Nicht zeitgemäße und missverständliche Begriffe in Kinderbüchern

  • Mir ist beim Vorlesen von Kinderklassikern (auch Liedern) auch schon das ein andere heute eher abfällig belegt Wort aufgefallen.
    Manchmal habe ich es dann einfach weggelassen/ ein anderes Wort gefunden, teilweise habe ich das Wort vorgelesen und erklärt, warum (nicht nur) mir das Wort nicht gefällt, der Autor zu damaliger Zeit aber (hoffentlich ;-)) nicht die Absicht hatte, mit seiner Wortwahl jemanden zu kränken.
    Was denkt ihr?
    http://www.nido.de/artikel/deb…tm_campaign=familienleben

    am ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das ende (oscar wilde)

  • Es gibt ein krampfhaftes Bemühen, politisch korrekte Ausdrücke zu wählen - da darf man auf einmal nicht mehr Neger, Ausländer, Behinderter sagen und spricht von "bildungsfernen Schichten" usw. (hat Martenstein in der ZEIT neulich sehr schön beschrieben) und macht eigentlich immer alles falsch. Da hätten die Verlage viel zu tun, wenn sie ständig solche Begriffe austauschen würden, um beim Synchronübersetzen während des Vorlesens käme vermutlich auch nur Krampf heraus.


    Problematischer ist ja schon, was für Bilder erzeugt werden, wenn man z. B. vom "Negerkönig" schreibt - lauter hirnlose Eingeborene springen um einen weißen Mann herum ... kritisch.


    In meiner Ausgabe von Jim Knopf gibt es Mandala noch nicht. Da fuhren die beiden tapferen Lokomotivführer nach China. Ich habe mich als Kind wirklich gefragt, ob dort die Brücken aus Porzellan sind. Das war wohl schon sinnig, dieses Wunderland in Mandala umzubenennen. Von daher bin ich schon dafür, einige Begriffe mit der geratenen Behutsamkeit auszutauschen. Und einige Bücher könnte man, wie in dem verlinkten Artikel vorgeschlagen, eigentlich auch einmotten. Wer liest denn seinen Kindern schon ernsthaft die Geschichten vom Struwwelpeter vor? Wie der Schneider dem unartigen Kind die Daumen abschneidet und der Suppenkaspar im Grab landet (wohin die Mutter ihm noch eine Suppenterrine nachträgt) - nö, muss man nicht mehr haben. Bei Pippi Langstrumpf bin ich mir nicht sicher. Aber muss man wirklich noch von den kleinen Negerlein singen? Es wachsen ja immer Lieder und Geschichten nach.

  • Genau, damit unsere Kinder von Anfang an stromlinienförmig werden dürfen sie nur noch weichgespülte Geschichten hören.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Meiner Meinung nach sind die wirklich großen Kinderbuchklassiker zeitlos wertvoll und sollten es auch bleiben, indem sie weitertradiert werden. Dazu gehört unbedingt auch Preußler.
    Ja, auch ich bin unlängst wieder beim Vorlesen meiner Klasse auf im Artikel beschriebene Wörter gestolpert. Ich habe glücklicherweise die Gabe, solcherlei Dinge schnell zu sehen und blitzschnell umzuformulieren bzw. zu umschreiben, sodass es die Kinder nicht direkt merkwürdig finden, wenn ich ein klein wenig strauchele...
    Grundsätzlich finde ich es richtig, dass Klassiker an jenen inzwischen problematisch gewordenen Textstellen überarbeitet werden. So bleibt unseren Generationen das Literaturgut erhalten und lebendig, weil es weiterhin gekauft und (vor)gelesen wird - und nicht aufgrund von aktivistischem Boykott in Vergessenheit gerät. Dazu ist es zu wertvoll.

  • Genau, damit unsere Kinder von Anfang an stromlinienförmig werden dürfen sie nur noch weichgespülte Geschichten hören.


    Ich denke, kein halbwegs gescheiter Pädagoge hat ein Interesse daran, dass Kinder "stromlinienförmig werden", noch dass sie "weichgespülte Geschichten" hören.
    Sie sollen einfach die Klassiker kennen lernen, in vergangene Zeiten, Handlungen und Erzählformen eintauchen können.
    Wenn dabei plötzlich Begriffe auftauchen, wie Neger, Türke, Chinesenmädchen, welche im Buch ganz unbedarft und natürlich benutzt werden, dann kommt man doch ins Straucheln, wenn im klasseneigenen Auditorium Türken, Asiaten und dunkelhäutige Kinder sitzen.
    Als Lehrer hast du hier doch automatisch ein Interesse daran, dass sich diese nicht peinlich berührt fühlen. Da steuerst du ohne Umschweife dagegen.


