Kommentar zum Tatort: Tod einer Lehrerin (DasErste, 20:15h)

  • Eine Lehrerin ertrinkt, die Kommissare ermitteln...


    Die Reihe der Verdächtigen ist lang, da war z.B. der Schüler mit der 6 in Mathe(?). Aber der war's nicht, wär ja zu offensichtlich gewesen.


    Vielleicht war es Rache? Immerhin ist auf einer Klassenreise der toten Lehrerin ein Schüler ertrunken, während sie mit dem (deutschen) Stiefvater eines aus Afrika immigrierten Mädchens im Bett rumgemacht hat. Naja, die übliche Beschäftigung auf Klassenreisen halt. Der Vater des toten Jungen fand den Freispruch des Gerichts nicht so toll, war also gleich ein weiterer Hauptverdächtiger.


    Aber nein, die Welt ist viel komplizierter. War es vielleicht die afrikanische Mutter des immigrierten Mädchen, mit dessen Stiefvater die tote Lehrerin..., die ihre Scheinehe gefährdet sah? Aber die Scheinehe war wohl doch nicht so wirklich eine Scheinehe, da in Afrika nach Aussage der Afrikanerin wohl gelten soll: Mit je mehr Frauen ein Mann rummacht, umso besser. Also ist unser Verständnis von Scheinehe wohl kulturell zumindest fragwürdig. Wieder etwas dazugelernt.


    Aber wer war es denn nun? Ach ja, da ist ja noch der Arzt, bei dem die Afrikanerin arbeitet. Ein echter Gutmensch, schon im Afrika-Einsatz gewesen. Und seine Frau erst: Im Kampf gegen die Beschneidung von afrikanischen Mädchen sogar den Landesverdienstorden bekommen. Unser Arzt ist so "gut", dass er seinen Einsatz gegen die Beschneidung etwas uminterpretiert: Er beschneidet die jungen Afrikannerinnen gleich selber, hier in Deutschland, wo sonst. Ist wohl besser, als wenn die jungen Mädchen extra nach Afrika fliegen müssten, denn dort haben sie: 1. Nur "stumpfe Messer" und 2. Der Flug ist so teuer, das gleich viele Afrikaner "zusammenlegen müssen". Und jetzt nähern wir uns langsam dem Kern der Sache: Das Mädchen von der Klassenreise, mit dessen Stiefvater die tote Lehrerin ... (ihr wisst schon) hat der Lehrerin offensichtlich die Sache erzählt, da wohl demnächst ihre kleine Schwester dran gewesen wäre. Und was macht die Lehrerin (die dumme Pute)? Die geht nicht direkt zur Polizei oder zum Jugendamt, nein, sie versucht das mit dem Gutmenschen-Arzt direkt zu klären: Lehrer reden halt gern und viel (Über was eigentlich? "Du Doc, beschneide bitte nicht die Schwester meiner Schülerin. Dann erzähle ich auch niemandem von den dutzenden Mädchen die du beschnitten hast und die du beschneiden wirst.")


    Unser "guter" Arzt bekommt natürlich Panik (vielleicht hat er auch nur an all die kleinen afrikanischen Mädchen gedacht, die demnächst wieder nach Afrika müssten, wenn er erst einmal im Knast sitzt) und will die Lehrerin ertränken. Aber da er irgendwie ein "Guter" ist, bleibt die Tat unvollendet (aber die Lehrerin im Wasser): "Die hat aber noch gehustet."


    Die "gute" Frau des Arztes (gut und gut gesellt sich halt gern) findet die fast ertrunkene Lehrerin und ... hilft ihr natürlich nicht. Sie hatte wohl eine "Güterabwägung" zu treffen. Das Leben der Lehrerin auf der einen Seite und ihren heldenmütigen Kampf gegen die Beschneidung auf der anderen Seite. Da kommt es gar nicht "gut", wenn ihr eigener Mann ein "Beschneider" ist. Klar, wie sie entscheiden hat. Da hat der Fernsehzuschauer sicher Verständnis. Collateral Damage.


    Und am Ende? Die Lehrerin ist tot, aber so richtig schuld ist keiner. Immerhin haben uns die Macher des Tatorts den fälligen Richterspruch erspart: "Tod duch Unfall" oder so ähnlich. "Frau Lehrerin hätte wissen müssen, dass der Beruf gewisse Risiken birgt." Tod durch Ertrinken zum Beispiel. Naja, zumindest nachfolgende Lehrer(innen)-Generationen sind jetzt gewarnt.


