Meine Möglichkeiten zum Lehrerberuf

  • Leute, lasst es. Warum schreibt ihr überhaupt noch?


    Bankkaufmann - wundert ihr euch da noch über die Bankenkrise? :D

  • Zitat

    Original von Super-Lion
    Leute, lasst es. Warum schreibt ihr überhaupt noch?


    Bankkaufmann - wundert ihr euch da noch über die Bankenkrise? :D



    von der bildungskrise hört man aber auch so einiges

  • Aber hallo..... :D


    Der Reihe nach: Die Orthografie eines Forenteilnehmers muss nicht unbedingt zum Diskussionspunkt in einem Thread werden und ich bin über diesen Punkt der Diskussion nicht glücklich. In einem Forum für Lehrer fallen Rechtschreibfehler jedoch gerne auf - aus diesem Grund korrigiere auch ich meine eigenen Postings gerne und häufig - da wird auch bei mir selbst beim zweiten Lesen der implantierte Rotstift automatisch aktiviert. Das ist Lehrerschicksal. Gott helfe mir - ich kann nicht anders. :pfeif:


    Zur Thematik der Seiteneinsteiger:
    Ich halte Seiteneinsteiger (bzw. Leute mit einem anderen beruflichen Background) für eine wichtige und gute Bereicherung der Schule. An unserer Hauptschule haben von 8 männlichen Kollegen sechs "was Richtiges" gelernt. Es haben jedoch ALLE zusätzlich das komplette Studium durchlaufen. Über die Studieninhalte und die Inhalte des Referendariats kann man getrost getrennter Meinung sein. Aber ich bin sicher, dass ich - falls ich völlig unbeleckt gewesen wäre - bereits im Referendariat gescheitert wäre.


    Jogi1984:
    Ich werte mal deine Reaktionen so, dass du enttäuscht bist, dass dir von deinem Plan, den du dir zurecht gelegt hast, abgeraten wird. Wäre ja auch schön für dich, falls du auf diese Weise Lehrer werden könntest.
    Ein Tipp: Notiere mal für dich deine Motivationspunkte, weshalb du gerne Lehrer werden willst. Falls dort Gehalt, Status und Sicherheit an oberer Stelle auftauchen, kannst du bei diesen drei Punkten auf dem von dir angedachten Weg ziemlich enttäuscht werden.


    Falls du - wenn ich deine Kritik an den Lehrern richtig deute - das Schulsystem und die Lehre verbessern möchtest, MUSST du dich genauer mit der Materie befassen. Dann führt kein Weg am Vollstudium vorbei. Sonst merkst du nach einigen Jahren im Beruf, dass deine tollen Reformpläne, die du dir ausgedacht hast, bereits ein Herr Pestalozzi vor 200 Jahren schriftlich niedergelegt hatte. Oder ein anderer der Vordenker und Reformer, über die wir im Studium eine Menge erfahren und gelesen haben.


    Wenn du im Lehrerberuf - falls das klappen würde - auf dieselbe altkluge Art und Weise mit deinen Kollegen umspringst und glaubst, dass alles, was die Kollegen an der Uni gelernt haben, sowieso für die Katz und unnötig war, wirst du im Schuldienst vor die Hunde gehen - oder dich bis auf die Knochen blamieren.


    Lehrer sind Profis - müssen das sein und müssen entsprechend ausgebildet sein. So wie Leute in jedem anderen Beruf auch. Ich bin der Meinung, dass wir sogar professioneller sein müssen als in anderen Berufen (von Medizinern und ähnlichen Berufen abgesehen) - weil wir mit Menschen arbeiten und nicht mit Werkstücken, die man - falls man die verpfuscht hat, in den Ausschuss wirft. An den Schulen und Seminaren wird die Lehrerausbildung immer wieder scharf kritisiert - weil sie zu sehr den fachwissenschaftlichen Bereich in den Vordergrund setzt und den pädagogisch-didaktischen Bereich zu wenig berücksichtigt und lehrt. Und nun kommst du und meinst, dass man auf diesen Bereich sogar ganz verzichten kann? Mit Verlaub - du befindest dich nicht auf der aktuellen Diskussionsebene, was die Lehrerausbildung betrifft.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat

    Original von Jogi1984
    du verstehst schon wieder alles falsch. ich bin keineswegs von meinem plan ab was den seiteneinstieg angeht.