    Und nun mal weitergedacht: Wie fühlen sich solche Kinder, wenn sie über derlei Textstellen stolpern, allein zu Hause, ohne pädagogische Begleitung?
    Nee, klassische Kinderliteratur sollte schon an den Zahn der Zeit angepasst werden - wenn es nötig ist.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Wenn dabei plötzlich Begriffe auftauchen, wie Neger, Türke, Chinesenmädchen, welche im Buch ganz unbedarft und natürlich benutzt werden, dann kommt man doch ins Straucheln, wenn im klasseneigenen Auditorium Türken, Asiaten und dunkelhäutige Kinder sitzen.


    Was ist denn daran so schlimm, einen Türken als solchen zu benennen? Ich ahbe die entsprechende Textstelle gerade nicht vor Augen, weiß also nicht, ob da inhaltlich eine Diskriminierung mit verbunden ist.
    Ich finde es wichtig, den Kindern zu erklären, dass früher vieles den Menschen exotischer vorkam als heute, einfach weil sie anders lebten.
    Und ob das China von Jim Knopf zu Mandala gemacht werden muss --- tut mir leid, die Idee finde ich geradezu lächerlich.


    Warum nicht solche Schilderungen aufgreifen und darüber reden?


    Ach übrigens, ich oute mich als eine derjenigen, die ihren Kindern sowohl den Struwwelpeter wie auch Max und Moritz und Jim Knopf wie auch Grimms Märchen und Otfried Preußler vorgelsesn hat.
    und nein, ich habe bei meinen reichlich vorhandenen, numehr erwachsenen Kindern keinen Rassisten und keinen Menschenverachter dabei :P


    *mal Dampf ablassen musste*

    • Offizieller Beitrag

    Ach übrigens, ich oute mich als eine derjenigen, die ihren Kindern sowohl den Struwwelpeter wie auch Max und Moritz und Jim Knopf wie auch Grimms Märchen und Otfried Preußler vorgelsesn hat.



    *g* Schon als Kind (7 oder 8 Jahre alt) habe ich beschlossen, meine Kinder niemals mit Busch oder Hoffmann zu quälen. Fand und finde ich widerlich. Alle anderen stehen im Regal und warten darauf, endlich eingesetzt zu werden :D

  • Ich finde es vollkommen daneben, die Wortwahl literarischer Klassiker zu korrigieren, weil sie uns heute sauer aufstoßen. Literatur hat einen bestimmten Text, und wenn man den nicht mag, dann soll man den betreffenden Text bitte einfach nicht lesen. Literatur tut auch manchmal weh. Das muss man aushalten können. Das können auch schon Kinder aushalten, wenn man ihnen erklärt, was das Wort damals bedeutete, was es heute bedeutet, und warum sich die Wortwahl geändert hat. Ist gleich auch noch Medienerziehung und Reflexion über Lektüre dabei. Ich weiß wirklich nicht, wie man ernsthaft eine weichegepülte Version der Wirklichkeit bar aller Widerstände als kindgerecht betrachten kann. (Ich lese meinem Patenkind alles so vor, wie's da steht. Und dann reden wir drüber. Auch 4-jährige sind nicht bescheuert.)


    (Übrigens sind in "Fahrenheit 451" - der Temperatur, bei der Bücher brennen - die vom Regime angegebenen Gründe für die Vernichtung allen Schrifttums u.a., dass es ständig Streit gegeben habe, weil sich jemand durch einen Text/ein Buch/eine Geschichte gekränkt fühlte.)

  • Grundsätzlich finde ich es richtig, dass Klassiker an jenen inzwischen problematisch gewordenen Textstellen überarbeitet werden. So bleibt unseren Generationen das Literaturgut erhalten und lebendig, weil es weiterhin gekauft und (vor)gelesen wird - und nicht aufgrund von aktivistischem Boykott in Vergessenheit gerät. Dazu ist es zu wertvoll.


