Aus dem Alltag des Lehrers: Frage an die Erfahrenen und alten Hasen.

  • Hi,


    ich werde höchstwahrscheinlich demnächst in das Lehramtsstudium wechseln. Nach diesem kurzen, nervenschonenden Einleitungstext würde mich eure Erfahrung zu folgenden, von einander unabhängigen Fragen, sehr interessieren:


    1. Thema Motivation: Ist es energie-und motivationsraubend ca. alle 2 Jahre den gleichen Stoff mit neuen, unwissenden Schülern durchzuarbeiten? Trifft euch eine Leere/Monotonie oder ist das für euch kein Problem? Habt ihr geheime Wünsche, dass es irgendwann "weiter" geht oder hat die Erfüllungssuche hier ein Ende gefunden? Auch schon mal daran gedacht einen anderen Beruf auszüben/umschulen?


    2. Habt ihr schon mal eine Tätigkeit als Lehrer im Ausland getan? Wie lange war das und hat es Spaß gemacht? Konntet ihr euch mit dem Gehalt über Wasser halten oder wurdet ihr von Deutschland aus bezahlt?


    3. In wie fern hat der Schullärm einfluss auf euch? Ist es stressig und zerrt an den Nerven, sodass euch schon bei der Schulklingel mulmig im Bauch wird oder blendet ihr alles irgendwann aus, Lärm hin oder her, gehört halt dazu, in meiner Klasse ist sowieso ruhig?


    4. Wie lange bereitet ihr euch nach der Schule auf den nächsten Tag vor (ungefähr-im Durchschnitt)? Vier - fünf Stunden einlesen und Blätter zusammenstellen oder 2 Stunden ein paar Sachen nacharbeiten.



    Über Antworten würde ich mich sehr freuen,
    viele Grüße,
    T.

  • Ist es energie-und motivationsraubend ca. alle 2 Jahre den gleichen Stoff mit neuen, unwissenden Schülern durchzuarbeiten?


    Ich bin zwar mitnichten ein "alter Hase", aber diese Frage von dir finde ich schon sehr bedenklich.


    Erstens musst du doch nicht alle 2 Jahre "den gleichen Stoff durcharbeiten". Es gibt so viel, was man in der Schule behandeln kann. Die Bildungspläne heutzutage sind kompetenzorientiert, das heißt, sie lassen dir in der Regel genügend Freiraum, dein ganzes Berufsleben lang immer "neuen Stoff" durchzunehmen.


    Zweitens ist die Vorstellung von Schülern als per se "unwissend" doch schon sehr defizitorientiert und klingt wenig wertschätzend.

  • Hallo Tamburker,


    Zitat

    Ich bin zwar mitnichten ein "alter Hase", aber diese Frage von dir finde ich schon sehr bedenklich.


    auch ich bin kein alter Hase, eher ein junger na, wie auch immer die jungen männlichen Hasen heißen.


    Kann Deine Fragen gut nachvollziehen und finde sie nicht bedenklich! Dahingehend also schon einmal Entwarnung. Es ist gut sich vorab schon einmal ein paar Informationen zu holen um sich ein erstes Bild zu machen, das sich dann weiter verändert durch Praxiserfahrungen.
    Auch kann ich die Befürchtung dahingehend nachvollziehen, dass man als Lehrer natürlich inhaltlich immer im Bereich der basics bleib und diese Jahr für Jahr aufs Neue erklären muss. Vergleichbar mit einer Forschungskarriere, wo man Jahr für Jahr immer tiefer und tiefer in die Materie eindringt ist das natürlich nicht. Die Befürchtung eine inhaltliche Routine könnte sich einschleichen ist durchaus nachvollziehbar! Allerdings wird man vielleicht ja auch sehr froh sein, wenn man immer dasselbe macht und so vielleicht später nach einigen Jahren ein freizeitorientiertes, entspanntes Leben führen kann, weil man die Stunden in und auswendig kennt und sie spontan halten kann. (Vermutung von mir, bin auch noch nicht im Beruf).

    Zweitens ist die Vorstellung von Schülern als per se "unwissend" doch schon sehr defizitorientiert und klingt wenig wertschätzend.

    Nimm es Plattenspieler nicht übel, heutzutage muss man als angehender Lehrer mit seiner Terminologie eine gewisse "political correctness" an den Tag legen um in Pädagogenkreisen dazuzugehören.
    Man darf also z.B. nicht mehr sagen, dass der Lehrer den Schülern im Unterricht Wissen vermittelt, sondern die Schüler erlernen selber Kompetenzen und der Lehrer ist dazu nur noch ein Lernbegleiter. Hört sich gleich an, ist es auch.