    Na ja, wenn schon wir dich nicht abhalten können, tut es das zuständige Schulamt. Und wenn die es nicht tun, erledigen das halt die Schüler.



    Warum fragst du hier überhaupt, wenn du doch alles besser weißt? Nimm dein Merkblatt, deinen Bachelor und werde Lehrer, von mir aus. Aber nerv hier nicht länger rum.



    @Alle: Vielleicht ist Jogi ja dieser Bachelor? :D
    http://www.youtube.com/watch?v=5oC60Gm9P6U

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

    3 Mal editiert, zuletzt von Modal Nodes ()

  • Hui, hier geht ja richtig die Post ab. Und da ich immer gerne mitdiskutiere, möchte ich nun auch "meinen Senf" dazu geben:


    Wie der ein oder andere weiß, bin ich selbst Seiteneinsteiger und daher mit der Problematik bestens vertraut. Auch wenn ich selbst wahrscheinlich nicht die fundierteste pädagogische Ausbildung habe und auch nie haben werde, so bin ich als promovierter Mathematiker zumindest fachlich voll qualifiziert. Aber ich möchte die Diskusson auch gar nicht in Richtung der pädagogischen Ausbildung weiterführen, sondern eher Folgendes zu bedenken geben:


    Wenn ich ehrlich sein soll, halte ich selbst etliche originär ausgebildete Lehrer für fachlich völlig inkompetent. Das muss ich leider so hart sagen, da mir im Rahmen meiner universitären Tätigkeit (ich halte nebenberuflich an der Uni Fach-Vorlesungen im Rahmen der Lehramtsausbildung) oft genug Lehramtskandidaten in Prüfungen gegenübersaßen und sitzen, von denen ich meine eigenen Kinder aufgrund fehlender Fachkenntnisse nicht unterrichten lassen möchte, wenn ich denn welche hätte.


    Umso mehr bin ich erstaunt, dass jemand, der gerade mal eine Banklehre absolviert hat, bzw. ein Fach wie BWL studiert, dies zum Anlass nehmen will, etwa Mathematik zu unterrichten. Ein Fach, dass in sich so komplex ist, dass ich, selbst mit Dr.-Titel, nicht behaupten würde, es in seiner ganzen Tiefe vollständig erfasst zu haben.


    Aber auch dieses nur als Randbemerkung.


    Was mich eigentlich primär stört, ist der Umgangston. Ich habe Schüler in der Sek I, die wesentlich reifer sind und bei einer Diskussion nicht in das Schema "du bist aber blöd" verfallen, sondern wesentlich kritikfähiger sind.
    Hier entsteht bei mir der Eindruck eines jähzornigen Kleinkinds, tut mir leid, dass ich das so hart sagen muss.

    Das Leben ist KEIN Wettkampf - aber ich gewinne trotzdem

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Was aber überhaupt nicht geht, sind diese Möchtegern-Seiteneinsteiger, a la "Ich habe Sesamstrasse bis zum Buchstaben E durch, will jetzt Lehrer werden, fachlich bin ich der Beste, Pädagogik und Didaktik braucht man ja eh nicht."


    Gerade mich als Seiteneinsteiger, der sich das damals SEHR GUT überlegt hat und sich mächtig ins Zeug gelegt hat, ist das beschämend mit solchen Leuten in einen Topf geworfen zu werden.

