Ganztag - MEHR oder WENIGER Belastung für Lehrkräfte?

  • Liebe Kollegen,


    in unserem Kollegium (Gy NRW) wird im Moment diskutiert, ob wir die Umwandlung in eine (gebundene) Ganztagsschule beantragen sollten.


    Dabei stehen sich zwei "Meinungsblöcke" gegenüber: Die einen befürchten Mehrarbeit in erheblichem Umfang für das Kollegium, die anderen hoffen auf Entlastung z.B. durch vermehrte Kooperation zwischen den Kollegen, zusätzliche Lehrerstellen und vielfältige externe Unterstützung, etwa durch Sportvereine.


    Wer hat recht?


    Sicher gibt es hier im Forum Kollegen, die eine solche Transformation schon selbst erlebt und/oder Erfahrungen mit dem Ganztagsbetrieb gesammelt haben.
    Solche Erfahrungsberichte würden mir/uns (und sicher auch vielen anderen in einer ähnlichen Situation) sehr helfen.


    Vielen Dank im voraus


    Helmut

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe mal an einer Ganztagsschule gearbeitet: Es war definitiv mehr Arbeit als an einer "Halbtagsschule". Klar gibt es ein paar Vorteile (mehr Kollegen, deshalb weniger Vertretungsstunden für jeden, weniger Korrekturen, da man auch AGs und HA-Betreuung im Stundenkontingent hatte, aber insgesamt war die Arbeitsbelastung mehr.

  • Meine Erfahrung ist, dass es eine deutliche Mehrbelastung ist.
    Das kommt schon allein dadurch zustande, dass der Stundenplan nicht mehr so kompakt ist und mehr Springstunden aufweist, in denen ich zumindest deutlich weniger effektiv vorbereiten kann als zu Hause, wenn überhaupt...
    Mit der Ausweitung der Kernzeit erhöht sich auch die Zeit in der du Vertretung machen musst.


    Da NRW sich die verlässliche Schule auf die Fahne geschrieben hat, müssen die Schüler in den Kernzeiten auch betreut werden.
    Unterrichtsausfall am Nachmittag ist deutlich erschwert. Dazu solltet ihr unbedingt einen Schulkonferenzbeschluss erwirken, sodass ihr im Notfall wenigstens die letzte Stunde ausfallen lassen dürft.

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenne mehrere Schulen, die das gemacht haben mit denen ich in personalrätlichem Kontakt bin.


    Ich denke, die Antwort ist: zuerst das eine, dann das andere. Umstellungen erfordern immer einen hohen Arbeitsaufwand, da beßt die Maus keinen Faden ab. Je nach Leitung artet es auch in Chaos aus. Das kann Jahre gehen.


    Danch scheint es den meisten aber signifikant besser zu gehen (auch besser als vor dem Chaos): es gibt mehr Kooperation, bessere Zusammenarbeit, weniger Arbeit zu Hause, weniger Einzelkämpfertum und auch bessere Ausstattung.


    Auf dem Weg da hin gab es aber teilweise üble Belastungsspitzen und es haben aich auch Kollegen versetzen lassen, weil sie das nicht mittragen konnten/wollten. Das wird nicht unbedingt ein Zuckerschlecken, kann aber ein lohnenswertes Ziel sein.


    Was ihr euch fragen solltet ist:
    - wie organsiationsfähig ist eure SL
    - und wie durchsetzungsfähig?
    - wie teamfähig eure Kollegen?
    - wie sind die räumlichen Gegebenheiten? Wird es Rückzugsorte auch für Kollegen geben?
    - was ist mit Korrekturräumen, Vorbereitungsräumen, mit PCS mit Intenet usw?
    - wie lange habt ihr Zeit (übers Knie brechen geht schief)
    - wie gut seid ihr in ein Netz externer Anbieter eingebunden, die nachmittags Angebote machen können?


    ICh würde mich mit Kollegen von bereist bestehenden Ganztagsschulen in Verbindung setzen, die auch erst "kürzlich" einen Wandel vollzogen haben.

