Gleichwertigkeit des Abiturs?

  • Haltet Ihr es dann für sinnvoll, für so einen spezialisierten Rahmen die allgemeine Hochschulreife zu vergeben?

    Ich finde es schon etwas absurd, wenn man als sportlich talentierter Mensch den Bildungsgang für Gesundheit und Soziales mit dem Schwerpunkt Sport belegt, um einen guten NC für das Jurastudium zu erreichen.

    Wer Jura studieren möchte, braucht jetzt keine gute Abiturnote. Bremen war zulassungfrei, die RUB hat immer irgendwas von 2,x.

    Aber klar, warum soll man damit nicht die allgemeine Hochschulreife erlangen können? Die Prüfungsordnung ist so geschrieben, dass die Anforderungen was Fächerwahl, Klausuren, etc. betrifft dem entspricht, was auch im allgemeinbildenden Gymnasium verlangt wird. Und die Qualität des Deutschunterrichts in der Oberstufe hängt ja nicht davon ab, welche Lektüren ich lese. Ich kann sowohl Erpenbecks "Heimsuchung" als auch "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" auf Abiturniveau behandeln oder den Deutschunterricht nach bestimmten Fragestellungen der beruflichen Fachrichtung ausrichten, etwa mehr Fokus auf Mensch-Maschinen-Beziehungen in den technischen Bildungsgängen oder auf Neurodivergenz im Schwerpunkt Gesundheit und Soziales. Und das geht natürlich auch für andere Fächer.

    Edit: Ich habe mal eben geschaut, wie die Vorgaben für Deutsch im Jahr 2026 sind. Unsere GO Technik macht da in der 13.1 "Stellung des Individuums in technologischen und gesellschaftlichen Umbrüchen", unsere GO Wirtschaft und Verwaltung ebenfalls in der 13.1 "Das Individuum zwischen Chancen zur Selbstentfaltung und Risiken des sozialen Seins: Macht und Machtmissbrauch". Die Pflichtlektüren sind andere, aber wo soll da bitte das Problem sein, dass man damit keine allgemeine Hochschulreife bekommt.

  • Haltet Ihr es dann für sinnvoll, für so einen spezialisierten Rahmen die allgemeine Hochschulreife zu vergeben?

    Ich finde es schon etwas absurd, wenn man als sportlich talentierter Mensch den Bildungsgang für Gesundheit und Soziales mit dem Schwerpunkt Sport belegt, um einen guten NC für das Jurastudium zu erreichen.

    Die Frage geht zwar nicht an mich, aber für NDS sage ich: Ja, auf jeden Fall! Zum einen macht der berufsbezogene Bereich an den BG nur einen Teil des Unterrichts aus (im Vergleich dazu kann man sich an vielen allgemeinbildenden Gymnasien ja auch in einem Profilbereich wie dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Profil "spezialisieren", am BG ist es halt der berufliche Schwerpunkt). Zum anderen ist es zumindest hier in NDS so, dass am BG viele Fächer, die am allgemeinbildenden Gym. im Abi belegt werden können, gar keine Abi-Prüfungsfächer sind (z. B. Geschichte, Erdkunde, Musik, Sport,...).

    Eine Fächerkombi wie die von dir genannte - also ein BG "Gesundheit und Soziales mit Schwerpunkt Sport" - gibt es in NDS nicht.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Haltet Ihr es dann für sinnvoll, für so einen spezialisierten Rahmen die allgemeine Hochschulreife zu vergeben?

    Ich finde es schon etwas absurd, wenn man als sportlich talentierter Mensch den Bildungsgang für Gesundheit und Soziales mit dem Schwerpunkt Sport belegt, um einen guten NC für das Jurastudium zu erreichen.

    Man erwirbt doch die allgemeine Hochschulreife? Die wird doch nicht allein durch die LKs begründet. Es ist doch legitim, um den besten Durchschnitt zu bekommen, Leistungskurse nach Neigung zu wählen und damit das Beste rauszuholen.

    Mit diesem Argument müsste am Gym/Ges auch die Wahl der Leistungskurse vom später gewählten Studium abhängen. Oder anders gesagt: Jemand mit einem LK in Pädagogik und Religion kann dann kein Sport studieren.

  • Da stimme ich dir komplett zu Sissymaus !

    Danke.