    Leider gibt es ja keine verschiedenen Bezeichnungen für die verschiedenen Typen Seiteneinsteiger, MN, ich möchte aber nochmal betonen, dass eigentlich alle Kollegen diejenigen, die sich nach der beruflichen Tätigkeit anderswo um eine angemessene /vergleichbare schulrelevante Ausbildung (i.e. Referendariat) bemüht haben, vollstens respektieren und ich verstehen kann, wenn du aufgrund deiner Erfahrungen etwas erbittert über Vorurteile bist. Solche Menschen wie dich meine ich (und andere) aber explizit nicht, wenn ich von "Seiteneinsteigern" rede, sondern die Art, die jetzt in Hessen unter dem selben Namen völlig unbeleckt von pädagogischem Wissen in den Unterricht geschmissen werden und in großen Prozentsätzen totales Chaos produzieren.


    Fachlich ist es übrigens so, dass ich in beiden Fächern das volle Programm wie alle Magister absolvieren musste, bis auf den letzten Schein - PLUS den didaktischen Teil. Ich kenne keine Studienfächer, wo es (zumindest im Gymnasiallehramt) anders war. Andere Lehrämter kann ich nicht beurteilen. Das Problem, gerade bei den Mathematikern ist dann eher, das Fachwissen auf das Niveau reduzieren zu können, das gebraucht wird. Da hilft das Referendariat sehr, wo man mit wenigen Stunden/Klassen Zeit hat, mal auf den "Teppich der Tatsachen" zu kommen.
    Nicht nur unser letzter Seiteneinsteiger Mathe (ein Dr.) hat kläglich versagt. Kein Schüler verstand - selbst kurz vor'm Abi - auch nur ein Wort, er hat an der Tafel mit sich selbst geredet und Beweise gerechnet oder was auch immer getan, Erklärungen waren redundant, weil nur ihm verständlich, und die Beschwerdeschlangen haben sich vom Schulleitungszimmer dreimal ums Gebäude gewickelt. Gelernt haben die Schüler dann nur noch autodidaktisch mit den Materialien aus den anderen Kursen in kleinen Gruppen. Der Mann war verzweifelt. Die Schüler auch. Er war eigentlich ein netter, aber total überfordert. Er hat die Schule verlassen.


    Das hatten wir insgesamt drei Mal in verschiedenen Versionen, weil es einfach derzeit keine Mathelehrer gibt. In abirelevanten Kursen!! Eine Katastrophe. Die Mathekollegen haben freiwillig zusätzliche Kurse übernommen, bis zu 50 Schüler im Vorlesungsstil unterrichtet, sich totkorrigiert, sich ewig mit den Seiteneinsteigern hingesetzt und versucht, die irgendwie auf den didaktischen Teppich zu kriegen - ging einfach nicht. Alle drei haben abgebrochen. Die Schüler und Kollegen sind fast zusammengebrochen.


    Ähnliche Berichte aus Xzig anderen Schulen.


    Das kann's net sein.

  • Meike, ich glaube, in der Hinsicht müssen wir uns bei Jogi aber keine Gedanken machen. :D


    Ich sehe übrigens auch das Problem, dass diese Diskussion hier eigentlich in eine völlig falsche Richtung abdriftet, weil, wie Meike schon feststellte, zu viele verschiedene Typen von Seiteneinsteigern durch die Schullandschaft geistern. Da gibt es die Leute mit guten fachlichen Qualifikationen, teilweise sicherlich fachlich schon überqualifiziert, leider aber teilweise auch pädagogisch unterqualifiziert, auf jeden Fall aber auch etliche, denen es gelingt, pädagogische Kenntnislücken schnell aufzuarbeiten und auszugleichen. Dann gibt es natürlich die Leute mit wertvoller Berufserfahrung - in meinen Augen viel zu wenige. Und zuletzt gibt es auch die, die in ihrem bisherigen Leben nichts richtig auf die Reihe bekommen haben und die Gelegenheit nutzen wollen, um sich einen gutbezahlten Halbtagsjob mit 60 Urlaubstagen im Jahr zu sichern.


