Hallo,
ich arbeite an einer Förderschule (Lernen) in einer 1.-3. Klasse.
Würdet ihr den Zeitaufwand, der ein Kind bedeutet, bei einem HPG ansprechen? Könnte mir das als Faulheit ausgelegt werden? Das Kind hat immerhin ein Recht auf Beschulung (in Elternaugen .. und auch juristisch???).
Oder sollte ich lieber nur darauf eingehen, was das für das Kind bedeutet (hier habe ich auch viele Punkte, die ich natürlich den Eltern aufzeige, hier aber nicht weiter erläutern möchte).
Es geht um ein autistisches Kind (nonverbal). Das Kind ist aktuell kurzbeschult. Er hat sein komplett eigenes Programm, in das wir von seiner Therapeutin eingeführt wurden. Eine Teilnahme wenigstens am (kurzen) Morgenkreis wird angebahnt.
Mittlerweile dauert die Vorbereitung für eine Woche (3 Unterrichtsstunden pro Tag) nur noch etwa 80 Minuten. Hier sind aber die Unterlagen bereits kopiert, praktisches Material liegt bereit und die Materialien müssen nur noch ausgewählt und in sinnvoller Weise sortiert und strukturiert werden.
Anfänglich mussten für dieses Kind extra Arbeitsmappen; Bilder zur Visualisierung und Kommunikation sowie weitere Strukturierungshilfen gekauft und hergestellt werden. Dieser Fundus wird stetig erweitert.
Der Mailverkehr und die Gesprächstermine mit den Etlern ist sehr zahlreich. Hinzu kommen viele Gespräche mit Schulleitung, der Therapeutin sowie mit weiteren Personen. Weitere Ideen zu einer noch besseren Strukturieren habe ich vom Therapiezentrum erhalten (bedeutet: sehr viel mehr Arbeit... und es ist fraglich, ob diese Idee letztendlich überhaupt eine Entlastung für den Schüler und die THA ist... ich bezweifle es stark).
Bei 40 Minuten habe ich während des Unterrichts rein rechnerisch für jedes Kind ca. 3 Minuten Zeit. Die THA ist nicht dafür da und ausgebildet, dem Kind etwas Neues beizubringen. Da das Kind am gemeinsam Unterricht nicht teilnehmen kann, müsste ich ihm eigentlich in der 1:1-Situation alle Inhalte erklären. Das geht nicht in 3 Minuten!!!
Die Absprachen mit der THA müssen zwischen Tür und Angel erledigt werden (oder während es HPGs) ... wenn die THA länger bleibt um mit mir Absprachen zu treffen, bekommt sie das nicht bezahlt... Immer wieder hat das Kind eine Krise... Hier unterstütze ich die THA oft, da ich sie damit nicht alleine lassen möchte. Gleichzeitig muss ich aber auch die anderen Kinder im Auge haben. Auch während des Unterrichts benötigt das Kind weit mehr Zeit, als ich eigentlich zur Verfügung habe...
Muss die Schule eigentlich alles machen, damit das Kind es schafft, einen Schulvormittag durchzustehen? Ich habe noch weitere sehr schwierige Kinder in der Klasse (und insgesamt 6 THAs). Die anderen Kinder haben auch ein Recht auf meine Zeit. Mit allen THAs muss geredet werden. Alle Eltern wollen, dass ihre Kinder in der Schule oprimal gefördert werden.
Zu meiner obigen Frage: Kann man den Zeitaufwand bei einem HPG ansprechen? Oder ist es Aufgabe der Schule, alles, was empfohlen wurde, irgendwie umzusetzen, nur dass das Kind "funktioniert". Was ist dir Rechtfertigund dafür, dass ich für dieses Kind so viel mehr Zeit benötige, die mir für die anderen Kinder fehlt.
Liebe Grüße