Gehalt Gym- GHS-Lehrer

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    Zitat

    ich frage mich, warum es immer noch keine leistungsangepasste Bezahlung für Lehrer gibt?


    Das könnte daran liegen, dass es schwer ist, die Leistung eines Lehrers zu bemessen.


    - Bekommt ein Lehrer mehr Geld, wenn viele Schüler gute Noten haben? Kein Problem. Um mehr Geld zu bekommen, kann man die Arbeiten entsprechend stellen.

    - Bekommt ein Lehrer mehr Geld, weil er viel zu korrigieren hat und lange arbeiten muss? Kein Problem, notfalls surfe und chatte ich während des Korrigierens. Dann dauert es länger. Mich kontrolliert ja keiner.


    - Pauschale Unterschiede zwischen den einzelnen Fächern? Das lässt sich, wie man im Forum sieht, niemals durchsetzen.


    ...


    Die Liste könnte man noch fortsetzen. Bei Versicherungsvertretern kann man leistungsabhängig bezahlen. Bei Lehrern ist eine leistungsabhängige Bezahlung nahezu unmöglich.


    kl. gr. Frosch


    P.S.: Zur Bezahlung allgemein. Irgendwo oben wurde schon einmal gesagt, dass man als Lehrer auf recht hohem Niveau jammert. Ich habe einige Jahre in der freien Wirtschaft gearbeitet. Im Vergleich dazu haben wir es als Lehrer traumhaft gut (Arbeitsverhältnisse, Bezahlung, ...). Sicherlich kann man immer mehr Geld verlangen. Aber wenn ich einen Blick auf die Staats- und Landeshaushalte werfe frage ich mich, wo das Geld herkommen solll. *schulterzuck*

  • 1. Es ist dringend erforderlich, dass Kollegen mit entsprechender Leistung und Befähigung zwischen den einzelnen Laufbahnen wechseln können. Dies ist in den meisten Modellen der Dienstrechtsreformen enthalten; leider schieben sie Politik und Verwaltung immer noch auf die lange Bank.
    2. Es ist allerdings in verschiedenen Schularten und Bundesländern durchaus möglich, so genannte Aufstiegslehrgänge zu machen, um in die höhere Laufbahngruppe zu wechseln. Die Bedingungen sind allerdings überaus hart. Der Bewährungsaufstieg (weitgehend analog zu 1) hat leider prozentual einen geringen Anteil und steht nur Kollegen jenseits der 40 üblicherweise offen.
    3. Ein Arbeiter kann mehr als ein Techniker, ein Techniker mehr als ein Ingenieur (FH), ein Ingenieur FH mehr als ein Ingenieur arbeiten, trotzdem bekommen nicht selten diejenigen mehr Entgeld, die die formal höhere Ausbildung haben und trotzdem weniger arbeiten. In der Wirtschaft würde man mit der Wertschöpfung argumentieren, dass die Arbeit eines Technikers eben bei gleicher oder sogar geringerer Arbeitszeit einen höheren Produktivitätsanteil hat als die eines "normalen" Arbeiters.


    Letztlich verfährt der Staat nicht anders: Wer die zunkünftigen Funktionseliten des Staates ausbildet wird eben höher entlohnt. Wenn letztere ihrer Arbeit vernünftig nachkommen, ist es zum Wohl aller (Arbeitsplätze, Produktivitätszuwachs, Steuern), also sind diese Unterschiede auch gerechtfertigt.
    Ich verweise hier ausdrücklich auf die Gerechtigkeitsprinzipien nach Rawls, nach denen Unterschiede dann gerechtfertigt sind, wenn sie zum Wohl auch der Schwächsten dienen und die damit verbundenen Ämter und Positionen allen offen stehen.


    Hier scheint es aber einer lautstarken Minderheit weniger darum zu gehen, über gerechte Gehälter zu diskutieren, als ihrem schwarzen Neid Ausdruck zu verleihen. Zumindest kann ich bei den Angesprochenen nicht eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einer Gerechtigkeitstheorie auf der Metaebene finden, sondern nur das Breittreten persönlicher Befindlichkeiten.