    Für die Schüler schlimm genug, dass sie überhaupt auf "Lehrer" aus der letzten Kategorie treffen, aber zumindest bleibt als geringer Trost, dass dieser Kreis von Lehrpersonen das Handtuch sofort wieder schmeißt, sobald sie merken, dass die Sache mit dem Halbtagsjob und den vielen Urlaubstagen wohl doch nur ein Gerücht war.


    Glücklicherweise scheinen die Leute aus der letzten Kategorie auch eher selten zu sein - ich habe bislang zumindest keinen persönlich kennen lernen müssen. Die Seiteneinsteiger, die bei uns gelandet sind (superwenige übrigens), sind allesamt eine Bereicherung und haben sich super eingearbeitet. Wobei leider der Eine (ursprünglich aus der IT-Branche) letztes Jahr wieder das Handtuch geworfen hat, weil er mit der Arbeitsbelastung nicht zurecht kam. Schade für uns, denn er hat seinen Bereich wirklich sehr gut ausgefüllt.
    Deswegen finde ich es eben auch schade, dass sich die Diskussion nun eher pauschalisierend gegen Seiteneinsteiger ausspricht. Ich halte die universitäre Lehrerausbildung wirklich nicht für den Königsweg und denke, dass es durchaus alternative Wege in den Schuldienst gibt, die in etwa dem gleichen Maße oder in Einzelfällen sicher sogar besser qualifizieren.


    Ob ein FH-Bachelor qualifiziert, kann ich mangels genaueren Kenntnissen darüber nicht beurteilen. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Abschluss nicht unbedingt mit dem Uni-Bachelor, der ja nichts weiter ist als die früheren Zwischenprüfungen bzw. Vordiplom und damit weit davon entfernt, ausreichend Grundlagen für den Lehrberuf zu bieten, vergleichbar ist. Und deswegen erlaube ich mir da auch kein Urteil über diesen alternativen Weg.


    Die Ausgangsfragen kann ich auch nicht wirklich beantworten. Wenn's in diesem Flyer so steht, wird's wohl so sein. Da gibt's ja nun wirklich keinen einheitlichen Weg und grundsätzlich finde ich das auch keineswegs verwerflich. Ob man aus dem Fach BWL zwei Unterrichsfächer herausschlagen kann, müsste man wohl idealerweise an der Schule bzw. dem Schulamt/Bezirksamt oder was auch immer in NRW zuständig ist abklären. Das kann hier doch keiner wissen.


    Zur zweiten Frage: Bewerben kann man sich immer. Ob man genommen wird, ist die andere Frage. Aber das kann doch keiner vorhersagen. Probier's halt aus. Oder klär's vorher an den zuständigen Stellen ab.


    Die andere Sache, über die man nach dieser Diskussion hier schwer ins Grübeln kommt, ist halt eher die persönliche Eignung. Aber wenn die nicht vorhanden ist, kann auch ein klassisches Lehramtsstudium nicht viel retten.
    Ich kenne dich natürlich nicht persönlich, daher möchte ich dir gar nicht mal pauschal davon abraten, den Lehrberuf zu ergreifen. Aber zumindest liegt es nach dieser Diskussion hier nahe zu raten, darüber nachzudenken, ob man gewisse Schlüsselqualifikationen, die für den Lehrerberuf unerlässlich sind, aufweist. Damit meine ich ganz bestimmt nicht die Rechtschreibung (auch wenn mir die schon etwas peinlich wäre als Bankkaufmann und Bachelor, aber gut, daran kann man arbeiten), sondern eher grundlegende Fähigkeiten wie Kommunikationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Lernbereitschaft, Leistungsbereitschaft, Motivation und Zielorientierung.


