Tatsächliche Inklusion...

  • Genau ;) Pure Ironie - ich würde gerne mal live sehen, wie es wirklich dauerhaft funktioniert - ich glaube nämlich einfach nicht, dass man nur die richtigen Arbeitsblätter erstellt und dann wird alles wunderbar - meine "Regelschüler" brauchen nämlich auch intensive Betreuung - ein Parallelprogramm ist bei mir auch nicht möglich - ich schaffe es auch einfach selber nicht, zwei Unterrichte gleichzeitig abzuhalten. 8)

  • Und mittlerweile haben wir in Deutschlands Schulen sowieso Zustände erreicht, dass nicht einmal in "normalen Klassen" vernünftiger Unterricht möglich ist !

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Hallo!


    Ja,die Ironie war mir entgangen....mir stößt die Inklusion derart auf,dass ich schnell hitzig werde u ironieabprallend... :D
    Aber schön zu hören,dass andere auch nicht zwei Unterrichte paralell abhalten können...grins


    LG

  • Aber schön zu hören,dass andere auch nicht zwei Unterrichte paralell abhalten können...grins

    Ja, das ist natürlich erst mal schön, wenn man Zustimmung bekommt. Aber ich habe
    nicht den Eindruck, dass du zufrieden mit der Situation bist. Da wärs
    mir doch die Sache und meine Nerven wert, nach anderen Methoden Ausschau
    zu halten.


    Wen es wirklich interessiert, wie so was gehen kann, der schaue sich z.B. hier um:


    http://www.hvstephan-gemsch.de…gramm_2012_Endversion.pdf


    oder hier:


    http://www.fgs-freiberg.de/index.php?id=52


    Also mit "umschauen" meine ich ernsthaft im Konzept lesen, bevor "ja aber!" gerufen wird.

  • Dann mach mal schön, geehrter Pausenbrot !
    Oder andersherum : Das Lesen von Konzepten anderer Schulen ist wie das Lesen und Auswendiglernen von Straßenbahnfahrplänen, deren Straßenbahnen sowieso nicht abfahren ! 8_o_)

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  • Grau ist alle Theorie - das liest sich alles immer super - ich würde das aber auch gerne mal real sehen wollen. Theoretisch liest sich vieles gut - interessant ist, was herauskommt.


    Die Montessorischule unserer Stadt hat auch ein prima Konzept - definitiv sind die Rückkehrer an die Mittelschule aber bar jeglicher grundlegender Kenntnisse - kann natürlich sein, dass das auch'/nur an den Schülern lag - aber so seligmachend ist das Ganze dann halt auch nicht.

  • Zitat Tina40 :

    Zitat

    Die Montessorischule unserer Stadt hat auch ein prima Konzept

    Konzept ist nicht zwingend gleichzusetzen mit realem Alltag ! Auch wenn das prima Konzept Deiner o.g. Montessorichule im Alltag ebenso prima umgesetzt werden kann, heißt das noch lange nicht, dass das für andere Schulen übertragbar ist. Die Rahmenbedingungen an den Schulen können so unterschiedlich sein, dass so ein Konzept dann nicht einmal im Ansatz realisierbar ist. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • So oder so ähnlich arbeiten wir an den Förderschulen. Es ist unglaublich vorbereitungsintensiv. Das schafft man nicht immer, eher gelegentlich, und nicht in allen Fächern und erst recht nicht mit so heterogenen Gruppen. Das scheitert oft schon an so organisatorischen Dingen. Freiarbeitmaterial muss auch wieder eingeräumt und vernünftig aufbewahrt werden. Die Wunschvorstellung, dass Kinder die Materialien wieder schön wegräumen wo sie hingehören ist illusorisch. Ständig muss man als Lehrer auf der Hut sein, dass die Dinge zusammen bleiben. Das eigenständige Lernen klappt auch nicht immer, weil die Kids sich vielleicht lieber mit anderen Dingen beschäftigen. Bei allen Arbeitsmaterialien muss eine Selbstkontrolle dabei sein. All die Dinge müssen im Vorfeld organisiert und zum Teil auf vorbereitet werden, das individuell und auf verschiedenen Lernniveaus. Und ......man braucht Platz, unendlich viel Platz.


    Grundsätzlich eine tolle Idee, aber .......................

  • Hallo!


