Tue Gutes...

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    Ich bin relativ lang schon Lehrkraft aber relativ neu in diesem Kollegium.

    Mir fällt dort Folgendes auf und ich frage mich, warum es mich stört, daher würde ich gerne erst mal anonym nach Meinungen anderer fragen. Vielleicht habe ja nur ich das Problem:

    Es existieren diverse Chatgruppen zur Organisation diverser Aufgaben. Zwei Probleme, das Nachvollziehbarere vielleicht zuerst: diejenigen, die kein WhatsApp nutzen oder denen der Traffic zu jeder Tages- und Nachtzeit zu viel wird, bekommen bestimmte Absprachen nicht mit. Das ist nicht mal böse gemeint, aber es passiert immer wieder. Angesprochen habe ich es schon, jedoch vergisst beim dritten Austausch wieder jemand, Bescheid zu geben. Versuche, professioneller vorzugehen und Treffen mit Absprachen an der Dienststelle zu initiieren schlugen bislang fehl. Da alle anderen das Vorgehen toll finden, bin ich alleine auf weiter Flur, weil "du kannst ja einsteigen in die Gruppen x und y"). Es gab dadurch aber bereits problematische Missverständnisse.

    (Außerdem wird gelegentlich über andere gelästert und darauf reagiere ich allergisch und mag nicht Teil davon sein.)

    Das zweite betrifft das, wo ich darüber nachdenke, ob vielleicht eher nur ich das Problem habe?: das ständige Erzählen in Chatgruppen aber auch auf Konferenzen, wer wieder was Tolles gemacht hat. Das fängt beim Kaffee-Kauf für die Lehrerküche an und hört beim grenzenlosen Engagement für den Tag der offenen Tür nicht auf. Ganz grundsätzlich ist auch das sicher gut gemeint, führt aber nach meinem Empfinden dazu, dass sich gegenseitig unter Druck gesetzt wird. Muss ich jetzt auch jedes Mal eine Meldung absetzen, wenn ich Kaffee kaufe, damit niemand denkt, dass ich mich um nichts kümmere?

    Neulich hat eine Person, die in Teilzeit arbeitet gesagt, dass sie trotz reduzierter Stundenzahl über 100% arbeitet. Ehrlich gesagt fällt es mir da schwer, nur zu denken "dein Perfektionismus, dein Problem", weil es für mein Empfinden unser aller Arbeitszeit inflationiert.

    Ist das nur mein Gefühl, weil ich im Grunde auch bloß will, dass mal wer *toll gemacht* sagt? Oder mache ich mir überhaupt zu viele Gedanken, weil sowieso alle merken, wer was leistet, auch wenn er oder sie nicht ständig darüber redet?

    Ihr seht: ich wälze Gedanken und würde gerne wissen, ob es in anderen Schulen auch ein Thema ist. Also sowohl Kommunikationsprobleme weil einige zu viel privat und Dienstliches vermischen als auch zur Schau gestellter Perfektionismus...

  • Ich stimme dir in beidem zu.

    zum 1.)
    Eigentlich muss der SL die dienstliche Kommunikation über WhatsApp Gruppen unterbinden, wenn sie solche Konsequenzen hat.

    zum 2.)
    Ich kämpfe seit Jahren an allen Schulen gegen diese Form des zur Schau getragenen Perfektionismus. An meiner jetzigen Schule tatsächlich mit einigem Erfolg. Niemandem ist damit geholfen, wenn Kollegen zur Selbstdarstellung eine imaginäre Messlatte hoch hängen. Es sollte uns allen an realistischer Kommunikation gelegen sein, die die Ansprüche und Belastungen des Alltags klar artikuliert, ohne in larmoyantes Jammern auszuarten.

  • Hm, nein, bei uns oder zumindest bei mir ist das überhaupt kein Thema. Dienstliche Kommunikation läuft bei uns hauptsächlich über E-Mail, persönliche Gespräche (telefonisch oder in der Schule) und - aber recht selten - über "Signal". "WhatsApp" für schulische Kommunikation zu nutzen, wurde uns schon vor Jahren von der Schulleitung untersagt. Bei "Signal" bin ich in keiner Chatgruppe, sondern ich schreibe über diesen Messenger allenfalls - wie gesagt: eher selten - mit einzelnen KuK.

    Bei "WhatsApp" bin ich tatsächlich nur in einer einzigen Chatgruppe mit Kolleg*innen: nämlich denjenigen, mit denen ich regelmäßig in Fahrgemeinschaft zur Schule und zurück fahre. Das fällt also unter die Kategorie "private Chatgruppe".

    Mit solchem "zur Schau gestellten Perfektionismus" bin ich zum Glück in meiner Schullaufbahn auch noch nicht konfrontiert worden. Kann aber gut nachvollziehen, dass dir das auf die Nerven geht!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich denke, die dienstliche Kommunikation sollte über die dienstliche E-Mail-Adresse laufen und natürlich sollten alle, die es betrifft, in den Verteiler aufgenommen werden. Private Kommunikation kann stattfinden wo sie will.

