dort wohl fühlen könnte. NRW finde ich ok für Familienbesuche, als Lehrerin möchte ich dort aber lieber nicht arbeiten und auch zum Wohnen wäre es mir langfristig gesehen schlichtweg viel zu flach.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Vielen Dank für deine ausführlichen Schilderungen zu den Abordnungen!


    Deine Überlegungen zu der Frage, ob und wann Abordnungen aufgrund einer Notlage vertretbar wären, kann ich ich voll und ganz nachvollziehen. Ist im Nachhinein wahrscheinlich schwer zu beurteilen, wie viel der Mangellage von welcher Seite (Fehlplanung, äussere Umstände etc) zu verantworten sind.


    Begeisterung und für den Beruf zu Bremen sind aber nun einmal nicht dasselbe. Das eine ist eine anzustrebende Grundhaltung, die definitiv wichtig ist in unserem Beruf, da unsere Begeisterung wie von dir geschrieben ausstrahlen kann auf unsere SuS. Das andere ist dagegen eine gesundheitsschädliche Einstellung, bei der es gerade nicht mehr nur um normale Begeisterung geht, sondern darum eigene Grenzen nicht mehr ausreichend zu beachten.

    Wenn das die Definition ist, nach der wir hier trennscharf unterscheiden könnten, dann muss ich natürlich komplett zustimmen. Ich behaupte aber, dass das ein sehr fliessender Übergang ist, wo jeder selbst gefordert ist, die richtige Balance zu finden.

    So oder so sind wir einer Meinung. Ich wehre mich nur gegen Aussagen, dass das ein Job wie jeder andere wäre und man damit vor allem seine Brötchen zu verdienen hat. Aber das würdest du ja zum Glück nicht unterschreiben.

  • So oder so sind wir einer Meinung. Ich wehre mich nur gegen Aussagen, dass das ein Job wie jeder andere wäre und man damit vor allem seine Brötchen zu verdienen hat. Aber das würdest du ja zum Glück nicht unterschreiben.

    Das würde ich aber deshalb nicht unterschreiben, weil kein Job wie jeder andere ist und es in den meisten Jobs Herausforderungen geben dürfte, die ich als Außenstehende nicht direkt erkenne bzw. richtig einzuschätzen vermag.


    Wir sind nicht soooo schrecklich speziell als Berufsgruppe, wie wir manchmal meinen, sondern verdienen nun einmal zuallererst einfach nur unsere Brötchen mit dieser Arbeit, die wir deshalb aber ja nicht zwangsläufig weniger motiviert, begeistert oder auch engagiert ausüben.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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