    Es gibt tolle Konzepte. Aber für die Umsetzung braucht es eine Menge "Zutaten" ,da reicht ein einzelner Lehrer mit "revolutionären Ideen" nicht.
    Und nach wenigen Monaten Inklusion halte ich Inklusion wie sie vielerorts -auch bei uns-praktiziert wird (stopfe z.B 2-5 lern- u geistigbehinderte Kinder in eine Klasse mit Regelschülern,gebe einen Regelschullehrer dazu,würze das Ganze mit wenig Sonderschullehrer u raus kommt was ungenießbares) für éine Schnapsidee!
    LG

  • Genau so sieht die Realität aus, leider. Auch wir Förderschullehrer können im Regelschulsystem nur wenig ausrichten. Entweder schneien wir nur für ein paar Stündchen vorbei und versuchen irgendwie, irgendwas zu bewegen oder wir geben Tipps und Tricks für Jedermann. Selbst, wenn die Kollegen fest im Sek.1 Paket eingestellt sind ( bei uns zum ersten Mal nach dem Sommer Realität), sind sie in vielen Klassen für viele Kids mit verschiedenen Förderschwerpunkten zuständig und bei uns z.T. auch noch an verschiedenen Schulstandorten. Wir soll bitte schön das Ganze irgendwie gelingen? Sie hüpfen genau so hin und her und versuchen was zu bewegen. Vielleicht wird es mit den Absprachen dann besser klappen, wenn die Kollegen an den Regelschulen arbeiten. Sie müssten zunächst vollkommen für Konzeptarbeit freigestellt werden und sich um die entsprechenden Rahmenbedingungen kümmern können und das während ihrer Unterrichtszeit und nicht mal so eben nebenbei. Es gibt keine Räume, keine Materialien usw. Nach den Sommerferien geht es für die 5 Kollegen los, die sich, aus Angst bei einer evtl. Schließung unserer Förderschule wegbeworben haben und dann irgendwohin versetzt werden könnten. Keiner von ihnen weiß wie es dann weiter gehen soll. Noch nicht mal wie viele I- Kinder in die Schulen kommen. Die Zahl ändert sich ständig. Unabhängig von der Anzahl der Förderkinder werden sie sich um die sonderpäd. Förderung kümmern müssen. Diese Stellen werden festgeschrieben. Ähnlich wie es in den Grundschulen schon der Fall ist. Mit sonderpäd. Förderung hat das Ganze nichts mehr zu tun. Es ist reine Schadensbegrenzung.

  • Ich weiß nicht, wie das in anderen BL ist. Uns steht pro Förderkind eine gewisse Anzahl an Stunden einer Förderlehrkraft zu. Rechnerisch haben wir X Stunden. Es gehlen aber die Förderlehrkräfte! Wir haben immerhin eine, aber nicht fest. Ist zu uns abgeordnet und in beiden I-Klassen eingesetzt. Und manchmal gar nicht da, weil sie woanders hin muss...
    Und bei uns ist es so, dass die Förderlehrkraft wenn sie da ist, dann halt was mit den Förderkindern macht.
    Was ich mir wünschen würde: Eine Förderlehrkraft als 2. Klassenlehrer. Die gemeinsman mit mir den Unterricht für die Klasse - und nicht für einzelne Kinder- plant. Neee, eigentlich wünsche ich mir noch viel mehr...aber mal als Anfang.
    Und wenn schon Inklusion, dann auch gleiche Regeln für alle. Bei uns bekommen die Förderkinder andere Zeugnisse. Und das ist nichtmal immer zum Vorteil für die Kinder. In Nebenfächern bekommen sie keine Noten- blöd, ich hätte nämlich im einem Fall im Sport eine 1 gegeben.
    Noten für alle oder für niemanden!

  • Es macht halt jeder wie er es will. Wir z.b geben in den Fächern in denen zielgleich unterrichtet werden kann ( z.B wie in deinem Beispiel in Sport) Noten. Nur die Fächer, in denen nicht zielgleich gearbeitet wird, gibt es Berichtszeugnisse.

  • Und wenn schon Inklusion, dann auch gleiche Regeln für alle. Bei uns bekommen die Förderkinder andere Zeugnisse. Und das ist nichtmal immer zum Vorteil für die Kinder. In Nebenfächern bekommen sie keine Noten- blöd, ich hätte nämlich im einem Fall im Sport eine 1 gegeben.
    Noten für alle oder für niemanden!


    Fällt mir schwer, mir das vorzustellen. Nach welchen Maßstäben würdest Du den I-Kindern Noten geben? Nur nach der individuellen Bezugsnorm? Und selbst dann: Es gibt Kinder, die aufgrund einer geistigen Behinderung so gut wie keinen Lernzuwachs haben und wenig bis keine Entwicklung zeigen. Ist das dann über Jahre eine Beton-6?
    Nee, da finde ich die Wortzeugnisse wesentlich angebrachter. Damit können die Eltern dieser Kinder auch viel mehr anfangen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.