    Aber das Positive: Ihr dürft jetzt alle auf Klassenfahrten mit den Eltern eurer Schüler(innen) ins Bett gehen :D


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    6 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Naja, es gab schon schlechtere Tatorte.
    Wobei ich sagen muss, dass ich den "Tod einer Lehrerin" pünktlich am letzten Ferientag etwas missglückt fand.Hat mir jetzt nicht sooo viel Spaß gemacht :)
    Und es waren etwas viele Themen miteinander vernetzt (Beschneidung, Aufsichtspflicht...).

  • Bei so einem STuss hätten meine Lieblingskommissare Thiel und Börne sicher gleich den Dienst quittiert! :D


    Grüße
    Mara

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

    • Offizieller Beitrag

    Kopf hoch; mara! Die kommen nächsten Sonntag wieder *freu*


    Wobei ich den Tatort spannend fand.
    Und dass jetzt Lehrerklischees gewälzt worden wären, kann ich auch nicht sagen.
    Die Odenthal fand ich früher mal richtig gut. Dann lange Zeit eher mäßig.
    Aber gestern hats mir seit langem mal wieder gefallen.


  • Wobei ich sagen muss, dass ich den "Tod einer Lehrerin" pünktlich am letzten Ferientag etwas missglückt fand.Hat mir jetzt nicht sooo viel Spaß gemacht :)

    Dieses "Problem" betrifft grad mal 28% aller Lehrer - wir sind in Gedanken schon wieder bei den Herbstferien (noch 4 Wochen) :thumbup: ! ;)


    Schön fand ich, als mein letzter Mitbewohner "damals" bei mir einzog und ganz obenauf in einem der Kartons "Tod einer Lehrerin" von A. Franz lag. :S

  • Mikael


    Prima auf den Punkt gebracht :thumbup: , ich hab gerade wirklich gegrinst. Hab den gestern gezwungenermaßen auch gesehen.. Mal abgesehen davon, dass ich Krimis eh nicht mag, war das sowas von :X:

  • Naja, immerhin war es nicht schon wieder eine Wiederholung, das kam ja auch ganz schön oft in letzter Zeit vor. Ich saß immer vorm TV und dachte mir, das kennste doch schon? Ärgerlich.


    Und ja, ich vergesse immer, dass der Süden etwa 13434 Jahre später als alle anderen Ferien hat ;)

  • Naja, mich tröstet bei Tatorten (und Fernsehkrimis allgemein) immer, dass das Berufsbild des Polizisten und Kommissar im TV noch weniger der Realität entspricht als das des Lehrers.

  • Naja, mich tröstet bei Tatorten (und Fernsehkrimis allgemein) immer, dass das Berufsbild des Polizisten und Kommissar im TV noch weniger der Realität entspricht als das des Lehrers.


    Obwohl Lehrer in Tatorten auch schon super waren. :D Der Deutschlehrer sitzt meist lässig auf dem Tisch und hat "Johann Wolfgang von Goethe" an die Tafel geschrieben, sonst nichts. Keine chaotischen Tafelbildkonstruktionen, nichts. Nach dem Schellen,die Schüler packen zusammen, sagt er meist: "Als Hausaufgabe interpretieren Sie bitte die 2. Szene des dritten Akts". Alles klar. :thumbup: Kein Genörgel, kein Gemecker, keine Nachfragen, kein eifriges Eintragen in den Block. Besser als auf der Uni! :D

  • Zu gestern: Sollte das eigentlich eine Hauptschule sein? (Hab ich nicht mitgekriegt) Wenn, dann drückten sich die Schüler ja gepflegt aus, alle Achtung! Sehr eloquent.

  • Nee, wenn schon muss es eine Realschule gewesen sein, weil doch der Junge rausgeworfen wurde und nun seinen Realschulabschluss nicht mehr machen konnte

  • Zu gestern: Sollte das eigentlich eine Hauptschule sein? (Hab ich nicht mitgekriegt) Wenn, dann drückten sich die Schüler ja gepflegt aus, alle Achtung! Sehr eloquent.


    Haja, wir sind in Ludwigshafen - der Hauptstadt des gepflegten Ausdrucks ^^

  • Die Odenthal fand ich früher mal richtig gut.

    Ich weiß nicht, die ist immer so bierernst. Lebensfreude pur. Gut, liegt vielleicht auch am Genre ;) , aber Börne bekommt das doch auch hin?


    Grüße
    Mara 8)

    "Die beste Methode das Gute im Menschen zu wecken ist, ihn so zu behandeln, als wäre er schon gut." (Gustav Radbruch) :troest:

    • Offizieller Beitrag

    Ja, das ist einfach das beste Team! Hoffe, mein Besuch geht am Sonntag rechtzeitig... :D


    Die Odenthal war ja in früheren "Tatörtern" mal lesbisch. Und einmal kamen Außerirdische vor. Fand ich schon cool, damals.
    Danach hast du schon recht, da war sie eher ernst und trocken.

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