  • N'Abend!
    Ich bin noch nicht lange an einer Ganztagsschule und habe somit die Umstellung nicht mitbearbeitet. Nach einiger Zeit dort kann ich aber sagen, dass es definitiv Mehrarbeit ist. Zu den Punkten oben kommt nämlich noch hinzu, dass es (vor allem bei verschiedenen Ganztagen in den einzelnen Stufen) sehr schwer ist, gemeinsam mit Kollegen Termine für Besprechungen zu finden. Konferenzen, etc. liegen jetzt nicht mehr nachmittags, sondern mindestens am Spätnachmittag/ Vorabend (weil ja jeden Tag mindestens ein Lehrer langen Unterricht hat). Dadurch haben einige Kollegen 3 NACHMITTage Dienstpflicht (davon einmal bis ca. 18.30h). Das finde ich schon heftig, vor allem, wenn die Kollegen Kinder haben.
    Zusätzlich bemerke ich noch, dass es am (nun häufigeren) Nachmittag auch vermehrt zu "Zwischenfällen" mit I-Kindern kommt. Einige werden ja auch "kurz" beschult, aber alle anderen müssen durchhalten und die Eltern klagen über den Stress zu Hause. Alles sehr sinnig. :autsch:


    PS: Eine Kollegin muss zweimal morgens erst um 11h in die Schule kommen, hat aber Kinder in der Grundschule. Sie ärgert sich sehr darüber...

    • Offizieller Beitrag

    wir sind auch eine gebundene Ganztagsschule (= jedes Kind muss 7 Zeitstunden am Tag in der Schule sein) und nach meiner Beobachtung hält sich die Mehrbelastung in Grenzen.
    Das liegt daran,
    dass ein Großteil der Nachmittagsangebote von externen Kräften gestellt wird,
    die Stundentafel ab Klasse 7 eh so umfangreich ist, dass die Kinder bis zur 8.Stunde Unterricht haben
    die eine oder andere akute Vertretungsstunde durch Sozialpädagogen abgedeckt werden kann
    wir im Stundenkontingent ausgewiesene Freiarbeitsstunden haben, die wenig Vorbereitung brauchen.
    Konferenzen und Dienstbesprechungen liegen am frühen Nachmittag, während die externen Kräfte eingestezt sind, und sind mit einer Deadline versehen, die in den allermeisten Fällen eingehalten wird.


    Und: unser Stundenplanmacher achtet sehr darauf, Freistunden zu vermeiden. Ein Glücksfall!


    Wir sind eine kleine Schule, daher kann vieles auf dem "kleinen" Dienstweg geklärt werden, bzw. per mail.

  • Es gibt hier noch eine andere Ebene:



    (gebundene) Ganztagsschulen kosten dem Staat mehr Geld - sei es durch Räumlichkeiten oder zusätzliche Betreuung. Sofern eine einzelne zusätzliche Schule hinzukommt, dürfte der Einfluß auf den Landeshaushalt vernachlässigbar sein.


    Je mehr Schulen sich dafür entscheiden - oder falls es gar eine Pflicht gibt alle Schulen in den Ganztag einzubinden - desto größer ist aber am Ende der Druck auf den Landeshaushalt. Und da es am Ende nicht mehr Geld geben wird, muss man an anderer Stelle sparen. Und wo könnte das sein... :gruebel:


    ...*in-meiner-Erinnerung-rumkram*...


    ... :idee: Ah, ich habs gefunden...


    man wird bei den Lehrern sparen. Sei es - verdeckt oder offen - mehr Arbeitszeit, Nullrunden bei den Gehältern, Streichung von Altersmäßigungen etc. ...



    Und jetzt schreibt bitte niemand "Aber Nein! Die Politiker würden so etwas niemals machen! Die wollen doch auch die Ganztagsschule!"

  • Wir sind seit kurzer Zeit gebundene Ganztagsschule ... und ich empfinde es als Belastung.


    - Meine Stundenpläne weisen größere Lücken auf => mehr Vertretungsstunden
    - Unterricht in Kernfächern auch um 16 Uhr
    - mehr Nachmittage an der Schule, bei fehlenden gut ausgestatteten Arbeitsplätzen => Korrektur und Vorbereitung rückt in die späteren Abendstunden (oder wird oberflächlicher)


    Evtl. liegt das noch am Übergangschaos und an der Umstellung, aber wie gesagt, im Moment ist es eine deutliche Belastung.

  • Niedersachsen hat doch gerade vorgemacht, wie es geht: Höhere Unterrichtsverpflichtung für die Gymnasiallehrer und Nicht-Gewährung der Altersentlastung für alle Lehrkräfte in der zugesicherten Form. Und das alles für die "gute Sache", u.a. die Einführung der Ganztagsschule auf breiter Front. Das wurde sogar vom Kultusministerium in dieser Form verkündet.


