Krankgeschriebene Lehrerin muss nach 16 Jahren erstmals zum Amtsarzt

  • Und warst du DU bzw. lange nicht dienstfähig als Lehrer?

    So wie ich das herauslese warst du da 20? Danach noch bei der BW oder raus? Student zu der Zeit?

    Zu der Zeit war ich nicht dienstfähig als Soldat. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch einige Zeit Dienst von denen ich drei Monate dienstunfähig war, ich war SaZ4 und hatte sogar noch fast zwei Jahre. Bin aufgrund einer Härtefallentscheidung dann vorzeitig aus dem Dienst entlassen worden, die familiäre Pflege überwog (und die Aufteilung der Arbeit in Kombi mit der Pflege war es, die mich in diese Situation brachte).


    Wohl dem, der gelernt hat, zu ertragen, was er nicht ändern kann.

    Der Himmel ist nicht mein Limit, ich bin es.

  • Hättest du als Berufssoldat weitergemacht?

    So wie ich es rauslese war es weniger der Job an sich sondern familiäre Schicksale, deren Bewältigung durch deinen Job erschwert wurden (Krankheit und Nichtanwesenheit bei den Beerdigungen).

    Das ist etwas ganz anderes als wenn jemand aufgrund seiner Tätigkeit Depression bekommt und sich dienstunfähig schreiben lässt.

  • Hättest du als Berufssoldat weitergemacht?

    So wie ich es rauslese war es weniger der Job an sich sondern familiäre Schicksale, deren Bewältigung durch deinen Job erschwert wurden (Krankheit und Nichtanwesenheit bei den Beerdigungen).

    Das ist etwas ganz anderes als wenn jemand aufgrund seiner Tätigkeit Depression bekommt und sich dienstunfähig schreiben lässt.

    Es war bei mir kein einzelner Auslöser, sondern mehrere Dinge, die gleichzeitig zusammenkamen.

    Zum einen stand ich vor der Situation, dass ich in der Familie eine pflegerische Verantwortung übernehmen musste. Mit meinem Dienst, den regelmäßigen Auslandseinsätzen und der möglichen langfristige. Abwesenheit war mir klar, dass ich das beides auf Dauer nicht vereinbaren kann. Damals wusste ich nicht, dass die betreffende Person innerhalb eines halben Jahres sterben würde – aber die Sorge und der Druck waren sehr real.
    Dazu kam, dass ich nicht an Beerdigungen von Menschen teilnehmen konnte, die mir wichtig waren, weil ich im Einsatz war. Diese Erfahrungen haben bei mir vieles in Bewegung gebracht, was ich bis dahin gut verdrängen konnte. Mittlerweile habe ich einen anderen Umgang damit, aber damals war das schwer. Und dann war da die Frage nach der Sinnhaftigkeit meiner Arbeit. Einige Erlebnisse im Einsatz haben mich da stärker ins Grübeln gebracht, als ich mir zunächst eingestehen wollte. Darüber spreche ich öffentlich nicht im Detail – aber dieser Punkt war real.

    All das zusammen hat bei mir innerhalb kurzer Zeit eine mittelgradige Depression ausgelöst. Das Schwierige war nicht nur die Belastung selbst, sondern der innere Konflikt. Ich wollte meine Kameraden nicht im Stich lassen. Dieses Pflichtgefühl sitzt bei mir sehr tief und kommt auch aus der Familie. Teilweise hab ich das auch heut noch gegenüber meiner Arbeit und es nervt mich manchmal ziemlich. Gleichzeitig war es genau dieses Pflichtgefühl, das mich damals fast zerrissen hat. Ich habe mich geschämt, telefonische Anfragen oder Meldungen nicht beantworten zu können (vor allem von kameraden die sich Sorgen um mich gemacht haben) und das hat Panik, Schlaflosigkeit und viel Selbstzweifel ausgelöst. Unter Beschuss war ich ruhig – und zuhause haben mich plötzlich alltägliche Dinge völlig aus der Bahn geworfen. Das hat mich hart getroffen. Mit meinem damaligen Arzt (Freund der Familie), viel Bewegung (vor allem Laufen) und meinem Umfeld (besonders mein Vater und einiger kameraden meiner Einheit) bin ich wieder rausgekommen – ohne Medikamente und langfristigem Ausfall. Das war Arbeit, aber es ging. Bis heute bin ich deswegen auch beim K3-Marsch von Beginn an dabei, andere hatten nämlich nicht so viel Glück wie ich. Am Ende war die Lösung für mich der Weg in die aktive Reserve: weiter verbunden, weiter Teil der Kameradschaft, aber ohne die strukturelle Überlastung von damals.