    Auch nennt man heutzutage einen frechen unerzogenen Schüler nicht mehr so beim Namen, sondern verhaltenskreativ oder lebhaft.
    Es gibt unzählige Beispiele für solch einen Jargon und es ist nicht tragisch, sich da zu vertun. Ich tappe da auch ständig daneben und werde von Plattenspieler korrigiert.


    Dass Schüler in die Schule kommen um Dinge zu lernen, die sie vorher nicht wissen macht sie also noch nicht "unwissend". Das wusste ich auch nicht. Vermutlich gibt es dazu einen Pädagogenbegriff, der das Unwissen der Schüler blumiger beschreibt und lobend erwähnt, was sie nicht alles Tolles anderes schon können, ausser der Sache, die sie eben nicht wissen und in der Schule lernen sollen...


    Es grüßt,


    Silicium

    • Offizieller Beitrag

    ein "alter Hase" bin ich auch nicht, aber ich würde dir auf jeden Fall eine mehrwöchige Hospitation an der Schulforum deines Interesses empfehlen, bevor du dich enstcheidest, Lehramt zu studieren. Bei dermaßen vielen Unsicherheiten und falschen Vorstellungen sollte man im Vorfeld ein wenig mehr Praxisluft schnuppern. Du würdest sosnt ganz shcnell unglücklich werden, wenn du eine falsche Entscheidung fällst.


    Nun zu deinen Fragen aus meiner (Gym-Lehrer-)Sicht:


    1. wie kommst du auf einen Turnus von 2 Jahren? Das Gym. z.B. umfasst 8 Jahre, RS 6, HS 5 oder 6 Jahre, GS 4 oder 6.
    Du bist parallel in untershceidlichen Klassenstufen mit deinen Fächern eingesetzt, und glaube mir, gerade am Anfang , nach dem Ref., bist du heilfroh, wenn du auf Bewährtes zurückgreifen hast, das du schon mal gemacht hast!
    Eines jedoch ist mir noch nie untergekommen: Langeweile und Unbefriedigtsein wegen des Lehrstoffs. 8| Da gibt e sso viele verschiedene Teilaspekte, methodische Asätze, unterschiedliche Ideen, was man wie machen könnte, wo der Schwerpunkt liegen könnte bei welcher Klasse, dass mir die Zeit manchmal kaum reicht, das alles auszutesten


    2. Auslandseinsatz kam für mich wegen meines eh schon so bunten Lebenslaufes nicht in Frage. Es sei denn, du betrachtest die Abwanderung nach BY als Ausland :D


    3. Der Schullärm kann anstrengend und stressig sein, ja. Und nein, im Klassenzimmer ist es nicht leise!!!!! Das geht gar nicht bei bis über 30 Jugendlichen in einem Raum und ist zudem auch gar nicht gewollt. Ich halte ja keinen Gottesdienst ab. Ausnahme: Ganzleise ist es während einer Klassenarbeit und ja, das ist anstrengender als normaler Unterrichtsgeräuschpegel, weil ich immer wie ein Schießhund aufpasse, dass niemand mogelt. :whistling: Ansonsten blende ich den Lärm aus, mich stört er nur an extremen Tagen-


    4.Total unterschiedlich. Von bis zu 2 o 3 Stunden bis hin zu 5-6 Stunden, auch am WE, je nachdem, was an Korrekturen und Verwaltungskram noch dazu kommt. Letzteres ist übrigens ein Aspekt, den man nicht unterschätzen sollte. Und von dem ich fürchte, dass er eher zu- als abnehmen wird :(


    Hilft dir das weiter?

  • 5 Jahre - mittelalt vielleicht ^^


    Ja, manchmal wird es langweilig, wenn man immer wieder dasselbe erklären muss, aber dafür sind die Schüler ja immer anders. Und ich überlege mir, wie ich es geschickter hinkriege. Trotzdem sehe ich viele Fehler kommen, die sind wohl unausweichlich und vermutlich sehr wichtig.


    Allerdings kommt in Informatik ständig Neues an, das kann schon richtig nerven manchmal. Neues Betriebssystem, neues Office, neue Programmiersprache und ich soll immer up to date sein. Das ist die andere Seite der Medaille. Da ist mir ein bisschen Routine zwischendurch schon sehr recht.


    Den Lärm finde ich grässlich, wobei sich das auch auf das Lehrerzimmer und die ewig zuschlagenden Türen bezieht. Es gibt Klassenräume mit einer furchtbaren Akustik. Da müssen die Schüler gar nicht laut sein, es hallt schon bei normalem Reden.