    Und noch ein Gedanke dazu: Im beruflichen BG in NRW hat ein Leistungskurs einen Berufsbezug. Der andere nicht. Wenn man hier von einem spezialisierten Rahmen spricht, ist das einfach nicht richtig. Sport als LK kann ja auch am Gym belegt werden, oder geht das nicht?

  • Wie ich in Beitrag #2 schon schrieb, sind die Lehrpläne (in NRW) ja anders, die Stofffülle ist geringer. Und wir haben regelmäßig SuS, die mit Mühe und Not die Mittelstufe beenden, dann auf ein BK wechseln und dort die allgemeine Hochschulreife mit 1,x erhalten.

    Ich finde es ja sinnvoll, dass man ein berufsbezogenes Abitur machen kann. Da das aber in erster Linie eben auf diese Berufsrichtung vorbereitet, fände ich es sinnvoller, das dann auch so zu benennen und dass es nur zu einem Studium in diesem Bereich berechtigt.

    Wahrscheinlich gelte ich jetzt als elitär denkender Gymnasiallehrer, aber diese Lehrplanunterschiede sind halt schon deutlich. Vielleicht ist es auch nur ein lokales Problem ...

  • Ich finde es ja sinnvoll, dass man ein berufsbezogenes Abitur machen kann. Da das aber in erster Linie eben auf diese Berufsrichtung vorbereitet, fände ich es sinnvoller, das dann auch so zu benennen und dass es nur zu einem Studium in diesem Bereich berechtigt.

    Das nennt sich fachgebundene Hochschulreife. Machen bei uns viele in der FOS13. Der Unterschied liegt aber einzig und allein am Vorhandensein einer zweiten Fremdsprache.

  • Wie ich in Beitrag #2 schon schrieb, sind die Lehrpläne (in NRW) ja anders, die Stofffülle ist geringer. Und wir haben regelmäßig SuS, die mit Mühe und Not die Mittelstufe beenden, dann auf ein BK wechseln und dort die allgemeine Hochschulreife mit 1,x erhalten.

    Ich finde es ja sinnvoll, dass man ein berufsbezogenes Abitur machen kann. Da das aber in erster Linie eben auf diese Berufsrichtung vorbereitet, fände ich es sinnvoller, das dann auch so zu benennen und dass es nur zu einem Studium in diesem Bereich berechtigt.

    Wahrscheinlich gelte ich jetzt als elitär denkender Gymnasiallehrer, aber diese Lehrplanunterschiede sind halt schon deutlich. Vielleicht ist es auch nur ein lokales Problem ...

    Wie gesagt: In NDS ist es anders. Da sind z. B. in meinem Unterrichtsfach Englisch die Inhalte/verbindlich durchzuarbeitenden Materialien und die schriftlichen Abi-Prüfungen am BG dieselben wie am allgemeinbildenden Gym. Nachzulesen bspw. hier: Englisch-2026.pdf .

    Ein Studium an einer Uni in dem von ihnen an der BBS absolvierten beruflichen Bereich dürfen hier in NDS übrigens die Absolventen der Fachoberschule aufnehmen. Sie erhalten ja die "Fachhochschulreife" und dürfen damit sowohl ein Studium an einer Fachhochschule als eben auch in dem ihrer Schulbildung entsprechenden Fachbereich einer Uni beginnen.

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  • Am Gymnasium ist die Wahl der Abiturfächer an bestimmte Bedingungen geknüpft, die drei Bereiche Sprachen, Gesellschafts- und Naturwissenschaften mit Mathematik müssen vertreten sein. Ich kann als LKs keine zwei Gesellschafts- oder Naturwissenschaften oder Fremdsprachen wählen. Wenn ich Sport, Kunst oder Musik als Abiturfach haben möchte, muss ich trotzdem die drei Bereiche abdecken.

    Wenn ich mir die Prüfungsfächer an BKs durchlese, scheinen die Bedingungen da eben viel fachspezifischer zu sein, so dass ich nicht noch zusätzlich in Sprachen und Gesellschaftswissenschaften geprüft werden muss, wenn ich eine bestimmte Fachrichtung belege.

  • Am Gymnasium ist die Wahl der Abiturfächer an bestimmte Bedingungen geknüpft, die drei Bereiche Sprachen, Gesellschafts- und Naturwissenschaften mit Mathematik müssen vertreten sein. Ich kann als LKs keine zwei Gesellschafts- oder Naturwissenschaften oder Fremdsprachen wählen. Wenn ich Sport, Kunst oder Musik als Abiturfach haben möchte, muss ich trotzdem die drei Bereiche abdecken.