    Mir fällt dieses übermäßige Selbstlob auch auf. Ich empfinde es als ein Sich-in-den-Mittelpunkt-rücken: "Schau mal, wie toll ich bin." Wenn ich da nicht mitmache gelte ich unter diesen Kollegen als schwach. Das gibt mir auch zu denken! Ich finde es wichtig, dass ICH mit meiner Arbeit zufrieden bin, denn andere können sie zu einem größeren Teil gar nicht wirklich beurteilen.

  • Ich habe seit einem Jahr kein WhatsApp mehr.

    Eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

    Bei uns käme m.E. aber auch niemand auf die Idee, dienstliche Dinge über WhatsApp zu "besprechen".

  • Och, privat nutze ich "WhatsApp" oft und gerne und werde das auch weiterhin tun. Dass wir es nicht dienstlich nutzen, kommt mir aber auch insofern zupass, als dass ich versuche, so weit wie möglich Privates von Beruflichem zu trennen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Danke euch schonmal, auch wenn ich noch nicht genau weiß, was ich daraus schlussfolgere, ist es gut, von anderen Schulen Rückmeldung zu bekommen.

  • In welchem Bundesland arbeitest du?

    Bei uns gibt es schulinterne Absprachen nur per E-Mail oder Schulmanager.

    Habt ihr so etwas gar nicht? Bei uns gibt es seit der Einführung der offiziellen Möglichkeiten keine "private" dienstlichen WhatsApp Gruppen mehr. Vielleicht da noch mal eindringlich auf die Vorgaben deines Bundeslandes hinweisen.

    Zum 2. das habe ich schon erlebt aber inzwischen für mich entschieden, dass mir vieles egal ist. Ich mache meine Arbeit und meine Sonderaufgaben und erwarte da aber nicht extra Lob oder sonst was.

  • Ignorieren. Sowohl das Eigenlob als auch die nicht-reguläre Kommunikation. Fertig.

    Hallo, ich habe eine Nachfrage zu deiner Antwort. Was würdest du tun, wenn bei der nächsten Gelegenheit darum gebeten wird, doch wieder in die Gruppe "xy" einzusteigen, weil man wirklich NUR ganz wichtige Termine dort kommunizieren würde und ausschließlich kurz und knapp regelmäßig um diese und jene Mitteilung bitten würde, wofür man nur das und das abfotografieren müsse, das sollte doch kein Problem sein im Sinne des guten Miteinanders?

  • Zum 1. Teil, bundeslandspezifische Dienste gibt's seit Corona, werden aber kaum genutzt. Im Grunde liegt die Verweigerungshaltung also nicht bei mir, ich werde aber als Querulant wahrgenommen. Wahrscheinlich weil ich es eben nicht schaffe, ruhig zu bleiben, dass es mir nicht egal ist, was die anderen denken. Woher nimmst du das "egal, mache ich halt so"?

    In welchem Bundesland arbeitest du?

    Bei uns gibt es schulinterne Absprachen nur per E-Mail oder Schulmanager.

    Habt ihr so etwas gar nicht? Bei uns gibt es seit der Einführung der offiziellen Möglichkeiten keine "private" dienstlichen WhatsApp Gruppen mehr. Vielleicht da noch mal eindringlich auf die Vorgaben deines Bundeslandes hinweisen.

    Zum 2. das habe ich schon erlebt aber inzwischen für mich entschieden, dass mir vieles egal ist. Ich mache meine Arbeit und meine Sonderaufgaben und erwarte da aber nicht extra Lob oder sonst was.

  • Hallo, ich habe eine Nachfrage zu deiner Antwort. Was würdest du tun, wenn bei der nächsten Gelegenheit darum gebeten wird, doch wieder in die Gruppe "xy" einzusteigen, weil man wirklich NUR ganz wichtige Termine dort kommunizieren würde und ausschließlich kurz und knapp regelmäßig um diese und jene Mitteilung bitten würde, wofür man nur das und das abfotografieren müsse, das sollte doch kein Problem sein im Sinne des guten Miteinanders?

    Nach der Rechtsquelle fragen bzw die Schulleitung um eine schriftliche Anweisung bitten, dass du dich nicht an geltende Vorschriften halten musst.

    Wahrscheinlich weil ich es eben nicht schaffe, ruhig zu bleiben, dass es mir nicht egal ist, was die anderen denken. Woher nimmst du das "egal, mache ich halt so"?

    Das kam mit der Zeit. Und ich denke mir nicht, "egal mach ich halt so" . Das klingt, als wäre mir der Job egal.