    Die Unterrichtsvorbereitung dauert irgendwann nicht mehr so lang, auch Klassenarbeiten etc. mache ich inzwischen sehr fix. Aber, was die meisten übersehen und was hier ja auch oft geschrieben wird: Das ist nur ein kleiner Teil von dem, was neben dem Unterricht so anfällt. Es gibt: Zusatzaufgaben, Verwaltung, Konferenzen, Projekte und unendlich viel anderen Kram.


    Plattenspieler: Man muss einem jungen Menschen nicht gleich so über den Mund fahren, weil er noch lernt bzw. gerade erst angefangen hat, den Beruf zu erlernen. Du wirfst ihm vor, unwissend zu sein, indem du ihn kritisierst, weil er andere unwissend findet. Natürlich ist er "unwissend" - sonst würde er hier doch nicht fragen.

  • Auch kann ich die Befürchtung dahingehend nachvollziehen, dass man als Lehrer natürlich inhaltlich immer im Bereich der basics bleib und diese Jahr für Jahr aufs Neue erklären muss. Vergleichbar mit einer Forschungskarriere, wo man Jahr für Jahr immer tiefer und tiefer in die Materie eindringt ist das natürlich nicht. Die Befürchtung eine inhaltliche Routine könnte sich einschleichen ist durchaus nachvollziehbar! Allerdings wird man vielleicht ja auch sehr froh sein, wenn man immer dasselbe macht und so vielleicht späte nach einigen Jahren ein freizeitorientiertes, entspanntes Leben führen kann, weil man die Stunden in und auswendig kennt und sie spontan halten kann.


    Nun ja, sicher spielt sich eine gewisse Routine ein und das ist auch gut so. Aber nur bis zu einem bestimmten Maß.
    Schließlich hast du in jeder Klasse andere Schüler und solltest den Unterricht individuell an diese (und zwar an jeden einzelnen) anpassen. Dass es genug Lehrer gibt, die trotzdem Jahr für Jahr die gleichen Stunden "auswendig" abspulen, ist klar ... Produktiv ist das aber nicht.


    Und natürlich muss man den "Schulstoff" nicht immer tiefer durchdringen. Als Lehrer ist man aber auch nicht Experte für "fachliche" Fragen in z.B. Physik oder Literaturwissenschaft oder sonstwas, sondern Experte für das Arrangement von Lehr-Lern-Prozessen. Und diesbezüglich ist es durchaus wünschenswert und angedacht, dass man sein pädagogisch-didaktisches Know-How sein ganzes Berufsleben lang erweitert.



    Nimm es Plattenspieler nicht übel, heutzutage muss man als angehender Lehrer Smit seiner Terminologie eine gewisse "political correctness" an den Tag legen um in Pädagogenkreisen dazuzugehören.
    (...)
    Auch nennt man heutzutage einen frechen unerzogenen Schüler nicht mehr so beim Namen, sondern verhaltenskreativ oder lebhaft.


    Es geht mitnichten um "political correctness", sondern es geht um einen bestimmten Blick auf die Kinder und ein bestimmtes Menschenbild, das sich in der Terminologie widerspiegelt.


    Ich studiere, wie du vielleicht weißt, Sonderpädagogik, und da beschäftigen wir uns recht intensiv mit Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Problemlagen. Da geht es auch nicht darum, das zu relativieren.Ich habe kein Problem damit, einen Schüler als "vehaltensgestört" oder "psychisch gestört" zu bezeichnen, wenn es denn wirklich der Fall ist. "Frech" und "unerzogen" hingegen sind keine objektiven Beschreibungen und tragen mit Sicherheit nicht zur Professionalisierung im Lehrerberuf bei, die du sonst doch für so wichtig hältst.



    Dass Schüler in die Schule kommen um Dinge zu lernen, die sie vorher nicht wissen macht sie also noch nicht "unwissend". Das wusste ich auch nicht. Vermutlich gibt es dazu einen Pädagogenbegriff, der das Unwissen der Schüler blumiger beschreibt und lobend erwähnt, was sie nicht alles Tolles anderes schon können, ausser der Sache, die sie eben nicht wissen und in der Schule lernen sollen...


    Schüler pauschal als "unwissend" zu bezeichnen ist etwas anderes als zu sagen, dass sie bestimmes Wissen und bestimmte Kompetenzen noch nicht erworben haben. Das gilt es durchaus differenziert festzustellen.
    Aber eben auch, was sie schon alles gelernt haben, und das ist eine Menge, bis die Kinder in die Schule oder gar in die Sekundarstufe kommen. Und dass es pädagogisch-psychologisch sinnvoll ist, am Vorwissen der Kinder anzusetzen, sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben.