  • Nee, da finde ich die Wortzeugnisse wesentlich angebrachter. Damit können die Eltern dieser Kinder auch viel mehr anfangen.


    Nicht nur die könenn damit viel mehr anfangen als mit den Ziffern, auch die der anderen Schüler, gerade in den unteren Klassen haben davon viel mehr ;)

  • Da ich mit "Inklusion" in Deutschland nix zu tun hab... (ueber nen Schueler mit LRS wuerde sich bei uns keiner nen Kopf machen...):
    Was haben denn die Grundschulen mit den Kindern gemacht? Ist ja nicht so, als ob die die fuer ein paar Jahre in nem Schrank versteckt und dann ploetzlich auf die Sekundarschulen losgelassen haben. Vor ein paar Jahren hatte ich 14 Schueler mit Foerderbedarf...das war die Haelfte der Klasse. In meiner derzeitigen hab ich nur 6. Wenn die den Raum fuer Hilfsunterricht verlassen oder von dem zurueck kommen, setz ich doch meinen Unterricht nicht aus. Die verlassen uns still und leise...und die kommen still und leise wieder. Das wuerd mir ja auch schoen auf den Senkel gehen, wenn ich dann staendig ne Pause fuer die gesamte Klasse einlegen muesste. :ohh:


  • Fällt mir schwer, mir das vorzustellen. Nach welchen Maßstäben würdest Du den I-Kindern Noten geben? Nur nach der individuellen Bezugsnorm? Und selbst dann: Es gibt Kinder, die aufgrund einer geistigen Behinderung so gut wie keinen Lernzuwachs haben und wenig bis keine Entwicklung zeigen. Ist das dann über Jahre eine Beton-6?
    Nee, da finde ich die Wortzeugnisse wesentlich angebrachter. Damit können die Eltern dieser Kinder auch viel mehr anfangen.


    Darum bin ich auch eher für letzteres: Noten für niemanden


    Aber zu den Maßstäben: Die Förderkinder bekommen jetzt ja auch Noten! Aber nur in den sog. Hauptfächern. (Also genau anders herum wie bei rotherstein.)
    Sie schreiben andere Klassenarbeiten und müsse natürlich für die gleiche Note nicht die gleichen Voraussetzungen erfüllen.
    Aber welchen Sinn hat das?? Dann hat das Kind in Mathe zum Beispiel eine 3. Und alle wissen, dass das keine "echte" 3 ist. Aber die berechtigte "echte" 1 in Sport kann ich nicht geben.

  • D
    Was haben denn die Grundschulen mit den Kindern gemacht? Ist ja nicht so, als ob die die fuer ein paar Jahre in nem Schrank versteckt und dann ploetzlich auf die Sekundarschulen losgelassen haben.


    Da bin ich mir bei einigen nicht so sicher. Also, bei einem Kind war es nicht der Schrank. Es wurde aber aus dem normalen Unterricht genommen und hat dann Pipifaxaufgaben bekommen. Und so immer mehr regulären Unterricht verpasst. Zum Glück ist dieses Kind (naja und die Eltern) seeehr ehrgeizig und hat dann quasi heimlich versucht, den regulären Stoff zu erarbeiten. Das Kind ist in Mathe zwar schwach - das ist ja auch kein Wunder, wenn man es quasi vom Unterricht ausgeschlossen hat! Hält ich aber ganz gut über Wasser.
    Das Kind hat eine auditive Verarbeitungsstörung, darum hängt sich der Lehrkraft ein Mikrofon um. In der Grundschule haben sich die Lehrer angeblich teilweise geweigert, das zu tun.
    Ich finde, das ist von "im Schrank verstecken" gar nicht so weit weg.
    Aber auch da liegt es sicher in erster Linie daran, dass der Lehrer nicht nebenbei ein Kind fördern kann.


  • Da bin ich mir bei einigen nicht so sicher. Also, bei einem Kind war es nicht der Schrank. Es wurde aber aus dem normalen Unterricht genommen und hat dann Pipifaxaufgaben bekommen.