    Über die real-politische Naivität vieler Kollegen und Kolleginnen sowie gewisser Bildungs"gewerkschaften" hinsichtlich Ganztagsschule und auch Inklusion kann man immer nur wieder den Kopf schütteln...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Wir,


    Grundschule haben das Ganztagesmodel kürzlich abgelehnt, weil wir Kosten-Nutzen abgewogen haben und alle- auch die SL- deutliche Mehrarbeit witterten. Wir hätten einen (!) Kollegen mit Halbtagesstelle mehr bekommen, während die Stunden am Nachmittag (Ag`s) nur noch anteilig berechnet worden wären, sprich wie reine Betreuungsstunden, eine Doppelstunde würde als eine in die Stundenbilanz fallen, jedem von uns war sofort klar, was dies für die Arbeitsbelastung bedeuten würde... Wäre es durchgewunken worden, hätte es einen Aufruhr gegeben.


    Ganztagsschule ja, erachten wir in unserem Einzugsgebiet als sinnvoll (Brennpunktschule, je weniger Zeit die Kids zu Hause verbringen, umso besser) so aber nicht mit uns.... Wir haben nach wie vor an bestimmten Tagen AG´s am Nachmittag, Betreuung durch externe Kräfte, dabei bleibt es.


    Gruß Jenny

  • Ich kann mich in allen Punkten DeadPoet anschließen. Wenn ich optimistisch bin, halte ich den jetzigen Zustand für ein Übergangsphänomen, aber ich befürchte, die Belastungen werden von Jahr zu Jahr schlimmer. In meinem BL ist die Unterrichtsverpflichtung (29 U-Stunden bei Vollzeitstelle) inzwischen so hoch, dass vermehrt Lehrkräfte in die Ganztagsbetreuung (z.B. Hausaufgabenhilfe, Betreuung der Garten-AG, etc.) eingebunden werden müssen, damit sie ihr Soll an Arbeitsstunden erfüllen können. Die Schulleitung unterstützt diesen Prozess, indem bestehtende Funktionsaufgaben (Arbeitsgruppen, Ausschüsse, etc.) eingestampft bzw. von den Schulleitungen an sich gerissen werden. Die Ganztagsbetreuung ist eintönig und anstrengend, weil die Kinder nach einem langen Schultag völlig aufgekratzt sind und man selbst noch 1000 wichtigere Dinge zu erledigen hätte. Korrekturen müssen am Wochenende oder in den Ferien durchgeführt werden. An der Schule ist aufgrund fehlender Arbeitsplätze konzentriertes Arbeiten während des Schultages nicht möglich. Ich finde die Haltung der GEW zur Einführung von GT und I fragwürdig, da m.E. erst für die Schaffung des (finanziellen) Rahmens gekämpft werden müsste, bevor man an eine Umsetzung dieser Konzepte an den Schulen auch nur denken kann. Hier steht sie den Eltern näher als den Kolleginnen und Kollegen.

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde die Haltung der GEW zur Einführung von GT und I fragwürdig, da m.E. erst für die Schaffung des (finanziellen) Rahmens gekämpft werden müsste, bevor man an eine Umsetzung dieser Konzepte an den Schulen auch nur denken kann.


    Wie soll das gehen?
    Man kann nicht erst Geld fordern für ein Konzept, von dem man aber nicht sagen kann, dass man es fordert, weil man ja ERST das Geld herschaffen und DANN das Konzept präsentieren soll.


    Das sähe dann wohl so aus: "Wir fordern Ressourcen! Und zwar für etwas, von dem wir Ihnen, der Regierung mitteilen, was es ist, wenn Sie sie bereit gestellt haben!" ;)


    Natürlich muss man erst eine Idee haben und dann hoffen, dass sie mit den entsprechenden Ressourcen von den Verantwortlichen umgesetzt wird. Anders geht es nunmal nicht. Und für die Umsetzung von Konzepten sind auch nicht die Gewerkschaften zuständig. Sparmodelle gehen nicht auf ihr Konto und sind nicht in ihrem Sinne.


    Wenn man das so auslegt, hat man ein grundlegendes Prinzip nicht verstanden.


    Alternativ könnte man gar nichts mehr fordern und die Regierenden gewähren lassen. Soll ich kurz erläutern, wo das hinführt :) :) ??

  • Wie soll das gehen?
    Man kann nicht erst Geld fordern für ein Konzept, von dem man aber nicht sagen kann, dass man es fordert, weil man ja ERST das Geld herschaffen und DANN das Konzept präsentieren soll.


    Doch! Die Banken habens doch auch so gemacht. Sie haben die Kohle für die Bankenrettung vom Staat gefordert, ohne ein Konzept zu präsentieren, dass sie dafür sorgen, dass sie nicht mehr auf den Staat angewiesen sind.