    Man darf also z.B. nicht mehr sagen, dass der Lehrer den Schülern im Unterricht Wissen vermittelt, sondern die Schüler erlernen selber Kompetenzen.


    Diese Gleichsetzung von "Wissen" und "Kompetenzen" offenbart nur ein weiteres Mal deine pädagogischen Defizite ...

    • Offizieller Beitrag

    @Silicium. Plattenspieler


    Ich möchte hier ja niemandem den Mund verbieten, aber die Ausgangsfrage war eine bewusste Frage an die "Erfahrenen und alten Hasen". Vielleicht sollte man die dann auch antworten lassen und sich als Nicht-Alter-Hase zurückhalten. ;)


    kl. gr. frosch

  • Schließlich hast du in jeder Klasse andere Schüler und solltest den Unterricht individuell an diese (und zwar an jeden einzelnen) anpassen

    :D . Das kann man vielleicht in der Grundschule oder als Sonderpädagoge machen, aber mit inhaltlich anspruchsvollen Fächern am Gymnasium und der Klassenstärke bleibt eine Anpassung an jeden einzelnen Schüler utopisch.

    Dass es genug Lehrer gibt, die trotzdem Jahr für Jahr die gleichen Stunden "auswendig" abspulen, ist klar ... Produktiv ist das aber nicht.

    Zumindest ist es sehr pragmatisch. Glaubst Du an der Uni passt der Professor seine Vorlesung an jeden einzelnen Studenten an? Warum wohl nicht, weil er einfach zu faul ist? Manche Grundlagen ändern sich einfach nicht und dann kann man eine bewährte Stunde durchaus so wiederholen. Vor allem, wenn man sehr viele Schüler zu betreuen hat und nicht nur wenige gleichzeitig.


    Als Lehrer ist man aber auch nicht Experte für "fachliche" Fragen in z.B. Physik oder Literaturwissenschaft oder sonstwas, sondern Experte für das Arrangement von Lehr-Lern-Prozessen.

    Am Gymnasium hingegen empfehle ich durchaus fachwissenschaftlich eine gute Tiefe zu haben, denn tiefergehende fachliche Fragen muss man dort im Gegensatz zur Sonderpädagogik schon beantworten können! Sonst kann man auch keinen Lehr-Lern-Prozess initiieren. Wie willst Du Literaturwissenschaft oder Physik unterrichten (gerade in der Oberstufe), wenn Du da kein Experte drin bist?
    Kann ja sein, dass es als Sonderpädagoge ausreicht Experte für Lehr-Lern-Prozesse zu sein, am Gymnasium aber mit Sicherheit nicht. Deshalb ist unser Studium auch zu 90% ein Fachstudium und eben kein verkapptes Pädagogikstudium mit ein paar fachwissenschaftlichen Anteilen.
    Dafür habt ihr eben andere Schwerpunkte. Du kannst aber nicht ständig verlangen, am Gymnasium müsste man so auf Schüler eingehen wie Sonderpädagogen.... aber zusätzlich noch die fachliche Tiefe des Gymnasiums leisten.
    Das Gymnasium ist nun einmal die Schule für lernwillige und lernbegabte Schüler, da geht es dementsprechend mehr um Inhalte. Das ist einfach so.


    Es geht mitnichten um "political correctness", sondern es geht um einen bestimmten Blick auf die Kinder und ein bestimmtes Menschenbild, das sich in der Terminologie widerspiegelt.

    Dasselbe Menschenbild, das Dich dazu bringt die neugierigen Fragen eines neuen Forumsmitglieds zu bashen? Das hat mich ja erst auf den Plan gerufen! Das ist ja nicht nur mir aufgefallen:


    Plattenspieler: Man muss einem jungen Menschen nicht gleich so über den Mund fahren, weil er noch lernt bzw. gerade erst angefangen hat, den Beruf zu erlernen. Du wirfst ihm vor, unwissend zu sein, indem du ihn kritisierst, weil er andere unwissend findet. Natürlich ist er "unwissend" - sonst würde er hier doch nicht fragen.

    Manchmal habe ich den Eindruck Plattenspieler, Du versuchst Dich immer als moralisch überlegen und "der bessere, menschenorientiertere" Lehrer darzustellen und merkst gar nicht, dass Du in vielerlei Hinsicht gar nicht anders agierst, als Du es bei anderen Leuten kritisierst. (Im Umgang mit Menschen). Denk mal darüber nach!

    Diese Gleichsetzung von "Wissen" und "Kompetenzen" offenbart nur ein weiteres Mal deine pädagogischen Defizite ...