    Sowas hatte ich bisher erst einmal. Der Junge kam mit Niveau der 1. in meine 5. Klasse. Problem war aber nicht so sehr die akademische Seite, sonder einfach die Tatsache, dass er sich in einer Klasse nicht zu benehmen wusste. (Ist ja auch schwer, wenn man nie in einer ist...sondern staendig nen Erwachsenen an der Backe kleben hat und dann im stillen Kaemmerlein sonstwas macht.) Als KL hab ich mich bei unserer Foerderabteilung recht unbeliebt gemacht, denn ich hab seine Foerderung ausserhalb der Klasse blockiert. Er wollte nicht raus, so musste er halt im Raum bleiben und versuchen mitzuhalten. (Ich bin ne Leistungsspanne von 2.-7. Klasse in meinen 5. Schuljahren aber gewoehnt.) Hat etwas gedauert, ging dann aber auch und er hat sich in dem Jahr akademisch, wie auch im sozialen Bereich sehr verbessert. So war er dann halt auf Niveau der dritten, als er in die 6. gewechselt ist. Immernoch nicht toll, aber besser als vorher.



    Das Kind hat eine auditive Verarbeitungsstörung, darum hängt sich der Lehrkraft ein Mikrofon um. In der Grundschule haben sich die Lehrer angeblich teilweise geweigert, das zu tun.
    Ich finde, das ist von "im Schrank verstecken" gar nicht so weit weg.
    Aber auch da liegt es sicher in erster Linie daran, dass der Lehrer nicht nebenbei ein Kind fördern kann.


    Sowas ist doch kein Grund fuer nen Unterrichtsausschluss. :staun: Wir haben auch Schueler, bei denen man ein Mikrofon tragen muss. Ist ja nun wirklich kein Drama. An meiner vorigen Schule hatten wir auch welche, die nen Uebersetzer dabei hatten, damit kind in Zeichensprache nochmal nachfragen konnte. (Wir hatten dafuer aber einen internen Foerderbereich und somit einige Schueler mit Hoerproblemen.)

  • Was sind denn das alles für schreckliche und chaotische Zustände ! Gibt es denn für Lehrer nicht so etwas wie ein Arbeitsschutzgesetz ? So wie o.g. geht doch jeder kaputt ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Vor ein paar Jahren hatte ich 14 Schueler mit Foerderbedarf...das war die Haelfte der Klasse. In meiner derzeitigen hab ich nur 6. Wenn die den Raum fuer Hilfsunterricht verlassen oder von dem zurueck kommen, setz ich doch meinen Unterricht nicht aus. Die verlassen uns still und leise...und die kommen still und leise wieder.


    Da hast du die deutsche Variante der Inklusion noch nicht verstanden (nach der Rhetorik deutscher Inklusions-Ideologen wäre das Verlassen des Raumes für Fördermaßnahmen schon "Exklusion"). Es gibt keinen extra "Fördererunterricht" für die Schüler, für welchen diese den Raum verlassen. Die bleiben schön im Raum und werden von der einzigen Lehrkraft im Raum zieldifferenziert mitunterrichtet (im Idealfall) oder sozial betreut, während der Rest der Klasse sich selbst beschäftigen muss (der Regelfall). Die Doppelbesetzung mit Förderlehrern parallel zur regulären Lehrkraft ist nicht vorgesehen, diese sollen nur noch für wenige Stunden in der Woche an die Schulen kommen, um zu "beraten". Schulbegleiter (die sich speziell um die Förderkinder kümmen und bei alltäglichen Dingen assistieren), werden gerade abgeschafft, da niemand die Kosten tragen will: Es gibt einen ersten Gerichtsentscheid in Schleswig-Holstein(?), der besagt, dass die Kommunen als Sozialhilfe-Träger diese Kosten nicht zu übernehmen brauchen und die Schulbehörde hat für so etwas wie immer kein Geld bzw. fühlt sich nicht zuständig (= lässt die Schulen mit dem Problem alleine).


    Die deutsche Version der Inklusion sieht kurz gefasst so aus: ALLE in demselben Raum (keine Möglichkeit der räumlichen Differenzierung: Die meisten Sekundarschulen haben solche Räume rein baulich überhaupt nicht), keine spezielen Förderlehrkräfte im Unterricht (Förderdiagnostik wird in einigen Bundesländern gerade abgeschafft, damit kein Kind durch so etwas "diskriminiert" wird), nur eine Lehrkraft mit 30 Kindern alleine, egal welche Lern-, Sozial, oder medizinischen Probleme vorliegen, speziell ausgebildete Förderlehrer kommen nur für wenige Stunden die Woche zum "Beraten". Kein sonstiges Unterstützungspersonal an den Schulen: An deuschen Schulen gibt es außer Lehrkräften nur den Hausmeister (der manchmal sogar mehrere Schulen gleichzeitig betreuen muss), eventuell einen (technischen) Assistenten und eine halbe bis eine ganze Sekräterinnenstelle (je nach Schulgröße). Daran wird auch die Inklusion nichts ändern, weil keiner mehr Personal bezahlen will.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    2 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

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