    Übrigens gibt es in den mir bekannten Bundesländern sehr wohl eine Leistungskomponente, die allerdings nur "on the top" bezahlt wird. Minderleister bekommen keinen Abzug. Im konkreten Fall heißt das, dass Gewährung einer Leistungsstufe bedeutet, Sie in die nächste Grundgehaltsstufe einzugruppieren.
    Ich kann Ihnen bestätigen, dass das - sachgerecht eingesetzt - sehr motivierend sein kann. Wenn aber - wie an vielen Schulen üblich - die Leitungsstufen nur nach dem Senioritätsprinzip vergeben werden, ist das für die jungen Kollegen eher demotivierend.


    Wem es noch nicht bekannt ist, kann das Procedere z.B. hier für Brandenburg nachlesen:
    http://www.landesrecht.branden…d_bb_bravors_01.c.7453.de

    Und der Mann spürte das Wissen bis an die Haarspitzen, als ihm das Konversationslexikon auf den Kopf fiel. (Uli Keuler)

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  • @Frosch
    mir fallen da spontan ein paar Sachen ein, wo unser Staat Geld verpulvert.
    Man könnte doch das Gehalt an den Erfolg der PISA und Iglu -Studien koppeln.
    Auf die Idee sind die Obrigen (Gott sein Dank) noch nicht gekommen.
    Für Sachsen wäre es ja nicht schlecht ... Lach


    PS: Ich sags jetzt bestimmt zum 1.000.000 Mal - auch wir zahlen den Soli!
    Ist quasi so wie beim Weihnachtswichteln - du 5 € ich 5 €


    Elli

    • Offizieller Beitrag

    elli:
    Und auch wenn du's schon oft erklären musstest, dass ihr auch Soli zahlt- hier bestimmt noch nicht und es ist auch kein Grund, derartig auf die Barrikaden zu gehen. Such dir doch nicht nur das raus, was du lesen willst.
    Den Vorschlag mit Pisa fände ich als Bayerin natürlich auch genial, er ist aber de facto unfair.
    Zum einen hat man ja in letzter Zeit gesehen, wie glaubwürdig diese Erfolge sind- und zum anderen hängt der Erfolg in diesen Studien ja u. a. vom Ausländeranteil ab (hab ich mir zumindest mal sagen lassen)- und dass da NRW u.a sich kräftig beschweren würden, ist doch klar.
    Mir würden aber auch noch ein paar Arbeitslose einfallen, denen man zackig das Hartz IV streichen müsste, weil sie sich nicht mal die Mühe machen, anständig nach Arbeit zu suchen.
    Und nochmal: M.E ist jedem die Berufswahl freigestellt, mein Mann wollte auch Erzieher werden, hat es dann aber nicht getan, weil man ihm von Anfang an gesagt hat, dass er mit dem Gehalt eines Erziehers nie eine Familie ernähren können wird. Da muss man dann Prioritäten setzen. Und er ist mit seinem jetzigen Job auch sehr zufrieden.
    Das hier:

    Zitat

    Hier scheint es aber einer lautstarken Minderheit weniger darum zu gehen, über gerechte Gehälter zu diskutieren, als ihrem schwarzen Neid Ausdruck zu verleihen. Zumindest kann ich bei den Angesprochenen nicht eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einer Gerechtigkeitstheorie auf der Metaebene finden, sondern nur das Breittreten persönlicher Befindlichkeiten.

    spricht mir aus dem Herzen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich darauf mit meinen eigenen Befindlichkeiten geantwortet habe. (achja, nur zur Info: Ich bin seit 5 Jahren im Beruf und zwar auf dem Direktweg- also noch nicht wirklich alt, unterrichte zwei Korrekturfächer- und mache keine Sportlehrer deswegen an ;) und die nächste A14-Stelle ist meilenweit von mir entfernt, außerdem lebe ich in einer der teuersten, wenn nicht sogar der teuersten Stadt Deutschlands- aber ich bin noch nie auf die Idee gekommen, quasi öffentlich zu jammern) Aber ehrlich gesagt, geht mir das ständige Jammern inzwischen dermaßen auf die Nerven. Egal, was es ist, es geht anderen doch immer besser- wenn ich lange genug nachdenke, finde ich bestimmt auch was, worüber ich jammern kann. Das kann es doch nicht sein!
    Liebe Grüße
    Hermine