    Also in einer Art von vorauseilendem Gehorsam den Politcal-Correctness-Spinnern (sorry, ich hab' grad ' 'n Hals und mir fällt da gerade auch kein besserer Begriff ein) die Deutungshoheit überlassen und die bestimmen lassen was wir wie zu sagen und zu denken haben?!?!


    Wenn dabei plötzlich Begriffe auftauchen, wie Neger, Türke, Chinesenmädchen, welche im Buch ganz unbedarft und natürlich benutzt werden, dann kommt man doch ins Straucheln, wenn im klasseneigenen Auditorium Türken, Asiaten und dunkelhäutige Kinder sitzen.


    Wo bitte ist das Problem? Ja, ich benutze ganz unbedarft im täglichen Sprachgebrauch Begriffe wie "Deutscher", "Russe", Franzose", "Pole" usw. genau so, wie auch "Türke" und "Chinese" und gerate dabei nicht ins Straucheln. Auch mit dem "Neger" hätte ich da kein Problem, die Bedeutung und Herkunft dieses Begriffes kann man im Unterricht klären.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Schon als Kind (7 oder 8 Jahre alt) habe ich beschlossen, meine Kinder niemals mit Busch oder Hoffmann zu quälen. Fand und finde ich widerlich. Alle anderen stehen im Regal und warten darauf, endlich eingesetzt zu werden :D


    Aber bei Wilhelm Busch sind doch so schöne Geschichten, z.B. die Menschenfressergeschichten, in denen die unartigen Kinder gefangen werden, aber sich aber durch eine geschickte Mordtat retten können; der Menschenfresser ersäuft im Teich, seine Frau stürzt ins Messer. Und E.T.A. Hoffmann ist genial:

    Zitat

    "Sire! hier fleht der treueste Vasall, tausend Stimmen des armen unglücklichen Volks in Brust und Kehle! – Sire! – führen Sie die Aufklärung ein!" – Paphnutius fühlte sich durch und durch erschüttert von dem erhabenen Gedanken seines Ministers.


    Grandios in seinem doppelbödigen Witz - aber für Kinder?


    Was die Veränderungen von Texten angeht, ich verstehe das gut gemeinte Motiv aber die Sache hinterlässt bei mir ein gewisses Bauchgrimmen. Ist es statthaft, Literatur aus moralischen Gründen vermeintlich zu verbessern? In England machte sich im 19. Jh. mit dem gleichen Vorhaben der Literaturkritiker Thomas Bowdler unsterblich lächerlich, der eine "bereinigte" (und in ihrer moralinsauren Schwerfälligkeit völlig unlesbare) Ausgabe von Shakespeares Werken anfertigte. Seitdem enthält die englische Sprache das Verb "to bowdlerise", mit dem auch die Bereinigung von Lindgren, Preußler et. al. bezeichnet würde. Wie wird die Nachwelt auf die zeitgenössischen Versuche zurückblicken? Ist es nicht sinnvoller die Ecken und Kanten in Texten zu lassen - warum müssen Kinder denn immer vor allem beschützt werden bzw. warum werden die dunkleren Seiten der Wirklichkeit immer vor Kindern verborgen. [klischee] Hat uns schließlich auch nicht geschadet.[/klischee] :) Andererseits ist der Diskurs kompliziert - in den USA wurde "Huckleberry Finn" aus dem Grund heftig umkämpft und aus etlichen Schulbibliotheken entfernt, dass der schwarze Freund Hucks den Namen "Nigger Jim" trägt - die Auseinandersetzung war so lautstark, wie man sie bei der auf das Recht der freien Meinungsäußerung sehr bedachten US-amerikanischen Kultur erwartet, und ist meines Wissens nicht wirklich beendet.


    (Aber jetzt mal ehrlich - "Mandala" anstatt von "China"? Warum? Literaturhistorisch war "China" schon immer ein Topos für "das ferne und unbekannte aber zauber- und rätselhafte Land".)


