Erfahrungen mit kooperativen Lehrmethoden

  • Hallo alle zusammen!


    Ich muss nächste Woche ein Referat zum Thema "kooperatives Lernen" halten. Habe auch schon einiges darüber gefunden, aber was mich jetzt noch interessieren würde, sind eure Erfahrungen mit den unterschiedlichen Lehrmethoden, also Jigsaw, STAD, TAI usw. Wie kommen die Methoden bei den Schülern an? Welche Nachteile / Vorteile gibt es? Wie effektiv sind die einzelnen Methoden?
    Ich freue mich über jede Antwort!!!!


    Viele Grüße,
    Moni

  • gib mal bei google ein
    selbstorganisiertes kooperatives lernen

  • Hallo Moni!


    Ich habe im vorletzten Semester ein Seminar zum Kooperativen Lernen gemacht und dort auch eine Hausarbeit geschrieben.


    Eine Methode habe ich dann auch mal im Praktikum ausprobiert - das Jigsaw. Die Kinder fanden es nicht schlecht, zumindest haben sie alle gut mitgearbeitet. Allerdings war die Organisation ein bisschen chaotisch, weil die Kinder noch nie so gearbeitet haben. Bis jeder wusste, wann er zu wem gehen musste hat ein wenig gedauert. Ich denke, das würde auch erst besser, wenn man öfters mit kooperativen Methoden arbeitet und sich die Schüler daran gewöhnt haben.



    Was mir noch einfällt: Das Buch "Kooperatives Lernen im Unterricht" von Margit Weidner ist super für Theorie und Praxis des Kooperativen Lernens zu gebrauchen!

  • Hallo Finchen!
    Dankeschön für deine Antwort! Die Jigsaw-Methode finde ich auch ganz spannend und will die auch unbedingt mal im nächsten Praktikum ausprobieren. Das Buchwerde ich mir auch mal in der Bibliothek ansehen.
    Dir noch einen schönen, sonnigen Tag!


    Liebe Grüße
    Moni

  • Wir sind gerade auf dem Weg, unsere Unterrichtsstruktur an der Grundschule zu verändern und das kooperative Lernen ist eine zur Zeit favorisierte Möglichkeit. Die meisten Bücher und Beispiele setzen jedoch eher ab der Sekundarstufe an. Deshalb meine Frage an euch:


    Verwendet jemand das Modell des kooperativen Lernens an einer Grundschule? Geht das überhaupt schon ab Klasse 1? Wie sind denn generell eure Erfahrungen damit - hat sich das bewährt oder ist das eher "heiße Luft", mal drastisch gesprochen.


    Ich freue mich über Rückmeldungen jeglicher Art.


    LG,
    Melanie01

  • Erfahrungen mit kooperativen Lehrmethoden :


    Da die Schüler in Deutschlands Schulen in ihren Elternhäusern allesamt hervorragend zum guten Benehmen, Leistungsbereitschaft, vorbildlichem Sozialverhalten, Disziplin und
    Selbstdisziplin angehalten werden, sind meine Erfahrungen hinsichtlich kooperative Lernmethoden äußerst positiv. Ich denke, wir werden mit diesen Methoden die Asiaten mit ihren antiquierten Lernmethoden im globalen Wettbewerb in ihre Schranken weisen. Auch wird die kommende Schülergeneration mit Hilfe der kooperativen Unterrichtsmethoden uns Alten, die in der Schule der 50er großgeworden sind, was Leistungsanspruch und fachliches Niveau (man beachte die jetzt schon existierende Sprachkompetenz, Rechtschreibung, mathematische Fähigkeiten ...) betrifft, an die Wand klatschen.


    Die Tatsache, dass heutige Schüler niveaumäßig kaum in der Lage sein sollen, Aufgaben, die ihren Altersgenossen vor ca. 30 Jahren gestellt wurden, zu bewältigen, ist eine Mär sowie die gezielte Propaganda ewiggestriger Schwarz-Pädagogen, die die moderne Pädagogik diskreditieren wollen. Auch soll es rückständige und böse Zeitgenossen geben, die nicht allen (!) Schülern das Abitur zugestehen wollen.