    Heute kann ich darüber offen reden und es gehört einfach zu meiner Geschichte dazu, im realen Leben gehe ich damit aber nicht hausieren. Sorgt in der Regel für dumme unnötige Diskussionen.

    Aber das was ich zu sagen kann: Die meisten Ultraläufer verarbeiten ein Trauma 😅


    Wohl dem, der gelernt hat, zu ertragen, was er nicht ändern kann.

    Der Himmel ist nicht mein Limit, ich bin es.

    2 Mal editiert, zuletzt von Kapa (27. Oktober 2025 09:09)

  • Hättest du als Berufssoldat weitergemacht?

    So wie ich es rauslese war es weniger der Job an sich sondern familiäre Schicksale, deren Bewältigung durch deinen Job erschwert wurden (Krankheit und Nichtanwesenheit bei den Beerdigungen).

    Das ist etwas ganz anderes als wenn jemand aufgrund seiner Tätigkeit Depression bekommt und sich dienstunfähig schreiben lässt.

    Du hast eine deutlich zu eindimensionale Vorstellung von Depressionen und deren Ursachen. Was Kapa beschreibt (Danke, für deine Offenheit an dieser Stelle!) ist - angepasst an die individuelle Situation- eine sehr typische Konstellation, die man, wenn man sich beispielsweise in der Reha mit Mitmenschen unterhält oder womöglich mit den Betroffenen im eigenen Umfeld, fast immer in der einen oder anderen Weise antrifft.


    Wie andere psychische Erkrankungen auch, haben Depressionen (wenn man endogene Depressionen mal ausklammert) vielfältige Ursachen. Die andauernde, belastende Situation am Arbeitsplatz führt - wenn traumatische Ereignisse keine Rolle spielen - typischerweise dann in die DU, wenn es keinen Ausgleich zu dieser Belastung im Privaten gibt, sondern weitere Belastungsfaktoren dazukommen, die Kapa gut dargestellt hat. Das muss längst nicht immer ein zu pflegender Angehöriger oder Todesfälle sein. Fehlende Möglichkeiten offen über die eigene Gefühlslage zu sprechen sind zentral. Innere Last nicht abgeben können, sondern stattdessen auch im privaten Umfeld noch mehr leisten zu müssen und vor allem auch zu wollen, nur um zunehmend am eigenen Selbstanspruch zu scheitern, weil die Kraft nicht ausreicht, was extrem beschämend ist, so dass man sich immer weiter in sich zurückzieht, statt über die Gefühle, den Selbstanspruch, die Belastungen offen zu sprechen. DAS ist eine typische Grundkonstellation in der Depressionen entstehen und auch erst einmal erhalten werden.

    Rund ein Fünftel der Bevölkerung erkrankt im Laufe eines Lebens mindestens einmal an einer Depression. Wir alle haben in unserem Umfeld wenigstens eine Handvoll KuK, Nachbarinnen und Nachbarn, Familienmitglieder, Freunde, die aktuell an einer Depression leiden. In den wenigsten Fällen wissen wir davon, weil Betroffene aus Scham und Funktionswillen viel zu selten offen darüber sprechen können.

    In der Reha ging es in einer therapeutischen Gruppe, in der viele der Teilnehmenden wegen Depressionen oder Burnout in der Klinik waren, um die Frage nach dem Umgang mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen, also was Betroffene von Familie oder auch KuK brauchen würden, um entlastet zu werden in der Depression, statt immer weiter belastet zu werden. Wertschätzende, emphatische Kommunikation war dabei für alle Anwesenden wesentlich, um offener über die eigene psychische Erkrankung sprechen zu können, statt sich immer weiter beschämt zu fühlen und nicht selten beschämt zu werden, weil man als faul dargestellt wird (Stichwort umfassendes Sporttraining als Hilfe zur Tagesstruktur versus Sporttraining als Zeichen der Arbeitsunwilligkeit „der/die kann doch und will nur nicht“).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Du hast eine deutlich zu eindimensionale Vorstellung von Depressionen und deren Ursachen. Was Kapa beschreibt (Danke, für deine Offenheit an dieser Stelle!) ist - angepasst an die individuelle Situation- eine sehr typische Konstellation, die man, wenn man sich beispielsweise in der Reha mit Mitmenschen unterhält oder womöglich mit den Betroffenen im eigenen Umfeld, fast immer in der einen oder anderen Weise antrifft.


