Wie tief kann man als Lehrer in nicht-lehrplanrelevante Materie einsteigen?

  • Heute erklärte ich Wendepunkte/Krümmungsverhalten mit "Stellen Sie sich vor, Sie fahren auf dem Graphen mit dem Auto"...

    Genau so hat mein Mathelehrer uns damals vor 25 Jahren den Wendepunkt erklärt. Ein Jahr später hatte ich 13 Punkte im Matheabi - und das im ach-so-anspruchsvollen Bayern.


    Der Zusammenhang zwischen den Ableitungen ist elementare Analysis und Gegenstand JEDER Abiturprüfung in Mathe. Wer das nicht hinbekommt, gehört nicht aufs Gymnasium und wird am Matheabitur scheitern.

    Dieser Zusammenhang ist auf Basis meiner eigenen Erfahrung (n=1) also stark übertrieben. Man kann durchaus auch abstrakre Zusammenhänge anschaulich darstellen, ohne das der Anspruch gleich baden geht.

  • Also das klingt für mich schon sehr.. Sagen wir unterdurchschnittlich.. Bist du in Berlin Kreuzberg tätig? Da würde die Beschreibung passen.. Auf eine durchschnittliche gymnasiale Oberstufe aber sicher nicht.

    Der Zusammenhang zwischen den Ableitungen ist elementare Analysis und Gegenstand JEDER Abiturprüfung in Mathe. Wer das nicht hinbekommt, gehört nicht aufs Gymnasium und wird am Matheabitur scheitern.

    Öh ... woher nimmst Du die Kenntnisse, wie eine durchschnittliche gymnasiale Oberstufe aussieht? Aus der Praxis wohl nicht ... Mag sein, dass Trapito etwas verallgemeinert - nicht jeder Schüler in der Oberstufe ist so. Aber ich habe in fast 20 Jahre Oberstufe jede der beschriebenen Verhaltensweisen (oft mehrfach in einem Kurs) erlebt.
    Schlag es Dir aus dem Kopf, dass Du (im Normalfall) Uniwissen am Gymnasium durchnehmen kannst. Manchmal hat es Gründe, warum etwas im Lehrplan nicht auftaucht, sondern erst an der Uni.

  • Also das klingt für mich schon sehr.. Sagen wir unterdurchschnittlich.. Bist du in Berlin Kreuzberg tätig? Da würde die Beschreibung passen.. Auf eine durchschnittliche gymnasiale Oberstufe aber sicher nicht.


    Ach Mist, richtig, du hast mich erwischt. Aus dem Fernsehen wissen wir, dass es nur in Berlin Kreuzberg so zugeht und in der "durchschnittlichen Gymnasialen Oberstufe" ja das Fachliche im Vordergrund steht. Wenn du besser weißt, wie es an meiner und an anderen Schulen zugeht, dann ist ja alles klar. Viel Glück bei deiner Lehrtätigkeit.

  • Vielleicht - aber auch vielleicht - wenn du Glück hast, bist du an einer Schule mit ausreichend Kapazitäten und du darfst einen Projektkurs oder eine AG leiten, die sich speziell mit einigen deiner Lieblingsthemen beschäftigt.
    (oder du machst es kostenlos), aber es heißt ja immer noch nicht, dass genug SchülerInnen dafür Interesse haben und sich anmelden oder zu einer solchen AG kommen.


