Gen Z lässt sich nicht mehr so viel bieten. Schule sollte kein sozialer Fußabtreter mehr sein.

  • Wenn ich im Unterricht inhaltlich "nicht besonders viel" oder nur "bei manchen" überhaupt was erreichen kann, empfinde ich das als null befriedigend und mich selbst als teure Ressourcenverschwendung. Für den armseligen Output bin ich definitiv überbezahlt. Und frage mich, was wir uns als Gesellschaft da eigentlich leisten..

    Wieso? Ist doch alles tippi toppi in unserem Schulsystem! Vor dem nächsten Sommer werden wieder unzählige Einser-Abiturienten entlassen werden. Und alle werden wieder Beifall klatschen. Das Schulministerium wird mal wieder sich selbst mit den Worten "Gut gemacht!" auf die Schulter klopfen.

    Das leisten wir uns als Gesellschaft doch gerne!8)

  • Du hast schon Recht. Wir können uns nicht beschweren, wenn die Jugend "nichts" kann, und dann haufenweise Einser vergeben. Quittengelee hat dazu in der Vergangenheit treffenderweise geschrieben: Wenn die Schüler (m/w/d) die vermittelten Lernziele nicht erreichen, müssen wir auch realistische Noten geben, mitunter auch Note 5 oder 6.

  • Es war ruhiger. Es bestand ein größerer Konsens in Punkto Erziehung. Man hat das im Sozialverhalten der Schüler gemerkt. Schule und Elternhaus zogen eher an einem Strang. Sozial auffällige Schüler waren Einzelfälle. Wer in dieser Zeit nicht gelebt hat, hat keinen echten Vergleich parat.

    Heutzutage hat man es in einer Klasse, neben vieler sozialen Geisterfahrerei, mit überindividualisierten Befindlichkeiten zu tun, die alle gleichzeitig und oberwichtig gesehen werden wollen. Die soziale Klammer ist kaum noch vorhanden.8)

    Ich war an einem altsprachlichen Gymnasium in den 70er/80er Jahren. Schlägereien zwischen den Schülern war deutlich häufiger, Mobbing zwischen den Mädchen auch und beides wurde in all den Jahre nur von einer Lehrerin thematisiert. Gewalt war noch verbreitet. Niemand Schritt ein.

    Ich wurde mal von einer Lehrerin mit Worten fertig gemacht, das würde heute auch nicht mehr gehen. Man durfte nichts gegen Strauß oder die CDU sagen. Umweltpolitik war dagegen kriminell.

    Wenn ich an meine Eltern denke, gute und angepasste Schüler, hatten sie wenige gute Gedanken an Schule. Das fiel mir erst bei einem geplanten Ausflug in ein Freilichtmuseum auf, den sie verweigerten.

    Soziale Klammern gab es weniger als heute, Hierarchien bestimmten mehr den Alltag. Ich wurde nur dann eingeladen, wenn ich Mathe erklärte. Sonst blieben Professoren- und Ärztekinder unter sich.

    Ich muss weiter unterrichten.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Sonst blieben Professoren- und Ärztekinder unter sich.

    Ob das wiederum so viel besser geworden ist, wage ich zu bezweifeln. Die Bubble-Bildung ist in den letzten Jahren wieder stärker geworden, sowohl sozioökonomisch, als auch politisch-weltanschaulich und auch kulturell-ethnisch.

  • Ich fand meine Schulzeit Ende der 80er, Anfang der 90er prima. Würde mich fast als "goldene Generation" bezeichnen. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen waren meine Lehrer uns Schülern zugewandt, da war nichts mehr mit schwarzer Pädagogik. Trotzdem war man noch an Leistung orientiert und der Unterricht war intellektuell anregend. Krasse Unterrichtsstörungen wie heute waren undenkbar. Mobbing wie es heute oft gibt in punkto Aussehen etc. habe ich in der Form auch nicht erlebt. Mag aber auch daran, dass die Ärztekinder auf dem anderen Gymnasium waren.

  • Ich war an einem altsprachlichen Gymnasium in den 70er/80er Jahren. Schlägereien zwischen den Schülern war deutlich häufiger, Mobbing zwischen den Mädchen auch und beides wurde in all den Jahre nur von einer Lehrerin thematisiert. Gewalt war noch verbreitet. Niemand Schritt ein.

