Einschätzung Studienbeginn Sekundarstufe 1

  • Derdide Man mag ja für Fächer brennen. Das heisst noch lange nicht, dass es anderen auch so geht. Wenn es dir hauptsächlich um die Fächer geht, würde ich wirklich eher zum Gymnasium tendieren. Vielleicht Politik als Drittfach und noch ein "stärkeres" Fach dazu.

    Ich hatte damals auch Englisch und Gemeinschaftskunde als LKs. (Mein Abi ist aber schon mehrere Jahrzehnte her...😂) Dann auch in die Richtung studiert. Inzwischen mach ich nun schon jahrelang Fachleitung für Mathe und für Naturwissenschaften (und zwischenzeitlich sogar für Sport) und unterrichte diese Fächer viel lieber. Ich mag Englisch und Geschichte immernoch, übernehme aber liebend gerne nen Mathekurs, wenn ich die Wahl habe.

    Die Frage ist also, ist es dir wichtiger "Kinder" zu unterrichten oder eher "Fächer"?

    Meine alte Mathelehrerin fürs Abi hat ihr Fach auch geliebt. Das mit dem "anderen beibringen" war aber nicht so ihre Stärke. An meinen Physiklehrer damals mag ich gar nicht denken...🤦‍♀️ Das waren halt beides so Leute, denen ging es um ihr Fach. Irgendwo im Keller, abseits von doofen Schülern, irgendwelche Schulbücher erstellen,...das wäre für die beiden sicher auch ne gute Position gewesen.

  • Du kannst doch auch "GymGe" studieren und an einer Gesamtschule arbeiten. Es gibt in NRW auch Stellen als Studienrat an Sekundarschulen (in beiden Fällen also A13 mit Zulage).

    NRW ist da insg. deutlich flexibler im Vergleich zu anderen Bundesländern. Hier kann jeder alles... Gymnasiallehrer können an die Grundschulen, an die Hauptschule oder auch an die Förderschule. Hier ist einfach absolut alles möglich. Ob das nun immer gut ist, ist eine andere Frage. In einigen Bundesländern wird's aber auch übertrieben mit irgendwelchen jahrelangen Zusatzkursen, um an einer anderen Schulform unterrichten zu dürfen.

    Du kannst auch während des Studiums ggf. noch auf die Sek1 (HRG) wechseln. Selbst das ginge.

    Die Fächerkombi macht's nicht ganz einfach. Es gibt aber auch ausgeschriebene Stellen mit der Verpflichtung, einen Zertifikatskurs zu belegen (zum Beispiel Informatik). Evtl. ist auch noch ein Drittfach im Studium eine Option. In NRW geht man grdsl. nur mit zwei Fächern in das Referendariat, hat dann aber ebenfalls die Fakultas für das Drittfach, das man studiert hat.

    Es gibt auch Stellen mit "DaZ"-Verpflichtung in den ersten Jahren. Hier kann man Kurse ablegen und unterrichtet Deutsch als Zweitsprache, bsw. für die Hälfte der Zeit.

    Ich sehe jetzt nicht wirklich den Vorteil des Sek1-Studiums, um ehrlich zu sein - insbesondere, weil in NRW die Studiengänge mittlerweile auch alle gleich lang sind. In einigen Fächern an den Unis wechseln Studenten von GymGe auf HRG, weil sie im GymGe-Zweig kurz vorm Scheitern sind (in Mathe/NaWi am ehesten). Ich weiß nicht, ob nun in Geschichte/Politik die Anforderungen so große Unterschiede aufweisen.

  • Okay, ohne Sek2 ist die Korrekturbelastung geringer. Zu Beginn habe ich lieber in der Oberstufe unterrichtet, mittlerweile bin ich froh, wenn ich dort nur ein oder zwei Kurse habe wg. der Korrekturen. In der Sek1 geht vieles zügiger und auch unkomplizierter. Bei schwierigen Schülern kann das aber auch manchmal nervig werden, wenn man in einem Jahrgang nur einen Kurs hat. Unterricht als Klassenlehrer finde ich meist ganz angenehm und bin auch froh, wenn ich dort viele Stunden habe.