    Ich hatte im Ref eine kleine schöne Landschule mit interessierten SchülerInnen und zwei seeeeeeeeeehr leistungsstarke Klassen in unterschiedlichen Jahrgängen ("davon bekommen Sie nur eine Klasse alle zehn Jahren, Frau Chili", meinte die Fachleiterin zu mir).
    In einer Klasse, die ich eigenständig im Unterricht (Sachfach!) hatte, war der Kontakt richtig gut und im zweiten Jahr ist eine bilinguale AG entstanden. Ein Traum, ein richtiger Genuss.... An meiner aktuellen Schule könnte ich davon träumen. Trotzdem geniesse ich auch hier jede Woche eine AG, die ich in der Sprache mache und wo tatsächlich abseits des Pflichtstoffs etwas gemacht werden kann. Aber es ist ein Jahrgang, der auch bereit ist, seine Mittagspause mit mir zu verbringen. Dafür müssen nicht nur Interesse der Schüler, sondern auch Beziehung zur Lehrkraft stimmen. und die habe ich bei weitem nicht in jedem Jahrgang...


    chili

  • Der Zusammenhang zwischen den Ableitungen ist elementare Analysis und Gegenstand JEDER Abiturprüfung in Mathe. Wer das nicht hinbekommt, gehört nicht aufs Gymnasium und wird am Matheabitur scheitern.

    Wer auf's Gymnasium "gehört" oder nicht, entscheidest zum Glück nicht du, sondern die Eltern (in BaWü ist die Grundschulempfehlung abgeschafft!) bzw. der Schüler selbst. Am beruflichen Gymnasium, klar, da gibt es Zugangsvoraussetzungen, aber auch die sind in der Regel nur bedingt verlässlich. Ich habe reihenweise Schüler, die mit einer "angeblichen" 2 in Mathe kommen und bei mir dann auf eine 5 abrutschen. Nein, nicht, weil ich so unmöglichen Unterricht mache oder zu hohe Anforderungen stelle, sondern weil die Noten aus der Realschule schlicht nicht den eigentlich erbrachten Leistungen des Schülers entsprechen.


    So, und dann hast du da in der 11. Klasse WG 30 Schüler sitzen, der Großteil von der Realschule, einige aber auch von der Werkrealschule, einer Berufsfachschule, oder eines allgemeinbindenden Gymnasiums, die alle unterschiedliches Wissen und unterschiedliche Fähigkeiten mitbringen. Manche Kollegen nehmen in der 11 noch "Ausklammern" und "Ausmulitiplizieren" sowie "Rechnen mit Brüchen" durch, weil es manche Schüler schlicht NICHT KÖNNEN. Und dann möchtest du, ein Jahr später in der 12, Taylorreihen unterrichten... Ach so...


    Wir sind am WG sechszügig. Wenn wir nur die Schüler bei uns hätten, die (deiner Meinung nach) auf's Gymnasium "gehören", können wir fünf Züge schließen... Wenn du in jeder Klasse fünf Schüler hast, die ohne größere Probleme mitkommen und gute bis sehr gute Leistungen erzielen, ist das viel... Wir beginnen jedes Schuljahr mit 180 Schülern in der Eingangsklasse WG, Abschluss machen dann noch so um die 150. Über die drei Jahre geht also quasi eine ganze Klasse "verloren". Das aber NICHT unbedingt nur wegen schlechter Leistungen. Bei den allermeisten Schülern stecken auch IMMENSE private Probleme oder auch (psychische) Krankheiten dahinter.


    Ganz nebenbei sackt das Niveau der Abiturprüfung immer weiter ab. Wenn ich bedenke, was ich 2004 im Mathe-Abi machen musste (vollständige Induktion, Vektorbeweise, etc.) und das mit dem heutigen Abi vergleiche, da kann ich nur müde lächeln. Trotzdem kämpfen die Kollegen und ich jedes Jahr um einen 5-NP-Schnitt... 5NP = Note 4. Ausreichend.


    Ja, das ist die Schulwelt in der wir heute leben... Aber du, bleib ruhig in deiner rosaroten Traumwelt, in der du in der 12 Taylorreihen unterrichtest...