    Nele


    P.S. Übrigens finde ich den Hinweis von kecks auf Bradbury sehr wichtig - der Fire Captain beschreibt haargenau die Denkweise, die für die o.g. Textbereinigungen ursächlich ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von neleabels ()

    • Offizieller Beitrag

    http://www.facebook.com/WirSch…5909053695&type=1&theater
    Eine Stellungnahme vom Verlag:

  • Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, aber in der Regel vereinfacht man Bücher und andere literarische Texte doch sowieso für den Einsatz in Unterricht/Therapie syntaktisch, aber auch lexikalisch, wenn etwas zu schwierig oder missverständlich erscheint. Deshalb hätte ich auch bei solchen Ersetzungen keinerlei Bedenken, wenn manche Ausdrücke heute anders gebraucht werden. Priorität hat meines Erachtens hier die Perspektive auf die Kinder und nicht auf den Originaltext.


    Das mit China und Mandala verstehe ich allerdings auch nicht so ganz.

  • Vielleicht hängt die Wahrnehmung dieser Angelegenheit auch einfach davon ab, wo man als Lehrer tätig und wie man dazu gekommen ist?


    Ich bin von meiner akademischen Ausbildung her Literaturwissenschaftler und Historiker, deshalb hat für mich der textkritische "Zustand" der Ausgangstexte einen extrem hohen Stellenwert. An meinen Job bin ich über Umwege gekommen und arbeite seit dem Referendariat in der Erwachsenenbildung, deswegen war ich noch niemals irgendwelchen Begrenzungen des Jugendschutzes oder entsprechender Überlegungen unterworfen gewesen.


    Vielleicht habe ich einfach nicht die Wahrnehmung der Kollegen, die tatsächlich mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, wenn es um die Beurteilung solcher Fragen geht.


    Nele

  • Ich finde es zwar einerseits sehr wichtig, Kinder und Jugendliche früh für die Problematik bestimmter Begriffe wie z.B. Neger zu sensibilisieren, diese Bereinigung von Büchern, die schon als Klassiker gelten, bereitet mir aber deutliches Bauchweh. Wo hört das auf? Streichen wir jetzt auch den "Mohr von Venedig" bei Shakespeare und ersetzen ihn durch einen politisch korrekten Begriff? Zensieren wir demnächst historisch-topische Darstellungen Chinas als rassistisch? Was ist mit Werken wie "Das Land des Lächelns"? Mit der Entführung aus dem Serail, in der deutliche Stereotype von Orientalen vorkommen? Mit alten Gasthäusern, die "Zum Mohren" heißen?
    Ich habe es bisher immer geschafft, beim Vorlesen Kindern deutlich zu machen, welche Formulierungen historisch überholt sind. Und zur Schuhwichse oder dem Begriff "Wichsen": kann man Kindern nicht auch deutlich machen, dass Worte in unterschiedlicher Bedeutung vorkommen und es einen Wandel der Sprache gibt?
    Im Prinzip stimme ich Nele zu: Texte sind nicht nur schöne Geschichten, sondern haben auch eine literarisch-textkritische Seite, die ich ebenfalls für beachtenswert halte.

  • Ich kann die oben gepostete Stellungsnahme des Verlags gut nachvollziehen und verstehe das Geschrei von wegen Zensur etc. nicht.


    Bitteschön, wollt ihr euren Kindern wirklich vorlesen, dass sie Schuhe durchwichsen und sich als Türken verkleiden? Ich bin noch mit Schuhwichse und Wäschepuff aufgewachsen, heute erzeugt man mit diesen Wörtern nur noch Gelächter.


    Ja, es ist etwas anderes, ob man von Kinderbüchern, die zum praktischen Einsatz gedacht sind, redet, oder von klassischer Literatur, die von Erwachsenen gelesen wird und in einen historischen Kontext gebracht wird.


    Ich erlebe es bei meinen eigenen Kindern, dass sie tatsächlich mit den Büchern, die ich als Kind gelesen habe, nichts anfangen können, ausgenommen "Lotta zieht um" und Jim Knopf (nur bei Kind 1). Pippi Langstrumpf, Bullerbü, der kleine Wassermann - ersetzt durch Gregs Tagebuch, Drachenreiter, drei ???


    Ich habe als Kind sogar den Trotzkopf gelesen, aber never ever würde ich das meiner Tochter auf den Nachttisch legen - vielleicht mal wenn sie 25 ist.


    Insofern kann ich das Bestreben des Verlags, wenige Begriffe in sehr wenigen Büchern sehr wenig zu verändern, damit diese Bücher heute noch (vor)gelesen werden, verstehen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe als Kind sogar den Trotzkopf gelesen, aber never ever würde ich das meiner Tochter auf den Nachttisch legen - vielleicht mal wenn sie 25 ist.