    Wer wird denn hier gleich so defizitorientiert sein? :D


    Edit: Na, wenn der kleine gruene Frosch das so wünscht, dann räumt Silicium nun natürlich gerne das Feld für die alten Hasen. Adios :thumbup:

    2 Mal editiert, zuletzt von Silicium ()

    • Offizieller Beitrag

    Mich würde mal interessieren, warum du zum Lehramt wechseln willst. Hast du schon mal ein Praktikum gemacht? Wenn nicht, würde ich dir das dringend raten! Dabei kannst du dann eher feststellen, ob der Beruf für dich in Frage kommt.


    Es sollte einem klar sein, dass man als Lehrer mehr tut, als seinen Stoff jedes Jahr runterzuleiern. Wenn ich ein Gefühl nicht mit meinem Beruf verbinde, ist das Langeweile. Es macht mir Freude, mit Kindern zu arbeiten, und es geht mir nicht um die reine Wissensvermittlung. Wenn du daran festhältst, sieht es m.E. düster aus - für deine zukünftigen Schüler und vermutlich auch für deine Zufriedenheit als Lehrer.


    Klar, man muss fachlich fit sein, aber wie Plattenspieler schon schrieb, ist das Fachliche eben auch die Didaktik und Pädagogik. Und da kann man durchaus stetig tiefer eindringen, neues lernen. Wenn man denn will.


    Der Lärm stört mich manchmal sehr, an anderen Tagen geht es. Ich fürchte aber, wenn man vor dem Studium da schon empfindlich ist, ist das nicht sonderlich hilfreich, da sich die Lärmempfindlichkeit m.E. steigert. Es gibt aber auch viele ruhige Phase, in denen die Kinder etwas arbeiten und der Gräuschpegel niedrig ist.


    Meine Mutter war zweimal mehrere Jahre als Gymansilalehrerin im Ausland. Sie wurde allerdings von Deutschland bezahlt und kam gut mit dem Geld aus. ;) es war aber ziemlich stressig und bei dem 2. Auslandsaufenthalt hat sie dabei noch eine Steigerung erlebt. Von Lehrern, die ins Ausland geschickt werden, wird auch viel erwartet. Meist liegt sehr viel an, auch neben dem eigentlichen Unterricht. Von einem tollen Land sieht man dann u.U. nur in den Ferien etwas. Ist aber natürlich trotzdem eine interessante Erfahrung. Finanziell scheint es sich aber zu lohnen, zuerst den Schuldienst in Deutschland anzutreten und dann ins Ausland zu gehen.


    Zur Vorbereitung von Unterricht: da wirst du zumindest am Anfang viel Zeit für benötigen. Auch Korrekturen können sehr viel Zeit und viele Ferientage kosten (je nach Schulform).


    Es wäre wirklich am besten, wenn du mal in einer Schule hospitierst.


    Viel Erfolg!


    Melo

  • Ich unterrichte jetzt schon - mit Ausbildung - 17 Jahre.


    zu1: Monoton ist es nicht wirklich, weil man immer wieder umstellen kann/muss, der Lehrplan geändert wird, die Schüler anders sind, du aktualisieren willst oder du es einfach besser kannst. Außerdem kommen neue Aufgaben dazu, bei uns aktuell (9. Klasse Hauptschule) ist inzwischen ab der 7. Berufsfindung ein Riesenthema geworden, da habe ich mich vor 10 Jahren noch überhaupt nicht drum gekümmert - ist aber auch interessant mit Betrieben Kontakt aufzunehmen und mit außerschulischen Partnern zusammenzuarbeiten. Natürlich habe ich schon daran gedacht, auch was anderes zu machen - in der Studentenzeit habe ich wahnsinnig gerne bedient bzw. verkauft - aber finanziell wäre das Schwachsinn und heißt auch nicht, dass die Schule keinen Spaß macht - man ist aber halt schon festgelegt.


    zu2: Keine Ahnung!


    zu3: In meiner Klasse sorge ich dafür, dass es so ruhig ist, dass man arbeiten kann, was natürlich keine Grabesstille ist. Durch den Gang läuft man kurz - da muss man dann halt durch. ;) Ist aber bei uns auch kein ohrenbetäubendes Getöse.


    zu4: Ca. eine Stunde abends, am WE dann geballt, dieses Jahr ich mich ein wenig auf meinen Vorbereitungen ausruhen, die ich im letzten Durchgang mit viel Aufwand erstellt habe - es werden Jahre kommen, in denen man wieder mehr tun muss - und dann auch wieder entspanntere. Durchschnittlich geht die Vorbereitung aber mit den Jahren wesentlich schneller.