  • ellipirelli1980:


    Ich kann dir ja mal gerne meine Leistungskursklausuren in Geschichte, die nächste Woche geschrieben werden (und dies sind feste Termine, die ich mir nicht aussuchen kann) überlassen. Eine 2stündige mit ca. 10 Seiten pro Schüler sowie eine 6stündige Abiprobeklausur, in der pro Schüler etwa 20 Seiten auf mich zukommen. Wenn du dann die kompletten Ferien von morgens bis abends an der Korrektur sitzt, kannst du dir vielleicht vorstellen, warum Gymnasiallehrer mehr verdienen als andere Lehrer. Und wenn dir das dann noch nicht reicht, übergebe ich dir auch gerne noch meine Abiklausuren. Die kannst du dann über die Osterferien korrigieren und anschließend mehrseitige Gutachten dazu schreiben. Viel Spaß!

    • Offizieller Beitrag

    Sicher auch Alltag eines Gym-Lehrers, Zini. Aber gibt es nicht auch bei euch Lehrer mit wenig Korrekturen, die aber das gleiche Gehalt bekommen?
    Schon mal verbale Zeugnisse für 28 Erstklässler geschrieben? Schon mal einen Vormittag in einer normal durchmischten (1-2 ADS Kinder, starke Leistungsheterogenität, etc.) verbracht? . Da weißt du mittags schon, was du getan hast! Aufsätze schreiben die Kinder übrigens auch - Erst - und Zweitschrift.
    Ich finde die niedrigere Bezahlung für Grundschullehrer jedenfalls nicht gerechtfertigt.
    Ggf. sollten Lehrer mit Korrekturfächern einen Zuschlag erhalten.


    Melosine

  • Hallo!
    Heute habe ich wieder (ohne das groß zu reflektieren!) gedacht, dass reine Hauptschullehrer am wenigsten arbeiten und am meisten verdienen sollten. Einige Kollegen sind am Ende eines Unterrichtstages nervlich so am Ende... und sie werden damit allein gelassen. Ich bin kein reiner Hauptschullehrer, aber ich verbringe ungefähr die Hälfte meiner Unterrichtszeit in Hauptschulklassen und weiß, wie anstrengend das sein kann. Ich mag die Kinder sehr, aber Hauptschullehrer sollten, wenn sie schon so wenig Unterstützung bekommen, wenigstens die meisten Vergünstigungen bekommen.
    Meine ganz spontan geäußerte heutige Meinung...

  • Ich habe Freunde, die an der GS sind, und empfinde den Arbeitsaufwand ehrlich gesagt doch als etwas unterschiedlich. Ich habe im letzten Jahr - zumindest gefühlt - mit Ausnahme von 3-4 Wochen in den Sommerferien inkl. mindestens einem Wochenendtag durchgerödelt. Bei den GS-Lehrern habe ich Spitzenzeiten festgestellt.


    Ich empfinde den Unterricht am Gymnasium häufig durch den oft hohen geistigen Anspruch als sehr anstrengend, insbesondere jetzt bei der Vorbereitung des "Dantons Tod" muss ich ziemlich viel ackern. Gerade bei Deutsch habe ich das Gefühl, dass ich ständig fachlich-inhaltlich hinzuarbeiten muss. Ich werde nun also nicht nur "Expertin" für das Drama, sondern auch noch für die frz. Revolution.

    • Offizieller Beitrag

    Halten wir als Zwischenfazit einmal folgendes fest:


    1. Je nach Lehramt bzw. Laufbahn wird unterschiedlich bezahlt.
    2. Die Bezahlung richtet sich in der Regel nicht nach der tatsächlichen Arbeitsbelastung.
    3. Es gibt Unterschiede in den Belastungen sowohl von Fach zu Fach als auch von Schule zu Schule.


    Hier sollten wir in der Tat einmal in den Spiegel sehen und uns klarmachen, dass wir uns freiwillig (!) darauf eingelassen haben, weil wir Lehrer werden wollten.
    Die Bedingungen der Bezahlung ist öffentlich einsehbar und für jeden jederzeit abrufbar.


