Ethikunterricht wie?

  • Ihr Lieben,

    Ich bin eigentlich Lehrkraft für SEK I und SEK II, arbeite jetzt aber seit diesem Schuljahr an einer Grundschule, weil ich überlegt habe auf GS zu wechseln u es ausprobieren wollte.

    Ich habe aber festgestellt, dass der Unterricht komplett anders von der Pädagogik her ist u fühle mich irgendwie ins kalte Wasser geworfen, direkt eigene Klassen im Fachunterricht Ethik zu haben. Bisher hatten wir nur Klassenlehrerunterricht u ich fast nur Vertretung zu geben, aber jetzt muss ich selbst ran.

    Ich habe in wenigen Unterrichtsstunden hospitieren können u merke, dass der Unterricht extrem anders ist. Ich habe mir für Ethik sehr viel Material besorgt, weiß aber nicht, wie man das anwendet. Das hört sich jetzt echt dumm an, aber ich habe absolut keine Ahnung… Wie bespricht man z.B. eine Bilderbuchgeschichte? Macht man dazu ein Arbeitsblatt? Lässt man dazu ein Rollenspiel machen? Ich habe keine Ahnung, wie Ethikunterricht in der GS funktioniert. Leider kann ich auch nicht hospitieren, weil der ganze Ethik- Unterricht in den anderen Klassen parallel mit meinem unterrichtet wird. Dazu kommt noch, dass ich eigentlich Reli-Lehrkraft bin.

    Wie sieht bei euch so eine typische Ethikstunde aus, falls es diese gibt?

    Vielen Dank für eure Antwort!

  • Hallo!

    Zum Thema Ethikunterricht kann ich nicht wirklich helfen. Deine Fragen sind aber so grundlegend und betreffen alle Fächer, dass ich dir auf jeden Fall raten würde in anderen Fächern zu hospitieren. Die allgemeinen Arbeitsweise, dürften in Ethik keine komplett anderen sein als im Sachunterricht oder in Deutsch. Wichtig ist, dass du ein Gegühl dafür bekommst, was mit der Altersgruppe umsetzbar ist und was eher nicht, auch wie die Ansprache ist . Und dann gibt es ja auchnochmal himmelweite Unterschiede je nach Klassenstufe.

    "Die Wahrheit ist ein Zitronenbaiser!" Freitag O'Leary

  • - Setze ein Ziel für die Unterrichtseinheit.

    - Setze Ziele für die Unterrichtsstunden.

    - Suche dann Material und Methoden, um die Inhalte zu transportieren und die Ziele zu erreichen.

    - Grundlage sind die Lehrpläne des Bundeslandes und der Schulart.

    - Besorge dir fertige Unterrichtsreihen, Handbücher zum Schulbuch und Didaktikbücher zum Entlanghangeln.

    - Hospitiere bei so vielen Kolleginnen wie möglich.

    Bist du überhaupt Lehrkraft oder schon mit Reli irgendwie quereinsteigend unterwegs? "Ins kalte Wasser geworfen" finde ich schon etwas passiv formuliert dafür, dass du es dir ausgesucht hast, mal eben die Schulart zu wechseln um zu testen wie das so ist.

  • Zur konkreten Frage: in den Sitzkreis begeben, der Reihe nach, nicht alle auf einmal. Zeigen und Vorlesen. Zwischendrin ggf. disziplinieren, dass alle zuhören. Nacherzählen lassen.

    Dann zurück an die Tische, auch diese Phase begleiten, schauen dass alles leise vonstatten geht. Auswerten, wie das geklappt hat.

    Wie alt sind die Kinder? 1. oder 4. ist ein großer Unterschied. Können die Kinder lesen/schreiben? Gibt es überhaupt ein Arbeitsblatt dazu? Selbst erstellen dürfte im Moment zu schwierig sein.

    Rollenspiel ist eine gute Sache, bereite es vor, indem du zum Beispiel überlegst: welche Rollen gibt es? Brauchen wir Requisiten? Wie viel muss man jeweils sagen? Gibt es Formulierungen, die du sammeln willst?

    Greife dann die Ideen der Kinder auf und bette sie ein. Es muss nicht genau das gesagt werden, was du erwartest aber es schadet nicht, den Verlauf zu antizipieren.

    Und wie können die Ergebnisse dann gesichert werden? Bilder aus der Geschichte kopieren und der Reihe nach aufkleben lassen? Wörter/Sätze schreiben lassen?

    Im Grunde musst du das Vorwissen erst mal erraten. Du könntest auch in die Hefte schauen, was in Deutsch gerade gemacht wird und wo sie sprachlich in etwa unterwegs sind.

    ...Wie bespricht man z.B. eine Bilderbuchgeschichte? Macht man dazu ein Arbeitsblatt? Lässt man dazu ein Rollenspiel machen? ...

  • Vieles überschneidet sich mit Reli oder SU, das heißt, du findest auch Handreichungen mit AB bei diesen Fächern und kannst es in Ethik einsetzen.

    Welche Methode du einsetzt, hängt von den Inhalten, Zielen und Klassen ab.
    Ich finde Standbilder früher möglich, Rollenspiele eher schwieriger,
    Szenen mit Sprechblasen zu versehen, ist einfacher, geht aber erst, wenn die Kinder einigermaßen schreiben können (eher Klasse 2 oder Mitte 2, je nach Einzugsgebiet und Zusammensetzung).