    Wenn ich mir die Prüfungsfächer an BKs durchlese, scheinen die Bedingungen da eben viel fachspezifischer zu sein, so dass ich nicht noch zusätzlich in Sprachen und Gesellschaftswissenschaften geprüft werden muss, wenn ich eine bestimmte Fachrichtung belege.

    Bei uns müssen die Bereiche auch abgedeckt sein. Unsere GO Technik hat als berufsbildenden Leistungskurs Maschinenbau- oder Elektrotechnik, als weiteren Leistungskurs Mathematik. Das dritte Abiturfach können sie zwischen Deutsch und Englisch wählen, das vierte Abiturfach muss dann Gesellschaftslehre mit Geschichte oder Wirtschaft sein. Da ist alles abgedeckt.

    Seit wann kann man denn in NRW nicht mehr zwei LKs aus den Naturwissenschaften wählen? Ich meine, das war zu meiner Schulzeit noch möglich. Jedenfalls meine ich mich an einige Physik/Chemie-LKler zu erinnern.

  • Unter den Abifächern müssen zwei aus dem Kanon Deutsch, Mathematik, Fremdsprache sein. Das ist nicht möglich, wenn zwei Naturwissenschaften Abifächer sind.

    Zu meiner Zeit (Abi '93) war es auch noch möglich, mit Musik oder Kunst den sprachlich-künstlerischen Bereich abzudecken. Ich hatte keine Sprache als Prüfungsfach.

  • Unter den Abifächern müssen zwei aus dem Kanon Deutsch, Mathematik, Fremdsprache sein. Das ist nicht möglich, wenn zwei Naturwissenschaften Abifächer sind.

    Ah, das ist dann wohl vergleichsweise neu. Aber auch dagegen verstoßen unsere Bildungsgänge am BK wohl nicht (auch wenn ich jetzt nicht alle durchgegangen bin).

    Edit: bei manchen berufsbildenden Leistungskursen kann diese Bedingung wohl doch nicht erfüllt werden. Chemietechnik als berufsbildender Leistungskurs geht mit Chemie als weiteren Leistungskurs zusammen, drittes Abiturfach ist dann Deutsch oder Englisch und das vierte dann Gesellschaftslehre, Wirtschaftslehre oder Religionslehre. Da fällt Mathe wohl hinten durch.

  • Chemietechnik als berufsbildender Leistungskurs geht mit Chemie als weiteren Leistungskurs zusammen, drittes Abiturfach ist dann Deutsch oder Englisch und das vierte dann Gesellschaftslehre, Wirtschaftslehre oder Religionslehre. Da fällt Mathe wohl hinten durch.

    Interessant: Ich dachte bisher immer, dass der 2. LK ein allgemeinbildendes Fach ist, was dazu passt. So wie Bio bei Gesundheit und eben Mathe in den technischen Fächern.

  • Chemietechnik als berufsbildender LK dürfte in NRW auch nur an einer oder zwei Schulen angeboten werden. Ich habe mir mal vor einiger Zeit die Statistik angesehen, die Schülerzahlen waren sehr gering und es läuft wohl auch als Schulversuch. Die Synergieeffekte dürften natürlich bei der Kombination Chemie+Chemietechnik groß sein.

    Streng genommen ist der weitere Leistungskurs der erste Leistungskurs, der berufsbildende Leistungskurs der zweite. Der weitere LK ist aber immer ein allgemeinbildendes Fach, manchmal ist auch der berufsbildende LK ein allgemeinbildendes Fach (Englisch oder Kunst). Aber das ist auch ein großes Wirrwarr. Am Ende bietet ja jedes BK nur einen oder zwei oder drei Möglichkeiten an, wenn überhaupt.

  • Wie ich in Beitrag #2 schon schrieb, sind die Lehrpläne (in NRW) ja anders, die Stofffülle ist geringer. Und wir haben regelmäßig SuS, die mit Mühe und Not die Mittelstufe beenden, dann auf ein BK wechseln und dort die allgemeine Hochschulreife mit 1,x erhalten.

    Ich finde es ja sinnvoll, dass man ein berufsbezogenes Abitur machen kann. Da das aber in erster Linie eben auf diese Berufsrichtung vorbereitet, fände ich es sinnvoller, das dann auch so zu benennen und dass es nur zu einem Studium in diesem Bereich berechtigt.