    Insbesondere, da du bereits zwei Ausbildungen absolviert hast, die dich einem Berufseinstieg offensichtlich nicht wirklich näher gebracht haben, solltest du dir wirklich überlegen, ob es denn nun der Lehrberuf ist, den du wirklich ausüben möchtest. Deine Äußerungen im Verlauf der Diskussion lassen darauf schließen, dass du dir über den Beruf selbst bisher wohl nur wenig Gedanken gemacht hast, außer einen möglichst einfachen Ausbildungsweg zu wählen und ansonsten sehe ich wieder nur die leuchtenden Augen beim Gedanken an den Halbtagsjob und drei großen Urlauben im Jahr vor mir.


    Das also mal meine Gedanken zu deinen Möglichkeiten, um Lehrer zu werden.


    Ich wünsche dir, dass du die richtige Entscheidung triffst und einen guten Berufseinstieg (in welchem Bereich auch immer) hinkriegst.


    Grüße
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    Einmal editiert, zuletzt von Mia ()

  • Den vorhergehenden Beiträgen kann ich insofern zustimmen, das es ohne eine vernünftige Ausbildung bzw. Einarbeitung nicht geht.
    Was mich etwas annervt ist doch die recht pauschale Ablehnung der Seiteneinsteiger unter dem Motto "der hat keinen Uni-Abschluß und kein Referendariat gemacht, also kanns nichts werden". Diese Einstellung begegnet mir nicht nur hier im Forum sondern oft auch in Gesprächen mit anderen Lehrern.


    Mia

    Zitat

    Aber zumindest liegt es nach dieser Diskussion hier nahe zu raten, darüber nachzudenken, ob man gewisse Schlüsselqualifikationen, die für den Lehrerberuf unerlässlich sind, aufweist.


    Warum wird eigentlich von denen, die Lehrer werden wollen immer erwartet, dass sie die notwendigen Schlüsselqualifikationen vor Beginn ihrer Ausbildung schon alle haben sollen? Das ist Aufgabe der Lehrerausbildung.
    Bei keinem anderen Beruf werden derartig überzogene Erwartungen gestellt. Vielleicht ensteht ja auch so das Bild, man könne bei zukünftigen Lehrern auf eine pädagogische Ausbildung verzichten.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Zitat

    Original von SteffdA
    Warum wird eigentlich von denen, die Lehrer werden wollen immer erwartet, dass sie die notwendigen Schlüsselqualifikationen vor Beginn ihrer Ausbildung schon alle haben sollen?


    Hm ich hab das jetzt gerade so verstanden gehabt, dass unter Schlüsselqualifikationen nicht sowas verstanden wird wie "kann Unterrichtsinhalte didaktisch aufbereiten" oder "Unterrichtsreihen strukturieren" - das sind in der Tat Aufgaben des Studiums bzw. des Refs.


    Ich dachte es ging hier beim Nachdenken über den Lehrerberuf aus einem anderen Beruf heraus eher um globalere Dinge wie ein gewisser Wille und auch die Fähigkeit, mit Menschen verschiedener Altersklassen zu arbeiten und kommunizieren etc.
    Eher auf der Schiene, dass man - nehmen wir mal an jemand kommt aus dem Bankgewerbe und hat sein bisheriges Berufsleben am Schalter oder im Büro verbracht - dass die Kommunikation im SChulalltag wesentlich unstrukturierter abläuft als in einem Verkaufsgespräch zum Beispiel.


    Lehrer kann eben einfac nicht jeder und auch nicht fast jeder Mensch werden und damit glücklich sein.
    Vielleicht hab ich das aber auch falsch verstanden.

  • Hallo SteffdA,


    hm, vielleicht verstehst du unter dem Begriff Schlüsselqualifikationen ja etwas anderes? Ich habe ja in meinem obigen Beitrag schon ein paar aufgezählt. Das sind eben überfachliche Fähigkeiten, die eine Person zu einem möglichst professionellem Handeln befähigen sollen und die auch in aller Regel in Ausbildungen nicht vermittelt werden können, in Studiengängen mangels individueller Betreuung schon gar nicht.