    Ich würde auch zu einem Praktikum raten - und dann noch mal dazurechnen, dass nebenher noch einiges mehr läuft, als man am Vormittag sehen kann.

  • 1. Thema Motivation: Ist es energie-und motivationsraubend ca. alle 2 Jahre den gleichen Stoff mit neuen, unwissenden Schülern durchzuarbeiten? Trifft euch eine Leere/Monotonie oder ist das für euch kein Problem?


    Kein Problem. Jede Klasse ist anders und ein gesundes Maß an Unordnung bei der Ablage sorgt dafür, dass die Vorbereitung immer wieder abwechslungsreich bleibt ;)


    Zitat

    Habt ihr geheime Wünsche, dass es irgendwann "weiter" geht oder hat die Erfüllungssuche hier ein Ende gefunden?


    Mir war schon sehr früh klar, dass mein Berufswunsch eigentlich nicht "Lehrer", sondern "Schulleiter" lautet und entsprechend hab ich mich dann auch orientiert. Seit drei Jahren bin ich jetzt Mitarbeiter in der Schulleitung, bzw. Stellvertreter d. SL und Systembetreuer und finde diesen Aufgabenbereich (recht viel Verwaltung, aber auch Führung, Schulentwicklung, Planen, Organisieren, Kontakte pflegen, Konzepte entwickeln und umsetzen) nach wie vor sehr reizvoll, weil man hier unglaublich viel gestalten kann.


    Zitat

    Auch schon mal daran gedacht einen anderen Beruf auszüben/umschulen?


    Ja, weil mich verschiedene Dinge am - nach meinem Empfinden - leistungshemmenden Beamtensystem sehr genervt haben. Geht aber vorbei, das bunteste und freundlichste Arbeitsumfeld hab ich dann doch in der Schule gefunden ;)


    Zitat

    3. In wie fern hat der Schullärm einfluss auf euch? Ist es stressig und zerrt an den Nerven, sodass euch schon bei der Schulklingel mulmig im Bauch wird oder blendet ihr alles irgendwann aus, Lärm hin oder her, gehört halt dazu, in meiner Klasse ist sowieso ruhig?


    In meinen Klassen ist es ruhig; anders könnte ich auch nicht arbeiten. Ich könnte aber kein Sportlehrer sein, der Lärmpegel würde mich überfordern. Nach meiner Beobachtung ist für Lärm beim Unterricht nicht die Klasse, sondern der Lehrer verantwortlich.


    Zitat

    4. Wie lange bereitet ihr euch nach der Schule auf den nächsten Tag vor (ungefähr-im Durchschnitt)? Vier - fünf Stunden einlesen und Blätter zusammenstellen oder 2 Stunden ein paar Sachen nacharbeiten.


    Am Anfang war's wohl so 1:1 (Durchführung - Vorbereitung), nach zwei Jahren dann etwa 2:1 und jetzt bin ich im Schnitt so bei ca. 5:1 angekommen, wobei das nur für Themen gilt, die ich schonmal gemacht habe. Bei neuen Themen ist es jetzt immer noch etwa 3:1, je nachdem, wie gut Buch/Lehrerhandbuch, Schrödel Online und die FWU-Mediathek so sind.


    Viel wichtiger als diese Details ist aber die Frage, ob du ein guter, begabter Lehrer bist: Ob du eine Gruppe so anleiten kannst, dass du möglichst viele Schüler gleichzeitig im Blick hast und ob du diese Gruppe straff, dabei aber stets freundlich und humorvoll führen kannst und dabei die Schüler noch für dein Fach interessieren kannst, sodass am Ende des Tages wirklich (fast) alle was gelernt haben und ein paar dabei waren, die sich ehrlich auf die nächste Stunde freuen. Wer das möchte, für den wird Lehrer der schönste Beruf der Welt sein.

  • Danke bisher, das sind alles super Antworten.


    Ich fühle mich keinesweges hier angegriffen, wegen political correctness oder oberflächlichen Verallgemeinerung.Über jeden Kommentar bin ich froh.


    Das Praktikum behalte ich im Hinterkopf.


    Noch kurz eingehend auf die Fragen:


    Zitat

    wie kommst du auf einen Turnus von 2 Jahren? Das Gym. z.B. umfasst 8 Jahre, RS 6, HS 5 oder 6 Jahre, GS 4 oder 6.