    Ich wurde mal von einer Lehrerin mit Worten fertig gemacht, das würde heute auch nicht mehr gehen. Man durfte nichts gegen Strauß oder die CDU sagen. Umweltpolitik war dagegen kriminell.

    Sicher gab es mal Raufereien unter den Jungs. Ich habe in der Schule gerne die Mädchen geneckt und an ihren Zöpfen gezogen. Ich weiß auch noch, wie ich mit dem Fahrrad durch den Gummitwist der Mädels gefahren bin. Aber, das war's auch. Kein Vergleich mit heute.

    Deutliche Worte seitens der Lehrer gab es durchaus, besonders am Gymnasium. Aber, die hatten wir auch verdient. Wir waren am Gymnasium nur Jungs. Es herrschte der Geist der Leistungsorientierung. Wir wussten, wo wir waren, haben uns anstrengen müssen und gelernt, auch Misserfolge durchzustehen und daran zu wachsen. Eine 4 wurde von uns Schülern nicht selten positiv gesehen.

    Politisch sah es bei uns in Norddeutschland anders, ich denke liberaler, aus. Wir waren zur einen Hälfte SPD, zur anderen CDU geprägt. Meine Eltern haben Willy Brandt und später Helmut Schmidt gewählt.8)

  • Ob das wiederum so viel besser geworden ist, wage ich zu bezweifeln. Die Bubble-Bildung ist in den letzten Jahren wieder stärker geworden, sowohl sozioökonomisch, als auch politisch-weltanschaulich und auch kulturell-ethnisch.

    Du meinst den Trend zu privilegierten Privatschulen?

    Kann ich gut nachvollziehen, wenn es an den Staatsschulen immer dysfunktionaler wird.8)

  • Die Leistungen erhalten aber doch die Eltern und wir sprechen von den Kindern...?

    Wer 15 oder 16 Jahre lang an seinem Kind versagt hat, sollte dafür eigentlich auch irgendwann keine Leistungen mehr bekommen.

    Ich fände wirklich gar nicht verkehrt, solche Komplettausfälle erstmal ein Jahr in eine Art Bootcamp zu stecken, wo sie neu aufgesetzt werden, Struktur leben müssen und lernen, dass es Versorgung nur gegen Leistung gibt. Danach kann man mit den Leuten weiterarbeiten.

    Naja, ist aber auch müßig, denn wir haben ja nunmal staatlich verordneten Hätschelkurs 🙃

  • Naja, aber hier ging es doch um die Kinder. Ich hab nix zu den Eltern gesagt. Meine Meinung dazu dürfte dir unbekannt sein. Ich rede von den Kindern und einige andre auch. Plötzlich geht es um Sozialleistungen, die die Eltern erhalten. Das ist ein andres Thema. Es ging drum, welche Kinder bzw wie die Kinder heutzutage zur Schule kommen, also wie sie drauf sind. Allein darum ging es hier. Nicht um die Eltern.

  • Ich fände wirklich gar nicht verkehrt, solche Komplettausfälle erstmal ein Jahr in eine Art Bootcamp zu stecken, wo sie neu aufgesetzt werden, Struktur leben müssen und lernen, dass es Versorgung nur gegen Leistung gibt. Danach kann man mit den Leuten weiterarbeiten.

    Und wer kümmert sich inzwischen um die Kinder? Oder werden die gleich mal in Sippenhaft genommen?

  • Ich verstehe die Frage nicht. Wer keine Lust hat Kisten zu schleppen und auch kein angemessenes schulisches Verhalten zeigt, also gesellchaftliche Erwartungen nicht erfüllen möchte, sollte konsequenterweise auch das Recht auf groß Versorgungsleistungen verwirkt haben und minimal gesetzt werden.

    Ist doch schon so. Vielleicht nicht für Kinder, aber für Erwachsene. Die Mehrheit meiner Schülereltern bekommt Hartz4, entweder komplett oder als Aufstocker. Das ist kein einfaches Leben. Die leben am wirtschaftlichen Minimum. Ich glaub die Situation dieser Familien können sich die meisten Kollegen nicht vorstellen...