  • Wieso entscheiden Eltern "zum Glück", auf welche weiterführende Schulform ihr Kind gehen soll?! Eltern denken zu großen Teilen, ihr Kind sei ein hochbegabtes Engelchen und schicken es dementsprechend auf das Gymnasium, obwohl es eigentlich nur durchschnittlich begabt ist und auf der Realschule wesentlich besser aufgehoben wäre. Und dann sinkt natürlich auch das Niveau des Abiturs/Gymnasiums. Wer kann die Eignung des Kindes für ein Gymnasium besser beurteilen als die Grundschullehrer? Eltern sind extrem subjektiv und überhaupt nicht in der Lage, die Leistungen des Kindes im Kontext der schulischen Zukunft zu beurteilen.
    Du schreibst selber, dass Du nicht an einem "gewöhnlichen", "reinen" Gymnasium unterrichtest, sondern an einem, wo auch ehemalige Realschüler in der 11. Klasse sitzen. Dass diese ein etwas geringeres Leistungsniveau auf fachlicher Ebene haben, ist logisch.

  • Wer kann die Eignung des Kindes für ein Gymnasium besser beurteilen als die Grundschullehrer?

    Dazu ein Beispiel: Meine jüngere Schwester und ich besuchten aufgrund einer Umstrukturierung der Gemeinde unterschiedliche Grundschulen. Ich besuchte eine Grundschule im "reichen" Neubaugebiet. Dieses wuchs immer weiter und konnte schließlich nicht mehr von einer Grundschule "bedient" werden. Es wurde umstrukturiert und meine Schwester musste dann auf die Grundschule am Rande eines sozialen Brennpunktes.


    Wir brachten in der Grundschule (rein von den Noten her) identische Leistungen. Alles im 1er-, maximal 2er-Bereich. Also bekamen wir beide die Empfehlung für's Gymnasium. Soweit, so gut...


    Die Krux an der Sache war die folgende: Obwohl wir die gleichen Noten hatten, waren unsere Leistungen sehr unterschiedlich. Meine Mutter erzählt rückblickend, dass das Niveau in der Grundschule meiner Schwester um ein Vielfaches niedriger war als in meiner Grundschule. Wäre sie auf meine Grundschule gegangen, hätte sie NIE UND NIMMER die Gymnasialempfehlung bekommen.


    Meine Eltern, die das Unheil absahen, wollten sie auf die Realschule schicken, wo sie auch hingepasst hätte, wo sie es um ein Vielfaches leichter gehabt hätte als auf dem Gymnasium. Wollte sie aber nicht. Sie wollte wie die große Schwester auf das Gymnasium und dann nahm das Unheil seinen Lauf. Während mir die Sachen zufielen, musste sie viel viel Fleiß aufwenden um überhaupt durchzukommen.


    Das Problem setzte sich dann natürlich fort, denn mit einem mittelmäßigen Abitur, kann man nun mal nicht unbedingt das studieren, was man will.


    Und du sagst, die Grundschullehrer können das besser beurteilen als die eigenen Eltern, ach so.


    Die Probleme liegen da ganz wo anders. Dazu müsste man schon da ansetzen, warum denn heute jeder unbedingt ein Abitur möchte... Aber das würde zu weit führen, wäre OT und würde das Thema auch sprengen...

    Du schreibst selber, dass Du nicht an einem "gewöhnlichen", "reinen" Gymnasium unterrichtest, sondern an einem, wo auch ehemalige Realschüler in der 11. Klasse sitzen. Dass diese ein etwas geringeres Leistungsniveau auf fachlicher Ebene haben, ist logisch.

    Auch? Hauptsächlich! Meine Schüler machen genauso allgemeine Hochschulreife wie die Schüler am "reinen" Gymnasium! Und glaub mir, manch ein Realschüler, der erfolgreich die 10. Klasse abschließt, ist weitaus "besser" als ein Gymnasiast, der von 10 nach 11 versetzt wird. Die Gründe, warum die Schüler erstmal auf die Realschule gingen, sind heutzutage ganz andere als früher. Früher hat es vielleicht mit den Leistungen nicht gereicht. Heute will man den Kindern G8 ersparen (vollkommen zurecht, wie ich finde) oder man möchte die weite Bus- und Bahnfahrt in die nächstgrößere Stadt vermeiden.