    Übrigens ist das doch nicht nur in der Lehrerausbildung so, sondern in praktisch allen Berufen. Nicht umsonst fangen wir bei uns an der Schule so früh es geht an, eben jene Schlüsselqualifikationen sehr aktiv und intensiv zu fördern. Und wenn ich sehe, dass einer meiner Schüler in der 9. Klasse noch immer nicht die für seinen Wunschberuf notwendigen Schlüsselqualifikationen erworben hat, dann berate ich ihn selbstverständlich auch dahingehend, sich anderweitig zu orientieren.
    Da wir mit Praxistagen arbeiten, wird meist aber schon in Klasse 8 sehr deutlich, an welchen Schlüsselqualifikationen es fehlt und entsprechend scheitern die Schüler dann auch schon im jeweiligen Praktikum. Nie im Leben käme ich dann noch auf die Idee zu sagen, dass derjenige halt erstmal die Ausbildung machen soll, um diese Defizite aufzuarbeiten. Aber mal ganz davon abgesehen, kenne ich auch keinen Betrieb, der einen Auszubildenen aufnimmt, dem eben gewisse Schlüsselqualifikationen fehlen.


    Und daher verstehe ich nun gar nicht, wenn man ausgerechnet bei Lehrern nun meint, dass solche Schlüsselqualifikationen nicht notwendig wären. Wenn jemand in 13 Schuljahren beispielsweise nicht eine gewisse Konfliktfähigkeit erworben hat, dann wird derjenige das unter Garantie nun nicht ausgerechnet im Studium und im Referendariat erlernen.


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    Einmal editiert, zuletzt von Mia ()

    • Offizieller Beitrag

    Seh ich wie Mia. Und bei aller berechtigten Kritik an der Ausbildung, aber erfahrungsgemäß brauchen die meisten Menschen diese Zeit der reduzierten Stunden/Klassenzahl und erhöhter Reflexionszeit um sich über das Haben oder Nichthaben dieser Schlüsselqualifikationen klar zu werden, ohne bereits allzuviel Schaden angerichtet zu haben. Bei voller Stundenzahl an 200 Schüler auszuprobieren, ob man in den Beruf gehört, fällt unter Menschenversuch...

  • Natürlich müssen angehende LehrerInnen bestimmte Schlüsselqualifikationen mitbringen, aber eben auf dem Niveau "Abitur" bei Studienanfängern bzw. "Master/Uni-Diplom/1.Staatsexamen" bei angehenden Referendaren (um mal auf die formalen Abschlüsse abzuheben).
    Aber alles was darüber hinausgeht und damit meine ich ausdrücklich auch überfachliche Fähigkeiten und Fertigkeiten sind doch wohl Sache der daran anschließenden Ausbildungen.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Zitat

    Original von SteffdA
    Natürlich müssen angehende LehrerInnen bestimmte Schlüsselqualifikationen mitbringen, aber eben auf dem Niveau "Abitur" bei Studienanfängern bzw. "Master/Uni-Diplom/1.Staatsexamen" bei angehenden Referendaren (um mal auf die formalen Abschlüsse abzuheben).


    Aber genau darum geht es ja NICHT. Wenn es genau darum ginge, dann könnte ja jeder dieser Leute problemlos Lehrer werden.


    Es geht ja um personale Schlüsselqualifikationen - wie z.B. Konfliktfähigkeit - die zwar wünschenswert sich in der Zeit bis zum Abi oder meinetwegen auch Master entwickelt haben sollten - damit aber weder einhergehen noch dort irgend einen Einfluss drauf haben. Mein Abi kann ich genauso gut machen ohne konfliktfähig zu sein.


    Das ist jedenfalls das, was ich hier die ganze Zeit verstehe. Es geht um Schlüsselqualifikationen, die eben nicht standardmäßig wie Lesen und Schreiben für einen Abschluss notwendig sind.