    Ja, stimme ich zu und meine Annahme stützt sich auf die Lebenserfahrung als Schüler, denn ob beabsichtigt oder wegen eines Krankheitsfalles: Im Schnitt hatte ich in jedem Fach ca. alle 2 Jahre eine/n neue/n Lehrer/in. Daraus folgt, dass dieser Lehrer erneut eine neue Klasse bekommen muss, die von uns aus gesehen 2 Jahre zurückliegt.


    Zitat

    Mich würde mal interessieren, warum du zum Lehramt wechseln willst

    Es ist meine Fähigkeit Wissen gut rüberzubringen, Reden zu halten und Interesse einen Unterricht zu gestalten. Zudem deckt es sich mit meiner "Lifestyle" vorstellung. Allerdings, eine Sache bei der du punktest und bei mir eine Schwäche ist: der "soziale" Teil: Arbeit mit Kindern und Eingeziehen der Eltern.



    Weiter Antworten würden mich freuen,
    Viele Grüße
    T.

  • Es ist meine Fähigkeit Wissen gut rüberzubringen, Reden zu halten und Interesse einen Unterricht zu gestalten. Zudem deckt es sich mit meiner "Lifestyle" vorstellung. Allerdings, eine Sache bei der du punktest und bei mir eine Schwäche ist: der "soziale" Teil: Arbeit mit Kindern und Eingeziehen der Eltern.


    Ein Lehrer mit "sozialer Schwäche"? Oh wei... ;( Und was meinst du mit "Lifestyle-Vorstellung? ?(


    Wäre dann nicht vielleicht eher eine Professur an einer Hochschule etwas für dich?

  • Wäre dann nicht vielleicht eher eine Professur an einer Hochschule etwas für dich?

    Dazu müsste man fachlich sehr überragend sein UND Glück UND Connections haben. Also keine sinnvolle Empfehlung. Lieber Lehrer werden! Da gibt es viiiiiiel mehr Stellen und die nötigen Voraussetzungen sind nicht so heftig.
    Sorry, dass ich mich noch einmal in einem Thread "für alte Hasen" einschalte, aber die Empfehlung doch lieber Professor an einer Hochschule zu werden ist einfach so riskant, dass man dazu Stellung nehmen muss! Das ist fast so, als würde man sagen: Spiel doch Lotto. Ich glaube, dass manch alter Hase trotz seiner Schulerfahrung gar nicht weiß, wie viele selbst fachlich überragende Leute trotzdem den Sprung auf eine Professorenstelle nicht schaffen!


    Man muss sich immer bewusst sein, dass der Weg zum Professor keinen stabilen Lebensplan darstellt (kann man bis locker 40 Jahre mal in Unsicherheit leben!), der Lehrerweg hingegen schon.
    Das eine ist eben high risk -> high reward (Professor) das andere low risk - low reward (Lehrer).
    Die Professorenlaufbahn empfiehlt sich meiner Meinung nach nur, wenn man anderweitig irgendwie abgesichert ist und auch riskieren kann, dass man sein ganzes Leben eventuell in Unsicherheit und mit finanziellen Einbußen leben muss. Der akademische Mittelstand an den Unis kann davon Lieder singen.

    3 Mal editiert, zuletzt von Silicium ()

  • Was "Reden zu halten" näher mit dem Beruf des Lehrers zu tun hat, erschließt sich mir auch nicht.

    Naja, ich denke er meint, dass es ihm leicht fällt vor großen Menschengruppen zu reden und er es sogar mag. Es wird immer wieder Phasen des Frontalunterrichts geben und da ist jemand, der gerne Reden hält und den Stoff in dieser Phase gut aufbereitet und rhetorisch geschickt rüberbringt, sehr im Vorteil.
    Ich denke schon, dass es eine gute Voraussetzung für den Lehrerberuf ist, wenn man gut darin ist Reden zu halten, als wenn man nicht gut frei sprechen kann.

  • Das kann man aber jetzt jemandem nicht zum Vorwurf machen, dass er noch nicht genau weiß, worauf es ankommt, wenn er noch nicht einmal ein Praktikum absolviert hat. ;) Ich muss gestehen, ich habe auch keine große Ahnung davon, wie es in anderen Schularten genau abläuft.


    Elternarbeit und soziale Kompetenz kann man teilweise durchaus "erlernen", ist halt die Frage, ob man grundsätzlich nicht will oder nur erkennt, dass man in dem Bereich noch Defizite hat oder meint zu haben. In der Hauptschule hat die "Beziehungsarbeit" einen Riesenanteil am Unterrichtserfolg, wenn du die Schüler entsprechend eingestellt hast, kann man auch mit qualitativ schlechterem Unterricht gut vorwärts kommen - ist die "Meute" gegen dich, nützt der tollste Stundenaufbau nichts. Keine Ahnung, wie das am Gym ist, ich denke aber, dass du da auch nicht autistisch vor dich hin unterrichten kannst ohne auf die Menschen vor dir einzugehen.