    Meine stärksten Schüler in meiner jetzigen 13 sind ehemalige Realschüler. Auch deswegen, weil die Wechsler vom allgemeinbindenden Gymnasium mehr oder minder aus "Not" wechseln, da sie es auf dem normalen Gymnasium, wo sie längst den Anschluss verloren haben, nicht mehr bis zum Abi schaffen würden. Bei uns bekommen sie in 11 die Gelegenheit sich nochmal zu "sammeln" und neu zu starten. Manche nutzen das, manche leider nicht...



    So, und das war mein letzter Beitrag in diesem Thread. Ich erkläre unerfahrenen Menschen gerne die große weite Schulwelt, aber NICHT wenn sie grundsätzlich alles besser wissen und dabei offenbar noch keine praktische Erfahrung vorweisen können. Wie man so schön sagt: Das ist aber etwas viel Meinung für so wenig Ahnung... Nichts für ungut...

  • ich bin ein ehrlicher Mensch und muss unserem Uni-affinen Möchtegernkollegen in einem zustimmmen:
    dass es "ein Glück" ist, dass die Eltern über die Schullaufbahn ihres Kindes entscheiden, kann ich nicht nachvollziehen. Können sie oft auch gar nicht, weil ihnen oft der Vergleich fehlt und sie ihr Kind nie im Unterricht erleben, um nur zwei Gründe zu nennen.


    Aber das wäre in der Tat ein ganz anderer thread, in etwa so ergiebig wie die immerwährende Frage Was ist Kunst. Bitte nicht, bin schon weg :flieh:

  • An unserer Schule (Gymnasium) gibt es eine "Übergangsklasse". Das bedeutet in den Zusammenhang, gute Realschulabsolventen können bei uns die 10. Klasse noch einmal machen und werden gezielt auf die Oberstufe vorbereitet. Diese Klasse gibt es seit 4-5 Jahren und sie ist ein großer Erfolg ... denn die Realschüler, die diese Klasse ernst nehmen und motiviert rangehen (sind die meisten, sonst wären sie ja nicht hier), erzielen in der Oberstufe Leistungen, die den Vergleich mit der oberen Leistungshälfte der "alteingesessenen" Gymnasiasten standhalten (oft sogar den Leistungen des oberen Drittels). Meine beste Schülerin im Geschichtsabi (und mit bester meine ich hier, sie war vom Wissen aber auch dem Transfer her den anderen sehr deutlich überlegen) kam von der Realschule.


    Ich hatte vor einigen Jahren mal einen Schüler in Englisch (9. Klasse), der war von der Realschule in diesem Schuljahr ans Gymnasium gewechselt. In Englisch war er von Anfang an unter den top 5, am Schuljahresende war er top 1. Für Französisch, das er damals an der Realschule nicht hatte, bekam er eine Nachholfrist (= Noten werden bei ihm erst ab dem Halbjahr gewertet) und in der ersten Französischschulaufgabe, die er mitschreiben musste, war er Klassenbester. Extrembeispiel? Sicher, aber es gibt genügend andere, die nicht gar so extrem sind.


    Damit will ich nun nicht den freien Elternwillen unterstützen (wie Friesin schreibt, die können das auch nicht immer wirklich beurteilen), sondern zeigen, dass ein Kind sich vom Leistungsvermögen her noch ganz anders entwickeln kann, als man in der 4. oder 5. KIasse denkt (oder es gab, wie MSPace beschrieb, andere Aspekte, die dafür sorgten, dass die Einschätzung nicht ganz richtig war).