  • Die Unterschiede sind aber in den Bildungswissenschaften durchaus sehr stark!
    Vielleicht können wir hoffen, dass diese Durchlässigkeit nicht mehr lange besteht? (Und ich hätte eher gedacht, die Durchlässigkeit ist eher für Mangelfächer als für die Allerweltsfächer Politik und Wirtschaft)

  • Die Bildungswissenschaften waren bei mir eine Katastrophe. Ich habe das Wichtigste im Referendariat gelernt oder mir selbst angelesen. Bei mir war alles vollkommen praxisfern. Da hätte ich mir Kurse gewünscht, die von unterrichtenden Lehrern geleitet werden. Vielleicht hat sich das aber mittlerweile geändert oder es lag an meiner Uni.

  • Was ist das in der SekI?

    Alle Fächer, die sich hinter dem Sachunterricht verstecken, sind doch erst in der Sek1 als erstes Mal als "Fach" oder?
    Zumindest führen wir "Politik" als Fach neu ein, Freund*innen von mir sind immer erstaunt, dass ich das Fach Geschichte in der Grundschule hatte (weil es kein Grundschulfach sei...), Chemie (von Kiggie) werden die SuS auch erst in der Sek1 als Fach kennenlernen (und die fachlichen Grundlagen.

  • Was ist mit Politikwissenschaftler:in, Historiker:in, Museumspädagog:in … Archivar:in, Restaurator:in oder etwas im Bereich Journalismus?


    Wenn umliegend keine Praktika zu finden sind, frag im anderen Bundesland. Die Ferien beginnen kommende Woche und sind damit in 6 Wochen schon vorbei.

  • Alle Fächer, die sich hinter dem Sachunterricht verstecken, sind doch erst in der Sek1 als erstes Mal als "Fach" oder?

    Aha,

    Anfangsunterricht ist der Unterricht in Klasse 1+2, und der Anfang von Anfang ist schon sehr besonders.

    Ich habe e8ne Einladung zum Hospitieren bekommen, vielleicht nehme ich das mal an … und wundere mich, was über die Sommerferien verloren geht.

  • Es gibt aber schon pro Fach auch unterschiedliche Phasen.
    Und wenn ich die Möglichkeit hätte, an einer reinen Oberstufenschule zu sein, wo ich mir den Anfangsunterricht in Französisch sparen kann: Yeah!

    Hospitieren würde ich auch total gerne. Also ganz ehrlich.
    Ich vertraue nicht auf die ganze Insta-Welt, aber schon alleine, was man mit den Kleinen machen kann und soll, obwohl sie noch nichts können. Puh.
    Ich bin schon so sehr von den Vertretungen in der 5 überfordert "Ich habe keinen gelben Stift *wein*, und Sie haben die gelbe Kreide benutzt"

  • Okay, ich danke allen für die Kommentare. Nun habe ich einen Überblick wie Lehrer das sehen und auch einen Überblick aus Politikwissenschafts- und Geschichtsforen wie diese Studenten das sehen. Eine größere Anzahl davon würde das nicht mehr studieren, da die Berufsaussichten in dem Bereich als sehr schwierig bewertet werden. Sie studieren das eher aus Leidenschaft und die Hoffnung stirbt zuletzt. Ohne Beziehungen aber ein schwieriges Thema, erst Recht an Museen oder im Journalismus. Wie gesagt, kann ich mir gut vorstellen Lehrer zu werden. Die Fächerkombination ist vielleicht nicht die Günstigste, bietet aber im Zweifelsfall einen leichteren Übergang in andere außerschulische Berufe. Dann bringt mir eine Kombination aus Geschichte und Deutsch eher weniger wie eine mehr zusammenhängende Kombination aus Geschichte und Politik/Wirtschaft. So erstmal meine Überlegung. Bis zum Studienbeginn habe ich noch 3 Monate Zeit zu überlegen 😉

  • Ohne Beziehungen aber ein schwieriges Thema, erst Recht an Museen oder im Journalismus.