    Und da bin ich zumindest der Meinung: Nein, dafür muss weder das Lehramtsstudium sorgen noch das Referendariat. Können sie auch gar nicht.

  • Zitat

    Original von SteffdA
    Warum wird eigentlich von denen, die Lehrer werden wollen immer erwartet, dass sie die notwendigen Schlüsselqualifikationen vor Beginn ihrer Ausbildung schon alle haben sollen? Das ist Aufgabe der Lehrerausbildung.


    ich denke es für jeden eine erleichterung, wenn er vor beginn der arbeit schon ein wenig ahnung hat. bei uns unterrichten seiteneinsteiger vonm ersten tag an 18 stunden/woche. ohne jegliche pädagogische, didaktische, schulrechtliche grundlage. referendare dürfen erst nach einigen wochen eigenständig unterrichten, sind dann aber häufig deutich sicherer in vielerlei hinsicht. meines erachtens kann man vieles lernen, das ist bei seiteneinsteigern auch der fall, aber mehrere monate blindflug entsprechen nicht meinem verständnis von qualitativ hochwertigem unterricht.

    • Offizieller Beitrag

    Das, was rauscheengelchen beschreibt, meine ich. Seiteneinsteiger ohne Referendariat steigen mit voller Stundenzahl ohne Erprobungphase und voll notengebungsberechtigt ein. Ohne, dass sie - als eines von vielen Beispielen - die knifflige Frage der angemessenen Beurteilungen im kleinen Rahmen üben und reflektieren konnten. Da hängen zum Teil Schülerkarrieren dran, was da dann passiert. Und da passiert so alles mögliche und unmögliche.
    Einer der oben beschriebenen Mathematikseiteneinsteiger zum Beispiel stellte fest, dass sein "Unterricht", i.e. die abgehobenen Vorlesungen die er gehalten hatte, genau null Effekt in den Köpfen der Schüler gehabt hatte. Also sah er sich genötigt, die in der Fachschaft koordinierten Klausuren gemeinsam mit dem Kurs an der Tafel zu errechnen (kam erst viel später raus). Schnitt: 13 Punkte im Grundkurs. Da kamen natürlich erstmal keine Beschwerden an die Schulleitung von den Schülern. Im Abi hat es sie dann reihenweise zersemmelt.
    Eine andere Seiteneinsteigerin bekam Unter- und Mittelstufenklassen überhaupt nicht in den Griff und glaubte sich genötigt, disziplinarische 5en zu verteilen anstatt Leistungsnoten. In der Klasse gab es dann 19 Kinder mit einer Mathe 5, die allerdings nicht ihren mathematischen Leistungsstand, sondern den Stand der misslungenen Kommunikation mit der Seiteneinsteigerin wiederspiegelten. Daran sind ein paar dann beim Jahrgangsübergang gescheitert - was ich einen Skandal fand (und der Schulleitung gegenüber auch vehement so äußerte, ohne Erfolg).


    Für den Job braucht man Übung. Und da man für Schüler und deren Schulklarriere direkt verantwortlich ist, kann man nicht einfach mal eben "am Menschen üben". Im Referedariat tut man das zwar auch, aber abgemildert durch Einstiegphase ohne Untericht aber mit Hospitationen, Mentoren, weniger Stunden/Klassen, Doppelsteckungen, Seminare, in denen man das eigenen Tun reflektieren kann, angeleiteten Unterricht uvm.