    Sich jetzt darüber zu beklagen bzw. eine Debatte über Arbeitsbelastung zu führen, ist m.E. nicht wirklich sinnvoll, weil es in der Tat in eine "Neiddebatte" abzudriften droht.


    Wer verdient am meisten / am wenigsten, bei wem ist die individuelle Situation am günstigsten / am ungerechtesten.


    Hilft uns das weiter?


    Nein. Es macht uns auf eine Weise für einen Nicht-Lehrer, der das liest, vollkommen lächerlich. Es mutet in der Tat an wie Jammern auf hohem Niveau. Es steht uns doch in der Tat frei, etwas anderes zu machen - niemand zwingt uns dazu Lehrer zu werden, wenn uns die Bedingungen nicht passen. Aber wer von uns bringt effektiv diese Konsequenz und den Mut dafür auf?
    Dann reicht die Sicherheit und das Gehalt auf einmal doch als Argument bzw. die Ungerechtigkeiten reichen nicht aus, als dass man sich umorientieren würde...


    Gruß
    Bolzbold

  • Dieser Bissigkeit kann ich mich - ebenfalls GHS - nur anschließen. Mir wäre eine Regelstudienzeit von 8 Semestern sehr lieb gewesen - weil ich sowieso so lange studiert habe. Nicht aus Trödelei - sondern weil ich gerne studiert (und gelernt) habe. Ich arbeite als Hauptschullehrer pro Woche 5 Stunden mehr als die Gymnasialkollegen. Bei der Korrektur von Aufsätzen und Diktaten ziehe ich in Gedanken von meinem Gehalt immer das Schmerzensgeld ab, das mir dabei eigentlich zustehen würde ;)
    Ich unterrichte nach Klassenlehrerprinzip 10 verschiedene Unterrichtsfächer - studiert habe ich 2. Bei uns in Ba-Wü wurden trickreich einige Fächer zu Fächerverbünden zusammengelegt - sodass ich mich sogar auf noch mehr Fächer vorzubereiten habe. Physik/Chemie/Biologie nennt sich nun "MNT", Geschichte/Gemeinschaftskunde/Erdkunde nennt sich "WZG" und den "Hattrick" bildet das Fach "MSG", das aus Kunst/Musik/Sport besteht. Wenn ich das aufschlüssele, ergeben sich sogar 14 Fächer.


    Der Gym-Lehrer, der sich als "Korrekturfachlehrer" beklagt und daraus ein höheres gehalt ableitet, soll erstmal die Klassenarbeiten und Beurteilungen dieser Fächer schreiben und korrigieren, bevor er meint, er arbeite mehr als wir GHS'ler.


    Von den Elterngesprächen und Konfliktgesprächen mit Schülern mal zu schweigen. Da lebt ihr auf der Insel der Glückseligkeit. Wir sind im Zweitberuf Richter, Polizist, Pfarrer, Seelsorger, Sozialarbeiter,...


    und dafür unterbezahlt.


    Zitat

    Original von kleiner gruener frosch


    P.S.: Zur Bezahlung allgemein. Irgendwo oben wurde schon einmal gesagt, dass man als Lehrer auf recht hohem Niveau jammert. Ich habe einige Jahre in der freien Wirtschaft gearbeitet. Im Vergleich dazu haben wir es als Lehrer traumhaft gut (Arbeitsverhältnisse, Bezahlung, ...). Sicherlich kann man immer mehr Geld verlangen. Aber wenn ich einen Blick auf die Staats- und Landeshaushalte werfe frage ich mich, wo das Geld herkommen solll. *schulterzuck*


    Als ich einem befreundeten Ingenieur mal meinen Gehaltszettel gezeigt habe, hat der mich mitleidig angeschaut. Soviel zur freien Wirtschaft. Von traumhaft keine Spur. Und wo das Geld herkommen soll? Alles eine Frage der Prioritäten. Und da stehen die Bildungsausgaben derzeit in der Rangfolge eher hinten an. Trotz vollmundiger Worthülsen stagnieren die Bildungsausgaben:
    http://www.destatis.de/jetspee…mplateId=renderPrint.psml
    Berücksichtigt man, dass in diesen Zahlen die Inflationsrate nicht berücksichtigt ist, sieht es noch trauriger aus.
    Im langfristigen Vergleich sieht man die Prioritäten:
    Gesundheit/Sport/Erholung stagniert, Bildung knapp verdoppelt - Wirtschaftsförderung verdreifacht - jeweils ohne Berücksichtigung der Inflationsrate.