    Wahrscheinlich gelte ich jetzt als elitär denkender Gymnasiallehrer, aber diese Lehrplanunterschiede sind halt schon deutlich. Vielleicht ist es auch nur ein lokales Problem ...

    Auch in Baden-Württemberg gibt es in Chemie verschiedene Abiklausuren. Ich kenne mehrere Prüfungen.

    Ich traf neulich im Zug einen Kollegen vom beruflichen Gymnasium, der mehrmals betonte, dass es bei ihnen schon leichter sei (wir verglichen Mathe). Ich hatte vorher geäußert, dass ich hoffe, dass durch Umstellung auf G9 nicht mehr so viele von unseren Schülern zu ihnen wechseln. Da meinte er erst, dass sei nur ein Grund und dann eben, bei ihnen sei es grundsätzlich einfacher und wir verglichen.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Wie ich in Beitrag #2 schon schrieb, sind die Lehrpläne (in NRW) ja anders, die Stofffülle ist geringer. Und wir haben regelmäßig SuS, die mit Mühe und Not die Mittelstufe beenden, dann auf ein BK wechseln und dort die allgemeine Hochschulreife mit 1,x erhalten.

    Das kann verschiedene Gründe haben:

    1. Bei den Schülern hat es schlicht sehr lang gedauert bis es endlich Klick macht.

    2. Die formellen Voraussetzungen sind geringer.

    3. Die informellen Voraussetzungen sind geringer.


    Nr. 1 kommt in Einzelfällen vor, aber aus meiner Erfahrung heraus würde ich sagen, dass es eher die Ausnahme ist. Sonst würden wir in Sek II nur zweistellige Punktzahlen vergeben, was definitiv nicht der Fall ist (und in Fächern wie Mathematik schon dreimal nicht).

    Zu Nr. 2: Wir haben ja bereits die Vergleiche der Deutsch-Curricula gehabt: Die Grundkonzepte sind übergreifend die gleichen, nur die Anwendungsbeispiele/-felder teilweise andere.

    Bleibt noch Nr. 3 und diese Variante halte ich für die realistischste. Die zentral gestellten Abiturprüfungen machen am Ende nur einen (kleinen) Teil der Gesamtnote am Ende aus, während die restlichen Leistungsüberprüfungen durch die Lehrkräfte selbst erfolgen, die sich zwar an den offiziellen Vorgaben orientieren sollen, aber was ist, wenn sich an manchen Schulen (und sei es einzugsgebietsbedingt) zu stark am unteren Rand der formellen Voraussetzungen orientiert wird oder Leistungen besser bewertet werden als sie es aus objektiver Sicht eigentlich sollten?

  • Wie gesagt: In NRW nicht! ;)

    Im ersten Beitrag in diesem Thread ging es ja um NRW.

    Richtig, deswegen habe ich ja bei meinen Beiträgen extra nochmal darauf hingewiesen, dass ich mich auf NDS beziehe. Ich war halt der Ansicht, es könnte für die TE durchaus auch von Interesse sein, wie es in anderen Bundesländern aussieht ;) (es wurde sich vor meinem Beitrag ja auch schon zu anderen BL geäußert).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Auch in Baden-Württemberg gibt es in Chemie verschiedene Abiklausuren. Ich kenne mehrere Prüfungen.

    Ich traf neulich im Zug einen Kollegen vom beruflichen Gymnasium, der mehrmals betonte, dass es bei ihnen schon leichter sei (wir verglichen Mathe). Ich hatte vorher geäußert, dass ich hoffe, dass durch Umstellung auf G9 nicht mehr so viele von unseren Schülern zu ihnen wechseln. Da meinte er erst, dass sei nur ein Grund und dann eben, bei ihnen sei es grundsätzlich einfacher und wir verglichen.

    Das war vor 25 Jahren bei mir auch so. Ich würde jedem der am allg. bild. Gymnasium nur ein mittelmäßiges Abitur bestenfalls hinbekommt, immer den Wechsel empfehlen.

    Neben einem Neustart können die Schwerpunkte einem vielleicht auch eher liegen (z.B. WG oder AG…).

    Zu meiner Zeit war das allg. bild. Gymnasium noch mehr in einer Blase wie heute. Wenig Informationen, wenn man seit der 5.Klasse dort war, über alternative gleichwertige Schulformen.

    Rückblickend wäre ich auch lieber auf das WG gegangen. Interessantere Fächer und weniger Aufwand.

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