  • Sorry Magellan, wir reden aneinander vorbei. Ich rede schon durchaus von den "Kindern", wobei ich dabei jetzt 15 und älter im Sinn hatte. Jugendliche, denen man abverlangen könnte, sich entweder angemessen in der Schule zu verhalten oder zu arbeiten. Du schriebst, dass sie aber halt nicht gescheit arbeiten, sondern zur Belastung für den Betrieb würden. Ich meine, dass das dann der Punkt ist, an dem hart sanktioniert und massiv Druck aufgebaut werden müsste (sofern die Betroffenen noch zu Hause leben, natürlich auch auf/über die Eltern).

    Wir leben momentan in einem System, in dem es leider null Konsequenzen für unterirdisches Verhalten gibt. Statt dessen wird die schwere Kindheit bemüht und man soll für alles und jeden "Verständnis" aufbringen.

  • Ist doch schon so. Vielleicht nicht für Kinder, aber für Erwachsene. Die Mehrheit meiner Schülereltern bekommt Hartz4, entweder komplett oder als Aufstocker. Das ist kein einfaches Leben. Die leben am wirtschaftlichen Minimum. Ich glaub die Situation dieser Familien können sich die meisten Kollegen nicht vorstellen...

    Unter "minimal" verstehe ich Lebensmittelgutscheine und Sachleistungen, statt Bargeld aufs Konto. Bürgergeld ist sicherlich nicht toll, aber auch das beinhaltet noch 50€ für Freizeitaktivitäten. Wer sich als junger Mensch aktiv so verhält, dass er weder für einen Betrieb noch für eine Schule störungsfrei tragbar ist, sollte den Anspruch auf diesen Luxus meines Erachtens verlieren können.

  • Unter "minimal" verstehe ich Lebensmittelgutscheine und Sachleistungen, statt Bargeld aufs Konto. Bürgergeld ist sicherlich nicht toll, aber auch das beinhaltet noch 50€ für Freizeitaktivitäten. Wer sich als junger Mensch aktiv so verhält, dass er weder für einen Betrieb noch für eine Schule störungsfrei tragbar ist, sollte den Anspruch auf diesen Luxus meines Erachtens verlieren können.

    So wie ich dich verstehe, wäre im Rahmen deines Vorschlags die Gesellschaft durchaus bereit, Chancen/Perspektiven (auch bei Kindern und Jugendlichen aus suboptimalen schwierigen Verhältnissen) aufzuzeigen und so dem Individuum ermöglicht, mehr als das absolute Minimum (Brot-Wasser-Seife) zu bekommen, vorausgesetzt, es ist bereit, die Regeln des Systems zu befolgen. Wer wiederum auf Teufel komm raus mit dem Kopf durch die Wand will, würde eben nur das Existenzminimum bekommen, weil er/sie sich allem Anderen gegenüber aktiv (und bewusst) verweigerte.

  • 8)Naja, ist aber auch müßig, denn wir haben ja nunmal staatlich verordneten Hätschelkurs 🙃

    Ja, da muss ich Dir Recht geben. Gibt halt Wählerstimmen, wenn man den Eltern als Erziehungspflichtige in Punkto Schule nicht in die Pflicht nimmt.

    Aber, es gibt weitere Bausteine, die den Hätschelkurs verstärkt haben. Haben nicht etliche Kolleginnen/Kollegen da gerne mitgemacht und mit Übereifer die Kuschelpädagogik betrieben, unter dem Deckmantel der sozialen Gerechtigkeit? Welchen Stand hatten die Kolleginnen/Kollegen in den Lehrerzimmern, die für höhere Leistungsansprüche und Disziplin plädiert haben? Die nicht die Rolle des sozialen Fußabtreters hinnehmen wollten?

    Und die Rolle der GEW müsste man auch noch mal kritisch ins Visier nehmen. War sie wirklich für die Belange Lehrer da oder eher Teil des sich immer mehr abzeichnenden Problems? Ich habe sie weniger als Gewerkschaft für die Lehrer wahrgenommen, eher als Gewerkschaft für Eltern und Schüler, unter Berücksichtigung der Lehrer. Meine Meinung!

    Es gibt weitere Faktoren.

    Ich bin da ganz bei Maylin85. Was leisten wir uns eigentlich als Gesellschaft? In 20 Jahren wird man fragen, was habt Ihr da zugelassen?8)

  • Versorgung gibt es nicht nur gegen Leistung. Die Minimalversorgung gibt es aus gutem Grund als Menschenrecht. Und Minimalversorgung schließt in dem Sinne mehr ein als Essen, Trinken und Unterkunft. Dazu gehört auch Bildung und Teilhabe. Und vor allem Selbstbestimmung! Das ist kein Luxus, das ist das Mindesmaß. Menschenrechte sind nicht an Leistung gebunden. Ich bin sehr froh darum, dass es nicht anders ist und auch in Zukunft rechtlich geschützt ist.