    Zitat Melanie01 :

    Zitat

    Geht das überhaupt schon ab Klasse 1?

    Warum erst (!) ab Klasse 1 ? Im Zuge einer modernen und fortschrittlichen Erziehung, in der Kinder direkt nach der Geburt sofort auf Augenhöhe der Erwachsenen gehoben werden, ist es für Erstklässler psychisch einfach nicht mehr zumutbar, dass sie von Erwachsenen/Lehrern noch eine sehr klare Struktur erhalten oder überhaupt noch geführt werden.-Sie sind psychisch ja schon sehr reif und stabil (ausgeprägte Selbstdisziplin, Pflichtgefühl vor Lustprinzip) und daher wie Miniaturerwachsene zu behandeln. Warum die Kinder nicht schon im Embryonalstadium an die kooperativen Unterrichtsmethoden heranführen ? 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • ... sind durchweg schlecht.
    Denn nur gut erzogene, ausgeglichene und zufriedene Kinder sind von Natur aus neugierig, Alle Kinder (in meiner Schule ca. 80%) die zu Hause vor dem TV oder PC kaltgestellt werden sind in der Regel äußerste desinteressiert an schulischer Bildung. Die Freiheiten von kooperativen Lernformen werden von diesen (lerngestörten) Kindern nicht als Chance gesehen. Vielmehr aber als eine Möglichkeit zu machen was sie wollen im Unterricht. Das bedeutet an meiner Schule im Hamburger Problembezirk dass man Kooperative Lernformen mit disziplinlosem Chaos gleichsetzen kann. Deswegen versuche ich sie auch tunlichst zu vermeiden. Wer sich ERNSTHAFT mit diesen Lernformen beschäftigt stellt fest, dass die schwächsten Schüler dabei am wenigsten lernen.
    Dass sie aber immer noch als Allheilmittel in der Lehrerausbildung gelten ist ein stiller Skandal.
    Wer aber an einem gut vorsortiertem Gymnasium arbeitet mag das vielleicht anders sehen.

  • Zitat barmeliton :

    Zitat

    Dass sie aber immer noch als Allheilmittel in der Lehrerausbildung gelten ist ein stiller Skandal.

    Heutzutage ist es in unserer offiziellen Schullandschaft nicht erwünscht, solche Gadanken zu äußern. Es könnten ja sonst die pseudomodernen, pädagogischen Lügengebäude einstürzen.

    Zitat

    Das bedeutet an meiner Schule im Hamburger Problembezirk dass man Kooperative Lernformen mit disziplinlosem Chaos gleichsetzen kann

    Nana,was ist denn das für eine defizitorientierte Sichtweise ? Die Schüler sind dabei nicht disziplinlos sondern kreativ. Kreativ !
    Als Lehrer musst Du Dir heutzutage einen in die Tasche lügen, damit Du nicht unangenehm auffällst ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Hallo zusammen,


    ich habe auch durchaus positive Erfahrungen mit kooperativen Lernmethoden machen dürfen (und das auch an einer Brennpunktschule!). Allerdings zählen hier für mich auch schon "kleine Methoden" dazu (Einzelarbeit - Austausch mit dem Partner - Austausch im Plenum/in der Gruppe) und alles muss natürlich geübt werden.


    Allerdings finde ich, dass eher die leistungsschwachen SuS von einer Gruppenarbeit profitieren, da sie die Ideen der stärkeren SuS nutzen können etc.
    Ich denke, dass eher die leistungsstärkeren SuS "untergehen", da sie ihr Tempo immer anpassen müssen und nie wirklich ihre Komptenzen ganz ausschöpfen können. Ständig werden sie dazu "missbraucht", den schwächeren SuS zu helfen etc.

  • Sofern es überhaupt belastbare empirische Daten gibt, stimmen sie bezüglich kooperativer Lernformen eher skeptisch. Das heißt nicht, dass alles schlecht sein muss, aber es bleibt doch im Einzelfall zu prüfen, was sinnvoll implementierbar ist. Außerdem profitieren - nach allem, was seriöserweise bekannt ist - die benachteiligten Schüler von solchen Formen am wenigsten (Schereneffekt).