    Wie andere psychische Erkrankungen auch, haben Depressionen (wenn man endogene Depressionen mal ausklammert) vielfältige Ursachen. Die andauernde, belastende Situation am Arbeitsplatz führt - wenn traumatische Ereignisse keine Rolle spielen - typischerweise dann in die DU, wenn es keinen Ausgleich zu dieser Belastung im Privaten gibt, sondern weitere Belastungsfaktoren dazukommen, die Kapa gut dargestellt hat. Das muss längst nicht immer ein zu pflegender Angehöriger oder Todesfälle sein. Fehlende Möglichkeiten offen über die eigene Gefühlslage zu sprechen sind zentral. Innere Last nicht abgeben können, sondern stattdessen auch im privaten Umfeld noch mehr leisten zu müssen und vor allem auch zu wollen, nur um zunehmend am eigenen Selbstanspruch zu scheitern, weil die Kraft nicht ausreicht, was extrem beschämend ist, so dass man sich immer weiter in sich zurückzieht, statt über die Gefühle, den Selbstanspruch, die Belastungen offen zu sprechen. DAS ist eine typische Grundkonstellation in der Depressionen entstehen und auch erst einmal erhalten werden.

    Rund ein Fünftel der Bevölkerung erkrankt im Laufe eines Lebens mindestens einmal an einer Depression. Wir alle haben in unserem Umfeld wenigstens eine Handvoll KuK, Nachbarinnen und Nachbarn, Familienmitglieder, Freunde, die aktuell an einer Depression leiden. In den wenigsten Fällen wissen wir davon, weil Betroffene aus Scham und Funktionswillen viel zu selten offen darüber sprechen können.

    In der Reha ging es in einer therapeutischen Gruppe, in der viele der Teilnehmenden wegen Depressionen oder Burnout in der Klinik waren, um die Frage nach dem Umgang mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen, also was Betroffene von Familie oder auch KuK brauchen würden, um entlastet zu werden in der Depression, statt immer weiter belastet zu werden. Wertschätzende, emphatische Kommunikation war dabei für alle Anwesenden wesentlich, um offener über die eigene psychische Erkrankung sprechen zu können, statt sich immer weiter beschämt zu fühlen und nicht selten beschämt zu werden, weil man als faul dargestellt wird (Stichwort umfassendes Sporttraining als Hilfe zur Tagesstruktur versus Sporttraining als Zeichen der Arbeitsunwilligkeit „der/die kann doch und will nur nicht“).

    Das trifft es gut mit der Beschämung.
    Selbst für meine Eltern war es kurzzeitig schwer damit umzugehen, denn bei uns spricht man nicht offen über Probleme sondern löst sie einfach.
    Das sie dann ihre Ansicht geändert haben lag an dem Fakt das ich das einzige Mal in meinem Leben (Baby- und Kleinkindalter mal ausgenommen) vor ihnen sehr heftig weinen musste weil nichts mehr ging als ich mir ihnen drüber reden wollte. Im Nachhinein war das eine spannend-lustig-fatalistische Situation. Ich hab meine Eltern noch nie hilf- oder ratlos erlebt bis zu dem Zeitpunkt und auch danach nie wieder.

    Ich hab den Fehler einmal gegenüber einigen Kollegen gemacht und das genau so offen wie hier angesprochen als es zu dem Thema kam. Seit dem rede ich nicht mehr offen mit Kollegen darüber es sei denn morbide bekannt, das sie eine andere Sicht darauf haben.
    Ich muss muss mich jetzt nicht zwingend mit „ach gottchen, jetzt hab dich mal nicht so“ belegen lassen.
    Ich kenne leider genug Leute die ihre Depression oder burnout aussitzen bzw unter den Teppich kehren und ich kenne leider nich mehr, die so etwas klein reden weil sie selbst nicht betroffen sind.


    Wohl dem, der gelernt hat, zu ertragen, was er nicht ändern kann.