  • Als jemand, der nicht an einem "reinen" Gymnasium unterrichtet: Wir haben die gleichen Zentralabi-Klausuren. Das heißt, entweder wir haben es geschafft, unseren Schülern die Inhalte zu vermitteln, einschließlich der teilweise umständlichen Sprache der Operatoren, oder nicht.
    Ergo: Der Eindruck, wir würden nur ein Abitur dem Namen nach anbieten, ist falsch. Leider denken das auch einige Schüler, was zu ziemlichen Knallchargen führen kann, und ja, auch unsere Quote an psychisch Kranken ist erschreckend hoch, teilweise landen bei uns Leute, die eigentlich erstmal ne längere Therapie brauchen, mit leider oft entsprechendem Schulerfolg.


    Aber: Ich freue mich über jeden Schüler, den ich mitnehmen kann, der am Ende das Abi schreibt und eine gute/akzeptable Note hat, die vorher nicht denkbar gewesen ist. Ich freue mich über jeden Schüler, bei dem die Arschtritte ankommen, der sich bekrabbelt und auf einmal eine vernünftige Leistung liefert, weil er sich mal auf den Hosenboden setzt und was tut.
    Und ich freue mich auch über jeden Schüler, den man zwar leider nicht zum Abi führen kann, der aber dank Beratung einen guten Ausstieg in etwas Solides bekommt.
    Und natürlich freue ich mich über jeden Schüler, der mit tatsächlicher Studienfähigkeit rausgeht. Weil das haben auch an den Standard-Gymnasien nicht mehr alle.


    Außerdem hat man immer mal wieder Schüler, die sich quasi von selbst unterrichten. Aber man darf nicht davon ausgehen. Ist ohnehin weniger frustrierend, wenn man sich über die Erfolge freuen kann.

  • Meine Schule ist in einem ziemlich guten Einzugsgebiet, auch durchaus viele leistungsstarke Kinder dabei (oder eben die Eltern mit genug Kohle, die ihre Kinder mit massig Nachhilfestunden durchschleusen): Trotzdem, wer glaubt, man könne Oberstufenklassen wie Proseminare leiten, täuscht sich ganz gewaltig! Die Beziehungsebene spielt auch in der Oberstufe noch eine wichtige Rolle, weniger auffällig als bei den Kleinen, aber ist definitiv vorhanden. Manche von ihnen können trennen zwischen "der ist zwar ein Idiot, aber kann fachlich was", viele nicht.
    Manchmal hat man tolle Kurse. Bei uns so alle drei bis vier Jahre, mit denen ich wirklich extrem toll arbeiten kann.
    I.d.R. kämpfe ich mit unmotivierten, nicht vorbereiteten Schülern, von denen die meisten - auch im ach so behüteten gehobenen Mittelstand - mit ganz gewaltigen Problemen zu Kämpfen haben (Drogenprobleme gibt es bei uns definitiv auch, dazu Magersucht, Ritzen, Depressionen usw. usf. - nein, natürlich ist es nicht mein Job, sie zu therapieren (auf gar keinen Fall!), pädagogisch damit umgehen muss ich trotzdem, denn der Erziehungsauftrag gehört auch zur Oberstufe!), du hast dann bei uns weniger diejenigen, die dich verbal beschimpfen (obwohl, einzelne Schüler bei uns auch schon mal Kolleginnen als Fo**** tituliert haben), aber massive Arroganz, die, wenn du damit nicht angemessen umgehen kannst, den gesamten Kurs zerschießen können - denn glaube mal, für den Großteil der Schüler ist das Kino, das dann zwischen Schüler und Lehrer abgeht spannender als jedes Fach.


    Dazu: Wissensschaftpropädeutik heißt nicht, dass die Schüler dann Physik oder Mathe studieren werden, sondern dass der Besuch des Gymnasiums sie dazu befähigen soll, überhaupt ein Studium aufzunehmen, sei es Natur-, Geistes-, Gesellschaftswissenschaften. D.h. Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens und Einblicke in die Denkstrukturen der jeweiligen Fächer. Was meinst du, weshalb die so enge Vorgaben haben, was sie abwählen dürfen?