    Weil's immer wieder schön ist, hier noch der Hinweis, dass die moderne Didaktik es endlich einmal auf eine Titelseite geschafft hat:


    http://www.spiegel.de/spiegel/index-6968.html

  • Sehr guter Spiegel-Artikel, geehrter unter uns !


    Mich stimmt es nicht nur bedenklich, dass die realitätsabgehobenen von Steuerzahlern finanzierten Elfenbeinturmreformer sich den ganzen Quatsch ausdenken und herumposaunen sondern auch, dass es mittlerweile in der Lehrerschaft immer öfter gang und gäbe wird, das Ganze unkritisch zu bejubeln und mitzuhelfen die im o.g. Artikel erwähnte Katastrophe zu beschleunigen und zu verstärken.


    Wann kehrt in der Pädagogik endlich wieder der gesunde Menschenverstand ein ? 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Ich denke mir momentan immer öfter, dass es mir erheblich helfen würde, wenn die Schüler einfach ausgeschlafen und aufnahmebereit erscheinen würden. EIne halbwegs vernünftige Ernährung und regelmäßiger Sport würde auch weiterhelfen. Dann könnte man sich Gedanken über Feinheiten machen. :)

  • Bei den letzten Beiträgen frage ich mich, ob überhaupt bekannt ist, was kooperative Lernmethoden sind. Es geht primär um eine Kooperation der Schüler/innen untereinander, eine methodische Konzeption dahingehend, dass jede/r Schüler/in aktiviert wird und Verantwortung übernehmen muss. Die Vorbereitung solcher Stunden ist oft sehr arbeitsintensiv. Ich habe sehr gute Erfahrungen mit kooperativen Methoden gemacht, vor allem auch in unruhigen Klassen. In der Grundschule habe ich einige Stunden in höheren Klassen gesehen (ab 4. Klasse) und war überrascht, wie gut dies funktioniert hat, dies sind allerdings nur vereinzelte Erfahrungen.

  • Kooperative Lernformen, insbesondere Gruppenarbeiten egal wie sie auch heissen, sind immer mit sehr viel Unruhe verbunden und es gibt immer Trittbrettfahrer. Ausserdem muss ich ja meine GU-Kinder da auch einbinden. Und hinterher kommen dann oft andere Lehrer und Beschweren sich, dass die Kinder immer nur nach meinem Unterricht viel zu aufgedreht und unruhig sind.


    Aber was mich am meisten interessiert: Wie plant ihr die GU-Kinder mit Förderschwerpunkt Lernen da ein? Meist gelingt es mir nicht, da die guten nicht unbedingt den "schwachen" helfen wollen und sich bei mir beschweren, dass die eben nichts machen und sie immer alles für die machen müssten. Ich habe es noch nicht gesehen, dass ich signifikant feststellen konnte, das in kooperativen Lernformen der "Lernerfolg" sich verbessert. Egal, welches Lernziel man damit verfolgt.

  • Kooperative Lernformen, insbesondere Gruppenarbeiten egal wie sie auch heissen, sind immer mit sehr viel Unruhe verbunden und es gibt immer Trittbrettfahrer.

    Wenn kooperative Lernformen richtig geplant sind, kann es gar keine Trittbrettfahrer geben, da jede/r Schüler/in aktiv werden muss, es geht gar nicht anders. Außerdem heißt kooperative Lernformen nicht gleich Gruppenarbeit! Es sollten Einzelarbeits-, Partnerarbeits-, Gruppenarbeitsformen sowie die Arbeit im Plenum genau aufeinander abgestimmt werden, so dass möglichst viele unterschiedliche Lernertypen angesprochen werden (Stichwort, z.B. think-pair-share).