    Der Himmel ist nicht mein Limit, ich bin es.

  • Das trifft es gut mit der Beschämung.
    Selbst für meine Eltern war es kurzzeitig schwer damit umzugehen, denn bei uns spricht man nicht offen über Probleme sondern löst sie einfach.

    Das kenne ich nur zu gut. Das hat sich inzwischen geändert, weil ich mich geändert habe, gelernt habe besser über meine Gefühle zu sprechen. Das hatte einen Effekt auf die Menschen, die mich lieben, die sich daraufhin schrittweise ebenfalls geändert haben, weil sie helfen wollten. Auch das ist schließlich eine Form der Problemlösung.

    Ich hab den Fehler einmal gegenüber einigen Kollegen gemacht und das genau so offen wie hier angesprochen als es zu dem Thema kam. Seit dem rede ich nicht mehr offen mit Kollegen darüber es sei denn morbide bekannt, das sie eine andere Sicht darauf haben.
    Ich muss muss mich jetzt nicht zwingend mit „ach gottchen, jetzt hab dich mal nicht so“ belegen lassen.
    Ich kenne leider genug Leute die ihre Depression oder Burnout aussitzen unter den Teppich kehren und ich kenne leider noch mehr, die so etwas klein reden weil sie selbst nicht betroffen sind.

    Das dürfte wohl die Geschichte von jeder und jedem in einer psychosomatischen Reha sein: Mitmenschen, die mit Unverständnis reagieren, Druck aufbauen, einen beschämen, Sprüche, „man solle sich nicht so haben“ und natürlich viel zu lange der Selbstversuch das irgendwie aushalten und aussitzen zu wollen oder mit reinen „Pflastern“ zu heilen, bis das nicht mehr funktioniert, genau wie man selbst, so dass man andere Wege gehen lernen muss.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Es war übrigens letztens eine interessante Doku auf Arte (wohl noch zu haben in der Mediathek).

    Der Titel war nicht das Schweigen der Lämmer sondern vielmehr "Das Schweigen der Männer"

    Hier wurde gezeigt, wie Depressionen des Mannes sich deutlich von dem der Frauen unterscheiden können. So konnte für Männer gezeigt werden, dass das Aggressionspotential von Männern deutlich ansteigt und inadäquate Reaktionen im Job die Folge sein können. In diesem Zusammenhang habe ich so manchesmal, wenn ein Kollege überreagiert hat und das dann in der Presse verfolgt wurde gedacht, "Junge, hättest Du Dich mit Deinen Problemen noch krankschreiben lassen".

    Im Rahmen der Therapie wurde dann auch die Aggressionstherapie u.a. durch eine Boxtherapie unterstützt. Würde das dann ein Kollege sehen, würde auch hinter vor gehaltener Hand geredet. "Er ist in der Lage zu boxen, kann aber nicht zur Arbeit kommen?" Ja, wenn er in der Fa. einen anschreit kriegt er eine Abmahnung und nimmt er seine Depression als Entschuldigung. "Ja, warum haben Sie sich nicht krank schreiben lassen?" so siehts aus.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Wenn du meinst.

    Ich bin seit Jahrzehnten im Laufsport unterwegs und dabei international mittlerweile seit 6 Jahren im Ultrabereich.
    Ich kenne einige aus der Szene, die trotz oder gerade wegen Depressionen mit dem Laufen angefangen haben und die trotz Depression extreme Strecken absolvierten. Warum sie sich für Ultras trotz massiv kräftezehrenden Trainings entschieden haben? Genau deswegen. Raus aus dem Hamsterrad, feste Struktur, Ablenkung etc.


    Mich schauen die meisten Ärzte als gesunder Mensch an, wenn ich ihnen mitteile das ich einen Attest benötige für einen Lauf X über 250km im drei Tagen. Ich wurde auch schon bei Marathon schief von Ärzten angeschaut.
    Mein damaliger Amtsarzt (da war ich schon mehrere Marathon gelaufen) hat mich bei der Verbeamtung als Fett und unsportlich bezeichnet weil er rein auf BMI und Bauch geschaut hat. Während mein damaliger Sportmediziner eine ganz andere Ansicht hatte. Den kannte kannte ich nämlich bereits von meiner Zeit direkt nach der Bundeswehr:

    Einsatz im Ausland + mehrere Familienmitglieder schwerer krank + 3 Todesfälle von Menschen die mir sehr nahe standen und deren Beerdigungen ich aufgrund des Einsatzes nicht bei wohnen konnte —> führte bei mir (verstärkt zu Vitamin d Mangel) zu einer Depression aus der ich nur so sauber raus gekommen bin weil ich das Laufen wieder für mich entdeckt habe (dank des Arztes!). Also JA: Sport auch im extremsportbereich kann dazu beitragen, dass man in einer sehr schweren Lebensphase schneller auf die Beine kommt. Mir hat es damals eine feste Struktur gegeben als ich mich auf meinen ersten Marathon vorbereitet hatte mit 20 und ja, es hat mich auch sehr vereinnahmt und dadurch sehr gut abgelenkt.

    Ich stimme dir bei allem zu. Nur, hast du dein Training in einem 1 Jahr dauernden, bezahlten Krankenstand absolviert? Für Otto Normalverbraucher bleibt so ein G`schmäckle (wie man hier sagt), wenn man mitbekommt, dass jemand, der krank ist, für z.B. den Ironman (weil es hier angesprochen wurde) trainieren kann. Das ist einfach schwer zu verstehen. Im Krankenstand Sport zu machen, um fit zu werden und weil es einem hilft, sozusagen in der "haushaltsüblichen Menge", da sagt sicher niemand was. Öffentlich (also im Fernsehen, instagram...)würde ich mich im Krankenstand ungern zeigen, weil ich es nicht mag, wenn über mich geredet und unnötig spekuliert wird. Ich finde auch, der länger dauernde Krankenstand an sich wird dann kritischer betrachtet, was allen anderen, die auch davon betroffen sind, schaden kann.

  • Es war übrigens letztens eine interessante Doku auf Arte (wohl noch zu haben in der Mediathek).

    Der Titel war nicht das Schweigen der Lämmer sondern vielmehr "Das Schweigen der Männer"

    Hier wurde gezeigt, wie Depressionen des Mannes sich deutlich von dem der Frauen unterscheiden können. So konnte für Männer gezeigt werden, dass das Aggressionspotential von Männern deutlich ansteigt und inadäquate Reaktionen im Job die Folge sein können. In diesem Zusammenhang habe ich so manchesmal, wenn ein Kollege überreagiert hat und das dann in der Presse verfolgt wurde gedacht, "Junge, hättest Du Dich mit Deinen Problemen noch krankschreiben lassen".

    Im Rahmen der Therapie wurde dann auch die Aggressionstherapie u.a. durch eine Boxtherapie unterstützt. Würde das dann ein Kollege sehen, würde auch hinter vor gehaltener Hand geredet. "Er ist in der Lage zu boxen, kann aber nicht zur Arbeit kommen?" Ja, wenn er in der Fa. einen anschreit kriegt er eine Abmahnung und nimmt er seine Depression als Entschuldigung. "Ja, warum haben Sie sich nicht krank schreiben lassen?" so siehts aus.

    Männer sind, zumindest aus meiner Erfahrung, prädestiniert dafür, alles mit sich selbst ausmachen zu wollen nur um niemandem zur Last zu fallen. Zumindest bei denen, die so sozialisiert wurden, dass "Ein Indianer kennt keinen Schmerz" etc. Das erlebe ich auch immer wieder bei Kollegen und Schülern (also beide Richtungen: die Reaktion auf eigenes Unvermögen und das Projizieren der Anspruchshaltung auf andere).


    Ich stimme dir bei allem zu. Nur, hast du dein Training in einem 1 Jahr dauernden, bezahlten Krankenstand absolviert? Für Otto Normalverbraucher bleibt so ein G`schmäckle (wie man hier sagt), wenn man mitbekommt, dass jemand, der krank ist, für den Ironman trainieren kann. Das ist einfach schwer zu verstehen. Im Krankenstand Sport zu machen, um fit zu werden und weil es einem hilft, sozusagen in der "haushaltsüblichen Menge", da sagt sicher niemand was. Öffentlich (also im Fernsehen, instagram...)würde ich mich im Krankenstand ungern zeigen, weil ich es nicht mag, wenn über mich geredet und unnötig spekuliert wird. Ich finde auch, der länger dauernde Krankenstand an sich wird dann kritischer betrachtet, was allen anderen, die auch davon betroffen sind, schaden kann.