    Wie3 gesagt - es kommt auf die Prioritäten an. Geld ist da.
    http://www.destatis.de/jetspee…usgaben,property=file.pdf

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

  • Das höhere Gehalt der Gymnasiallehrer ist historisch begründet, aus einer Zeit, als die "Gymnasialprofessoren" noch Akademiker waren im Gegensatz zu Volksschul- und Realgymnasiallehrern waren, die durch eine reine Seminarsausbildung gingen. Es ist ein Standesgehalt, kein Leistungsgehalt. Das rückwirkend zu einem Leistungsgehalt zu erklären, ist anachronistisch. Ein weiterer Grund scheint der zu sein, dass das Prinzip "je kleiner die Kinder, desto unqualifizierter der Job" eine ungute Regel


    Ich halte die Forderung nach gleichem Gehalt - in einer Zeit, in der Konsens darüber besteht, dass die Lehrtätigkeit an der Hauptschule die härteste Lehrtätigkeit überhaupt ist - auf keinen Fall für eine "Neiddebatte". Die Frage kann nur politisch gelöst werden, aber dazu muss natürlich ersteinmal ein Anstoß bestehen.


    Nele

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • Zitat

    Original von neleabels
    Das höhere Gehalt der Gymnasiallehrer ist historisch begründet, aus einer Zeit, als die "Gymnasialprofessoren" noch Akademiker waren im Gegensatz zu Volksschul- und Realgymnasiallehrern waren, die durch eine reine Seminarsausbildung gingen. Es ist ein Standesgehalt, kein Leistungsgehalt. Das rückwirkend zu einem Leistungsgehalt zu erklären, ist anachronistisch.


    Diese verkürzte Erklärung ist falsch und rein aus der Lehrerperspektive gesehen. Das Bundes- und Landesbeamtenrecht fordert für die Eingruppierung in den höheren Dienst eine Ausbildung an einer Universität von mindest 3 1/2 Jahre zzgl. Prüfung, d.h. in der Summe 8 Semester. Für die Laufbahn des Gehobenen Dienstes ist nur eine Hochschulzugangsberechtigung erforderlich. Im Gegensatz zum Verwaltungsdienst wird die Ausbildung weder an einer Verwaltungsfachhochschule noch im Beamtenverhältnis absolviert, sondern an einer PH oder Universität. Das muss man aber als Delegation der Ausbildung (letztlich zur Kostenersparnis) zählen und auch von ihrer stärker praktischen Orientierung entspricht sie neben der Studienzeit einem Studium an einer Hochschule (früher FH). In den 70igern wurden die PHs - außer in B-W - in die Unis integriert, was nicht zwangsläufig den Status der Anwärter ändern muss.


    EXKURS:
    Gymnasialprofessoren wurden nach A15 bezahlt, d.h. ihr Amt entspricht dem der Studiendirektoren. Auch hier hinkt ihr Vergleich. Im deutschen Reich war die Reihenfolge Gymnasialassistent, Gymnasiallehrer, Gymnasialprofessor und Gymnasialdirektor, letzterer wurde in der WR durch Oberstudiendirektor ersetzt. Das Fortleben der Bezeichnung Gymnasialprofessor ist ein landestypisches Spezifikum nach dem WKII.
    Nur in Österreich sind "einfache" Gymnasiallehrer Professoren (ohne Voranstellung des Schultyps!).
    Lt. Fiedler, R.: Geschichte des Gymnasiums, S. 128 sind nach der erfolgreichen Etablierung des Realgymnasiums im deutschen Reich dessen Lehrkräfte an Universitäten in zwei Fächern ausgebildeten Akademiker.