    Man argumentiert offensichtlich aus einer engstirnigen Sicht, wenn man meint, Kinder und Jugendlichen wären so pauschal an ihrer Situation selbst Schuld. Kinder und Jugendliche sind u.a. das Ergebnis der Gesellschaft und ihrer Eltern. Viel mehr schuldet die Gesellschaft dieser Generation nämlich auch etwas, nämlich eine Perspektive. Die letzten Jahrzehnte ging es stetig bergauf und wer meint, das läge an vermeintlich fleißigen oder disziplinierten Generationen, ignoriert offensichtlich, dass die letzten Generationen von genau dem profitieren, das nun wegfällt: eine große Zahl an Arbeitnehmer*innnen und keine direkte kriegerische Bedrohung. Statt aber das Geld in die Allgemeinheit zu investieren, floss es in private Taschen. Der Zustand der Schulen ist wohl kaum ein Ergebnis der aktuellen Bildungspolitik, sondern das Ergebnis eines Investitionsstaus der letzten Jahrzehnte.

    Da sitzen wir Lehrkräfte und die Schüler*innen im selben Boot, denn diese Situation führt bei Lehrkräften ebenso wie bei den Schüler*innen zu der Frustration, die ich hier aus einigen Beiträgen herauslese. Wir Lehrkräfte haben jedoch die sehr viel privilegiertere Perspektive, denn wir sind meist verbeamtet und stehen mitten im Leben. Viele Schüler*innen an meiner Schule haben diese Perspektive nicht, sondern stehen auf die eine oder andere Art oft auf der Seite der Verlierer*innen. Und das merkt man ihnen meiner Wahrnehmung in der Schule oft an und besonders stark, wenn sie bei etwas verlieren, das sie eigentlich ausmacht und in dem sie eigentlich gut sind. Wir haben deshalb ganz oft im Sportunterricht Probleme mit den Emotionen. Ich merke die Frustration an mir ja auch, wenn die Leistungen in der Klasse oder das Verhalten der Kinder nicht meinen Erwartungen entsprechen und dann handle ich manchmal emotional, so wie die Kinder auch.

    Die Gesellschaft schuldet der Generation eine Perspektive auch insofern, als dass anteilig vermutlich so viele Eltern arbeiten wie nie zuvor im Nachkriegsdeutschland. Das ist eine Hypothek für die Kinder dieser Generation, denen merklich die emotionale Sicherheit und Bindung fehlt. Unsere Gesellschaft hat sich so entwickelt, dass beide Elternteile arbeiten gehen (und im Sinne der Emanzipation ist das auch richtig so). Die Schule (und auch die frühkindlichen Betreuung und Bildung) hingegen ist noch mitten im Prozess sich daran anzupassen und erwartet oft noch das Gleiche von den Eltern, wie zu den Zeiten, als ein Elternteil zuhause geblieben ist. Andere Länder und Schulsysteme zeigen, dass das viel besser aufgefangen werden kann (also bitte auf eine reaktionäre Diskussion zum Thema Frauen in der Gesellschaft verzichten; Emanzipation und gute Bildung schließen sich nicht aus).

    Stattdessen ist die Perspektive aber eben das die letzten Jahrzehnte unterfinanzierte und personell unterbesetzte Bildungssystem (inklusive frühkindliche Bildung und Betreuung), eine drohende Wehrpflicht, hohe Rentenbeiträge ohne eigene Sicherheit auf Rente und eine immer längere Lebensarbeitszeit nach hinten raus und tagtäglich.