    Das stimmt zwar natürlich auch, das möchte ich aber nicht komplett stehen lassen (und ich komme sowohl vom Feld als auch aus der kritischen Diskussion "Akademikerkinder/Arbeiterkinder und was Connections machen").
    Deswegen hier die Ratschläge, die du ein bisschen als "Studienberatung" aufgefasst hast.
    Egal, ob du ein "Fach"Studium oder ein Lehramtsstudium machst:
    Ein Freiwilligenjahr könnte dir nicht nur ein Gefühl für den Beruf, sondern auch andere Kompetenzen und Connections geben. Auch in Museen und Gedenkstätten gibt es Freiwilligenjahre..
    Es gibt solche Angebote in Schulen, aber auch in der Jugendarbeit, mit Schwerpunkt politische Bildung. Ich hatte schon mehrere Studis der Politikwissenschaft, die solche Erfahrungen hatten, diese im Studium weiterverfolgen (Demokratieerziehung, Europa-Arbeit, Erasmus-Projekte, JEF, usw...). Auch wenn du in die Schule gehst, sind es super wertvolle Erfahrungen, die dich nicht nur von anderen abheben, sondern dir auch deinen Selbstwert stärken, dir ein Profil geben (denn am Ende muss eine Schule unter mehreren Kandidat*innen auswählen und wenn du gegen jemanden mit Deutsch punkten willst, ist es vielleicht die Tatsache, dass du solche Projekte betreuen kannst, ...)
    und wenn du nicht in die Schule gehen solltest, sind sowieso alle praktischen Erfahrungen wertvoll. Angefangen bei den kleinen Abgeordnetenbüros bis zum Europaparlament, wenn man die institutionelle Seite sieht, aber die Arbeit in NGOs ist auch etwas, was Türe öffnet.

    Man darf nicht unterschätzen, wie viel kleine Erfahrungen "nebenbei" ausmachen (auch wenn es nicht unbedingt zu einem besseren Lehrer macht, aber es gibt Erfahrung, Schulen suchen immer engagierte Leute und ein Profil zu haben, das man in der Schule pflegen kann, ist immer gut.

  • Ich sehe jetzt nicht wirklich den Vorteil des Sek1-Studiums, um ehrlich zu sein - insbesondere, weil in NRW die Studiengänge mittlerweile auch alle gleich lang sind.

    Gerade wenn man in die nichtgymnasiale S1 will, dann ist es schon richtig, den entsprechenden Studiengang zu wählen.

    Für die Fachinhalte ist das nicht so relevant, sehr wohl aber für Didaktik, Methodik und Pädagogik. Entsprechende Schwierigkeiten sehen wir immer wieder bei unseren schulformfremden 'Einsteigern'.

    Allerdings muss man auch klar sagen, dass es immer schlecht ist, in diese Schulformen aus Not einzusteigen. Sei es jetzt wegen des Studienplatzes, vermeintlichen Bedarfs oder weil man keinen Job in der studierten Schulform bekommt.

  • Jugendarbeit mit Schwerpunkt politische Bildung kann ich mir sehr gut vorstellen. Sowas in der Richtung ist auch mein Ziel, sollte es doch nicht auf die Schule hinauslaufen. Ich weiß zwar noch nicht genau, wo man sich für sowas bewirbt, aber das finde ich heraus. Wenn sich da noch ein Freiwilligenjahr bis Oktober realisieren lässt, dann wäre das definitiv eine Überlegung. Falls nicht, dann bleibt immer noch die Option Lehramtsstudium. Das wäre nicht mal aus der Not heraus 😊

  • Gerade wenn man in die nichtgymnasiale S1 will, dann ist es schon richtig, den entsprechenden Studiengang zu wählen.