    Es mag hin und wieder mal einen LK geben, mit dem du auch mal tiefer in die Materie einsteigen kannst.
    Wenn das dein Hauptziel ist, ja, dann bist du an der Schule falsch. Dann kannst du da nur unglücklich werden und wirst einer von diesen Lehrern, der nur über die "dummen, verzogenen Gören" abzieht...


    Und ja, auch Grundschullehrer liegen durchaus öfter mal daneben mit ihren Empfehlungen. Nicht, weil sie unfähig wären, sondern weil Kinder auch ganz unterschiedliche Entwicklungsschübe durchlaufen. Ich habe mehrere Jahrgänge erlebt (ich unterrichte eigentlich nahezu ausschließlich in den Stufen 5/6 und dann wieder Qualifikationsphase, mit der ein oder anderen Mittelstufe mal dazwischen) und da schon sehr viele, sehr interessante Biografien erlebt. Die Trennung nach Klasse 4 ist nach meinem Empfinden und meinen Erfahrungen definitiv zu früh.


    Wenn du Lehrer sein möchtest, muss es dir Spaß machen, wenn du Wissen auf jedem Level vermitteln kannst, und wenn Schüler etwas begreifen, spannende Fragen stellen, auch wenn sie für dich noch so banal ist. Du musst Freude daran haben, sie als Menschen zu sehen und zu begleiten und nicht nur als dein Schüler, der in Mathe eine Nulpe ist.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • die immerwährende Frage Was ist Kunst.

    Aber das ist doch mal einfach: Kunst ist, wenn einer unter Beifall mitten in die Stube scheißt. Sagt zumindest der große BB.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Und dafür gibts dann A13..
    Geil, hömma!

    Die A13 gibt es unter anderem aber auch für das pädagogische Arbeiten (und die Didaktik ... und die Korrekturen) ... und das ist weit anspruchsvoller, als das reine Vermitteln von Wissen. Wenn ich jeden Tag in meinen Klassen so dozieren könnte, wie meine Uni-Professoren es taten, würde ich auch sagen, dass A13 geil ist ... so empfinde ich sogar A14 als angemessen (und den Grundschul- und Realschullehrern würde ich es aus ganz anderen Gründen auch gönnen ... eher als Schmerzensgeld). Vielleicht solltest Du an der Uni bleiben?

  • Ich unterrichte seit Jahren an einer reinen Oberstufe. Oft ausschließlich Leistungskurse. Mann, Gadolinium, liegst du falsch.
    Ich kann da nur wiederholen, was die Vorrednerin schrieb.


    Zitat

    Ich bin nicht ganz sicher, aus welcher Mickey-Maus-Welt du deinSchulbild bezogen hast, aber mit der Realität hat das leider nichts gemein. Die oben beschriebenen Zustände findest du nicht nur in Berlin Kreuzberg, sondern überall, nur nicht bei ALLEN SuS, aber bei EINIGENund die können dir den Unterricht sprengen. Eine Kommilitonin von mir hat ihre Schulzeit in einem SEHR elitären Internat am Bodensee verbracht. Die Probleme, von denen sie berichtete, waren vielleicht
    andere als in Berlin Kreuzberg, aber mit der Feuerzangenbowle-Idyllehatte das auch nichts zu tun.


    Dein Ideal von Schule- in den Unterricht rein, die SuS mit abgehobenen Fachinhalten füttern, SuS hören begeistert zu und am Ende der Stunde entschwebst du wieder- gibt es einfach nicht. Wenn du dein Fach wirklich liebst und du dich für deine SuS mit allen ihren Macken, Problemen, Eigenarten und Persönlichkeiten einfach nicht interessierst, dann bist du an einer Universität einfach besser aufgehoben. Als Lehrer hast dueinen Bildungsauftrag und der geht weit über irgendwelche Induktionen
    und Taylorkrams hinaus.