    Warum nicht? Wie alt ist denn deine Tochter? Besteht da eine gewisse Angst, dass sich deine Tochter das Trotzkopf-Weltbild zu eigen machen könnte?
    Das war schon zu meiner Zeit überholt, und ich habe mich (mit 13) darüber genauso amüsiert und es genauso verschlungen wie meine eigenen Töchter. Genauso wie wir in den Sissy-Verfilmungen geschwelgt haben. :D


    Ganz so dramatisch sehe ich das Problem also nicht, nicht nur aus den von nele angeführten Gründen.

  • "Bitteschön, wollt ihr euren Kindern wirklich vorlesen, dass sie Schuhe durchwichsen und sich als Türken verkleiden? Ich bin noch mit Schuhwichse und Wäschepuff aufgewachsen, heute erzeugt man mit diesen Wörtern nur noch Gelächter."


    Und warum erzeugt man damit Gelächter? Ist das nicht auch ein altersabhängiges, pubertäres Verhalten, das v.a. auf einen veränderten Alltagswortschatz zurückzuführen ist? Ich erlebe es zunehmend, dass sogar gängige Sprichwörter bei Jugendlichen und Kindern Gelächter hervorrufen, weil sie sie einfach nicht mehr kennen. Das ist aber kein Problem, das man durch Änderung der entsprechenden Textstellen beheben sollte, sondern durch Erweiterung des Sprachschatzes! Ich habe mich übrigens als Kind mit Begeisterung als Indianer verkleidet, ist das jetzt auch ein No-Go weil politisch inkorrekt, oder ist das nur bei Türken und Chinesen so?


    Ich halte übrigens Trotzkopf vom Weltbild her heute zwar natürlich auch für überholt, aber bin auch der Meinung, dass Jugendliche Literatur keineswegs unkritisch übernehmen und gleich der Protagonistin nacheifern, so viel kritischen Verstand billige ich da der Mehrzahl schon zu. Die "bewusstseinserweiternden, politisch korrekten Betroffenheitstexte", die mir da teilweise in der Schule selbst zugemutet wurden, fand ich nebenbei immer reichlich öde. Da las ich lieber Karl May, aber der ist wahrscheinlich inzwischen auch schon total inkorrekt und daher out, oder?

    • Offizieller Beitrag

    Ich stehe auch eher kritisch zu dieser Veränderung der Worte, weil ich finde, dass man Kindern durchaus auch Sprachwandel vermitteln kann.


    Deshalb suche ich auch nach einer Ausgabe von Jim Knopf in der ursprünglichen Version, weil ich es damals leider nur aus der Bibliothek geliehen hatte und keine veränderte Version möchte.


    Und warum sollte ein Mädchen heute nicht mehr den Trotzkopf lesen? Als meine Mutter mir damit kam und mit Nesthäkchen hat es mir inhaltlich nicht gefallen. 3 Jahre später habe ich beides gelesen und fand Gefallen daran. Warum sollten Kinder sich nicht für solche ältere Bücher begeistern können? Aber sie können sich eben nur dafür entscheiden, wenn man es ihnen auch als Alternative anbietet.

  • Dalyna, ist das wirklich dein Ernst? Der "Trotzkopf" ist Erbauungsliteratur. Aus dem wilden Mädchen wird brave Internatsschülerin und später eine fügsame Ehefrau, die gelernt hat, dass man seinem Mann nicht widerspricht. Und das sollen die Heldinnen unserer Töchter werden? Nein danke.


    Niemand hindert einen daran, sich Bücher zu besorgen und diese zu lesen. Auch Kinder können sich in der Bibliothek holen, was immer sie möchten. Aber was ihnen in der Schule angeboten wird, sollte doch schon etwas kritischer betrachtet werden.


    Und noch einmal, es steht doch oben: Dem Verlag geht es nicht um politisch korrektes Ersetzen, sondern um behutsame Modernisierung für ein besseres Verständnis.


    Dieses entsetzte "Man wird doch wohl noch Neger sagen dürfen" ist einfach furchtbar. Ist es nicht schön, dass es mehr Sensibilität für Diskriminierung gibt? Und dass das auch sprachlich sichtbar wird? Ich finde das selbstverständlich.

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