    Aber offensichtlich ist Bildung nicht systemrelevant sondern bloß nice to have.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Klöni schrieb:

    Zitat

    da m.E. erst für die Schaffung des (finanziellen) Rahmens gekämpft
    werden müsste, bevor man an eine Umsetzung dieser Konzepte an den
    Schulen auch nur denken kann

    Meike schrieb:

    Zitat

    Natürlich muss man erst eine Idee haben und
    dann hoffen, dass sie mit den entsprechenden Ressourcen von den
    Verantwortlichen umgesetzt wird.

    Ich fühle mich falsch verstanden. Wo behaupte ich, dass es keine Ideen gibt?


    Die GEW unterstützt eine schnellstmögliche Umsetzung der GTS und Ink. an den Schulen. Das freut die SPD und ihre Wählerinnen und Wähler. Die Umsetzung erfolgt zum Nulltarif auf Kosten der Kolleginnen und Kollegen, die auf paradiesische Zustände in ferner Zukunft vertröstet werden, von Politik UND Gewerkschaft. Es scheint, hier rechtfertigt das Ziel die Mittel.

  • Mehrarbeit - definitiv.


    auf Entlastung z.B. durch vermehrte Kooperation zwischen den Kollegen, zusätzliche Lehrerstellen und vielfältige externe Unterstützung, etwa durch Sportvereine.


    Dream on..... Kooperation schon, aber nur um zu überleben in mitten des Ganztages und der sonstigen Reformen (Selbstverwaltung, neue Curricula, Inklusion etc.). Zusätzliche Lehrerstellen? Nein. Der Rest wuppt das schon. "Aber wir können doch die Kinder nicht hängen lassen..." Externe Unterstützung - ja, aber: auch eindeutig mehr von Kollegen zu leistender Verwaltungsaufwand wie z.B. Abrechnung, wo Vereine / Trainer beispielsweise Geld für die AGs bekommen und Stundenabrechnung für Kollegen, Statistiken welche Schüler wie oft da waren.


    Dann noch: Stundenpläne mit dicken Löchern (Hohlstunden), zusätzliche Aufsichten (Mittagspause), völlig übermüdete Kinder und noch mehr zu vertreten, weil nun ja auch der Nachmittag..... und nicht zu vergessen: Konferenzen und DBs nach dem Unterricht etc. noch später rausgeschoben. Keine Arbeitsplätze in der Schule, um leere Stunden zu nutzen. Ja, schon klasse der Ganztag.


    Wir sind eine offene Ganztagsschule geworden, aber das reicht mir persönlich schon. Nett auch, was unsere Eltern, die damals für die Einführung dieser Form stimmten, nicht bedacht hatten: Nachmittags wird nicht nur gespielt oder gefördert oder Hausaufgaben gemacht. Nein! Es gibt dank der Stundentafel prima Unterricht: Mathe, Chemie, Latein oder was auch immer bis 15:30. Da kommt dann besondere Freude auf, wenn der Stundenplan der Kinder schon 3 Nachmittage beinhaltet und Frau Raket-O-Katz den Schülern ihrer Klasse noch 5-seitige AG-Listen austeilen darf. Man möge sich doch was von dem Programm aussuchen. Reaktion der Kinder: Gelächter! Und Kommentare wie: Wir möchten auch mal mit unseren Freunden spielen. Ich habe schon von zweimal auf einmal Fussballtraining reduzieren müssen, jetzt noch ne AG? Ich gehe nicht mehr in die Musikschule, wegen des Nachmittagsunterricht. Wann soll ich denn noch lernen? Etc pp.....


    Grüße vom
    Raket-O-Katz


  • Doch! Die Banken habens doch auch so gemacht. Sie haben die Kohle für die Bankenrettung vom Staat gefordert, ohne ein Konzept zu präsentieren, dass sie dafür sorgen, dass sie nicht mehr auf den Staat angewiesen sind.


    Nicht aufregen. Diese Denke nennt sich "GEW-Logik".


    Andere sagen dazu "naives Gutmenschentum".


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    Schwachsinn. Das Bankenbeispiel ist laut dieser Logik naives Gutmenschentum? Geht da vielleicht etwas durcheinander?


    Einen Pakt zwischen GEW und Politik bezüglich der kostenneutralen Umsetzung von sinnvollen Konzepten zu unterstellen halte ich für naiv.


    Die Realität gewerkschaftlicher Arbeit ist ein bisschen anders.


    Man hat eine Idee, die man für gut hält. Man fordert deren Umsetzung. Natürlich meint man eine solide, gut finanzierte Umsetzung.


    Dann bekommt man eine Reaktion:
    a) nichts wird umgesetzt
    b) es wird etwas umgesetzt und das ist gut
    c) es wird etwas umgesetzt und es ist (noch) nicht gut.