    Wir hatten übrigens schonmal solche Quereinsteiger aus der Uni. Vier Stück. Drei davon hatten genau diese Einstellung: ich komme, ich erleuchte, ich siege.
    Holier Than Thou saßen sie im Lehrerzimmer rum und jammerten die ganze Zeit ab, wie dumm diese Schüler seien und verstanden nicht, dass bei ihren unglaublich spannenden Vorträgen und Fachinhalten aus der Uni nicht leuchtende Augen und offene Münder zu sehen waren, sondern die Leute unterm Tisch aufs Handy guckten, aus dem Fenster träumten und unpasssende Antworten gaben oder pennten. Auch im Leistungskurs, die sind nämlich auch gut heterogen und viele sind da nicht aus fachlichem Interesse sondern weil in LK halt eine Naturwissenschaft oder FS sein muss.
    In meinem Tutorenkurs wurde ich dann von Schülern gefragt, ob es eigentlich gesetzlich eine Verpflichtung für Lehrer gäbe, die Schüler zur Kenntnis zu nehmen und ihre Leistungsfähigkeit mit einzubeziehen :D - war ja klar, wer gemeint war. Ich habe die Kollegen dann mal drauf angesprochen. Aber davon, dass zum Unterrichten noch so 10-20 Kompetenzen mehr gehören, als nur das fachliche Wissen und ein inflationäres Selbstbild, wollten sie nichts wissen, und verbaten sich diese Einmischung.


    Der Unterricht blieb grottig, die Noten waren haarsträubend, einigen hat es das Abitur versaut, die Beschwerdeschlangen wickelten sich drei mal durch den Gang vor dem Chefinnenzimmer und als Tutor hatteste auch immer deinen Spaß.


    Alle drei sind nach ein paar - zum Glück wenigen - Jahren wieder verschwunden. Beleidigt und frustriert. Vermutlich murksen sie mit demselben überhöhten Selbstbild wieder an der Uni rum und jammern über die blöden, bösen Lehrer/Schüler ab, die ihre Grandiosität nicht anerkennen wollten und sie rausgemobbt haben.


    Geblieben ist und der eine von der Uni, der von Anfang an sagte, er wolle eher pädagogisch arbeiten als dozieren, habe deshalb die Uni verlassen. Der hat sich reingeschafft. Hat uns gefragt, überdacht, reflektiert, kommuniziert, Rückschläge angenommen und geguckt, was er selbst damit zu tun hat, Schüler gemocht, beraten, als Mensch gesehen, seine Aufgabe als pädagogische, er hat sie unterrichtet und nicht vollgelabert, hat mit ihnen gelitten und sich gefreut, war offen für die Guten und die Schwachen, kurz: hat gelernt. Wie wir es halt täglich müssen. Ist ein sehr geschätzter Kollege mittlerweile und hat wirklich was drauf. Pädagogisch und fachlich.


    Und dafür gibts dann A13..
    Geil, hömma!


    Vielleicht solltest Du an der Uni bleiben?

    Aber ganz bestimmt.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Ne, so Leute gibt's. Fürchte ich. Siehe mein Beitrag oben.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Und dafür gibts dann A13..
    Geil, hömma!

    Nein. A13 + Zulage. 8) Zumindest zu Beginn.


    Natürlich kannst du tiefer in die Materie einsteigen. Aber das musst du dosiert machen. Dies sind Schüler, junge Menschen die gerade 18 geworden sind und häufig eher Lust auf andere Dinge haben als Schule.


    Ich bin immer für Anspruch in der Schule, vor allem in drr Oberstufe. Aber das darf niemals zur Überforderung der Schüler wegen der Selbstbeweihräucherung des Lehrers führen.


    Wenn es dir gelingt, anspruchsvollen Unterricht bei gleichzeitigem guter Klassenführung zu erreichen, dann bist du ein exzellenter Lehrer. Ansonsten überlebst du den Job nicht bis zur Pension.

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