    Wie viel man basteln möchte, muss man selbst überlegen, mir gefällt es nicht, wenn es zur Bastelstunde wird, aber wenn das Basteln die Auseinandersetzung fördert oder Identifikation bietet, die man im Unterricht nutzen kann (kleine Wir-Fingerpuppen, die dann genutzt werden), würde ich die Zeit investieren. Dabei musst du dir vom Kollegium helfen lassen, damit die zeitliche Einschätzung für dich leichter wird und das Basteln nicht den Rahmen sprengt.

    Fachunterricht in 1 finde ich besonders herausfordernd. Hilfreich kann es sein, mit Ritualen mehr Struktur zu bekommen (ein Spiel, ein Lied, ein Rhythmus…, für den gemeinsamen Anfang oder das Ende). Die Phasen in Klasse 1 sind kurz, die Aufmerksamkeitsspanne auch, wenn es Randstunden am Ende sind, um so mehr.

  • Die Angabe des Bundeslandes wäre hilfreich. In Ba-Wü gibt es z.B. kein Fach Ethik in der GS. Dafür gibt es vom Kumi für die anderen Fächer Umsetzungsbeispiele für die Lehrplaninhalte, an denen man sich orientieren kann. Vielleicht gibt es in deinem BL ebenfalls derartige Handreichungen. Sonst würde ich mich am Fach Evang. Religionslehre orientieren und daraus die Ethik-Themen extrahieren. Religionsunterricht besteht schließlich nicht nur aus Jesusgeschichten und Betstunden - da geht es in vielen Bereichen um ethische Fragestellungen.
    Wegen Lehrermangel wurde ich von der SL gebeten, evang. Religion in den Klassen 5/6 zu unterrichten. Als Agnostiker hab' ich dann ethische Themen behandelt und die Bibel als literarischen Text und Sprechanlass, um aus den Geschichten Handlungsanweisungen/Empfehlungen für eine ethische Lebensführung zu finden.
    Ebenso hatte ich die Grundlagen der verschiedenen Weltreligionen, deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten thematisiert. Der Vorteil des Faches Ethik/ev.Religion besteht darin, dass die Lehrplanvorgaben sehr offen gefasst sind.

    «Wissen – das einzige Gut, das sich vermehrt, wenn man es teilt.» (Marie von Ebner-Eschenbach)
    Meine Beiträge können Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten

  • Wenn du für Sek1 ausgebildet bist, dann bedeutet das doch Klasse 5, das ist ja nicht so weit weg von Klasse 4, da müsstest du doch eine Ahnung haben.

    Berufliche Schule ist auch nicht weit weg von 9. oder 10. Klasse Sek I oder 13. Klasse Sek II (oder andere Übergang). Damit kenne ich mich da auch sehr gut aus, wenn ihr was spezielles wollt.

  • Berufliche Schule ist auch nicht weit weg von 9. oder 10. Klasse Sek I oder 13. Klasse Sek II (oder andere Übergang). Damit kenne ich mich da auch sehr gut aus, wenn ihr was spezielles wollt.

    Die TE arbeitet an der Grundschule. Das ist schon ein "ziemliches Stück weit weg" von der Berufsschule.

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  • Die Angabe des Bundeslandes wäre hilfreich. In Ba-Wü gibt es z.B. kein Fach Ethik in der GS. Dafür gibt es vom Kumi für die anderen Fächer Umsetzungsbeispiele für die Lehrplaninhalte, an denen man sich orientieren kann. Vielleicht gibt es in deinem BL ebenfalls derartige Handreichungen. Sonst würde ich mich am Fach Evang. Religionslehre orientieren und daraus die Ethik-Themen extrahieren. Religionsunterricht besteht schließlich nicht nur aus Jesusgeschichten und Betstunden - da geht es in vielen Bereichen um ethische Fragestellungen.
    Wegen Lehrermangel wurde ich von der SL gebeten, evang. Religion in den Klassen 5/6 zu unterrichten. Als Agnostiker hab' ich dann ethische Themen behandelt und die Bibel als literarischen Text und Sprechanlass, um aus den Geschichten Handlungsanweisungen/Empfehlungen für eine ethische Lebensführung zu finden.
    Ebenso hatte ich die Grundlagen der verschiedenen Weltreligionen, deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten thematisiert. Der Vorteil des Faches Ethik/ev.Religion besteht darin, dass die Lehrplanvorgaben sehr offen gefasst sind.

    Vielleicht findest du im Lehrplan deines Bundeslandes ähnliche Handreichungen. Sonst orientiere dich an ev. Religion und ziehe die Ethik-Themen heraus.

  • Vielleicht findest du im Lehrplan deines Bundeslandes ähnliche Handreichungen. Sonst orientiere dich an ev. Religion und ziehe die Ethik-Themen heraus.

    In der Pension wird ihm das wahrscheinlich ziemlich egal sein. Mir wäre es echt egal :D

  • Sonst würde ich mich am Fach Evang. Religionslehre orientieren und daraus die Ethik-Themen extrahieren.

    Sonst orientiere dich an ev. Religion und ziehe die Ethik-Themen heraus.

    Warum eigentlich gerade evangelische Religionslehre und nicht alevitische, altkatholische, islamische sunnitischer Prägung, jüdische, katholische oder syrisch-orthodoxe?

  • Weil die Hälfte der Themen Ethikthemen sind, die praktisch immer ohne religiösen Bezug bearbeitet werden.

    Und die religiösen Themen sind so dumbed down, dass man darauf auch verzichten kann.

    Ich finde, Religion als Fach und vor allem konfessioneller Religionsunterricht sollte abgeschafft und durch Ethik/Praktische Philosophie ersetzt werden, und das sage ich als praktizierende Christin. In diesem Fach könnten dann auch die einzelnen Religionen behandelt werden, so in etwa eine pro Schuljahr.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von Miss Othmar (12. September 2025 17:31)

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