    Ja, ich war krankgeschrieben und bin teilweise täglich wenn mir die Decke auf den Kopf fiel gelaufen. Meine Aufzeichnungen aus der Zeit zeigen mir das ganz klar, ich hab da zB drei Wochen zum Ende hin, in denen ich jeden Tag gelaufen bin und zwar jeweils 10km bis 30km. Bis dann mein Arzt die Bremse gezogen hat. Und ja mein damaliger Kommandeur hatte dazu auch Fragen.

    Was ist denn "haushaltsübliche Menge" bitte? Für mich ist eine wöchentliche Gesamtkilometerzahl bei 80 - 100km, für andere sind das schon zu viel und selbst da würde ich von Kollegen dumme Sprüche kassieren wenn ich mich krank gemeldet habe. Da bräuchte es nicht mal 50km in der Woche wenn ich äußerlich nicht "Sichtbares" habe. Ja, es ist durchaus unbedacht, sich dann öffentlich zu präsentieren (ich hab selbst Instagram und nur ganz wenige meiner Kollegen da mit drin...Schüler zB gar nicht und der Kanal ist auch auf privat). Es liegt doch aber nicht daran, dass sich die Menschen "präsentieren", sondern vielmehr daran, dass jeder andere meint sich das Maul zerreißen zu können oder sich ein Urteil bilden zu können.

    "Wie du hast Burn Out und Depression? Du lachst doch so oft. Das ist bestimmt nur ne Phase, kann ja nicht sein sonst würdest du ja nicht so fröhlich sein.".....wie oft durfte sich das meine Schwiegermutter zB anhören. Zwei Jahre war sie krank geschrieben und in ärztlicher Behandlung und selbst ihre Tante hat ihr unterstellt, sie wäre nur zu faul und Burnout ist ja sowieso nur ne Modeerscheinung damit die Psychologen mehr Geld verdienen und sie soll sich endlich mal am Riemen reißen.

    Was es vielmehr braucht, ist eine Akzeptanz des Krankheitsbildes in der Gesellschaft und da ist noch ein langer Weg hin.


    Wohl dem, der gelernt hat, zu ertragen, was er nicht ändern kann.

    Der Himmel ist nicht mein Limit, ich bin es.

  • Was ist denn "haushaltsübliche Menge" bitte?

    Kein Extremsport. Also Sport, der so viel Zeit beansprucht, dass ich meinen Beruf nicht mehr ausüben KANN. Bezieht sich hier auf das Training für den Ironman, weil das vorhin angesprochen wurde. Aber wenn das Therapie ist, dann nur zu. Für mich wäre wohl Therapie, 1 Jahr zu reisen, aber ob das durchgeht? Muss man nicht "im Ländle" bleiben ( und nein, ich fühle mich nicht als Schwäbin, weiß nur nicht, wie ich es formulieren soll)?

  • sondern vielmehr daran, dass jeder andere meint sich das Maul zerreißen zu können oder sich ein Urteil bilden zu können.

    Das genau ist der Punkt - und das Problem bei jemandem, der Krank geschrieben ist und Sport oder ähnliches macht, hat erst mal nicht der krank geschriebene. Sondern die Person, die das ungut findet.

    Die formale Entscheidung, ob jemand unberechtigterweise krank geschrieben ist, fällen nicht die Kollegen oder die Eltern. Dafür sind andere Instanzen zuständig.


    Was es vielmehr braucht, ist eine Akzeptanz des Krankheitsbildes in der Gesellschaft und da ist noch ein langer Weg hin.

    Volle Zustimmung.

  • Nein, dafür gibt es keinen Grund/Verpflichtung.

    Möchte nicht wissen, was los wäre, wenn ich im Krankenstand (als Therapie) 1 Jahr lang in der Welt herumreise. Dafür hätte in meinem Umfeld (Kolleginnen, Familie, Schüler und Eltern) niemand Verständnis. Bei Kolleginnen käme wohl eher Neid auf, weil sie denken würden, sie müssten sich ein Sabbatjahr lange ansparen. Das Sabbatjahr dient ja auch den meisten, um wieder Kraft zu tanken, um weitermachen zu können.