    An a) und C) muss man dann halt arbeiten. Das kostet auch extrem viel Arbeit. Meist mehr als das Fordern.
    B) trifft selten ein.Auch wenn es das wäre, was man sich gewünscht hat.
    So ist es halt.


    Alternativ könnte man - gar keine Ideen haben und gar nichts tun.
    Es gibt ja genug Kollegen, die das genau so halten. Das sind fast immer genau die Kollegen, die aber auch immer und immer lauter über die von der Politik geschaffene Arbeitsverdichtung, die immer blöder werdenden und verwahrlosten Kinder und die immer wildere Blüten treibende Bildungspolitik schimpfen und jammern.


    Die wollen nicht vertreten werden. Die wollen doch vertreten werden, aber nichts tun. Sie wollen, dass die Gewerkschaften machen, dass sich was bewegt. Aber bitte ohne dass sich einer bewegt. Die Gewerkschaften sollen doch mal Ideen haben, wie alles besser werden kann. Zum Beispiel die blöden Kinder, die nix mehr können. Aber sie sollen bitte KEINE Ideen haben, die irgendwie Veränderung bedeuten. Es soll einfach funktionieren. Irgendwer anderes soll es machen. Und mehr Geld für alle... ;) :) Und WEHE das klappt nicht! Fiese ideologische Gewerkschaften. :D

  • Meike, Gewerkschaften setzen sich per Definition primär für Arbeitnehmerinteressen ein (lies notfalls bei Wikipedia nach...)


    (Bildungs-)ideologen versuchen die Welt nach ihren Vorstellungen umzuformen. Einige von denen meinen sogar, sie "retten" zu müssen.


    Was ist nun die GEW? Nur weil sie ein "G" im Namen trägt, ist sie noch lange keine Gewerkschaft...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    • Offizieller Beitrag

    Bist du auf einem Feldzug? Mir kommt es manchmal so vor. ... ;)


    Ansonsten gibt es genug Kollegen, die finden, dass eine Schule, die Sinn macht, im Sinne der arbeitnehmenden Kollegen ist. Und ja, Gewerkschaften dürfen auch Positionen beziehen. Ob es dem einen oder anderen passt, oder nicht. Besonders die, die keine Mitgliedsbeiträge zahlen, möchten ja gerne, dass die Gewerkschaften ihr persönlichen Arbeitsentlastungsdiener sind und ansonsten die Klappe halten - und polemisieren dann, wo es nur geht.


    Achje... *seufz*

  • meike:



    ich denke niemand kritisiert gewerkschafliche Aktivitäten, sofern sie sich um die Kernaufgaben drehen - d.h. Vertretung der unmittelbaren Arbeiterinteressen in Bezug auf Lohnpolitik und Arbeitszeit gegenüber dem Arbeitgeber. Gerade in Berlin tut sich die GEW hier sehr positiv hervor, indem sie die Streiks der angestellten Lehrer organisiert und sich vehement gegen die Schlechterstellung im Vergleich zu Beamten stellt.



    Problematisch bei GEW und VBE ist dagegen, dass sie auch rein bildungspolitische Ziele verfolgen, die geeignet sind den eigenen Mitgliedern in Bezug auf Arbeitszeit und Gehalt zu schaden - das sollte eigentlich ein absolutes No-Go für eine Gewerkschaft sein. Und das ist bei den beiden Verbänden auch kein kleines Nebengeschäft sondern ein wesentliches Element von deren öffentlicher Wahrnehmung. Man kann natürlich anregen, dass es schön wäre bestimmte politische Dinge zu tun (gegen Krieg etc.) - sofern es aber direkte Auswirkungen auf die Arbeit der eigenen Klientel hat, muss von Anfang an ganz zentral sicher stellen, dass keine Verschlechterung der Situation durch die eigenen Forderungen eintritt. Andernfalls muss man von diesen Forderungen Abstand nehmen.



    Und ja, es gibt sicher sehr viele Lehrer, die lieber keine Ganztagsschule oder Inklusion hätten ("Stillstand", falls man so möchte), als eine, welche sie mit ihren eigenen Stundenlöhnen bezahlen müssen.


    Es gibt natürlich auch jene, bei denen man mit "Denkt doch an die lieben Kinder!" und "Wenn die Kleinen am Ende der Woche auch nur einmal Lächeln, ist das bereits Lohn genug." alle Bedenken wegwischen kann. Das sind dann aber Kollegen, die man vor der eigenen Selbstausbeutung und Burnout schützen muss.

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