    Übrigens - Erwachsenenbildung gibt es ja auch noch, vielleicht wäre das auch einen Gedanken wert.

  • Ich mag mich Tina anschließen und denke auch, dass du vielleicht in der Erwachsenenbildung oder auf einer Berufsbildenden Schule besser aufgehoben wärst als an der Sek1 (oder gar Grundschule, wobei das jetzt nicht so klang als würdest du Grundschule anstreben). In der Grundschule ist es nämlich auch so, dass das zwischenmenschliche sehr wichtig ist (dazu gehört, dass du den Kindern zuhörst, wenn sie dir etwas erzählen, dass du Streits schlichtest, dir die Geschichten von ihren Erlebnissen anhörst, ihnen hilfst mal eine Jacke oder Schuhe zuzumachen, mit in ihrem Ranzen nach verschollenen Arbeitsmaterialien zu suchen, verlorene Schlüssel oder Jacken oder Schuhe suchen etc.
    Da geht viel Zeit bei drauf, aber wenn du den Zugang zu den Kindern gefunden hast, dann läuft es fast wie von alleine - auch wenn du nicht jede Stunde super detailliert und mühevoll vorbereitest. Wenn die Kinder dich mögen, dann geben sie sich auch richtig Mühe und versuchen, dir alles recht zu machen und ihre Aufgaben ganz genau und richtig zu erledigen.
    Um sonst auf deine Fragen einzugehen:
    1) Nein, das stört mich nicht. Ich begleite die meisten Kinder über 4 Jahre (weil ich auch wenn ich die Kinder nach der 2. Klasse abgebe noch Fachunterricht mit ihnen habe) und das finde ich schön. Hatte aber auch oft schon Klassen kürzere Zeit, das war aber auch ok und langweilig war mir das nicht.In der Schule wird soviel geändert jedes Jahr, so dass ich bisher noch nicht einmal komplett auf etwas zurückgreifen konnte, was ich so schon gemacht habe. Aber es wird mehr (bin seit 7,5 Jahren an der Grundschule) und darüber bin ich eher froh als dass ich gelangweilit wäre.


    zu 2) kann ich nichts sagen, weil das für mich aus familiären Gründen nicht in Frage kommt


    zu 3) Der Lärm nervt mich manchmal. Im Unterricht ist es in in der Regel in Ordnung. Klar sind die Kinder gerade jetzt vor den Sommerferien auch mal schräg drauf und was lauter, aber ansonsten kann und sollte man das auf jeden Fall hinbekommen, dass sie zumindest in gewissen Arbeitsphasen sehr leise und ansonsten erträglich laut sind. Der Lärm in der Pause und in den Fluren ist schon was anderes. Da kann man wenig gegen machen und z.B. an Tagen, wo es regnet und die Kinder in den Pausen nicht rauskönnen, da ist der Lärm dann schon oft nervig (aber nicht so, dass ich mich deshalb krank fühlen würde oder so, aber das ist wahrscheinlich Typsache)


    zu 4) Der Arbeitsaufwand beim Vorbereiten ist unterschiedlich. Mal bereite ich ganz aufwendige Sachen vor und suche mir was zusammen, laminiere und bastele und mal besteht meine Vorbereitung für eine Stunde darin, dass ich mir kurz die entsprechende Buchseite anschaue, das passende Arbeitsblatt raussuche oder mal im Lehrerhandbuch lese. Was aber zumindest gefühlt mindestens genauso viel Zeit kostet ist das ganze Drumherum: alle außerschulischen Sachen, Briefe schreiben, mit Eltern sprechen, Konferenzen und Besprechungen etc.

  • ...du vielleicht in der Erwachsenenbildung oder auf einer Berufsbildenden Schule besser aufgehoben wärst als an der Sek1 ...


    Einspruch, Euer Ehren!


    Die Berufsbildene Schule (zumindest hier in Nds.) ist in pädagogischer Hinsicht nicht einfacher als die anderen Schularten. Gerade in Schulformen, die keinen schulischen Abschluss voraussetzen, kommt es mehr auf das "erzieherische Geschick" als auf die Vermittlung von Inhalten an!

  • Also ich dachte an sowas wie unser Bayernkolleg, wo (junge) Erwachsene ihr Abitur machen - da muss man vermutlich keine Wochenendgeschichten mehr erzählen lassen und Jacken zuknöpfen. :D Oder BOS.

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