  • Wie so vieles hängt die Wahl der Methode von Deinem Lernziel ab. Kooperative Methoden können sinnvoll sein, müssen es aber nicht. Ich persönlich arbeite sehr gerne mit kooperativen Methoden. Sie bedeuten aber auch
    a) sehr viel Vorbereitung - Du musst das Material schon perfekt vorbereitet und durchdacht haben
    b) Kosten - wenn Du auch Arbeitsmaterial benötigst (z. B. Plakate oder Placemats, Stifte, Kleber, Scheren, Folien, Folienstifte, Tesakrepp etc.)
    c) Zeitaufwand - bevor eine kooperative Methode eingesetzt werden kann, müssen die Regeln deutlich besprochen werden - ansonsten entsteht Chaos. Je häufiger man die Methoden einsetzt, je stärker wird sich dieser Zeitaufwand zwar verringern, aber auch für die eigentliche Gruppenarbeit brauchst Du mehr Zeit als beim Frontalunterricht. Mindestens eine Doppelstunde für sowas einplanen.
    Die Erfahrungen in den Lerngruppen sind sehr unterschiedlich. Die meisten Schüler mögen kooperative Methoden; einige glauben aber auch, dass der Lehrer faul sei, weil die SuS fast alles alleine machen (dass Du Stunden für die Vorbereitung benötigt hast, entzieht sich dem Horizont der SuS); in unruhigen Lerngruppen habe ich erlebt, dass kooperative Methoden Ruhe bringen; aber auch genau das Gegenteil: dass totale Disziplinlosigkeit ausbrach - Du musst den Unterricht also wirklich für Deine Lerngruppe planen. Kooperative Methoden sind nicht an sich "gut" oder "schlecht", sondern für dieses Lernziel, für diese Lerngruppe geeignet oder ungeeignet :).
    Als Literatur empfehle ich Norm Green und die pinkfarbenen Method Guides von Schönigh. Letztere sind zwar für den Englischunterricht, aber die Methoden kann man meiner Meinung nach auf fast jedes Fach übertragen.

  • Ich finde, dass kooperative Lernformen für GU-Klassen sehr gut geeignet sind.


    z. B.: Kann man die Gruppen nach dem Arbeitstempo zusammensetzen.
    a) alle Kinder bearbeiten eine (leichte) Aufgabe (die auch die LB-Kinder lösen können).
    b) Kinder, die fertig sind, vergleichen ihre Ergebnisse und nutzen diese, um eine Gruppenaufgabe zu lösen.
    c) Eine Extraaufgabe für die leistungsstarken Gruppen (die schon fertig sind).


    Andersherum kann man auch mit einer Gruppenarbeit beginnen (z. B. alle sammeln gemeinsam Vokabeln zu einem bestimmten Thema), dann nutzt jeder diese Vokabeln in der Einzel- oder Partnerarbeit auf seinem Niveau (leistungsstärkere schreiben eine Geschichte, LB-Kinder nutzen sie, um sie in eine Geschichte einzusetzen etc....


    Es gibt ganz viele Möglichkeiten, kooperative Lernformen - auch im GU - zu nutzen.
    Leider stoße ich bei ES-Kinder (diagnostiziert oder nicht) häufig an meine Grenzen.


    Hier kam das Argument auf, dass sich immer einige Kinder "entziehen", wenn kooperative gearbeitet wird... Ich denke, dass das im Frontalunterricht viel eher der Fall ist. Bei "Frage-Antwort-Spielchen", zeigen meist nur einige SuS auf, einer wird drangenommen und die anderen sitzen und schweigen. Beim kooperativen Lernen denken und handeln mehrere SuS gleichzeitig :)

  • Zitat HatschePu :

    Zitat

    a) sehr viel Vorbereitung - Du musst das Material schon perfekt vorbereitet und durchdacht haben

    Und schon allein das halte ich nicht für akzeptabel und im Lehrerberuf kräftemäßig über Jahrzehnte nicht durchhaltbar.

    Zitat

    b) Kosten - wenn Du auch Arbeitsmaterial benötigst (z. B. Plakate oder Placemats, Stifte, Kleber, Scheren, Folien, Folienstifte, Tesakrepp etc.)

    Kosten, die mal wieder selbstverständlich vom Lehrer selbst getragen werden ?! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

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