    Zitat


    Ich halte die Forderung nach gleichem Gehalt - in einer Zeit, in der Konsens darüber besteht, dass die Lehrtätigkeit an der Hauptschule als härteste Lehrtätigkeit überhaupt ist - auf keinen Fall für eine "Neiddebatte". Die Frage kann nur politisch gelöst werden, aber dazu muss natürlich ersteinmal ein Anstoß bestehen.


    Ich halte diese pauschale Aussage geradezu als Hohn in den Augen der Sonderpädagogen und der Lehrkräfte, die in Schularten wie dem BVJ, BEJ, BGJ, Sonder-BVJ usw. unterrichten! Ich habe das Gefühl, es geht hier um eine Anbiederung und weniger um eine Diskussion, was gerechten Lohn ausmacht.
    Ein Zusammenhang zwischen "Härte" des Jobs und Entlohnung spiegelt sich übrigens weitestgehend nicht im Gehaltsgefüge der BRD wider; denn dann müssten Altenpfleger z.B. zu den Spitzenverdienern gehören.
    Aber einer Diskussion über die Metaebene, auf welche Prinzipien sich eine gerechte Entlohnung berufen kann, stellt sich hier niemand. Könnte ja sein, dass man zu unangenehmen Ergebnissen kommt. Stattdessen führt jeder seine persönliche (sic!) Belastung an. Diese Belastung für einen ganzen Berufsstand zu antizipieren, halte ich für reichlich vermessen.
    Es wäre sinnvoll, leistungsgerechter und politisch besser erreichbar, den Kollegen, die wirklich als "Richter, Polizist, Pfarrer, Seelsorger, Sozialarbeiter" tätig sind, entsprechende Ämter und Laufbahngruppen inklusive fachlicher Zusatzausbildung bereitzustellen. Das Ausschütten pauschaler Wohltaten, nur weil Kollegen ihren Job als persönlich besonders hart empfinden, halte ich für ungerecht und demotivierend.

    Und der Mann spürte das Wissen bis an die Haarspitzen, als ihm das Konversationslexikon auf den Kopf fiel. (Uli Keuler)

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    • Offizieller Beitrag

    Es ist unsinnig, Arbeitsbelastung vergleichen zu wollen. Auch der geistige Anspruch ist kein Argument - nach einem abgeschlossenen Hochschulstudium gibt auch im LK oder Abi keine echten Herausforderungen für's Hirn mehr, das muss man schon mindestens drauf haben. Ein Konzept für eine völlig heterogene GS-Klasse mit X Problemfällen zu entwickeln, ist geistig genauso anspruchsvoll.
    Und wir haben uns alle die Schulform ausgesucht, für die wir uns am besten geeignet hielten. Jede andere Schulform würden wir vermutlich subjektiv als höhere Belastung empfinden.
    In jeder Schulform gibt es unter den Kollegen Hoch- und Minderleister und die dazwischen. Das ist auch bekannt und es ist auch einsichtig, das sich deren Gehalt (in der Stundenlohnidee) nicht miteinander vergleichen lässt.
    Nachdem wir also nun festgestellt haben, dass man nix vergleichen kann, macht es also wenig Sinn das dauernd zu versuchen und dabei in die wenig konstruktiven "Ich hab's aber härter als du" Zuckungen zu verfallen. Oder gar in Selbstmitleid.


    Es handelt sich, in allen Schulformen, um einen sehr komplexen und belastenden Job (und um einens ehr schönen, btw!).
    Ich fände also ein einheitliches Lehrergehalt sehr in Ordnung.
    Aber nicht, wenn's nach unten angepasst wird.

    • Offizieller Beitrag

    #


    Da hast du eigentlich ganz schön recht!


    Melosine

  • Die Einführung eines einheitlichen Lehrergehaltes müsste natürlich aus politischen Gründen kostenneutral erfolgen, d.h. Grundschullehrer würden besser, Gymnasiallehrer schlechter bezahlt.


    Dann würde sich aber kaum noch jemand finden, der Mathematik und Physik studiert und dann Lehrer wird. Die Industrie bezahlt nämlich ganz andere Gehälter!


    Gruß, Helmut

  • Zitat

    Original von Meike.
    Ich fände also ein einheitliches Lehrergehalt sehr in Ordnung.
    Aber nicht, wenn's nach unten angepasst wird.