  • Ob eine einjährige Weltreise überhaupt funktioniert glaube ich nicht. Du musst ja schon irgendwie erreichbar sein, falls du zum Versorgungsamt musst bei so langer Krankheit. Es kann dir aber niemand eine Reise im Krankenstand verbieten. Diese darf natürlich nicht der Genesung entgegenstehen.

  • Weltreise dürfte schwierig werden. Mittlerweile schlägt das Pendel in die andere Richtung. Nach sechs Wochen gibt's eine Einladung zum BEM. Wenn da nichts konkretes passiert kommt nach drei Monaten dze Anhörung zum Amtsarzt und dann kommt auch schon irgendwann der Amtsarzttermin.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Das ist in der Regel nicht das Versorgungsamt. Due haben nochmal eigene Amtsärzte für den GdB.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Kein Extremsport. Also Sport, der so viel Zeit beansprucht, dass ich meinen Beruf nicht mehr ausüben KANN. Bezieht sich hier auf das Training für den Ironman, weil das vorhin angesprochen wurde. Aber wenn das Therapie ist, dann nur zu. Für mich wäre wohl Therapie, 1 Jahr zu reisen, aber ob das durchgeht? Muss man nicht "im Ländle" bleiben ( und nein, ich fühle mich nicht als Schwäbin, weiß nur nicht, wie ich es formulieren soll)?

    Iron Man Training ist durchaus mit der Ausübung des Berufs möglich. Auch wenn man dann sicher nicht "ganz vorne" mit dabei ist. Deswegen, sorry, auch ein Iron Man oder Ultratraining kann therapeutisch wirken gerade wenn es dazu führt udn genutzt wird, einen Tagesablauf zu strukturieren.

    Möchte nicht wissen, was los wäre, wenn ich im Krankenstand (als Therapie) 1 Jahr lang in der Welt herumreise. Dafür hätte in meinem Umfeld (Kolleginnen, Familie, Schüler und Eltern) niemand Verständnis. Bei Kolleginnen käme wohl eher Neid auf, weil sie denken würden, sie müssten sich ein Sabbatjahr lange ansparen. Das Sabbatjahr dient ja auch den meisten, um wieder Kraft zu tanken, um weitermachen zu können.

    Es kann dir doch aber scheißegal sein ob irgendwer Verständnis hat. Kannst du was am Neid oder Verständnis der anderen ändern? Nein! Kannst du an deinem Genesungszustand etwas ändern wenn die Weltreise hilft? Ja!


    Wenn das "Verständnis" der Anderen, das ja komplett subjektiv sein kann und wird, für mich der Punkt ist, an dem meine Genesung scheitert, dann hab ich andere Probleme, die ich lösen muss. Was juckt es mich, was die anderen von mir halten wenn es mir schlecht geht und ich mir helfe/helfen lasse? Sollte nicht vielmehr das Ziel sein gesund zu werden?


    Wohl dem, der gelernt hat, zu ertragen, was er nicht ändern kann.

    Der Himmel ist nicht mein Limit, ich bin es.

  • Zauberwald

    Ich habe einen verbeamteten Menschen, der nicht Lehrer ist, mal dahingehend beraten. Der hat vier Wochen Türjei Urlaub gebucht in der Erkrankung. Aber schön brav mit Attest vom Arzt, dass diese Maßnahme der Genesung förderlich ist und der behandelnde Facharzt dies ausdrücklich befürwirtet, dem Arbeitgeber angezeigt. Das hat dann in der Form keine Probleme gegeben und nach eigener Aussage hat ihm das genauso weiter geholfen wie vor fünf Jahren die REHA. Wenn's hilft.🤷

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Das ist in der Regel nicht das Versorgungsamt. Due haben nochmal eigene Amtsärzte für den GdB.

    Bei uns geht es in solchen Fällen zum Versorgungsamt. Aber da mag es in anderen Ländern, andere Wege geben.

  • Weltreise dürfte schwierig werden. Mittlerweile schlägt das Pendel in die andere Richtung. Nach sechs Wochen gibt's eine Einladung zum BEM. Wenn da nichts konkretes passiert kommt nach drei Monaten dze Anhörung zum Amtsarzt und dann kommt auch schon irgendwann der Amtsarzttermin.

    Was auch völlig okay ist. Diese Abgehobenheit bei der Erwartungshaltung findet man häufig bei Beamten.
    Einigen täte es gut zu Gesicht mal eine Weile in der freien Wirtschaft zu arbeiten.

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