    Für die Fachinhalte ist das nicht so relevant, sehr wohl aber für Didaktik, Methodik und Pädagogik. Entsprechende Schwierigkeiten sehen wir immer wieder bei unseren schulformfremden 'Einsteigern'.

    Allerdings muss man auch klar sagen, dass es immer schlecht ist, in diese Schulformen aus Not einzusteigen. Sei es jetzt wegen des Studienplatzes, vermeintlichen Bedarfs oder weil man keinen Job in der studierten Schulform bekommt.

    Ich würde behaupten, dass dies wahrscheinlich eher bei denen auftritt, die ihr Ref an einem Gymnasium hatten.

    Wurde man als Sek1/2-Lehrer an der Gesamtschule ausgebildet, hat man ja schon dort einiges lernen können.

    Anfangsschwierigkeiten sind beim Schulformwechsel zu erwarten, klar. Ich weiß aber nicht, ob sich das wirklich auf die Studieninhalte zurückführen lässt oder eher damit zu tun hat, dass man mit der Schulform noch keine Berührungspunkte hatte.

  • Weitere Argumente für Sek. I/II: mehr Aufstiegsmöglichkeiten zu A14, A15 oder höher, außerdem Amtszulage (die in NRW wohl Strukturzulage heißt?), weniger Deputatsstunden.

    An der Gesamtschule unterrichten Sek1-Lehrer in NRW auch "nur" 25,5 Std. An der Sekundarschule ebenfalls.

    An den Haupt-, Real- und Grundschulen sind es meines Wissens 28 Std. Alles nicht wirklich nachvollziehbar.

    Eine vereinzelte Stundenentlastung bei einer bestimmten Anzahl von Oberstufenkursen wäre nachvollziehbarer. 28 Stunden ist schon viel, finde ich.

  • Du solltest, wie die Mitforisten bereits geschrieben haben, dir auf jeden Fall das System Schule einmal ansehen. Und dabei würde ich mir auf jeden Fall neben der Sek I auch einmal ein Berufskolleg ansehen. Wenn du ein bisschen über den Tellerrand schaust, können sich da nämlich ganz interessante Optionen ergeben, sofern du auch lieber mit älteren SuS arbeiten möchtest.
    Wenn du Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen studierst: Sozialwissenschaften, Geschichte und am besten noch ergänzt um ein Fach, z. B. Erziehungswissenschaften oder Philosophie bist du für ein BK durchaus interessant, weil sich aus Sozialwissenschaften am BK die Fächer Soziologie, VWL und Politik ableiten lassen. Erziehungswissenschaften ist absolutes Mangelfach an BKs und auch das Beifach Philosophie ist durchaus interessant, weil in den vollzeitschulischen Bildungsgängen eine Alternative für die Religionsabwähler angeboten werden soll.
    Zudem bietet z. B. die Uni Wuppertal interessante Optionen für ein Studium des Lehramts für Berufskollegs, u. a. die Kombinationsmöglichkeit Wirtschaftslehre/Politik mit praktischer Philosophie oder Sozialpädagogik/Erziehungswissenschaften


  • Wenn du Lehramt für Gymnasien und Gesamtschulen studierst: Sozialwissenschaften, Geschichte und am besten noch ergänzt um ein Fach, z. B. Erziehungswissenschaften oder Philosophie bist du für ein BK durchaus interessant, weil sich aus Sozialwissenschaften am BK die Fächer Soziologie, VWL und Politik ableiten lassen. Erziehungswissenschaften ist absolutes Mangelfach an BKs

    WO bist du?
    und meinst du wirklich EW oder Sozialpädagogik?
    Chili mit (u.a.) SoWi und EW, die durchaus immer wieder mit dem BK liebäugelt.

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