    Ich bin kein Dienstleister an der privilegierten Mehrheitsgesellschaft oder der Wirtschaft und nur weil manche da ihre Felle schwimmen sehen, muss ich nicht in diese düstere Negativität einstimmen. Diese Negativität hat ihren Grund - ich sehe diese aber aus einer anderen Perspektive - diese Negativität darf natürlich geäußert werden, aber ich möchte auch äußern, dass sie mich extrem nervt. Mir ist das einzelne Kind wichtig. Ich möchte dass es das Bestmögliche für sich erreichen kann. Das Erreichbare ist dabei natürlich sehr unterschiedlich. Ich habe aber durchaus auch Freude daran, Kinder z.B. emotional-sozial zu begleiten und freue mich da über Fortschritte. Wie gesagt frustriert es mich dann natürlich auch, wenn die Basiskompetenzen überwiegend nicht erreicht werden, da das schon den meisten prinzipiell zuzutrauen ist, aber ich kann es auch einordnen und sehe wirklich immer deutlicher, wie sehr die Kinder und ich dann mit unserer Frustration im selben Boot sitzen.

  • So wie ich dich verstehe, wäre im Rahmen deines Vorschlags die Gesellschaft durchaus bereit, Chancen/Perspektiven (auch bei Kindern und Jugendlichen aus suboptimalen schwierigen Verhältnissen) aufzuzeigen und so dem Individuum ermöglicht, mehr als das absolute Minimum (Brot-Wasser-Seife) zu bekommen, vorausgesetzt, es ist bereit, die Regeln des Systems zu befolgen. Wer wiederum auf Teufel komm raus mit dem Kopf durch die Wand will, würde eben nur das Existenzminimum bekommen, weil er/sie sich allem Anderen gegenüber aktiv (und bewusst) verweigerte.

    Mir gehts rein um den sehr geringen Prozentsatz, der sich in der Schule massiv störend verhält und auch nicht ins Arbeitsleben ausgelagert werden kann, weil er dort - wie Magellan ausführte - ebenfalls ein nicht akzeptables Verhalten an den Tag legt. Für diese Leute gibt es aktuell keine passenden Konsequenzen und Schule muss sie halt erdulden. Das halte ich für falsch.

  • Versorgung gibt es nicht nur gegen Leistung. Die Minimalversorgung gibt es aus gutem Grund als Menschenrecht. Und Minimalversorgung schließt in dem Sinne mehr ein als Essen, Trinken und Unterkunft. Dazu gehört auch Bildung und Teilhabe. Und vor allem Selbstbestimmung! Das ist kein Luxus, das ist das Mindesmaß.

    Ich persönlich halte das für eine Festlegung, die einmal aus sicherlich sehr ehrenwerten Motiven getroffen wurde, die aber letztlich schädlich ist. Ich halte sie auch nicht für in Stein gemeißelt. Es ist unsere soziale Überversorgung, die Verhaltensweisen, wie wir sie teilweise erleben, überhaupt erst erlaubt. Auch wer sich maximal unsolidarisch und belastend für seine Umwelt verhält, ist weiterhin unverändert bequem abgesichert. Das kommt einer gesellschaftlichen Duldung gleich (bzw. ist eine), die ich für fatal halte.

    Würde man das Auffangnetz für arbeitsfähige, gesunde Menschen erst bei Gemeinschaftsunterkünften im Schlafsaal statt über der eigenen Wohnung spannen und freie Geldmittel gegen Suppenküche und Sachleistungen tauschen, würde der eine oder andere sich evtl. überlegen, ob er nicht evtl. doch mal daran arbeitet, die Kurve zu kriegen. Das gilt insbesondere auch für Jugendliche.

    Ich denke auch nicht, dass der gesellschaftliche Wandel das breite Erziehungsversagen vieler Eltern rechtfertigt. Es sind ihre Kinder, es ist ihre Verantwortung, also müssen sie gerade stehen, wenn sie ihr Kind gegen die Wand fahren. Statt dessen werden nichtmals gut betuchte Eltern, die mit ihren eigenen Kindern nicht mehr klarkommen und sie in die stationäre Jugendhilfe übergeben, nennenswert zur Kasse gebeten, sondern auch diese Last trägt überwiegend die Allgemeinheit. Das ist alles so falsch...

  • Maylin85 : Wir wollen natürlich, dass möglichst Wenige in diesen Prozentsatz fallen, daher fände ich es wichtig, dass dieser Gruppe regelmäßig Perspektiven aufgezeigt werden, aus ihrer Situation herauszukommen, aber klar, wer all das aktiv verweigert, muss Konsequenzen erfahren - alles Andere ist schlichtweg unfair allen Mitmenschen, denen das Wohl unserer Gesellschaft am Herzen liegt, gegenüber.

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