    Ich habe mir nur irgendwann klar gemacht, dass es für mich völlig egal ist, ob jemand weiß, dass ich z.B. Kaffee mitbringe. Diejenigen, die mit offenen Augen durchs Leben gehen, nehmen so etwas schon war und die anderen erreicht man auch nicht, indem man ein Bild von Kaffee in einer WhatsApp Gruppe postet.

  • Hallo, ich habe eine Nachfrage zu deiner Antwort. Was würdest du tun, wenn bei der nächsten Gelegenheit darum gebeten wird, doch wieder in die Gruppe "xy" einzusteigen, weil man wirklich NUR ganz wichtige Termine dort kommunizieren würde und ausschließlich kurz und knapp regelmäßig um diese und jene Mitteilung bitten würde, wofür man nur das und das abfotografieren müsse, das sollte doch kein Problem sein im Sinne des guten Miteinanders?

    Kann man sich denn bei WhatsApp mittlerweile aussuchen, ob man eine Gruppen"einladung" annimmt?

  • Ich würde den Kollegen dasselbe sagen, das ich auch Verwandten und Bekannten sage: Wenn es von einer App abhängt, ob ich eine bestimmte Information erhalte, dann kann es nicht wichtig sein. Dann ist die App wohl wichtiger als die Information.

    Wenn ich von dienstlichen Dingen nichts erfahre: umso besser. Weniger Arbeit für mich. Pflichtveranstaltungen kann ich schon deshalb nicht versäumen, weil ich darüber ja über dienstliche Kanäle (Fach im LZ, Dienst-E-Mail) in Kenntnis gesetzt werde.

    Und zu guter Letzt: Ich entscheide, wann ich Nachrichten abrufe. Das gilt auch für Messenger.

  • Kann man sich denn bei WhatsApp mittlerweile aussuchen, ob man eine Gruppen"einladung" annimmt?

    Ja, kann man. Zumindest, wenn man die Person, die einlädt, nicht im Adressbuch hat. Das ist die Standardeinstellung. Man kann aber auch jedem das Hinzufügen verbieten bzw. das es nur auf Anfrage geht.

  • ... Diejenigen, die mit offenen Augen durchs Leben gehen, nehmen so etwas schon war und die anderen erreicht man auch nicht, indem man ein Bild von Kaffee in einer WhatsApp Gruppe postet.

    Danke, das klingt lustig und auch beruhigend irgendwie:verliebt:


    „Nein“.

    Vielleicht muss ich in meiner Haltung klarer werden. Ich hab irgendwie das Gefühl, dass ich der der unkollegiale Mensch bin, wenn doch die ganze Gruppe mit einer Lösung zufrieden ist, nur ich wieder mal nicht.

    Dabei bin ich nicht mal sicher, ob das so ist, also dass sich alle so einig sind. Ich empfinde einen komischen Gruppendruck und eine Aggression, die eigentlich unnötig ist, muss mich da selbst immer wieder hinterfragen. Abgrenzen, ohne verletzend zu sein. Professionell, obwohl andere es nicht sind. Ich weiß nicht, ob ich rüberbringen kann, was ich meine.

  • Hallo, ich habe eine Nachfrage zu deiner Antwort. Was würdest du tun, wenn bei der nächsten Gelegenheit darum gebeten wird, doch wieder in die Gruppe "xy" einzusteigen, weil man wirklich NUR ganz wichtige Termine dort kommunizieren würde und ausschließlich kurz und knapp regelmäßig um diese und jene Mitteilung bitten würde, wofür man nur das und das abfotografieren müsse, das sollte doch kein Problem sein im Sinne des guten Miteinanders?

    WhatsApp ist in vielen BL kein zulässiger Kanal für dienstliche Kommunikation. Darauf würde ich kurz und sachlich (da das in meinem BL zutrifft) hinweisen und deutlich sagen, dass dienstliche Kommunikation auf zulässigen Kanälen erfolgen muss (hier in BW gibt es dafür dann z.B. ThreemaWork).

    ThreemaWork nutzt erfahrungsgemäß aber fast niemand, da alle nur deshalb an WhatsApp hängen, weil sie daran gewohnt sind, das (teilweise exzessiv) zu nutzen. Insofern führt bereits die Verweigerung WhatsApp auf dem Privathandy dienstlich zu nutzen dazu, dass man mit bestimmten Scheiß weniger behelligt wird und für den Rest, weil dann ja zulässige, offizielle Schulkanäle genutzt werden müssen, was etwas mehr Aufwand ist für viele und genauer abgewogen wird, was wirklich geteilt werden muss.

    Wichtige Termine kann man einfach auch über Schulmail an Lehrkräfte verteilen und hängt sie im Idealfall trotzdem immer noch im Lehrerzimmer aus, weil nicht alle gleich regelmäßig digitale Informationen prüfen und so ein Aushang ein guter, alltäglicher Reminder sein kann.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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