    Aber genau darauf würde es doch hinauslaufen !


    In der Praxis würde das dann so aussehen:


    Schaffung einer einheitlichen Besoldungsgruppe "Lehrer" (losgelöst von A1X). Geht ganz fix, da mittlerweile die Bundesländer die Hoheit über Besoldungsfragen haben.


    Keine Besoldungserhöhungen mehr für Gymnasiallehrer bis die anderen Kollegen "von unten" aufgeholt haben. Damit ist auch die "Besitzstandssicherung" gewahrt.


    Und wem wäre damit geholfen ?`Höchstens dem Gerechtigkeitsempfinden der GHR-Kollegen und -kolleginnen und natürlich den Finanzministern der Länder.


    Oder glaubt hier einer im Ernst, dass es eine Anpassung "nach oben" gäbe. Mehr Geld für die "faulen Säcke" ? Wo überall gespart werden muss ?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von helmut64
    Dann würde sich aber kaum noch jemand finden, der Mathematik und Physik studiert und dann Lehrer wird. Die Industrie bezahlt nämlich ganz andere Gehälter!


    Hm, gibt es in der freien Wirtschaft auf einmal einen großen Bedarf an Mathematikeren und Physikern? Ich kenne Leute, die genau das studiert haben, aber seit Jahren arbeitslos sind.


    Außerdem denke ich, dass jemand, der Physik und Mathe auf Lehramt studiert, das auch noch deshalb tut, weil er jungen Menschen etwas vermitteln will - nicht aus reinem Fachinteresse.

  • Zitat

    Original von Melosine


    Hm, gibt es in der freien Wirtschaft auf einmal einen großen Bedarf an Mathematikeren und Physikern? Ich kenne Leute, die genau das studiert haben, aber seit Jahren arbeitslos sind.


    Sehr wohl gibt es die Knappheit; es kommt natürlich auf darauf an, in welche Richtung man sich durch Diplom und Hauptstudium entschieden hat. Wer als Physiker/Mathematiker seine Diplomarbeit in der Industrie schreibt, hat allerbeste Chancen auf eine Anstellung.


    Zitat


    Außerdem denke ich, dass jemand, der Physik und Mathe auf Lehramt studiert, das auch noch deshalb tut, weil er jungen Menschen etwas vermitteln will - nicht aus reinem Fachinteresse.


    Allem Anschein nach scheint für die persönliche Empfindlichkeit (siehe Ausgangsthema der Beitragsreihe) die Entlohnung eine nicht geringe Rolle zu spielen. Es gibt auch Menschen, die zum einen variabel sind und zum anderen einen Kosten-/Nutzenrechnung machen.


    Übrigens ist die Lage an den beruflichen Schulen noch dramatischer, weil sich fast kein Ingenieur mehr findet, der zu der momentanen Entlohnung an eine Schule möchte. Es gibt auch reihenweise Absagen von ernsthaft Interessierten, wenn sie einmal ihre Bezüge durchrechnen.

    Und der Mann spürte das Wissen bis an die Haarspitzen, als ihm das Konversationslexikon auf den Kopf fiel. (Uli Keuler)

  • "Keine Besoldungserhöhungen mehr für Gymnasiallehrer bis die anderen Kollegen "von unten" aufgeholt haben. Damit ist auch die "Besitzstandssicherung" gewahrt.


    Und wem wäre damit geholfen ?`Höchstens dem Gerechtigkeitsempfinden der GHR-Kollegen und -kolleginnen und natürlich den Finanzministern der Länder."


    Also mehr Geld im Portemonnaie würde ich nicht synonym mit Gerechtigkeitsempfinden setzen. :rolleyes:


    Ironie on:Vielleicht lässt sich ja aber was machen, wenn die ganzen Bachelor - Leute auf den Markt geschmissen werden. Wäre doch toll, wenn man die auf die Kleinen loslässt und die "richtigen" Lehrer dann nur noch für das "höhere Lehramt" eingesetzt werden. Ironie off.


    Im Übrigen stimme ich auch Meike.zu.


    ninale

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

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