    Ohne das geht es meiner Meinung nach bei den allerallermeisten einfach nicht und ist den Schülern gegenüber nachgerade verantwortungslos.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    3 Mal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • meike
    Absolut richtig! Aber das kann ich den Seiteneinsteigern nicht anlasten, sondern denjenigen, die das Verhältnis der Seiteneinsteiger per Gesetz und Verordnung ausgestalten. Und ein etwas vielleicht auch den Schulen, die für Seiteneinsteiger kein Einarbeitungskonzept haben.
    Ich weiß, jetzt geht gleich die Diskussion wieder los, was die Schulen noch so alles machen sollen. Aber bitte, wenn Seiteneinsteiger gewollt sind und die Unterrichtsabdeckung durch sie an den Schulen gerne angenommen wird, dann bitte auch unter entsprechenden Rahmenbedingungen. Und dazu gehört auch eine ordentliche Einarbeitung.
    In der klassischen Lehrerausbildung ist das durch das Referendariat abgedeckt (sollte zumindest). Wenn ich aber kein Referendariat mehr vorsehe muß eine Einarbeitung her. Das ist übrigens in jedem Betrieb so. Wenn ich Arbeitsstelle oder Betrieb wechsle, dann wird auch neu eingearbeitet, und das sicher nicht ohne Grund.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

    Einmal editiert, zuletzt von SteffdA ()

  • Ups... mir war nicht bewußt, das es auch an allgemeinbiuldenden Schulen Seiteneinsteiger ohne jede pädagogische Ausbildung/Einarbeitung gibt.
    Meine Aussagen beziehen sich auf den berufsschulischen Bereich.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Also,
    irgendwie muss ich zu dem Thema Seiteneinsteiger auch mal etwas loswerden.


    Ich bin als ein solcher an einem sehr angesehenen Gymnasium in meiner Stadt tätig. Vielleicht bin ich aber auch kein richtiger, denn ich bin Diplom-Sportwissenschaftler/Diplom-Sportlehrer. Das Wort Lehrer steckt also in meinem Titel auch drin. Ich bin an meinem Gymnasium mit offenen Armen aufgenommen worden und das Kollegium hat mir sehr viel Respekt entgegen gebracht. Ich wurde überhaupt nicht mistrauisch beäugt. Im Gegenteil, man hat mir sogar teilweise mehr Kompetenzen attestiert als den "nur" Lehramts-Sportleuten. Aber, vielleicht ist das im Fach Sport auch ein bißchen anders. Wir haben es in unserem Studium mehr als genug gelernt, vor Gruppen zu stehen, diese zu sortieren, zu bändigen und Ihnen im Rahmen entsprechender Methodik und Didaktik den Sport näher zu bringen.
    Die Sportkollegen sind super nett und es gibt eine tolle Zusammenarbeit. Absolut auf Augenhöhe, auch, wenn ich in didaktischer Sicht bestimmt noch einiges von den alten Hasen lernen kann, sie aber eben auch in Sachen neue Trends usw. Aber, ist das nicht immer so? Das hat doch auch gar nichts mit Seiteneinsteigern oder normal ausgebildeten Lehrern zu tun.


    Ich wechsele jetzt sogar nochmal die Schule und viele sind traurig, dass ich gehe. Angebot zur Weiterbeschäftigung von Seiten der Schulleitung war auch da.


    Also, Leute, seid doch froh, dass die Seiteneinsteiger die Lücken schließen, denn ansonsten könntet Ihr noch mehr Stunden übernehmen oder eben die Schüler hätten noch mehr Ausfall. Damit würde doch die Qualität noch weiter sinken.


    Im übrigen ist das Feedback der Schüler auch sensationell in meine Richtung. Endlich mal nicht nur Volleyball und Turnen, auch mal was neues. TOLL !!


    Ich komme allerdings auch aus einer Lehrerfamilie und wollte zunächst gerade deshalb NICHT Lehrer werden. Aber, es scheint mir doch in den Genen zu stecken und deshalb raten mir zur Zeit auch alle möglichen Kollegen, doch noch ein 2. Fach zu machen.


    Hier also ein absolut positiver Bericht eines Seiteneinsteigers. Ich denke, Fälle, wie der Beginner dieses Threats, sind doch wirklich die Ausnahme...

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